Weinbau hat in Palästina eine lange Tradition. Es wurden Kelteranlagen gefunden, die aus der zweiten Hälfte des 4. Jt. v. Chr. stammen, und schon zu Beginn des 2. Jt. wird Palästina in der ägyptischen Erzählung des Sinuhe dafür gepriesen, dass es dort mehr Wein als Wasser gibt (§15,12; vgl. TUAT III,5, 887-911;
Texte aus Ägypten). Auch die Tatsache, dass Noah nach
Gen 9,20 als erster Weinbauer dargestellt wird, lässt ein Bewusstsein dafür erkennen, dass die Vorfahren der Israeliten von jeher Wein angebaut haben. Anders als in Ägypten und Mesopotamien waren die klimatischen Bedingungen und die Böden für den Weinbau ideal, so dass sich anders als dort nicht Bier (s.u. 2.2.2), sondern eben Wein als das bedeutendste alkoholische Getränk etablierte.
Wein (hebr. יין
jajin) spielte im Alltag der Israeliten eine besondere Rolle. Er war Bestandteil einer jeden ordentlichen Mahlzeit (
Gen 27,25;
Ri 19,19;
Jes 22,13;
Spr 9,5) und gehörte sehr selbstverständlich zu jeder Feier, ganz gleich, ob diese bei der Königsinthronisation (
1Chr 12,40f), anlässlich der Weinlese (
Ri 9,27) oder im Kreis der Familie (
Hi 1,13) abgehalten wurde. Anders als in der griechisch-römischen Welt durften auch Frauen Wein trinken (
Ri 19,19;
Hi 1,13), und eventuell durften sogar Kinder am Wein teilhaben (vgl.
Klgl 2,12).