@Lotusz:
Das Problem liegt in meinen Augen nicht alleine bei den Wissenschaftlern. Von denen sind sicher die meisten, wie du sagst, um Unvoreingenommenheit bemüht und die von ihnen angewandten Methoden sind auch in Ordnung.
Wenn man aber mal einen Blick wirft, wie die Forschungsgelder bei uns verteilt werden, dann merkt man ganz schnell, dass da gesellschaftliche Wertvorstellungen dahinterstehen, die in keinem Masse etwa unvoreingenommen genannt werden können. Das hat die Wirkung, dass manche Dinge so gut wie gar nicht erforscht werden können, während andere Disziplinen Unmengen von Geld zugeschrieben kriegen. Voreingenommenheit passiert also nicht einfach in den Köpfen der Wissenschaftler, sondern in den Köpfen aller Mitglieder einer Gesellschaft.
So steckt beispielsweise die systematische Erforschung von Meditation nach wie vor in den Kinderschuhen, obschon die Resultate sehr vielversprechend scheinen. Daran ändert auch nichts, dass es hier krude Organisationen gibt, die ziemlichen Unsinn zum Thema von sich geben und dann aber gleichzeitig das Attribut der Wissenschaftlichkeit für sich beanspruchen. Der Grund ist vermutlich darin zu sehen, dass alles, was irgendwie mit "Spiritualität und Religion" in Verbindung gebracht werden könnte, ein regelrechtes Tabuthema für die Forschergilde ist. Forscher, welche in der Öffentlichkeit sich für spirituelle Themen einsetzen, sind nicht bloss rar, sondern sie riskieren, dass ihnen kein Geld mehr zur Verfügung gestellt wird. Selbst dann, wenn sie nachweislich völlig harte, wissenschaftliche Resultate erzielen und überhaupt kein esoterisches Brimborium in ihre Forschung einfliessen lassen.
Ich erinnere mich an einen Lehrer an unserm Gymnasium, dem verboten wurde, mit den Schülern zu meditieren. Er vertrat nicht das unter den Gymnasiallehrern heute verbreitete "humanistisch-agnostische Weltbild", und also wurde er von der Schulleitung (die sonst ihre Sache sehr gut macht, wie ich finde) mundtot gemacht. Dasselbe passiert heute Forschern, die sich die Blösse geben, persönlich für spirituelle Themen jegwelcher Art einzustehen, ganz egal, ob ihre Forschung sonst völlig in Ordnung ist. Es genügt alleine schon die Angst der Geldgeber, möglicherweise blöd dazustehen, um den Geldhahn zuzudrehen.
Darüberhinaus ist die heutige Forschung auf einem Auge blind: Sie kennt nur den äusseren Zugang zur Phänomenalität dieser Welt. Was nicht in eine Messskala passt, das existiert in ihren Augen praktisch gar nicht und wird dadurch gar nicht erst näher betrachtet. 50% der Welt wird von der heutigen Wissenschaft ausgeblendet (aber das wird sich vermutlich erst in 200 Jahren oder so zeigen, wenn eine neue Generation Forschern zurückschaut und unsere Forschungsmethoden für völlig beschränkt und unsere Zeit für bekloppt hält, weil sie "das Offensichtliche" nicht zu erkennen imstande ist). Das ist ebenfalls Voreingenommenheit.
Nur um EIN Beispiel diesbezüglich zu nennen: Es wird heute eine Unmenge Forschungsgelder ausgegeben, um wirkungsvolle Schmerzmittel herzustellen für alle möglichen Arten von Schmerzen. Es wird gleichzeitig so gut wie kaum Geld ausgegeben dafür, dass jemand gezielt erforscht, mittels welchen psychischen Techniken ein Mensch den Schmerz lindern oder gar beseitigen kann, oder lernen kann, wie damit umzugehen ist. Die innere Dimension von "Schmerz" wird fast gar nicht erforscht, welche Regelmässigkeiten da bestehen etc. Man reduziert den Menschen auf die biochemische Komponente, aber dass alleine durch entsprechende Übungen, wie beispielsweise einfache Atemtechniken, das Schmerzempfinden stark verringert werden kann, das wird fast gar nicht erforscht. Dabei zeigen beispielsweise diverse Yogis, dass alleine durch geistige Kontrolle enorme Leistungen diesbezüglich vollbracht werden können. (Klar, nicht jedermann kann erst 20 Jahre lang eine yogische Schulung durchlaufen, aber das heisst nicht, dass ihm nicht einige einfache Wege offenstehen. Nicht wenige schwangere Frauen lernen ja heute einfache Atemtechniken, mit welchem sich die Geburtsschmerzen in gewissem Masse lindern lassen.)
Das ist nur EIN Beispiel von vielen.
Ich wage zu behaupten, die meiste Voreingenommenheit, die heute in der Forschung passiert, passiert eben nicht dort, wo geforscht wird, sondern zeigt sich darin, worüber NICHT geforscht wird. Das fällt dann einfach unter den Tisch und nur einige verrückte Randwissenschaftler bringen dann noch die nötige Energie auf, um tiefer in die Materie einzudringen.