Stellungnahme des Vorstandes der
Internationalen Arbeitsgemeinschaft Systemische Lösungen
nach Bert Hellinger e.V. (IAG)
zur Report-Sendung am 19.04.2004
In der oben genannten Sendung wurden bekannte Vorurteile gegen die Aufstellungsmethode wieder-holt. Wie schon bei anderen Sendungen und Zeitungsartikeln wurden aus komplexen Prozessen der Aufstellungsarbeit Einzelaussagen herausgelöst, die dann als Beleg für Unterstellungen dienten. Wir meinen: Mit journalistischer Sorgfalt haben solche Berichte wenig zu tun.
Report behauptet in dieser Sendung:
1. Bert Hellinger verbreitet antisemitisches und faschistisches Gedankengut
2. Die Methode des Familienstellens sei unwissenschaftlich
3. Systemaufstellungen schaden den Menschen
Zu 1.: Der Vorwurf des Antisemitismus und Faschismus
In dem Report-Beitrag wird Bert Hellinger als Faschist dargestellt, weil er gegenwärtig in einem Hause wohnt, das früher auch Adolf Hitler bewohnte und weil er in seinem neuesten Buch einen Beitrag über Adolf Hitler geschrieben hat.
a) Die Tatsachen
Bert Hellinger hat sich vor einiger Zeit in Berchtesgaden ein Haus gekauft, das er im Herbst des letzten Jahres beziehen sollte. Weil der Mieter des Hauses verspätet ausgezogen war, brauchte das Ehepaar Hellinger für einen Zeitraum von etwa zehn Monaten eine Übergangswohnung. In Berchtesgaden und Umgebung war niemand bereit, ihnen für einen so kurzen Zeitraum ein entsprechendes Quartier zu vermieten. Als dann der Bauunternehmer, der mit der Renovierung des gekauften Hauses beauftragt war, übergangsweise die Wohnung in Bischofswiesen anbot, nahmen Bert Hellinger und seine Frau das Angebot an. Report konstruiert aus dem vorübergehenden Einzug in eine Wohnung, die zum Komplex der ehemaligen "kleinen" Reichskanzlei gehört, einen Beleg, Hellinger sei von faschistischem Gedankengut geprägt.
b) Der Text über Hitller
Zur Unterstreichung des Faschismusvorwurfes wird ein Textfragment hinzugefügt, das einem kurzen Kapitel mit der Überschrift Hitler aus dem neuesten Buch von Hellinger Gottesgedanken entstammt. Zitiert wird nur die erste Zeile Manche betrachten Dich als einen Unmenschen, als ob es jemanden gegeben hätte, den man so nennen darf. Alles weitere wird unterschlagen.
Liest man den gesamten Text sorgfältig und weiß nur ein wenig von dem, was die Tiefenpsychologie seit Siegmund Freud zur Dynamik des Unbewussten zusammengetragen hat, dann wird evident, dass sich Hellinger in diesem Kapitel am Beispiel Adolf Hitlers mit dem auseinandersetzt, was wir nicht glauben zu sein, verdrängen und nach außen projizieren. Die Tiefenpsychologie versteht unter ver-drängten und verleugneten Persönlichkeitsanteilen das, was wir sind, aber bei uns selbst und in unse-ren Bezugsgruppen nicht wahrnehmen wollen, was aber dennoch in uns ist und sich im Sinne der Wiederkehr des Verdrängten (s. Freud) Bahn bricht, wenn wir es nicht in uns erkennen und integrie-ren.
Es ist ein in der Geschichte regelmäßig wiederkehrendes Phänomen, dass die Behauptung, die Ande-ren seien die Unmenschen, und die Lokalisierung eines da draußen gelegenen Reiches des Bösen bei uns selbst und in den eigenen Reihen zu besonders bösartigen und destruktiven Handlungen im Namen des Guten führen kann, wofür die aktuellen Konfliktherde der Welt genügend Beispiele liefern.
c) Einschätzung der Arbeit Hellingers durch einen Israeli
Haim Dasberg, Israeli, Professor in Tel Aviv, Vertreter des Nationalen Israelischen Zentrums für die psychosoziale Betreuung von Überlebenden des Holocaust und ihrer Nachkommen schreibt im Ge-leitwort des Buches von Bert Hellinger Rachel weint um ihre Kinder: Seitdem war ich bei vielen Fa-milienaufstellungen anwesend und habe ihre Wirkung an mir selbst erfahren. Sie eröffnen einen Zu-gang zu lange eingefrorenen Gefühlen, die nach dem Verlust der vielen Angehörigen im Holocaust sich zeigen und gelebt sein wollten, die aber zurückgehalten und verdrängt wurden. Hier konnten sie auftauen und erfahren werden. Die toten Angehörigen kamen wieder in den Blick und die Liebe zu ihnen und die Trauer um ihren Verlust wurden tief gefühlt. In den Aufstellungen werden diese Gefühle geachtet und dürfen sich zeigen. Am Ende sind die Lebenden mit den Toten und deren Schicksal ver-söhnt. Und weiter unten: In den Familienaufstellungen, die in diesem Buch beschrieben werden, zeigt Hellinger: Wenn die Stellvertreter beider Seiten der Täter und der Opfer aufeinander zugehen und gemeinsam über die Toten trauern und weinen, entsteht vor ihren Augen und in ihrem Herzen ein Bild, wie die Versöhnung zwischen ihnen gelingt und wie ein Kreis sich endlich schließt.
Soweit Haim Dasberg zur Aufstellungsarbeit.
http://www.iag-systemische-loesungen.de/oeffentlichkeitsarbeit/Endfassung.12.06.04.doc
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