Peinlich

Der Lutz war grade gestorben. Bei seinen Eltern stand, wegen des älteren Bruders, ein Kopierer in der Küche. Und ich Esel hab doch tatsächlich sämtliche verschiedenen Todesanzeigen zusammen gelegt und dann dort auf Dina 4 kopieren lassen und bin anschließend mit den Kopien durchs Dorf gegangen und hab sie verteilt.

Das war mir nicht damals, nein, das ist mir "heute im Sinne des Begriffes" peinlich.

Zugegeben, ich könnte es als kindliche Trauerarbeit verbuchen, doch hätte ich da nicht was anderes machen können?

für mich klingt das völlig okay. die Leute im Ort sollten davon wissen.
das ist sinnvoll und nachvollziehbar. und die Anzeigen zusammenzukopieren
und überhaupt den Kopierer zu benutzen war ebenfalls sinnvoll und zielführend.
ich finde nichts daran peinlich. nur hat sich halt unser Zusammenleben verändert.
früher, in Gruppen von 20 bis 200 Menschen, hätte es auf jeden Fall jeder erfahren.
heute ist alles in Massen da, selbst bzw vor allem die Menschen. dadurch wurde vieles
anders. anders ist nicht immer besser.

kennst du Michel aus Lönneberga? die Filme seh ich immer wieder gerne.
 
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für mich klingt das völlig okay. die Leute im Ort sollten davon wissen.
das ist sinnvoll und nachvollziehbar. und die Anzeigen zusammenzukopieren
und überhaupt den Kopierer zu benutzen war ebenfalls sinnvoll und zielführend.
ich finde nichts daran peinlich.

Da hast du dich jetzt zeitlich völlig verrechnet. Ich sprech ja nicht von heute sondern von damals. Da kannte jeder jeden und jeder hat auch fast alles gewusst, bis auf Dinge von Sonntagsgesichtern, die Doppelspielchen trieben.

älter als 9 oder 10 war ich nicht.

(Hab ihn gefunden - es war 1986)
 
gut, dann hab ich mich nicht verständlich ausgedrückt.
mag jetzt auch nicht nochmal ansetzen.
was ich sagen wollte ist, daß du einem natürlichen Impuls gefolgt bist.
 
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Da waren wir also eine Gruppe von Europäerin in Montana zum Sonnentanz.
Viele verschiedene Menschen gemeinsam für gut 10 Tage in einem Camp.
Darunter auch zwei nette ältere Frauen, sie wollten beide 2 Tage tanzen.
Mir fiel auf, dass die eine Frau öfter die Andere führte, ja es war eben in der Prärie, da ist der Boden nicht betoniert, dachte ich mir.
War doch die Frau welche geführt wurde eher holprig unterwegs...
Ich überlegte mir, ob sie denn die 2 Tage Tanz wirklich schaffen würde... ab dem 3, 4 Tag war sie schon sicherer unterwegs und immer öfter auch alleine.

Am Ende der gemeinsamen Zeit, schenkte ich dieser älteren Dame ein Buch.
Ich hatte es selbst gerade erst fertig gelesene und ich erinnere mich, das es mir sehr gut gefallen hatte.
Sie nahm es lächelnd in Empfang, umarmte mich und meinte: " Das ist sehr lieb von dir, danke. Ich bin blind...
Für einen Moment blieb mir mein Herz stehen!
...aber ich werde es mir vorlesen lassen."

DAS war wohl der peinlichste Moment meines Lebens...

wobei es ganz sicher auch noch andere Momente gab...

... wie z.B. der Abend in meiner Lehrzeit vor ca. 30 Jahren, als ich der Tochter des Fürsten von Lichtenstein beim Abendessen eine ganze Platte Seezungen in Weißweinsauce über ihr Kleid kippte...
 
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