Tabuthema: Frauen als Täter

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Dann müsste man sich jetzt erstmal darüber einigen, welche Gewalt man meint. Ich redete von körperlicher Gewalt - und soweit ich weiss, wird diese häufiger von Männern verübt als von Frauen. Die psychische Gewalt ist mit Zahlen nicht so gut messbar, deswegen gibt es da anscheinend keine vernünftige Statistik drüber (wird aber von Frauen und Männern verübt, in welchem Verhältnis, weiss ich nicht).
Richtig, man muß körperliche Gewalt von psychischer Gewalt unterscheiden. Bei Letzterer ist es ja nicht nötig, körperliche Vorteile zu haben.

Ich überlege gerade, was ich selber erlebt habe. Beim alten Menschen, so in Altenheimen. Mir fällt da ein Ehepaar ein - sie saß halbdement mit einem maskenhaften Gesicht hochgestylt inmitten der Teakholz-Garnitur und wartete auf ihren Mann. Dieser ging regelmäßig zu seiner Freundin, er blieb auch über Nacht. Sie sagte zu all dem kein Wort, aber man sah, wie sehr sie litt.
Der Mann hätte sie aber, denke ich, nie geschlagen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß er sie mal geschlagen hat. Aber die bodenlose Mißachtung, welche diese Frau da erfahren hat, die ist Gewalt am Individuum par Excellence.

Was ja ganz wichtig ist, ist daß Macht in geregelten Bahnen ausgeübt werden muß. Wenn Macht ungestaltet und unkultiviert einfach so in einem Menschen entsteht, dann führt das meist zu Gewaltempfinden in einem Anderen. Auch wenn dieser unkultivierte Mensch das vielleicht gar nicht beabsichtigt.

Das glaube ich auch, wobei ich anmerken muss, dass es Überschneidungen gibt. Auch eine Frau kann zum "Hammermörder" werden - und auch ein Mann kann "Giftmischer" werden.

Das liegt in der Natur der Sache. Als Frau nehme ich hauptsächlich die Gewalt gegen Frauen war (natürlich auch, weil diese sich inzwischen mehr darüber äussern als die Männer). Ein Mann sieht ganz andere Faszetten des Lebens, einfach, weil er sich als Mann mit ganz anderen Dingen identifiziert als ich es als Frau tue.
Ja, aber Gewalt bleibt doch Gewalt.

Weißt Du *rüberbeug*: als wir als Kinder da so vor uns hingespielt haben, da hat überhaupt keine Rolle gespielt, ob wir Männlein oder Weiblein sind. Und gerade bei dem Thema Gewalt kommen wir vermutlich nicht weiter, wenn wir es nicht mal lassen darauf zu bestehen, daß Frauen etwas anderes wahrnehmen als Männer.

Innendrin - gut, das mag sein. Da mögen wir unterschiedliche Facetten haben, erklärbar zum Beispiel durch Hormone. Aber Gewalt erfahren wir doch eigentlich alle gleich - potentiell. Die Frage ist nur, ob es uns auch trifft, oder ob wir sie nur im Aussen sehen, von ihr hören etc. Was wir auf jeden Fall aber irgendwann auch in der Bevölkerung mal hinkriegen müssen ist über Gewalt zu reden, und zwar unabhängig von der eigenen Gewalterfahrung ÜBER DAS THEEEMAAA !

(das gilt bei diesem Thema wie bei keinem Anderen, sonst kann das Thema nicht besprochen werden. Frag Leute, die zum Beispiel zu diesem Thema unterrichten (Fingerheb), die sagen Dir, daß das ein Thema ist, das höchste Wachheit erfordert, denn sonst versumpft es im persönlichen Gefühl und in der Gewalterfahrung selber. Und wird dann auch zu derselben - für Einzelne.

In meinem persönlichen Leben kann ich nur sehen, dass ich mehr Gewalt von Männern erfahren habe als von Frauen. Von meiner persönlichen Erfahrung kann ich aber nicht auf die gesamte gesellschaftliche Realität schliessen. Auch dass viele meiner Freundinnen ähnliche Erfahrungen gesammelt haben, lässt noch keine Hochrechnung zu.
Es ist vor allem eine minderwertige Vorgehensweise, Statistiken vorzulegen und diese dann nicht zu diskutieren. Weißt Du, und das passiert ja in der Bevölkerung nicht. Man liest und hört und weiß: Gewalt = Mann.

Und das ist eben leider Quatsch, absolut Fehl am Platze und keinem einzigen Menschen irgendwie dienlich. Nicht, wenn man DAS THEMA diskutiert. Und nicht nur die eigenen Erfahrungen anführt.


Viel interessanter ist doch: wie entsteht denn Gewalt in Euch Frauen? Habt Ihr euch denn mal die Mühe gemacht, das zu reflektieren? Warum sehen denn bitte Andere Gewalt in Euch, nur ihr selber nicht? Wie kommt das denn?

Siehst Du, und das kannst Du jetzt so beantworten, indem Du dich rechtfertigst, oder Du kannst Dich dem Thema zuwenden. Das heißt auch, daß Du dich von Dir selber zum Teil abwendest. Anders kannst Du dich dem Thema nicht zuwenden. Ich weiß wohl, daß Gewalterfahrung daß dann oft verhindert, egal ob es auf der Seite des Täters oder des Opfers ist. Deshalb ja zum Beispiel der Beruf des Streitschlichters, auch gelegentlich Moderator genannt, falls die moderierte Gruppe sich wie ein Hühner- und Hahnenhaufen benimmt.

Zu der Statistik:

Auf der Seite zur Kriminalitätsentwicklung: http://www.uni-konstanz.de/rtf/kik/index.htm

habe ich folgendes gefunden (auf der verlinkten Seite: http://www.uni-konstanz.de/rtf/kik/Heinz_Kriminalitaet_in_Deutschland.htm):

Ok, da geht es nur um Kriminalität im Allgemeinen. Auf dieser Seite gibt es noch ein paar Tabellen und Schaubilder, wen es interessiert, es lohnt sich, mal draufzuschauen.

Auch der obere Link enthält ein paar interessante Verlinkungen zum Thema Kriminalität und Geschlecht.
Es ist eben so:

die Beschäftigung mit Statistiken und mit dem Vergleich von Täter- und Opferschaft in Männer und Frauen ist eben nicht die Besprechung des Themas

!!!!!!

Sondern es ist ein Versuch, das Thema abzuwenden !!!!

Kannst Du das sehen? Ich hoffe.


Also: wo bist denn Du selber Täterin? Wo ist die Gewalt in Dir? Warum bist Du auch Täterin? Setz Dich doch einfach mal mit dem Thema auseinander.

(ich schreib das jetzt hier stellvertretend an Dich für alle anderen Damen der Schöpfung, die sich in diesem Thread hier bisher noch in keiner Weise mit dem eigentlichen Thema auseinandergesetzt haben.)
 
Lieber Trixi,

ich weiss, dass Du mich nur stellvertretend gefragt hast - dennoch antworte ich Dir.
Ich kenne mein Aggressionspotential. Nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich schon viel an dem Thema gearbeitet habe. Das wäre eigentlich für alle Menschen mal eine sinnvolle Beschäftigung: Schaut Euch Eure eigenen Aggressionen an! Wo liegen sie? was machen sie mit Euch - und auch Eurer Umgebung?
Je mehr man sie leugnet und unterdrückt, desto destruktiver kommen sie wieder zum Vorschein.

Wenn jemand seine Aggressionen kennt, fällt es ihm auch leichter, sie in positiver Weise zu beeinflussen. Man muss sie nicht zerstörerisch ausleben, sondern kann andere Wege finden, damit umzugehen.

Warum ich jetzt von Aggressionen rede und nicht von Gewalt? Ich denke, dass Gewalt aus unreflektierten Aggressionen entsteht...
 
Lieber Trixi,

ich weiss, dass Du mich nur stellvertretend gefragt hast - dennoch antworte ich Dir.
Ich kenne mein Aggressionspotential. Nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich schon viel an dem Thema gearbeitet habe. Das wäre eigentlich für alle Menschen mal eine sinnvolle Beschäftigung: Schaut Euch Eure eigenen Aggressionen an! Wo liegen sie? was machen sie mit Euch - und auch Eurer Umgebung?
Je mehr man sie leugnet und unterdrückt, desto destruktiver kommen sie wieder zum Vorschein.

Wenn jemand seine Aggressionen kennt, fällt es ihm auch leichter, sie in positiver Weise zu beeinflussen. Man muss sie nicht zerstörerisch ausleben, sondern kann andere Wege finden, damit umzugehen.

Warum ich jetzt von Aggressionen rede und nicht von Gewalt? Ich denke, dass Gewalt aus unreflektierten Aggressionen entsteht...
Ja, eine Aggression ist ja auch ein gewaltsamer Angriff. Sie löst ja dann Gewaltempfinden aus.

Für mich ist halt die Frage: wo in uns entsteht denn dann die Aggression? Entsteht sie originär in uns Menschen selber, oder entsteht sie durch das, was uns umgibt? Durch unser Milieu?

Und: welche Milieus sind denn förderlich dafür, daß Gewalt von Frauen auf Männer übergeht, oder daß Gewalt von Männer auf Frauen übergeht? Was begünstigt Beides?
 
Lieber Trixi,

ich weiss, dass Du mich nur stellvertretend gefragt hast - dennoch antworte ich Dir.
Ich kenne mein Aggressionspotential.
Wo wann wie genau entsteht denn in Dir Aggression, zum Beispiel Aggressionspotential in Richtung "Mann"?

Oder anders: welche Regung zur Täterin siehst Du denn in Dir selber?


(ich bin ja eher ein körperlicher Wutbolzen. Ich könnt immer körperlich alles zusammenschlagen, was nicht niet- und nagelfest ist. Aber Menschen kann ich nicht schlagen. Das gelingt mir gar nicht. Ich habe es als Kind mal versucht - Fehlschlag. :) )
 
Für mich ist halt die Frage: wo in uns entsteht denn dann die Aggression? Entsteht sie originär in uns Menschen selber, oder entsteht sie durch das, was uns umgibt? Durch unser Milieu?
Ich glaube, das ist eine Mischung zwischen innen und aussen. Erfahre ich als Kind viel Gewalt, kann es sein, dass ich das als normal empfinde und später es selbst so mache (Aussen-Faktor).
Nun kann es aber sein, dass ein Mensch die Gewalt, die er als Kind erfahren hat, zutiefst verabscheut (weil er ein anderes Naturell hat), und es in seinem späteren Leben anders macht (Innen-Faktor).
Ich glaube, es hängt auch von der Hormon-Zusammensetzung ab (innen)- und wie das Umfeld auf Aggressionen reagiert (aussen).

Und: welche Milieus sind denn förderlich dafür, daß Gewalt von Frauen auf Männer übergeht, oder daß Gewalt von Männer auf Frauen übergeht? Was begünstigt Beides?
Die Frage verstehe ich noch nicht so ganz - ich dachte immer, dass sich die Kinder meistens den Elternteil des eigenen Geschlechts zum Vorbild nehmen und später dann ähnlich agieren wie dieser.
 
Ja, eine Aggression ist ja auch ein gewaltsamer Angriff. Sie löst ja dann Gewaltempfinden aus.


Hm, da fällt mir grade ein, wenn man einen Kampfsport betreibt, dann muss man ja Aggression einstzen, wenn man überhaupt eine Chance haben will! Ist das dann eigentlich auch Gewalt? Oder liegt Gewalt dann vor, wenn man Aggression - um Recht zu behalten - gegen Schwächere einsetzt?


Für mich ist halt die Frage: wo in uns entsteht denn dann die Aggression? Entsteht sie originär in uns Menschen selber, oder entsteht sie durch das, was uns umgibt? Durch unser Milieu?


Sie entsteht natürlich in uns selbst, denn Aggression ist ja eine biologische Funktion, die dem Überleben dient! Ausgelöst wird sie von Außen, wenn ein Lebewesen angegriffen wird oder zumindest den Eindruck hat, dass es angegriffen wird! Beim Menschen wird es kompliziert, weil durch die Zivilisation Regeln eingeführt werden, die die natürliche Aggression verhindern sollen!


Und: welche Milieus sind denn förderlich dafür, daß Gewalt von Frauen auf Männer übergeht, oder daß Gewalt von Männer auf Frauen übergeht? Was begünstigt Beides?


Ich denke, wenn in der prägenden Zeit im sozialen Umfeld von beiden Geschlechtern Gewalt ausgeübt wird! Kinder lernen halt durch Nachahmung und wenn sie Gewalt vorgelebt bekommen, dann lernen sie eben Gewalt!
Alice Miller hat aber herausgefunden, dass EIN Mensch im Umfeld reicht, der das Kind hört, versteht und ernst nimmt, damit das Kind nicht selbst zum Täter wird! Ist ja eigentlich eine Riesenchance für die Menschheit, wenn man es bedenkt! Denn jeder, der die Gelegenheit hat, kann Kindern im Umfeld so eine Chance geben!
 
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Naja. Also ich kenne mich ganz gut mit Agressionen etc aus immerhin betreibe ich selber mehrere Stunden Sport (auch Kampfsport) am Tag... Aber Menschen betreiben Sport auch aus Angst, Minderwertigkeitsgefühlen oder (mal was positives) um Frieden zu finden...es gibt also 1000 Gründe für den Sport...aber eines muß ich noch hier lassen: Vor dem Gesetz ist keine Tat ein Tabuthema!
Von wem auch immer! (Aber jetzt kann von mir aus irgendein Spieglein an der Wand sagen "es war noch kein Präsident im Knast")
 
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