Wie kann man von den Heranwachsenden Respekt erwarten, wenn sie in der Strassenbahn hören " steh auf du Rotzpipn" oder " halts die Papn", wenn sie etwas lauter sind?
Wie kann man Respekt von Kindern erwarten, wenn sie bei einem Buffet stehen, sich was kaufen wollen und übersehen werden? Sowohl von der Verkäuferin/dem Verkäufer als auch von den anderen zahlenden Erwachsenen?
Wie können wir Erwachsene von den Jugendlichen Respekt erwarten, wenn wir uns gegenseitig beschimpfen, miteinander ohne Rücksicht auf Verluste streiten und sogar Kriege führen?
Wie können sie Respekt lernen, wenn sie in der Schule von Lehrern bloßgestellt werden, nur weil sie nicht so sind, wie die Lehrer das wollen?
Wie können heranwachsende Kinder Respekt lernen, wenn von Erwachsenen ständig ihre Grenzen überschritten werden?
Wie können Kinder Respekt lernen, wenn uns Geld wichtiger ist als das Wohl unserer Kinder?
Wie können sie Respekt lernen, wenn sie selbst nicht respektiert werden?
Die Kinder bzw. Jugendlichen sind unser Spiegel, in ihnen sehen wir, was wir aus ihnen gemacht haben!!! Und zwar über Generationen.............!
Liebe Felice,
inhaltlich kann ich dir ganz allgemein zustimmen. Auch die Emotionalität, die in deinem Beitrag ist, kann ich nachvollziehen. Ja, das ist sehr traurig, dass die Kindheit in den Gesellschaften dieser Welt leider immer noch sehr verletzend ist. Seit ca. 300 Jahren wurde die Aufmerksamkeit auf "Kindheit" gerichtet, betrachtet man junge Menschen als "Kinder" - zuvor wurden sie vollkommen wie Erwachsene oder wie Dinge behandelt.
Die Evolution ist leider nicht so schnell, wie wir uns das wünschen. Ja, das ist traurig.
Und es reicht auch nicht aus, dass wir dies einfach akzeptieren. Menschen haben Sprache, können miteinander sprechen, können Verhalten kritisieren und insofern finde ich es prima, dass du das hier ansprichst.
Das Problem, das ich nun sehe, das ist, dass das Problem eigentlich recht bekannt ist und ja auch schon viele Bücher darüber geschrieben wurden. Das größere Problem ist nicht unbedingt das Wissen darüber, sondern einen praktischen Weg zu finden, der dieses Problem allmählich löst.
Das Hauptproblem sehe ich z.B. darin, dass diese Trennung zwischen Kind und Erwachsene nicht wirklich realistisch ist. Vor 300 Jahren behandelten wir junge Menschen noch wie Erwachsene und langsam wird uns klar, dass auch die sogenannten "Erwachsenen" noch häufig Kinder sind. Nur, weil ein Mensch 30 Jahre alt ist, heißt das noch lange nicht, dass er Verantwortung übernimmt, Selbständigkeit anstrebt, andere respektiert, vernünftig und liebevoll handelt.
Die Kinder, die wir so behandeln, wie du das beschreibst, sind die Erwachsenen, die die Kinder so behandeln.
Das, ist aber vielleicht nur eine Präzisierung der Problemstellung und wahrscheinlich wolltest du das auch mit deinem Text "sagen".
Wenn es an die praktische Lösung des Problems geht, dann fallen mir vor allem zwei Wege ein: 1. Ein Weg ist sicherlich, einen Verein zu gründen, Bücher zu schreiben, in die Politik zu gehen und Menschen über all das aufzuklären. 2. Ein zweiter Weg ist, dass es wichtig ist, dass jeder an sich selbst arbeitet und versuchen sollte, keine Kinder in die Welt zu setzen, so lange er das nicht verantworten kann.
Ich bin beispielsweise 34 Jahre alt und habe mein Leben lang immer aufgepasst, dass die Partnerinnen, mit welchen ich zusammen war, nicht schwanger wurden, weil ich wusste, dass ich sie nicht ausreichend lieben kann und ich selbst erst noch weiter reifen muss. Wenn ich das richtig sehe, dann brauche ich noch bis 5-6 Jahre, bis ich 40 Jahre alt bin, dass ich sagen kann: jetzt fühle ich mich wirklich reif genug, jetzt kann ich Kindern Geborgenheit und Sicherheit schenken, jetzt kann ich nicht nur für mich Verantwortung tragen, sondern auch wirklich, belastbar für andere Menschen.
Aber wie gesagt, mein Eindruck ist, dass das Hauptproblem die praktische Lösung ist; allerdings trägt dein Beitrag hier im Forum ja auch dazu bei, dass du andere mit deiner Meinung konfrontierst, und dies ist ja auch kommunikative Praxis.
Liebe Grüße,
Energeia