Spreu und Weizen

Elli schrieb:
Wenn du unter Religion eine staatlich organisierte Gläubergemeinschaft im Sinne von zB Katholiken verstehst, ist Schamanismus ganz sicher keine Religion.
Wenn du Religion aber schlicht als "Glaube" definierst, dann schon. Oder?
Für die bereisten Welten der Schamanen und die Geisterkontakte gibt es keine Beweise, ausser der gegenseitigen Bestätigung von Reisenden. Für Schamanen selbst handelt es sich demnach um Wissen, für Aussenstehende um einen Glauben. Und in der Regel wird "Religion" meist mit "spiritueller Glaube" assoziert.
Ich denke, mit den Schamanen ist es wie mit den Hexen... Eigentlich alles dasselbe mit verschiedenen Namen. Man kann sich an organisierten Religionen beteiligen oder freifliegend bleiben... was immer man will :)

gut man kann es sehen wie man will, aber für mich persönlich ist religion etwas anderes als schamanismus.

nur muss ich auch noch dazu sagen, dass die hexen nicht so viele aufgaben hatten wie ein schamane, ein schamane ist mehr als nur ein heiler, oder ein kundiger der sich mit pflanzen und ritualen auskennt. das aufgabengebiet eines schamanen war einfach vielfältiger als das einer hexe.
 
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Hallo Ihr
Ich würde schamanismus einfach als Teil meines Weltbildes bezeichnen. Es hat zwar auch was mit Glauben zu tun....aber nix mit Religion. Und was mein Weltbild genau ausmach kann ich seit Jahren nicht mehr genau definieren-zu viele Veränderungen sind entstanden, seit dem ich diesen Weg gehe.
Liebe Grüße SEven
 
Sitanka schrieb:
gut man kann es sehen wie man will, aber für mich persönlich ist religion etwas anderes als schamanismus.

nur muss ich auch noch dazu sagen, dass die hexen nicht so viele aufgaben hatten wie ein schamane, ein schamane ist mehr als nur ein heiler, oder ein kundiger der sich mit pflanzen und ritualen auskennt. das aufgabengebiet eines schamanen war einfach vielfältiger als das einer hexe.
Liebe Sitanka - es gab niemals Hexen :) Das ist eine Erfindung der Kirche. Als Hexen wurden einfach alle bezeichnet, die Dinge machten, die der Kirche nicht passten. Dazu gehörten u.a. Heilerinnen, Kräuterkundige, Hellseher, Rutengänger, Geistergänger, Überreste der vorchristlichen Religionen und ähnliche solche Personen.
Allerdings genügte es in bestimmten Zeiten auch, jemanden einfach zu denunzieren - ganz ohne Beweise. Laut Vermutung der Historiker waren die meisten vernichteten "Hexen" nichts anderes als das, was heute die Gerichte mit sogenannten Nachbarschaftskriegen beschäftigt.
Das Wort Hexerei stammt aus der Schweiz und war ein modernerer Ersatz für das noch im Hexenhammer verwendete lateinische Wort für Zauberer.
Erst nachdem der Hexenhammer des frauenhassenden Institoris erschien, verlegte sich die Jagd mehrheitlich auf Frauen. Zuvor wurden mehr Männer verurteilt. Sehr viele Urteile sind zB belegt, wo Männer sich angeblich mit Hilfe eines Gürtels in Werwölfe verwandet hätten und ähnlicher Schmarrn.

Ich trage das Wort Hexe aus folgenden Gründen.
1. Es ist die einzige weibliche Bezeichnung für eine spirituelle Lebenshaltung, die nicht von einer männlichen Bezeichnung abgeleitet wurde.
2. Weil mir die symbolische Bedeutung der Übersetzung gefällt, die auf einen Menschen hindeutet, der mit jedem Bein in einer anderen Welt steht - also spirituell und materiell. Hexen sind im Sinne der Bezeichnung Grenzgänger zwischen den Welten oder Ebenen.
3. Aus Solidarität mit allen von den Kirchen jemals Verfolgten, Verjagten, Gefolterten und Ermordeten.
4. Als mein persönliches Zeichen gegen die Kirchen (nicht gegen Christen, sondern gegen Kirchen!) und gegen institutionalisierte Religionen.
5. Um das Wort vielleicht ein Stück weit von seiner negativen Prägung zu befreien.

Im Prinzip ist das Wort Hexe nichts anderes als eine weibliche Bezeichnung für Magier. Hexe und Magier unterscheidet nur die Form der Magie. Hexen bevorzugen den weiblichen Weg der Intution und Freundschaft mit der Natur (also ganz wie Schamanen). Magier bevorzugen den hierarchischen, genau durchkonstruierten, organisierten und bis ins kleinste Detail vorgeschriebenen Weg der männlichen Ritualmagie :)
Beides funktioniert. Und auf beiden Seiten findest du auch Mischungen in allen Graden. Jeder nimmt, was passt :)
 
Hallo Elli,

ob alles gut ist wenn es auf der Welt unabhängig voneinander entwickelt wurde weiß ich nicht. Ich glaube das ist eine zu große Verallgemeinerung.
Es gibt bestimmt auch Dinge, die erst mal von jemandem ganz allein entwickelt werden und später stellt sich heraus - hey, super klasse.
Vor kurzem habe ich irgend wo gelesen, daß erstaunlicher Weise von Zeit zu Zeit passiert, daß Menschen die auf der Welt keinen Kontakt zueinander haben trotzdem plötzlich in einem fast zeitgleichen Zeitabschnitt die gleichen Ideen haben. Bei Tieren konnte man das auch schon nachweisen. Im Moment denke ich daß das durch eine Art telepathischer Verbindung zwischen den Lebewesen auf dieser Welt geregelt wird.
Bleiben wir aber beim Menschen. Ich glaube daß wir Menschen gezwungen sind gewisse Entwicklungsstufen zu durchschreiten. Innerhalb dieser Entwicklungsstufen tauchen spezifische Probleme auf z.B. der Umgang mit fremden Religionen oder der Lernprozeß beim Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bzw. Naturschutz. Der Mensch muß dann versuchen mit diesen Anforderungen umzugehen und Lösungen zu finden. Natürlich wäre es schön, wenn wir immer gleich die optimale und konfliktfreieste Lösung für diese Probleme finden könnten. Aber das Verständnis und die Intelligenz der Menschen ist oft noch nicht so weit daß dies von Anfang an funktioniert.
Außerdem ist es für uns Menschen auch sehr wichtig durch schlimme Fehler die begangen wurden zu lernen. Besonders schön ist so etwas natürlich nicht, aber für die menschliche Entwicklung leider scheinbar notwendig.
Wenn Du sagst, daß die schamanische Praxis durch Toleranz geprägt ist und den Schamanismus damit etikettieren möchtest; glaube ich nicht, daß ich das unterschreiben möchte.
Klar in den Büchern die es zu kaufen gibt wird diese Toleranz oft propagiert, aber ich glaube nicht daß hier die volle Wahrheit verkauft wird.
Es gibt bei den Indianern sehr wohl Beispiele in denen ein Stamm auf Kriegszug ging und dabei auch menschliche Gefangene gemacht wurden, die später bei den eigenen Ritualen geopfert wurden. Warum hat man dies getan? Hat das mit echter Toleranz zu tun? Warum nimmt man andere Menschen um sie für das Wohl des eigenen Stammes zu opfern?
Übrigens ist die Macht der schamanischen Priester in den Clans oft sehr groß gewesen. Ein großes Ziel der Schamanen war die strenge Erhaltung der Clan-Rituale. Auf die Geheimhaltung dieser Rituale wurde extrem großer Wert gelegt. Es gab und gibt kaum Erfahrungsaustausch bei den Ritualen zwischen den Clans. Das hat meiner Meinung auch Auswirkungen auf die Ausübung von Toleranz.

Bei uns hier in Europa ist es glaube ich so:
Auf einem sehr begrenzten Raum leben viele Menschen. Wir sind auch, anscheinend anders als die alten Indianer, bereit dazu uns mit den Erfahrungen und Einstellungen der uns umgebenden Menschen auseinanderzusetzen. Darum gibt es bei uns einen großen Entwicklungsprozess von Fortschritt.
Besonders wir Deutsche haben scheinbar einen inneren Drang danach und auch die Bereitschaft dazu Einflüsse anderer Kulturen in unsere eigene Kultur zu integrieren. Zu schnell und unkontrolliert darf das freilich nicht gehen, weil sonst gewisse Existenzängste auftreten können die dann schlimme Auswirkungen haben können.
Bevor man andere Einflüsse in die eigene Kultur einbauen kann, muß man aber verstehen, was gar nicht so leicht ist. Es gilt auch verschiedene Interessenskonflikte abzubauen. Das geht nicht reibungslos und häufig passieren schlimme Dinge die wir alle kennen. Ich glaube nicht, daß es wirklich jemanden gibt, der solche Vorgänge gut und schön findet, aber sind sie für eine spätere bessere Zukunft notwendig? Ich kann diese Frage auch nicht beantworten weil ich nicht in Zeiträumen von Jahrhunderten oder Jahrzehnten in die Zukunft denken kann.

Schamanismus ist wirklich wie Du sagst eine sagen wir mal Technik die Vorgänge in der Welt besser zu verstehen und in hoffentlich positiver Weise auf sie einzuwirken oder von ihr Hilfe für unser hießiges Leben zu bekommen. Es gibt auch bei den Schamanen Menschen, die keine reinen Gedanken und Absichten haben. Es ist doch immer das Selbe, denn wo Menschen sind werden auch Fehler gemacht.
Außerdem gibt oder gab es natürlich Schamanen die ihren Clan aufgehetzt haben einen anderen Clan zu überfallen. Wie gesagt, ein vorrübergehender Blick auf den glitzernden Wasserspiegel eines Bergsees wird nicht wirklich preisgeben welche Wunder oder Schrecken unter seiner schönen Oberfläche bereitliegen. Da muß man schon ganz genau hinsehen und notfalls auch abtauchen um in die Geheimnisse der Tiefe eingeweiht zu werden und sie zu erfahren.

Religion und Interpretation:
Doch, wenn sich eine Religion gebildet hat, dann existiert dafür auch eine religiöse Lehre. Und diese muß immer im jeweiligen Zeitgeist interpretiert werden. Das ist es doch was die römisch katholische Kirche eigentlich tut, oder der Dalai Lama oder auch ein Taliban.

Wenn man von Religion spricht, dann meint man immer eine größere Gruppe von Menschen, die an etwas gemeinsames glauben. Bei einer offenen lebendigen Religion darf natürlich, in gewissem Rahmen, jeder eigene Interpretationen haben. Wenn die Idee einer Religion wahrhaftig ist, dann werden die eigenen Interpretationen ihr auch nicht schaden sondern im Gegenteil sie weiterleben und aufblühen lassen. Solange sich die verschiedensten Interpretationen in einem gemeinsamen Rahmen bewegen, so lange wird auch die Religion weiter Bestand haben. Gehen die Interpretationen und Vorstellugen dagegen zu weit auseinander wird die Religions- oder Interessensgemeinschaft ihren inneren Halt verlieren und zerbrechen.
Wie ich schon zu erklären versucht habe ist es absolut notwendig, daß sich die einzelnen Teile einer Gemeinschaft auf gewisse Gemeinsamkeiten einigen damit die Gemeinschaft überlebensfähig ist und eine gemeinsame Kraft entwickeln kann.
Dieser gemeinsame Konsens bildet sich mit der Zeit heraus und kann sich auch im Laufe der Zeit verändern. Aber in einem bestimmten Zeitintervall ist es natürlich und notwendig, daß die Regeln oder Glaubensgrundsätze in etwa fixiert und verteidigt werden.
Liebe Elli bitte verstehe, daß es einen Unterschied macht, wenn Du von Kirche oder von Religion (christlich oder sonst einer) sprichst. Die Kirche ist eine Organisation mit Interessen. Welche genau, das ist oft sehr schwer zu erkennen. Auch ich bin mit verschiedenen Auswüchsen der Kirche nicht einverstanden und manchmal auch entsetzt, aber was für mich heute zählt ist die Idee dahinter. Das Leben einer christlichen Lehre bedeutet für mich wirkliche Freiheit trotz einiger Regeln. (Es sind ja eigentlich nur 10)

Zu Deiner Diskrepanz gegenüber Führung. (Papst) Ich habe auch Schwierigkeiten mit Authoritäten. Das kommt aber hauptsächlich davon, daß ich so viele Beispiele von Machtmißbrauch kenne und erfahren habe.
Trotzdem glaube ich daß der Mensch einer Führung bedarf. Und eine Führung gibt gewisse Richtlinien vor an die sich die Mitglieder einer Gemeinschaft orientieren können. Man kann so die Kräfte in einer Gesellschaft bündeln und die gewonnene gemeinsame Kraft zur Weiterentwicklung der Gesellschaft einsetzen. In einer wahren freien Demokratie hätte man die Möglichkeit auf diese Richtlinien einen gewissen Einfluß auszuüben. Es sind bestimmt nicht alle Richtlinien von Anfang an perfekt oder gut. Wir müssen ständig darum bemüht sein uns die optimalen Richtlinien für unser aktuelles Leben zu erarbeiten. Wie wir wissen ist das keine leichte Aufgabe.

Opfer für das Wohl der Gemeinschaft:
Deine Beispiele Elli habe ich mit Opfer nicht gemeint. Ich dachte eher an so etwas: Ich muß nicht mit aller Gewalt den maximalen Profit aus einem Geschäft schlagen um meinen eigenen Geldbeutel zu füllen. Ich fände es besser wenn ich ein Produkt zu einem fairen Preis anbiete, bei dem auch mein Handelspartner einen etwa gleich großen Vorteil erlangt. Oder ich muß nicht sofort jemanden vor Gericht ziehen der mir einen Schaden zugefügt hat oder der mich geärgert hat. So lange ich nicht extrem mutwillig beschissen wurde gibt es bestimmt Lösungsmöglichkeiten den Konflikt gut beizulegen.
Vielleicht muß ich auch keinen Krieg beginnen in dem Tausende von unschuldiger Menschen sterben, bloß weil ich von einigen Terroristen angegriffen wurde. (vielleicht sogar aus eigener Schuld heraus)
Ungefär so etwas meine ich mich Opferbereitschaft. Zurückstecken können um damit auf lange Sicht gesehen eine bessere Lösung zu ermöglichen.
Frauen die als Hexen verbrannt werden sind keine Opfer im oben erwähnten Sinn, sondern Auswirkungen von Unterdrückungen und Verfolgungen aus teilweise wirtschaftlichen und politischen Gründen.
Was Du meinst sind Subjekte einer Unterdrückung. Ich meine mit Opfern aber Taten für eine langfristig bessere Problemlösung.

Ich meine nicht daß Liebe einer Erfindung des Christentums ist. Aber ich glaube daß die Opferbereitschaft eine Erfindung des Christentums ist.

Martialische Naturreligionen:
Es gibt Geschichten von Menschen-Opferungen für verschiedene Naturgötter. Es gibt Berichte über die Schwängerung von Frauen für die Ehre von Fruchtbarkeitsgöttern. Ist das martialisch genug?
An sich finde ich Opferungen egal ob mit Mensch, Tier oder Naturalien nicht in Ordnung und wahrscheinlich sogar sinnlos. Im Christentum sind solche Opferungen auch nicht mehr notwendig. Besser ist es bei der Umsetzung der eigenen Interessen oder bei bestimmten Erlebnissen gewisse Opfer zu bringen um ein besseres Miteinander zu gewährleisten.
So sehe ich das jedenfalls für mich.

Religiös motivierte Kriege:
Stimmt, es gibt eine Menge religiös motivierter Kriege. Trotzdem kommen die Menschen miteinander relativ gut aus. Wäre ich kein Christ, würde ich meinem Nachbarn beim nächsten Mal wenn ich ihn sehe vielleicht gleich mal eine einschenken weil er die dreckigen Schuhe immer an die weiße Wand lehnt und nicht kapiert daß es das nicht braucht. Wahrscheinlich würde er mir dann gleich auch eine Retourkutsche verpassen. Und schon haben wir eine tolle Schlägerei. Das bringt nix und so rede ich meinen Nachbarn das nächste Mal lieber freundlich an und sage ihm warum mir seine Angewohnheit nicht gefällt.
Ich wollte damit nur erklären, daß mir die christliche Lehre Regeln anbietet die mir helfen können ein freundlicheres Leben zu führen. Das können andere Religionen natürlich auch. Moderne Religionen bieten hoffentlich alle die passenden Regeln für die jeweilige Gesellschaft an. Und darum können dann die Menschen die sich an diese Regeln halten gut miteinander auskommen.

Es geht um die Tendenz Elli, und die glaube ich, geht in die richtige Richtung.

Viele Grüße,
Werner
 
Hey, tolles Post Werner :) Nur ein paar Sachen möchte ich noch anmerken.

superkachina schrieb:
ob alles gut ist wenn es auf der Welt unabhängig voneinander entwickelt wurde weiß ich nicht. Ich glaube das ist eine zu große Verallgemeinerung.
Es ging mir bei dieser Erklärung nicht um Gut oder Schlecht, sondern ich betrachte die von einander unabhängige Entwicklung in verschiedensten Kulturen zu einer Schamanismus-Form als Beweis dafür, dass etwas dran sein muss.
Rund um die Welt funktioniert Schamanismus ähnlich und wird auch in groben Zügen ähnlich gewirkt und dargestellt. Es verstärkt den Wahrheitsgehalt der schamanischen Kosmologie. DAS ist für mich der Punkt.

superkachina schrieb:
Vor kurzem habe ich irgend wo gelesen, daß erstaunlicher Weise von Zeit zu Zeit passiert, daß Menschen die auf der Welt keinen Kontakt zueinander haben trotzdem plötzlich in einem fast zeitgleichen Zeitabschnitt die gleichen Ideen haben. Bei Tieren konnte man das auch schon nachweisen. Im Moment denke ich daß das durch eine Art telepathischer Verbindung zwischen den Lebewesen auf dieser Welt geregelt wird.
Erinnert an Sheldrakes Theorie der morphogenetischen Felder.

superkachina schrieb:
Wenn Du sagst, daß die schamanische Praxis durch Toleranz geprägt ist und den Schamanismus damit etikettieren möchtest; glaube ich nicht, daß ich das unterschreiben möchte.
Klar in den Büchern die es zu kaufen gibt wird diese Toleranz oft propagiert, aber ich glaube nicht daß hier die volle Wahrheit verkauft wird.
Ich habe bisher erst ein Buch über Schamanismus gelesen :) Meine Erfahrungen sind persönlicher Natur und auch durch Austausch mit Freunden entstanden.

superkachina schrieb:
Es gibt bei den Indianern sehr wohl Beispiele in denen ein Stamm auf Kriegszug ging und dabei auch menschliche Gefangene gemacht wurden, die später bei den eigenen Ritualen geopfert wurden. Warum hat man dies getan? Hat das mit echter Toleranz zu tun? Warum nimmt man andere Menschen um sie für das Wohl des eigenen Stammes zu opfern?
Für mich macht es einen Unterschied, ob es um einen Stamm geht oder um ganze Länder und Kontinente, die zwangsmissioniert werden. Das Schamanen Engelchen sind, hab ich nie behauptet.

superkachina schrieb:
Bevor man andere Einflüsse in die eigene Kultur einbauen kann, muß man aber verstehen, was gar nicht so leicht ist.
Ich möchte dich an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass Schamanismus auch europäisch ist. Es gab ihn auch hier in unseren Ländern, Deutschland, Österreich, Schweiz, etc. Die darauf folgenden heidnischen Religionen waren eine Mischung von klassischen Religionen und altem Schamanismus. Durch die christliche Zwangsmissionierung des Kontinents, wurde das fast restlos ausgerottet.
In diesem Sinne integrieren Hexen und Schamanen heute kein neues Kulturgut, sondern holen sich mit Hilfe von Freunden, die diesen jahrhundertelangen Unterbruch nicht hatten, ihre alte Kultur zurück, die Opfer dieser Wüstenreligion wurde. So betrachtet ist für mich mindestens der Katholizismus martialisch.

superkachina schrieb:
Gehen die Interpretationen und Vorstellugen dagegen zu weit auseinander wird die Religions- oder Interessensgemeinschaft ihren inneren Halt verlieren und zerbrechen.
Das liegt eher daran, dass zu viele Dogmen entstehen. Und sich die Befürworter der verschiedenen Fronten dann früher oder später gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Im Schamanismus seh ich dieses Problem nicht. Und im Hexischen taucht es allein bei den Wicca auf. Wobei Wicca seltsamerweise inzwischen eine eingetragene Religion ist. Ist das nicht seltsam? Kaum wird aus einem Glauben eine Religion, gehts los mit dem IchHabRechter und MeinGlaubeIstWahrer.
Die restlichen Schamanen und Hexen der Welt haben einen Punkt, in dem sie sich einig sind und das ist die einzige Basis, die es braucht. "Alles in der Natur ist lebendig und ist zu respektieren. Alles!"

superkachina schrieb:
Das Leben einer christlichen Lehre bedeutet für mich wirkliche Freiheit trotz einiger Regeln.
Wie gesagt: Gegen Christen hab ich soweit gar nichts. Nur gegen die Schäfchensammler, die dogmatisieren, vorschreiben und manipulieren. Eben Religionen und ihre Institutionen. Christus selbst ist auch für mich als Hexe ein Heiliger und Weiser.
Ich wüsste zu gern, was er zu den heutigen (und auch geschichtlichen) Auswüchsen der von ihm gesetzten Impulse sagen würde.
Und ich bin mir ziemlich sicher, würde er heute nochmal erscheinen, würde die Kirche höchstselbst ihn als Ketzer ermorden.

superkachina schrieb:
Trotzdem glaube ich daß der Mensch einer Führung bedarf. Und eine Führung gibt gewisse Richtlinien vor an die sich die Mitglieder einer Gemeinschaft orientieren können.
Ich bin Schweizerin und will meine Demokratie. Gleiches Recht für alle und im Bedarfsfall durch Unterschriftensammlungen die Regierung dazu bewegen, das zu tun, was das Volk will.
Die Regierung hat dem Volk zu dienen, nicht umgekehrt!!! Dasselbe gilt für Glaubensgemeinschaften.

superkachina schrieb:
Ich meine nicht daß Liebe einer Erfindung des Christentums ist. Aber ich glaube daß die Opferbereitschaft eine Erfindung des Christentums ist.
Das glaube ich keine Sekunde. Opferbereitschaft ist eine charakterliche Eigenschaft, die jeder Mensch – unabhängig von seiner Kultur und Religion – entwickeln kann.

superkachina schrieb:
Es gibt Geschichten von Menschen-Opferungen für verschiedene Naturgötter.
Ich hab ja nie behauptet, dass Schamanismus perfekt wäre :) Aber wer heute noch sowas macht ... tststs ...

superkachina schrieb:
Es gibt Berichte über die Schwängerung von Frauen für die Ehre von Fruchtbarkeitsgöttern. Ist das martialisch genug?
Ähm... solang die Frauen das freiwillig machen, ist nichts daran martialisch. Und wenn sie dazu vergewaltigt werden, dann gehört das in keine mir bekannte schamanistische Kultur oder Hexenwelt.

superkachina schrieb:
An sich finde ich Opferungen egal ob mit Mensch, Tier oder Naturalien nicht in Ordnung und wahrscheinlich sogar sinnlos.
Die Opferungen, die diejenigen bringen, die ich kenne sind Spenden an Naturschutzvereine, ein paar Tage lang Fluss oder Wald von Abfall säubern, Hilfsbedürftigen auf der Strasse warmes Essen bringen und solche Sachen. Das sind unsere modernen Opfer. Ich wünschte nur, alle würden sowas machen.
Interessant, dass man das am Anfang innerhalb eines Rituals macht. Wenn man merkt, was man damit in der Welt bewirkt, tut man es später ganz ohne rituellen Hintergrund – einfach für die Sache selbst. Mit der Zeit vermischt sich das total. Man opfert gar nicht mehr rituell, geht aber immer immer mit offen Augen und Ohren für Hilfsbedürftige(s) durch die Welt. So betrachtet schulen die Opfer im Hexentum, wie ich sie gelernt habe, die soziale Aspekte eines Charakters.

superkachina schrieb:
Ich wollte damit nur erklären, daß mir die christliche Lehre Regeln anbietet die mir helfen können ein freundlicheres Leben zu führen.
Ja, wenns nur die zehn Gebote wären, wär ich ja zufrieden :)

Zu allem anderen in deinem letzten Post hab ich nicht mehr zu sagen als "Einverstanden" :)

Liebe Grüsse
Elli :)
 
@elli, ich habe das wort "hexen" nur in diesem zusammenhang gebraucht,weil du es geschrieben hast. nur als wort, als begriff, so wie du ihn eben verwendet hast, weißt du?

und wenn es hexen nicht geben würde, dann würde auch das wort hexe nicht existieren. es gibt nichts, was es nicht gibt :D
wenn du verstehst was ich meine ;)
 
Sitanka schrieb:
oh danke liebe elli, vertragen wir uns wieder :D :liebe1:
Haben wir doch immer :) Bin mir jedenfalls keines anderen Momentes bewusst. Wollte dies nur mal festhalten. Man muss ja nicht immer und überall gleiche Aussagen tätigen, um sich mögen zu dürfen ;)
:liebe1:
 
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Hallo Elli,

danke für Deine Antworten. Ich habe viel gelernt und habe großen Respekt vor Deinen Erfahrungen und Einstellungen gewonnen.
Zwar sind wir vielleicht noch nicht ganz gleicher Meinung, aber entweder gibt es noch einige Mißverständnisse weil ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt habe oder wir haben tatsächlich über manche Dinge etwas andere Meinungen.

Ist auch nicht weiter schlimm, denn im Kern glaube ich daß wir uns gut verstehen.

Liebe Grüße,
und ein Dankeschön,
Werner
 
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