Vergebung - @ july und alle anderen

Was bringt mir eine Bestrafung? Nichts. Doch Genugtuung. Ich empfinde für solche Menschen nur Hass. Sie sollen leiden, mehr als ihre Opfer und deren Angehörige. Diese Opfer werden nie mehr oder nur schwer ein "normales und geregeltes" Leben führen können. Sie haben "ANGST". Das ist ein schlimmer Zustand. Ich selber hatte noch nie die Angst, jedenfalls nicht in dem Ausmaß. Ich kann es mir gar nicht richtig vorstellen und mich mit jeder Faser hinein versetzen. Es muss sehr schlimm sein. Sollte man so ein Erlebnis vergessen? Nie,aber verarbeiten. Doch kann man so etwas?
Selbstjustiz, kann ich verstehen. Aber nicht unterstützen. Ich würde glaube ich auch daran denken. Aber es sind Extremsituationen. Wie jeder Einzelne damit umgeht kann man nicht sagen.
 
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Desideria schrieb:
Was bringt mir eine Bestrafung? Nichts. Doch Genugtuung. Ich empfinde für solche Menschen nur Hass. Sie sollen leiden, mehr als ihre Opfer und deren Angehörige. Diese Opfer werden nie mehr oder nur schwer ein "normales und geregeltes" Leben führen können. Sie haben "ANGST". Das ist ein schlimmer Zustand.

du stellst hier behauptungen auf, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.

meinst du denn, wenn du ihnen gegenüber hass empfindest und sie hart bestraft sehen möchtest bist du einen deut besser als sie selbst ?

ich war ein opfer und komme sehr gut damit klar und ich finde es nicht gut, alle opfer über einen kamm zu scheren. natürlich gibt es opfer, die nicht mit ihrer vergangenheit klar kommen, das möchte ich nicht bestreiten, aber ich bestreite, dass es alle opfer sind oder auch nur ein großer teil.

Was ist dann mit den Angehörigen derer die bestraft werden ? Warum werden die auch bestraft (durch die strafe an dem täter)?

desideria schrieb:
Ich selber hatte noch nie die Angst, jedenfalls nicht in dem Ausmaß. Ich kann es mir gar nicht richtig vorstellen und mich mit jeder Faser hinein versetzen. Es muss sehr schlimm sein. Sollte man so ein Erlebnis vergessen? Nie,aber verarbeiten. Doch kann man so etwas?

ja kann man, ich binder lebende beweis dafür und kenne jede menge anderer lebendiger beweise dafür.

desideria schrieb:
Selbstjustiz, kann ich verstehen. Aber nicht unterstützen. Ich würde glaube ich auch daran denken. Aber es sind Extremsituationen. Wie jeder Einzelne damit umgeht kann man nicht sagen.

nicht, dass du glaubst ich verstehe dich nicht, ich denke, das tue ich sehr gut. wenn wir nun aber bedenken, dass die meisten straftaten aben aus hass in welcher form auch immer ausgeübt werden, ist (gegen)Hass dann ein Mittel, um das zu ändern ?
 
Du hast sicherlich Recht. Doch ich fühle so. Ich habe nie behauptet, das meine Einstellung die Richtige ist.
Hab ich dich verärgert, war nicht meine Absicht.
 
Desideria schrieb:
Du hast sicherlich Recht. Doch ich fühle so. Ich habe nie behauptet, das meine Einstellung die Richtige ist.
Hab ich dich verärgert, war nicht meine Absicht.

dir ist selbstverständlich gestattet so zu fühlen, wie du willst, wer wäre ich, das entscheiden zu wollen.

nein verärgert hast du mich nicht, ich finde lediglich anstoss an dieser einstellung, aber nicht an dir. :kiss3:

ist diese einstellung denn, deiner meinung nach, die für dich richtige ?
 
Jetzt ja.
Aber ich denke vielleicht in ein paar Jahren anders darüber.
Schließlich verändern wir uns ständig und somit unsere Einstellung zum Leben auch.
Aber jetzt fühle ich so.
Es gibt Dinge, die ich vor Jahren anders gesehen habe und wo ich auch anders reagierte, aber die gehören nicht hier her.
 
Desideria schrieb:
Jetzt ja.
Aber ich denke vielleicht in ein paar Jahren anders darüber.

oder auch schon morgen

Schließlich verändern wir uns ständig und somit unsere Einstellung zum Leben auch.
Aber jetzt fühle ich so.
Es gibt Dinge, die ich vor Jahren anders gesehen habe und wo ich auch anders reagierte, aber die gehören nicht hier her.

handle immer so, wie du das siehst ;)
 
Hallo Muka,

wie Du weißt, kann ich Desidera nachvollziehen. Ich respektiere dabei aber auch Deine Haltung voll und ganz. Jeder wird da so seinen eigenen Weg haben um zu "vergeben" oder vergessen.

Du schilderst, das Du der Vermittler zwischen Mutter, Schwester, Vater bist. Wollen die denn überhaupt noch eine Vermittlung? Ich habe im Verwandtenkreis eine Cousine. Die hat sich am Tag ihres 18. Geburtstages von ihrer Mutter getrennt - sie ist bei mir eingezogen und von da aus ist sie mit ihrem Mann zusammengezogen. Sie konnte die seelischen Grausamkeiten ihrer Mutter nicht mehr ertragen.
Meine Cousine ist inzwischen auch schon über 30 hat zwei süße Kinder, den Mann von damals hat sie immer noch (!) und die Oma hat ihre Enkelchen noch nie gesehen - der Opa auch nicht, denn der steht unter der Fuchtel.
Ich weiß, dass meine Cousine ihren Eltern -speziell der Mutter - nie verziehen hat. Und es handelte sich hier nie um tätliche Angriffe. Aber die Gängeleien der Mutter, die Dogmatisierung innerhalb der Familie reichten, um die Trennung hervorzurufen. Maybe in unserer Familie läßt man sich nicht so lange quälen. Ich würds auch nicht tun und ich habe meine COusine damals bewundert. Sie hat auf alles verzichtet. Die Eltern haben Kohle ohne Ende. MEine Cousine hat 0 DM (damals) Unterstützung von ihnen bekommen, kein Bafög, nix. Mußte hart für ihr Studium arbeiten um zu überleben.
Ich habe bei meiner Tante niemals gesehen, dass sie überhaupt nur einen Funken Verständnis für ihre Tochter aufbringen konnte. Und diese Trennung währt jetzt schon bald 20 Jahre. Es wurde nie darüber geredet es wurde nie ein Versuch unternommen - von Seiten der Eltern - auf ihre Tochter zuzugehen. Wäre es zu Gewalthandlungen an meiner Cousine gekommen, wäre ich mir 100% sicher, hätte sie kurzen Prozess gemacht und die Polizei eingeschaltet und dafür gesorgt, dass ihre Eltern "dingfest" gemacht werden.
So unterschiedlich kann Leidensdruck sein. Der Leidensdruck scheint bei Dir erst sehr spät einzusetzen - so kommt es mir zumindest vor.


July :flower2:
 
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July schrieb:
Hallo Muka,

wie Du weißt, kann ich Desidera nachvollziehen. Ich respektiere dabei aber auch Deine Haltung voll und ganz. Jeder wird da so seinen eigenen Weg haben um zu "vergeben" oder vergessen.

ja ich weiß :D

Du schilderst, das Du der Vermittler zwischen Mutter, Schwester, Vater bist. Wollen die denn überhaupt noch eine Vermittlung? Ich habe im Verwandtenkreis eine Cousine. Die hat sich am Tag ihres 18. Geburtstages von ihrer Mutter getrennt - sie ist bei mir eingezogen und von da aus ist sie mit ihrem Mann zusammengezogen. Sie konnte die seelischen Grausamkeiten ihrer Mutter nicht mehr ertragen.
Meine Cousine ist inzwischen auch schon über 30 hat zwei süße Kinder, den Mann von damals hat sie immer noch (!) und die Oma hat ihre Enkelchen noch nie gesehen - der Opa auch nicht, denn der steht unter der Fuchtel.
Ich weiß, dass meine Cousine ihren Eltern -speziell der Mutter - nie verziehen hat. Und es handelte sich hier nie um tätliche Angriffe. Aber die Gängeleien der Mutter, die Dogmatisierung innerhalb der Familie reichten, um die Trennung hervorzurufen. Maybe in unserer Familie läßt man sich nicht so lange quälen. Ich würds auch nicht tun und ich habe meine COusine damals bewundert. Sie hat auf alles verzichtet. Die Eltern haben Kohle ohne Ende. MEine Cousine hat 0 DM (damals) Unterstützung von ihnen bekommen, kein Bafög, nix. Mußte hart für ihr Studium arbeiten um zu überleben.
Ich habe bei meiner Tante niemals gesehen, dass sie überhaupt nur einen Funken Verständnis für ihre Tochter aufbringen konnte. Und diese Trennung währt jetzt schon bald 20 Jahre. Es wurde nie darüber geredet es wurde nie ein Versuch unternommen - von Seiten der Eltern - auf ihre Tochter zuzugehen. Wäre es zu Gewalthandlungen an meiner Cousine gekommen, wäre ich mir 100% sicher, hätte sie kurzen Prozess gemacht und die Polizei eingeschaltet und dafür gesorgt, dass ihre Eltern "dingfest" gemacht werden.
So unterschiedlich kann Leidensdruck sein. Der Leidensdruck scheint bei Dir erst sehr spät einzusetzen - so kommt es mir zumindest vor.


July :flower2:


also, das kann jetzt jede/r sehen, wie er/sie möchte, aber ich denke, das keine/r gerne in welcher Art von Trennung auch immer lebt. Damit meine ich jetzt nicht, dass eine Trennung nichts positives seien kann, finde aber, z.B. wie in dem von dir beschriebenem Fall, dass bei einer Trennung, bei der keinerlei Kontakt mehr stattfindet und das mit unter über 20 Jahre, ich nicht weiß, ob ich das jetzt unter gescheiterter Kommunikation oder unter einfacher Sturrheit einordnen soll, möchte mir aber an dieser Stelle auch kein Urteil erlauben.

Ich weiß nicht, aber irgendwie kommt es mir so vor, als würden viele die Tatsache, dass ich hier meine Geschichte schreibe, als Verarbeitung des Leidensdrucks ansehen. Eigentlich wollte ich damit lediglich darstellen, dass ich weiß, wie es ist, sich als Opfer zu fühlen. Ich hab diese Geschichte mehrfach durchgearbeitet und erkannt worum es ging.(s.o.) Ich möchte lediglich als Beispiel gelten , dass es auch möglich ist zu vergeben ohne zu vergessen und ein soweit es die einzelnen Beteiligten zulassen weitgehend vorhandenes Verhältnis entstehen kann.

Findet es irgendeine/r der Beteiligten in dem von dir geschilderten Fall, gut so, wie es ist ? Findest du es denn gut ? Gut im Sinne von, dass man damit leben kann ohne sich Gedanken darüber zu machen.

Vielen Dank für deine abermals ausführliche Schilderung :D

selber :flower2: muka
 
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