Bei mir beginnt Rassismus, wo ich, ohne es zu äussern, innere Vorbehalte habe, wenn jemand eine andere Hautfarbe hat oder sich anders kleidet, als ich es gewohnt bin. Diese Vorbehalte müssen mir nicht einmal bewusst sein. Und leider ist das, denke ich, "normal".
Das ist durchaus normal. Der menschliche Verstand versucht laufend aus dem was wahrgenommen wird auf das zu schließen was sich der Wahrnehmung entzieht. Und dafür wird kategorisiert. Je weniger Informationen der Verstand hat, desto oberflächlicher ist es. Der Unterschied ist dabei nicht ob das geschieht, sondern wie bewusst man damit umgeht, wie sehr es das echte Denken, Sprechen und Handeln bestimmt. Das wiederum ist individuell, hat viel damit zu tun wie identifiziert jemand mit solchen Assoziationen ist - je höher die Identifikation, desto eher werden Assoziationen zu Überzeugungen. Und Identifikationen haben immer einen Zweck. Ein typischer Zweck ist die Herabsetzung anderer um sich selbst zu erhöhen, also zu einer Schlussfolgerung zu kommen das jemand anders irgendwie unterlegen ist. Deshalb ist echter Rassismus, also Rassismus der tatsächlich auf Überzeugungen basiert und eine Ideologie formen, deren Erhalt vom Verstand beschützt werden - ihres Zwecks wegen - am ehesten bei Menschen mit eher schlechtem Selbstbewusstsein und/oder Ängsten zu finden. Dabei ist es aber nicht unbedingt eine Frage der Intelligenz, sondern wie gesagt: Eine Frage des bewussten Umgangs. Intelligente Menschen haben genau da aber Vorteile, sie gehen "selbst-bewusster" mit der eigenen Gedankenwelt um.
Aber grundlegend passiert dasselbe mit vielen anderen Kategorisierungen... Der Verstand kann alles für solche Zwecke nutzen und tut das auch und es ist nicht wirklich irrational, denn es ist ja letztlich rational möglichst schnell zu Schlussfolgerungen über andere zu kommen. Man kann dazu interessante Gedanken-Spiele bzw. kleine Experimente machen: Sich einfach Menschen anschauen denen man so täglich begegnet und sich vorstellen man hätte etwas Bedeutendes mit jemandem vor... geschäftlich z.B., oder jemand wäre der neue Freund einer Frau die einem nahesteht oder oder...
Wenn man das bewusst macht wird offensichtlicher wie unser Verstand das ansonsten ziemlich automatisiert tut. Und je bewusster mach so denkt, desto weniger geschieht es automatisiert und v.a., umso freier ist man dann wie man damit umgeht. Anders gesagt: Solche Assoziationen, die durchaus harte Vorurteile enthalten können, tauchen dann vielleicht noch auf, haben aber weniger Einfluss auf das echte Denken und Handeln.
Rassismus gibt es da aber, wie gesagt, einen sehr wesentlichen Unterschied:
1) Zum einen jene Assoziationen von denen ich oben spreche mit denen man letztlich dennoch sehr frei umgehen kann. Sie müssen keinen Einfluss haben
2) Ideologie: Ein ganzes Gebilde aus Überzeugungen mit denen jemand stark identifiziert ist, die irgendeinem Zweck dienen.
Ein Grund warum ich es sehr kritisch sehe, wenn Menschen vorschnell als Rassisten abgestempelt werden: Es bringt sie dem Rassismus näher, weil es sie mit Assoziationen der ersten Kategorie identifiziert und daraus wird dann Kategorie 2. Anders gesagt: Wenn man Menschen einredet, dass sie falsch sind weil sie Ängste auf der Basis von Assoziationen der ersten Kategorie haben, drängt man sie in eine Verteidigungshaltung. Es ist vollkommen normal das der Verstand dann Gründe zu finden versucht um zu der Schlussfolgerung zu kommen nicht falsch zu sein. Das führt zur Bildung von ideologischen Konzepten und der Identifizierung damit.
Abgesehen davon: Menschen vorschnell, nur auf der Basis von oberflächlichen Vermutungen, als rassistisch/rechts anzusehen bzw. ihnen diesen Stempel zu verpassen, funktioniert genau wie Rassismus selbst und verfolgt sehr oft genau den gleichen Zweck wie Rassismus: Kompensation. Menschen stellen sich, in dem Fall moralisch, über andere.
Eine sehr übliche Kategorisierung vieler Medien ist: "Alter weißer Mann"... das wird nicht als rassistisch wahrgenommen, weil diese Gruppe keine Minderheit sondern nach wie vor die mächtigste Interessengruppe ist. Dennoch: Die überwiegende Mehrheit aller "alten weißen Männer" gehört nicht wirklich zu jener Interessengruppe und hat keinerlei Macht. Damit werden auch ältere weiße Hartz4-Empfänger attackiert und es führt psychologisch zu Reaktionen wenn sowas zu oft und über Jahre geschieht. In den USA gibt es eine andere Bezeichnung für jene Gruppe: White Trash.
Trump:
Trumps Ausfälle betreffend sind natürlich Kategorie Nummer 2 und echter und tiefsitzender Rassismus. Er verfolgt ganz klar einen Zweck mit seinen Attacken und das ist bei ihm weder überraschend noch neu. Er hat schon als junger Immobilien-Händler (noch mit seinem Vater) rassistisch gearbeitet. Und irgendwann schaltete er mal eine ganze Zeitungs-Anzeige wegen einer Vergewaltigung für die eine Gruppe schwarzer Jugendliche verantwortlich gemacht wurde. In jener Anzeige forderte er die Todesstrafe für sie - sie waren unschuldig, aber kamen für Jahre ins Gefängnis.
Auch im langweiligen Alltag sind tonnenweise rassistischer Äußerungen von Trump belegt. Trump ein interessanter Einfluss auf die Welt. Er macht vieles was unglaublich destruktiv ist offensichtlich.