Selbstwertdefizite in der modernen Gesellschaft

D

DUCKFACE

Guest
Hallo!

Meine persönliche Erkenntnis ist, dass in unserer modernen Gesellschaft nicht wenige Menschen unter einem defizitären Selbstwertgefühl leiden. In der Tiefe ihrer Psyche empfinden sie eine enorme Minderwertigkeit, die sie mittels differenter Methoden und Mechanismen zu neutralisieren suchen.

In der Bibel heißt es: "So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums." (Jeremia 9, 23).

Und tatsächlich bin ich der Meinung, dass es nur kontraproduktiv sein kann, wenn ein Mensch seinen Selbstwert über ein konkretes Attribut seiner Persönlichkeit definiert. Er begibt sich dadurch in eine extreme Abhängigkeit von dieser speziellen Eigenschaft, die er bewusst und unbewusst hyperglorifiziert.

Typische Beispiele, die den Wert eines Menschen laut des gesellschaftlichen Konsens zu erhöhen scheinen, sind: optische Attraktivität, Intelligenz, Bildung, materieller Reichtum, Muskulosität, (berufliche) Leistung. Eine narzisstische Überbetonung einer dieser Komponenten kann der Kompensation unbewusster Minderwertigkeitskomplexe dienen. In Bezug auf den Reichtum gibt es den Ausspruch: "Besitz besitzt." (Friedrich Nietzsche). Dort besitzt der Besitz auf einmal das Selbst(wertgefühl) des betroffenen Menschen.

Dazu fällt mir auch das folgende Beispiel aus meiner persönlichen Erlebniswelt ein: Mit einer Freundin besuchte ich einst ein Kunstmuseum. Meine Freundin ist eine schöne und modebewusste Person. Wie gewohnt trat sie auch an jenem Tage absolut selbstbewusst und adrett gekleidet auf. Sie schritt erhobenen Hauptes und voller Selbstsicherheit durch die Hallen des Museums und kommentierte souverän die Gemälde. Auf dem Rückweg bemerkte sie plötzlich, dass sich an ihrer Strumpfhose ein Loch gebildet hatte.
Verunsichert sah sie sich um, um in Erfahrung zu bringen, ob sie von anderen Menschen wegen des Loches bereits angestarrt wurde. Verzweifelt versuchte sie, das Loch zu verbergen. Was ist aus dem zuvor so selbstsicheren, psychisch scheinbar stabilen Menschen geworden? Zweimal kam es bereits zu solch einer Situation bei dieser Freundin.

Meines Erachtens speiste sich ihr zunächst solides Selbstwertgefühl aus ihrer äußeren Attraktivität und ihrem modischen Stil. Als beides nicht mehr ihrer Idealvorstellung/ihrem Perfektionismus entsprach, schwand im gleichen Maße auch ihr vormals so stabiles Selbstwertgefühl. Sie wurde ängstlich, unsicher. Sie fürchtete die Minderwertigkeit, die Minimierung des Selbstwertgefühls.

In Japan existieren Automaten, die einem Menschen gegen einen monetären Betrag anerkennend auf die Schulter klopfen. Und man soll es nicht glauben: Die Produktionskosten dieser Apparaturen wurden durch die Einnahmen nicht nur vollständig gedeckt, sondern bei Weitem übertroffen. Auch dieses Faktum demonstriert, welch eine relevante Rolle Minderwertigkeitsgefühle in unserer heutigen Gesellschaft spielen müssen.

Ich halte es für sinnvoll, eine Art Selbstwerttempel zu konstruieren. Das bedeutet für mich, dass man seinen Selbstwert eben nicht über eine einzige Eigenschaft definiert, sondern dass man die Gesamtheit seiner Fähigkeiten, Talente und individuellen Eigenschaften betrachtet und diese als Säulen für den Selbstwerttempel ansieht. Der hochkomplexe, facettenreiche Mensch ist weitaus mehr als nur als ein einzelner Faktor, auf welchen man sich meiner Ansicht nach nicht reduzieren sollte. Wenn sich ein Mensch über die Faltenreinheit seiner Haut definiert, so wird er im Alter massive emotionale Probleme bekommen. Ähnlich mag es sich bei Menschen verhalten, die auf ihre physische Kraft setzen oder auf das intellektuelle Potenzial. Mit einer Verringerung der Großhirnleistung im Alter und mit dem Nachlassen der körperlichen Aktivität wird es auch hier zu psychischen Komplikationen kommen können.

Viele Grüße

DUCKFACE
 
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Strumpfhosen können immer mal kaputt gehen. eigentlich null problemo, wenn man eine Ersatzstrumphose in der Handtasche hat. vielleich tein tipp für die Freundin:zauberer1
 
Meine Meinung:

Die Vermittlung falscher Werte ist meines Erachtens nicht ausschließlich auf einen fehlerhaften Erziehungsstil seitens der Eltern zurückzuführen. Es ist vor allem auch das gesellschaftliche Wertesystem, das bereits eine gewisse Inhumanität aufweist, das zudem ausgrenzend ist. Schon in Märchen findet die Vermittlung falscher Werte statt. Als anschauliches Beispiel mag das Märchen vom hässlichen Entlein fungieren: Das unattraktive Entlein findet erst Anerkennung, Integration und Zuspruch, nachdem es sich in einen stolzen, eine imposante Schönheit ausstrahlenden Schwan transformiert hat. Gibt es ein Märchen, in dem ein hässliches Entlein hässlich bleibt und trotzdem auf allgemeine Akzeptanz, positive Beachtung und Wertschätzung stößt? Mir ist keines bekannt. So verwandelt sich auch das unscheinbare Aschenputtel am Ende des Märchens in eine wundervolle Prinzessin.

Aber natürlich spielt auch die Erziehung keine unerhebliche Rolle. Ein Defizit an Liebe und eine Vermittlung falscher Werte entstehen, wenn die Eltern dem Kinde verbal oder nonverbal vermitteln, dass ein schönes, intelligentes, kommunikatives Kind prinzipiell wertvoller ist als ein introvertiertes, ruhiges, intellektuell weniger begabtes, eher "unschönes" Kind. Das kann man den Kindern allein schon dadurch suggerieren, indem man einem "schönen" oder intelligenten Kind mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lässt als dem scheinbar unschöneren, weniger intelligenten Kind, das in diesen Fällen oftmals nur die zweite Geige spielt.
 
Ich finde es schon traurig wenn Menschen sich nur auf den Säulen des Aussehens oder des Besitzes stützen anstatt den eigenen Wert so zu sehen.

Ich würde sagen, dass sicher mindestens 50% der Menschheit sich darauf abstützt und auch das genauso auf die Mitmenschen projeziert, oftmals ist es ja so dass man schon in Schulen ein "Looser" oder ein Versager ist wenn man nicht die allertollsten und teuersten Markenklamotten hat.
Ich bin eigendlich garnicht angtan von solch einer Kleidung, hauptsache es hält ein wenig und sieht ok aus^^

Doch viele definieren Menschen ja schon nur wegen des Kleidungsstils, weisen ihnen sofort eine Kategorie zu, ist jemand vollkommen schwarz angezogen , ist er ein Grufti oder etwas ausgefalleneres anhat gilt dieser auch sofort als merkwürdig. Hat man nur billige Klamotten an ist man ein Penner oder Assi.
Ich hasse so eine Kleinsichtigkeit, doch die meisten Leute sehen halt alles so, wollen sich selbst nur an Kleidung oder anderem definieren, anstatt der Mensch zu sein der sie sind und auch andere dafür zu respektieren wer sie sind , anstatt nur auf das Äußere zu achten und sich seinen Wert davon abzuschneiden.

Ja das Beispiel mit der Strumpfhose ist perfekt ^^, ein selbstbewusst wirkender Mensch der sich das Selbstbewusstsein nur anhand der Kleidung herausnimmt, ist nur etwas nicht mehr Perfekt an der Kleidung , schon brechen die Säulen des eigenen Wertes ein.
Ich finde sowas sehr Schade, da es viele Menschen gibt die eigentlich ein wundervolles Inneres haben, doch es selbst nicht sehen und sich versuchen nur mit sowas ein künstliches Selbstbewusstsein aufzubauen, dabei hätten sie es nicht nötig.
Aber seit anfang der Zivilisation tickt die Gesellschaft leider so.

MfG der Wolf
 
Das es viele Leute mit Minderwertigkeitsgefühlen gibt wundert mich überhaupt nicht.
Die Medien vermitteln nur ein einseitiges ideal Bild und die Gesellschaft kann oft ziemlich hart sein, wenn man zu sehr von Durchschnitt oder dem ideal abweicht.

Natürlich ist es wichtig seinen Selbstwertgefühl nicht nur von einer Eigenschaft abhängig zu machen, das Problem dabei ist aber, dass in der Gesellschaft bestimmte Eigenschaften nun mal oft als wichtiger angepriesen werden als andere.

Das Aussehen ist ein ziemlich gutes Beispiel.
Bei Frauen wird dieses Attribut oft sogar als wichtiger erachtet als so mach eine andere Eigenschaft.
Nicht umsonst sind Frauen die Hauptkunden der Schönheitschirurgen.
Aufgrund des Aussehens werden Frauen zu dem öfter bewertet und diskriminiert und haben, wenn sie dem durchschnittlichen gesellschaftlichen Schönheitsideal nicht einmal ansatzweise entsprechen, schlechtere Karten einen Partner zu finden und in bestimmten Jobs Fuß zu fassen und da bringt es einem oft nichts wenn man weiß das man auch andere nette Eigenschaften hat, wenn man seine Träume aufgeben muss und noch dazu diskriminiert wird.
Natürlich ist nicht jeder der aufgrund seines Aussehens Komplexe hat tatsächlich anders als der Durchschnittsbürger und bei denjenigen die eine falsche Wahrnehmung haben, mag ein Psychologe vielleicht sogar helfen, bei den Rest jedoch wird auch das nichts bringen.

Ich denke das Umfeld ist maßgeblich an der Entstehung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühl beteiligt.
Wer zu hause nie Lob gehört hat und in der Schule gemobbt wurde, wird ein völlig anderes Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl haben, als jemand der motiviert, gelobt wurde und beliebt war.
Wer nur Lob und Anerkennung für sein Aussehen erhalten hat, wird wohl auch mehr Wert darauf Legen, als auf alles andere und ziemlich schnell ins schwanken geraten, wenn das Aussehen nicht mehr vorhanden ist bzw. nicht mehr seinem Ideal entspricht.
Ich beobachte selbst, das kleinen Mädchen oft gesagt wird wie süß und hübsch sie sind, während kleinen jungen gesagt wird wie gut sie etwas können. (Soweit ich weiß gibt es sogar Studien die das bestätigen,da müsste man mal googeln)

Die Vermittlung falscher Werte ist meines Erachtens nicht ausschließlich auf einen fehlerhaften Erziehungsstil seitens der Eltern zurückzuführen. Es ist vor allem auch das gesellschaftliche Wertesystem, das bereits eine gewisse Inhumanität aufweist, das zudem ausgrenzend ist. Schon in Märchen findet die Vermittlung falscher Werte statt. Als anschauliches Beispiel mag das Märchen vom hässlichen Entlein fungieren: Das unattraktive Entlein findet erst Anerkennung, Integration und Zuspruch, nachdem es sich in einen stolzen, eine imposante Schönheit ausstrahlenden Schwan transformiert hat. Gibt es ein Märchen, in dem ein hässliches Entlein hässlich bleibt und trotzdem auf allgemeine Akzeptanz, positive Beachtung und Wertschätzung stößt? Mir ist keines bekannt. So verwandelt sich auch das unscheinbare Aschenputtel am Ende des Märchens in eine wundervolle Prinzessin.

Aber natürlich spielt auch die Erziehung keine unerhebliche Rolle. Ein Defizit an Liebe und eine Vermittlung falscher Werte entstehen, wenn die Eltern dem Kinde verbal oder nonverbal vermitteln, dass ein schönes, intelligentes, kommunikatives Kind prinzipiell wertvoller ist als ein introvertiertes, ruhiges, intellektuell weniger begabtes, eher "unschönes" Kind. Das kann man den Kindern allein schon dadurch suggerieren, indem man einem "schönen" oder intelligenten Kind mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lässt als dem scheinbar unschöneren, weniger intelligenten Kind, das in diesen Fällen oftmals nur die zweite Geige spielt.
So ist es.
 
Meine Thesen:

Meiner Meinung nach können die bewussten oder unbewussten Minderwertigkeitskomplexe eines Menschen die soziale Kontaktpflege extrem negativ beeinflussen. Eine grandios-narzisstische Haltung, die ein Mensch zwecks Kompensation = Abwehr seiner Minderwertigkeitsgefühle einnimmt, kann auf andere Personen abstoßend wirken und Aversionen in ihnen hervorrufen. Zur Grandiosität neigende Menschen hinterlassen den Eindruck von Besserwisserei, Arroganz, Überheblichkeit. Es fällt gewiss nicht leicht, mit diesen Menschen dauerhaft in Interaktion zu schreiten.

Minderwertigkeitsgefühle können nach meinem Befinden aber auch zu sozialen Phobien führen. Betroffene wagen es nicht mehr, sich den Menschen offen und aufgeschlossen zu präsentieren, da sie negative Reaktionen fürchten, die deren Selbstwertgefühl schmälerten. Sie definieren ihren eigenen Selbstwert zu sehr über die Gedanken und Meinungen anderer Menschen. Erst in der Anerkennung des Gegenübers schätzen sie sich selber wert. Vermeidungsstrategien können die soziale Isolation oder Verhaltensauffälligkeiten und Introvertiertheit bedingen.

Ein ganz banales, auf Minderwertigkeitskomplexe zurückführbares Phänomen ist die Degradierung anderer Menschen und die Selbsterhöhung. Vor allem Menschen, mit denen man eher einen losen Kontakt hat, tendieren zu solch einem Verhalten: In gemeinsamen Konversationen loben sie sich selber oder setzen ihnen bekannte Menschen herab. Beides besitzt die psychologische Funktion der Selbstwerterhöhung. Da man das Gegenüber und dessen soziales Umfeld im Falle der flüchtigen Bekanntschaft nicht so exakt kennt, kann es sich sicher sein, dass seine Aussagen nicht auf Widerspruch stoßen. Typisch für derartige Unterhaltungen ist z. B. der Satz: "Wenn ich in der Situation meines Nachbarn gewesen wäre, hätte ich natürlich gänzlich anders gehandelt." - Dieser Ausspruch beinhaltet sowohl eine Herabsetzung eines Anderen und die Erhöhung des eigenen Selbst. Der Zuhörer dient hierbei als Sozialspiegel, der das Selbst des unter den Minderwertigkeitskomplexen Leidenden positiv reflektieren soll.
 
Also Duck, mach dich nicht so klein.Schau mich an,..ich bin Kaiser,nicht nur virtuell.
 
... Ich halte es für sinnvoll, eine Art Selbstwerttempel zu konstruieren. Das bedeutet für mich, dass man seinen Selbstwert eben nicht über eine einzige Eigenschaft definiert, sondern dass man die Gesamtheit seiner Fähigkeiten, Talente und individuellen Eigenschaften betrachtet und diese als Säulen für den Selbstwerttempel ansieht. Der hochkomplexe, facettenreiche Mensch ist weitaus mehr als nur als ein einzelner Faktor, auf welchen man sich meiner Ansicht nach nicht reduzieren sollte. ...
DUCKFACE

Hi Duckface!

Absolut richtig - auch ich halte es für sinnvoll seinen Selbstwerttempel zu betreten.
Allerdings bin ich der Ansicht: Wir haben ihn schon - nutzen ihn aber nicht. Das ist meiner Sicht nach auch der Tenor der Gemeinschaft, die das sogen. Grundgesetz für Deutschland schrieb und dort schrieb: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Der Selbstwert ist nahezu gleich der Würde und beide sind einfach, sie sind weil wir Mensch sind - nichts weiter. Bereits das reine Mensch-Sein heißt ureigentlich 100% Selbstwert und 100% Würde. Das heißt übersetzt: ich brauche GAR KEINE EINZIGE Eigenschaft für meinen Selbstwert. Ein vollbehinderter Mensch ist Mensch und hat 100% Würde und 100% Selbstwert. Ob wir das bemerken oder nicht, ändert nichts an Wert und Würde.

Zu beobachten ist - wie Du sinnigerweise feststellst - etwas völlig anderes, nämlich, dass wir alles für Wert und Würde halten, was wir tun, was wir haben, was wir können ... und treten in die Falle ... selbst Dein Versuch, die Gesamtheit unserer Fähigkeiten, Fertigkeiten und Ausdrucksweisen als den Selbstwert zu konstruieren muss scheitern. Nicht umsonst ist eine der Übungen zu sich selbst zu kommen, die eigene Größe wahrzunehmen ein Fragenkataolg der Art:

Wer bist Du, wenn alles äussere wegfällt?
Wer bist Du, wenn Du kein Auto, Haus, Uhr, keine Kinder, Eltern, Freunde hast?
Wer bist Du, wenn Du nichts tun kannst?
Wer bist Du, wenn Du nichts sprechn, schreiben und lesen kannst?
Wer bist Du, wenn Du Dich selbst nie sahst, keinen Spiegel kennst oder blind bist?
Wer bist Du, wenn Du vollständig gelähmt bist?
Wer bist Du, wenn Du alles verloren hast?
Wer bist Du, wenn alle Beziehungen wegfallen?
Wer bist Du, wenn Dir alles genommen wird?
Wer bist Du?

Ich muss aus eigener Erfahrung zugeben, wie unendlich schwierig es ist, einfach zu sein, also einfach nur SEIN. Mensch-Sein. Mensch-Sein, was damit erfüllt ist, dass ich geboren bin und lebe. Meine ganze Würde und mein gnazer Selbstwert nur daraus ist, dass ICH BÌN. Ich bin da - und damit 100% Würde und 100% Selbstwert. Und jedes meiner Gegenübers genauso.

Aus der gesellschaftlich unzureichenden Beantwortung dieser wichtigen Frage ergibt sich noch ein weiterer Aspekt: Lebensfreude oder, gleichbedeutend, Gottesfreude. So wie meine Würde und mein Selbstwert bereits vorhanden sind und ich beide nur wegmachen kann (= mir nicht die vollständige Wahrnehmung derselben zu erlauben), so ist der Mensch normalerweise mit Lebensfreude gesegnet: Mensch freut sich des Lebens. Babys haben das manchmal noch, Kinder schon weniger.

Lebensfreude ist einfach die Freude daran, dass ich lebe. Dass mein Leben ein Geschenk (Gottes) ist. Es ist gleich wie Gottesfreude. Es ist ohne Grund, ohne Begründung, ja, zu leben ist Grund genug, sich zu freuen.

Noch ein windiger Punkt. Doch diese Punkte, Bewußtseins-Standorte, wieder zu finden wird uns weiterbringen - jeden einzelnen und uns als Menschheit.

Woher diese Störungen kommen ist mir weniger wichtig.
Die Fragen, die mich bewegen sind: Wie kommen wir zu unserem Selbstwert als Mensch? Wie kommen wir zu unserer Würde als Mensch? Wie kommen wir zur Lebensfreude an sich? Wie kommen wir zur Gottesfreude?
 
Meine Meinung:


Was ist Dir wichtig? Was macht Dich zufrieden? Wofür lebst Du? Wer ist Dein "Herr"?

Die Fragen, die mich bewegen sind: Wie kommen wir zu unserem Selbstwert als Mensch? Wie kommen wir zu unserer Würde als Mensch? Wie kommen wir zur Lebensfreude an sich? Wie kommen wir zur Gottesfreude?

"Weil du teuer bist in meinen Augen und wertvoll bist und ich dich lieb habe,... ." (Jesaja 43,4).

Nicht jeder Mensch kann zu sich selbst sagen: Weil ich teuer bin in meinen Augen und ich mich lieb habe... . Wie kann man sich selber wertschätzen lernen, unabhängig von seinem Leistungspotenzial, seinem Aussehen, seiner Intelligenz, seiner Bildung und ungeachtet degradierender Kommentare Anderer? Wie gelangt man zur Selbstliebe? Das ist in der Tat eine schwierige Frage.

Liebe gebiert Liebe. Das steht für mich fest. Erfährt ein Kind während der prägsamsten Phase seines Lebens die aufrichtige, bedingungslose Liebe und Zuneigung der Eltern, so wird das Kind sich auf der Welt geliebt und willkommen fühlen. Es kann sich selbst und sein Leben bejahen. Seine spätere Aktionskraft speist sich aus einem soliden Selbstwertgefühl und einem positiven Selbstbild, das die Eltern ihm durch die identitätsbejahende Erziehung vermittelt haben. Dieses Kind wird später voll des Selbstvertrauens und -bewusstseins Leistungen vollbringen können, die wiederum der Stabilisierung des Selbstwertgefühls dienen. Fehlschläge wird er nicht mit einer Herabsetzung seines Selbstwertes assoziieren. Auf kognitiver Ebene ist beides voneinander getrennt, denn jener Mensch weiß: Ich bin samt meinen Fehlern akzeptiert und willkommen. Ich mag mich. Internalisierte Elternfiguren vermitteln und bestätigen diese Selbstauffassung.

Nun gibt es aber auch ein Kind, das oft missachtet und zurückgesetzt wurde, das stets mit dem vermeintlich perfekten Bruder oder der ach so ordentlichen Schwester verglichen wurde. Es entstand ein fataler Rivalitätskonflikt, den das emotional vernachlässigte Kind nur verlieren konnte angesichts der elterlichen Macht. Das Kind war niemals gut genug. Es übernimmt die suggerierte Minderwertigkeit und den mangelhaften Glauben bezüglich der eigenen Fähigkeiten. Es wird mit dieser pessimistischen Grundhaltung öfter scheitern, manches gar nicht erst versuchen aus Angst zu versagen, was das bereits vorhandene negative Selbstbild nur bestätigte. Dieses Kind hat ein erhöhtes Risiko, erfolglos und unglücklich zu bleiben. Es wurde entsprechend konditioniert, geformt. Was soll dieses Kind tun, um die eingravierten Muster der negativen Selbsteinstellung zu verlassen?

Auf die Sicht kommt es an... Die Veränderung beginnt im Denken. Der Wille zur Wandlung ist unerlässlich, auch Kraft und Mut werden erforderlich sein. Denn es mögen nebelverhangene Zeiten aufkommen. Über die kognitive Umstrukturierung, das heißt die bewusste Modifikation etablierter Denkschemata, kann man vielleicht einiges erreichen. Konstruktive Botschaften werden wiederholt. Sie werden dem negativen Denken direkt entgegengesetzt. Sagt die innere, abwertende Stimme: "Du schaffst es nicht!" wird der Satz schlicht ins Gegenteil verkehrt: "Ich kann, ich darf und ich werde es schaffen!"

Auch die praktische Ebene ist aus meiner Sicht von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Neue Erfahrungen mit positiven Inhalten müssen gemacht werden. Der im Selbstwert Geschädigte muss auch ganz real erfahren, dass er erfolgreich sein kann und darf. Natürlich darf hier auch das Loben nicht ausbleiben. Das gilt auch für sich selber. Die zunehmende Empirie wird mit ihren Erfolgserlebnissen die alten Denkmuster widerlegen und jene Bahnen im Hirn entsprechend verwandeln.

Wird es jemals möglich sein, solch einem Menschen zu einem gesunden Selbstbild zu verhelfen?
 
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Wird es jemals möglich sein, solch einem Menschen zu einem gesunden Selbstbild zu verhelfen?

Hi Duckface!

Ich sehe das genauso, wie Du.
Daher antworte ich nur auf die oben zitierte letzte Frage.
Die Antwort lautet: JA.
Der Beweis der Antwort bin ich selbst.

Die Technik bestand unter anderem darin, ähnlich, wie Du schreibst, auf den unfruchtbar scheinenden, steinigen, von Unkraut übersäten Acker genug Humus zu werfen auf dem die Samen der Liebe, der Freude, der Zuversicht, des Glaubens, des Wissens, etc. wachsen können.

Es war auch unabdingbar, dass ich immer jemanden an der Hand hatte, für den Selbstwert, Selbstliebe, Menschenwürde, Respekt und noch viele "gute" Eigenschaften mehr eine vollkommene Selbstverständlichkeit waren und sind. Oder anders gesagt, ein zeitweiser Schutzraum, geschützter Rahmen, in dem sogen. paradiesische Zustände herrschten und herrschen.

Denn der Raum, in dem der vollkommene Selbstwert und die vollkommene Selbstliebe sind, dünkt uns das Paradies - es ist das Paradies, das wir in uns tragen, das Paradies, das hier und jetzt auf dieser Erde verwirklicht werden will.

Dies hier ist nur eine der Geschichten, wie es geht.
 
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