D
Déguórén
Guest
Ich möchte jetzt nicht das Thema "Esoterik ist Quatsch" neu aufwärmen. Ich würde aber gern auf ein paar häufig vorkommende methodische Fehler bei Gegnern und Befürwortern der Esoterik hinweisen.
1. Falsch verstandenes "Kritisches Denken" bei Esoterikern
----------------------------------------------------------
Mir ist aufgefallen, dass einige "Esoteriker" meinen, einen ganz großartigen Gedanken gefunden zu haben: "In der Schule wird einem irgendwas erzählt. Die Dummen und Unreifen glauben das dann. Aber ich, ha! ICH (der superschlaue) habe herausgefunden, dass man das Schulwissen auch mal hinterfragen muss!" Sie glauben, dass Verfechter des naturwissenschaftlichen Weltbildes quasi wie dumme Kinder einfach nur hinterherglauben ohne wirklich zu wissen, wovon sie da reden.
Was diese Schlaumeier übersehen: Niemand behauptet, dass in der Schule allumfassende Wahrheiten verkündet werden. Und in die Schule geht man eben nicht zuletzt, um kritisches Denken und "Hinterfragen" zu erlernen. Da die meisten Wissenschaften heutzutage so kompliziert sind, ist man darauf angewiesen, diese für den Schulunterricht auf ein kindgerechtes Format zurecht zu stutzen. Man begnügt sich daher damit, einen groben Überblick über gesicherte Theorien zu geben. Auf exakte Herleitungen, Beweise und Gedankengänge wird bewusst verzichtet, da notwendiges mathematisches oder anderes Rüstzeug nicht vorhanden ist.
Wer nun keine Angst vor echter geistiger Arbeit hat und den Kopf auch mal richtig glühen lassen will, der geht nach der Schulzeit zur Universität und kann dort u.a. ganz genau nachvollziehen, wie man zu den in der Schule vermittelten Ergebnissen kommt. Und das kann sehr anstrengend sein!
Meine Schlaumeier freilich machen es sich unendlich viel leichter. Sie behaupten - ohne Begründung natürlich, dass das alles falsch sei, was man in der Schule lernt. Und diese Dummschwätzerei stellen sie dann auch noch als kritisches und mutiges Nachdenken hin. Sie basteln sich dann ihr eigenes Weltbild in simpelster Bildersprache zusammen und verkünden dann ernsthaft, was "Besseres" gefunden zu haben. Nur: diese Vorgehensweise ist weder kritisch noch mutig, sondern feige. Anstatt wirklich den beschwerlichen Weg der Wissenschaft zu gehen und genau zu zeigen, wo diese fehlerhaft sei, werden irgendwelche wohlklingenden doch inhaltsarmen Phrasen gedroschen, scheinbar einzig mit dem Ziel, sich selbst als besonders intellektuell darzustellen.
Besonders lächerlich ist die Haltung meiner Schlaumeier unter einem anderen Gesichtspunkt, impliziert doch ihre Haltung, die Wissenschaft sei auch nichts anderes als Religion - im Prinzip ebenso dogmatisch und beliebig, wie irgendein anderer Glaube. Auch hier übersehen sie einen wesentlichen Punkt: insbesondere die Physik hat im Laufe ihrer Geschichte dramatische Umbrüche erlebt. Initiiert wurden diese von innen heraus, also nicht, um sich an irgendwelche "sachfremden" Gegebenheiten anzupassen. Möglich sind solche Umbrüche (von innen heraus wohlgemerkt) nur, weil Physik sich eben immer kritisch hinterfragt und bereit ist, sich zu ändern und weil sie eben weder dogmatisch noch beliebig ist. Physik unterscheidet sich ihrem Charakter nach vollkommen von Religion!
Bezogen auf die "Kritik" an der Physik sind meine Schlaumeier ja eigentlich nur eingebildete Dummköpfe. Damit könnte man ja noch leben. Aber mit genau der gleichen Dümmlichkeit werden ja auch alle Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Frage gestellt. Und dann ist man Ruckzuck bei irgendwelchen absurden Verschwörungstheorien (die bösen Medien, die bösen Amerikaner, die bösen Wissenschaftler, die bösen Juden, die bösen Politiker,...) und schwupps... schon ist es möglich die Judenvernichtung als anti-deutsche Hetzpropaganda hin zu stellen und derlei Nazi-Stuss auch noch als intellektuelle Leistung zu tarnen (Nach dem Motto: "Tjaaa, dann beweis mir doch mal, dass die Juden umgebracht wurden.").
Das ist dann eben der Punkt, wo's gefährlich wird. Die hier von mir gebrandmarkten Pseudo-Esoteriker haben eine Grundregel kritischen Denkens nicht begriffen: Selbstverständlich ist es möglich, ALLES in Frage zu stellen. Sinn macht das ganze aber nur, wenn man Beweise hat. Hat man solche nicht vorzuweisen, so hat man sich gefälligst tolerant zu verhalten. Man kann ja sagen: "Naturwissenschaft find ich nicht so schön. Mir gefällt das und das besser." Man kann auch sagen (wenn es denn der Wahrheit entspricht): "Naturwissenschaft kann dies und jenes nicht erklären." Man kann aber nicht sagen: "Naturwissenschaft ist Quatsch und ich mit meiner Idee habe Recht und alle anderen sind doof."
2. Falsch verstandenes "Kritisches Denken" bei Nicht-Esoterikern
----------------------------------------------------------------
Naturwissenschaft stellt Theorien auf, die auf Axiomen basieren. Anschließend werden diese Theorien experimentell überprüft. Der Aufbau auf Axiomen macht deutlich, dass Naturwissenschaft letztendlich nicht beweisbar ist, sondern lediglich widerlegbar. Deswegen ist es Quatsch, die Naturwissenschaft zu instrumentalisieren, um Glaubens-Überzeugungen anderer für falsch zu erklären. Einem Naturwissenschaftler bleibt gar nichts anderes übrig, als sich in Toleranz zu üben. (Naturwissenschaft kann weder die Existenz noch die Nicht-Existenz Gottes oder anderer "übersinnlicher" Dinge beweisen)
3. Falsch verstandene Naturwissenschaft an und für sich
-------------------------------------------------------
Umgekehrt müssen aber auch Esoteriker sehr vorsichtig sein, wenn sie die ihnen genehmen Erkenntnisse der Physik instrumentalisieren für Aussagen wie: "Alles ist möglich. Siehe Quantenmechanik". Solche Aussagen sind jedenfalls mit Vorsicht zu genießen. So beliebig ist zumindest die mir bekannte Schrödinger-Quantenmechanik auch wieder nicht. Was stimmt, ist dass sie den strengen Determinismus der klassischen Physik einschränkt. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie alles erlaubt. Erlaubt sind lediglich die Dinge, die sich als Lösung der Schrödinger-Gleichung formulieren lassen. Und zu diesen Dingen gehört z.B. auch - allerdings nur grenzwertmäßig - die klassische Physik, also das, was man in der Schule lernt. Und da schließt sich der Zirkel.
1. Falsch verstandenes "Kritisches Denken" bei Esoterikern
----------------------------------------------------------
Mir ist aufgefallen, dass einige "Esoteriker" meinen, einen ganz großartigen Gedanken gefunden zu haben: "In der Schule wird einem irgendwas erzählt. Die Dummen und Unreifen glauben das dann. Aber ich, ha! ICH (der superschlaue) habe herausgefunden, dass man das Schulwissen auch mal hinterfragen muss!" Sie glauben, dass Verfechter des naturwissenschaftlichen Weltbildes quasi wie dumme Kinder einfach nur hinterherglauben ohne wirklich zu wissen, wovon sie da reden.
Was diese Schlaumeier übersehen: Niemand behauptet, dass in der Schule allumfassende Wahrheiten verkündet werden. Und in die Schule geht man eben nicht zuletzt, um kritisches Denken und "Hinterfragen" zu erlernen. Da die meisten Wissenschaften heutzutage so kompliziert sind, ist man darauf angewiesen, diese für den Schulunterricht auf ein kindgerechtes Format zurecht zu stutzen. Man begnügt sich daher damit, einen groben Überblick über gesicherte Theorien zu geben. Auf exakte Herleitungen, Beweise und Gedankengänge wird bewusst verzichtet, da notwendiges mathematisches oder anderes Rüstzeug nicht vorhanden ist.
Wer nun keine Angst vor echter geistiger Arbeit hat und den Kopf auch mal richtig glühen lassen will, der geht nach der Schulzeit zur Universität und kann dort u.a. ganz genau nachvollziehen, wie man zu den in der Schule vermittelten Ergebnissen kommt. Und das kann sehr anstrengend sein!
Meine Schlaumeier freilich machen es sich unendlich viel leichter. Sie behaupten - ohne Begründung natürlich, dass das alles falsch sei, was man in der Schule lernt. Und diese Dummschwätzerei stellen sie dann auch noch als kritisches und mutiges Nachdenken hin. Sie basteln sich dann ihr eigenes Weltbild in simpelster Bildersprache zusammen und verkünden dann ernsthaft, was "Besseres" gefunden zu haben. Nur: diese Vorgehensweise ist weder kritisch noch mutig, sondern feige. Anstatt wirklich den beschwerlichen Weg der Wissenschaft zu gehen und genau zu zeigen, wo diese fehlerhaft sei, werden irgendwelche wohlklingenden doch inhaltsarmen Phrasen gedroschen, scheinbar einzig mit dem Ziel, sich selbst als besonders intellektuell darzustellen.
Besonders lächerlich ist die Haltung meiner Schlaumeier unter einem anderen Gesichtspunkt, impliziert doch ihre Haltung, die Wissenschaft sei auch nichts anderes als Religion - im Prinzip ebenso dogmatisch und beliebig, wie irgendein anderer Glaube. Auch hier übersehen sie einen wesentlichen Punkt: insbesondere die Physik hat im Laufe ihrer Geschichte dramatische Umbrüche erlebt. Initiiert wurden diese von innen heraus, also nicht, um sich an irgendwelche "sachfremden" Gegebenheiten anzupassen. Möglich sind solche Umbrüche (von innen heraus wohlgemerkt) nur, weil Physik sich eben immer kritisch hinterfragt und bereit ist, sich zu ändern und weil sie eben weder dogmatisch noch beliebig ist. Physik unterscheidet sich ihrem Charakter nach vollkommen von Religion!
Bezogen auf die "Kritik" an der Physik sind meine Schlaumeier ja eigentlich nur eingebildete Dummköpfe. Damit könnte man ja noch leben. Aber mit genau der gleichen Dümmlichkeit werden ja auch alle Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Frage gestellt. Und dann ist man Ruckzuck bei irgendwelchen absurden Verschwörungstheorien (die bösen Medien, die bösen Amerikaner, die bösen Wissenschaftler, die bösen Juden, die bösen Politiker,...) und schwupps... schon ist es möglich die Judenvernichtung als anti-deutsche Hetzpropaganda hin zu stellen und derlei Nazi-Stuss auch noch als intellektuelle Leistung zu tarnen (Nach dem Motto: "Tjaaa, dann beweis mir doch mal, dass die Juden umgebracht wurden.").
Das ist dann eben der Punkt, wo's gefährlich wird. Die hier von mir gebrandmarkten Pseudo-Esoteriker haben eine Grundregel kritischen Denkens nicht begriffen: Selbstverständlich ist es möglich, ALLES in Frage zu stellen. Sinn macht das ganze aber nur, wenn man Beweise hat. Hat man solche nicht vorzuweisen, so hat man sich gefälligst tolerant zu verhalten. Man kann ja sagen: "Naturwissenschaft find ich nicht so schön. Mir gefällt das und das besser." Man kann auch sagen (wenn es denn der Wahrheit entspricht): "Naturwissenschaft kann dies und jenes nicht erklären." Man kann aber nicht sagen: "Naturwissenschaft ist Quatsch und ich mit meiner Idee habe Recht und alle anderen sind doof."
2. Falsch verstandenes "Kritisches Denken" bei Nicht-Esoterikern
----------------------------------------------------------------
Naturwissenschaft stellt Theorien auf, die auf Axiomen basieren. Anschließend werden diese Theorien experimentell überprüft. Der Aufbau auf Axiomen macht deutlich, dass Naturwissenschaft letztendlich nicht beweisbar ist, sondern lediglich widerlegbar. Deswegen ist es Quatsch, die Naturwissenschaft zu instrumentalisieren, um Glaubens-Überzeugungen anderer für falsch zu erklären. Einem Naturwissenschaftler bleibt gar nichts anderes übrig, als sich in Toleranz zu üben. (Naturwissenschaft kann weder die Existenz noch die Nicht-Existenz Gottes oder anderer "übersinnlicher" Dinge beweisen)
3. Falsch verstandene Naturwissenschaft an und für sich
-------------------------------------------------------
Umgekehrt müssen aber auch Esoteriker sehr vorsichtig sein, wenn sie die ihnen genehmen Erkenntnisse der Physik instrumentalisieren für Aussagen wie: "Alles ist möglich. Siehe Quantenmechanik". Solche Aussagen sind jedenfalls mit Vorsicht zu genießen. So beliebig ist zumindest die mir bekannte Schrödinger-Quantenmechanik auch wieder nicht. Was stimmt, ist dass sie den strengen Determinismus der klassischen Physik einschränkt. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie alles erlaubt. Erlaubt sind lediglich die Dinge, die sich als Lösung der Schrödinger-Gleichung formulieren lassen. Und zu diesen Dingen gehört z.B. auch - allerdings nur grenzwertmäßig - die klassische Physik, also das, was man in der Schule lernt. Und da schließt sich der Zirkel.