Novartis verweigert den USA Natriumthiopental

Tarbagan

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Natriumthiopental ist ein Beruhigungsmittel, das traditionell Todeskandidaten gegeben wird. Es schläfert sie ein, woraufhin sie meist zusätzlich noch ein Muskelrelaxans und Kaliumchlorid appliziert bekommen, welches dann den Tod durch Herzstillstand auslöst.

Jetzt kommt der Clou: Die Pharmakonzerne, die Thiopental herstellen, verweigern den 13 US-Staaten, in denen es noch die Todesstrafe gibt die Lieferung des Betäubungsmittels - weil sie die Todesstrafe nicht unterstützen wollen.


Krass, näh? Ich geb die Bühne frei für wilde Verschwörungstheorien, warum sie das tun, oder einfach Meinungen zum Thema.


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Hm, ich weiß nicht recht... bin ja auch gegen die Todesstrafe, nehme es der Firma aber so nicht ab.
Es wird auch nix ändern zumal es eh X Alternativen zu Thiopental gibt.
 
Was wären die X Alternativen?

Mir fällt spontan Propofol ein, aber das is ws. teurer. Ansonsten gibts Inhalationsanästhetika, aber die kann man nicht spritzen. Das Problem ist, dass man einen Wirkstoff benötigt, der billig ist, einen extrem schnellen Wirkungseintritt hat und das Opfer mit höchster Wahrscheinlichkeit sofort ausschaltet. Außerdem sollte man es spritzen können, aus praktischen Gründen.

Hätte ich meinen Titel in Pharma schon, würd ich die Sache ja selbst in die Hand nehmen ...
 
Die direkte Alternative wäre Methohexital, ansonsten
jedes Barbiturat, Benzos in hohen Dosen, Propofol, Etomidat, Ketamin bzw. (S+)-Ketamin (dann aber wieder in Verbindung mit 'nem Benzo)...

Kann man alles Spritzen, wobei ich die praktische Notwendigkeit nicht sehe...

..andere Hinrichtungsmethode. Ne Kugel ist sicher billiger, wenn es um den Preis geht... sieht halt weniger clean aus... noch billiger: drauf verzichten.

Wenn du deinen Titel in Pharma fast schon hast, solltest du - ehr als ich - in der Lage sein dieses zu beantworten.

(übrigens wirkt kein (mir bekanntes) Muskelrelaxans auf das Herz im Sinne eines Stillstandes, weil die Reizweiterleitung nicht wie bei quergestreifter Muskulatur funktioniert.)
 
hab ich mir auch grad gedacht.....

was wohl der wahre Hintergrund ist?

Ja weil es ganz einfach dem Image der Firma schadet...
Habe ich doch erst vor einigen Tagen als "Skandal" in der Zeitung gelesen dass die USA ihre Mittelchen für die Todesstrafe "von Österreich" bzw der Firma Novartis bezieht...

Naja, wieviel kann das sein? Sicher keine Unmengen...da verzichten die lieber auf den Verkauf dieses Mittels, und behalten ihr reines weißes Image zum "Wohle für den Menschen" und nicht zum Umbringen desselben...
 
Die direkte Alternative wäre Methohexital, ansonsten
jedes Barbiturat, Benzos in hohen Dosen, Propofol, Etomidat, Ketamin bzw. (S+)-Ketamin (dann aber wieder in Verbindung mit 'nem Benzo)...
Benzodiazepine sind für diesen Fall absolut unbrauchbar, da sie (vergleichsweise) geuer sind und viel zu lange brauchen würden (Diazepam, das für seinen vergleichsweise schnellen Wirkungseintritt bekannt ist, würde 10-20 mal so lang brauchen wie Thiopental), außerdem sind sie keine Anästhetika. Außerdem: Schon mal jemandem, ders nicht gewohnt ist, hochdosiert Benzodiazepine gegeben? Die dabei auftretenden Nebenwirkungen sind für diesen Zweck absolut nicht wünschenswert.
Dito für die meisten Barbiturate (zu denen Thiopental btw gehört, aber ein nicht gut mit anderen Barbituraten vergleichbares Profil hat); es handelt sich beim Großteil um Sedativa, keine Anästhetika, und viele würden ebenso sehr lange brauchen, bis man fortfahren kann.
Etomidat ist fünfmal so teuer wie Thiopental.
Ketamin ist zwar günstig (ich glaub sogar günstiger als Thiopental, aber kA), aber seine Pharmakodynamik ist für diese Problemstellung nicht brauchar.

Kann man alles Spritzen, wobei ich die praktische Notwendigkeit nicht sehe...
Naja, ist doch logisch, oder? Um die nötige Resorptionsgeschwindigkeit zu erreichen, bieten sich genau 2 Applikationsarten an: als Injektion (i.v.) oder durch Inhalation. Wenn man letzteres wählt, muss man extra zwei verschiedene Apparaturen anbringen, was übermäßigen zusätzlichen Aufwand bedeutet, denn auch das simple Drücken eines Knopfes ist bei einer Hinrichtung nicht so unkompliziert. Außerdem kann sich der Kandidat leichter zur Wehr setzen und es ist schwerer zu kontrollieren (der Kandidat kann ja sein Atemverhalten willentlich manipulieren).

..andere Hinrichtungsmethode. Ne Kugel ist sicher billiger, wenn es um den Preis geht... sieht halt weniger clean aus...
Mit Kugeln wird in extremen Ausnahmefällen sogar noch exekutiert. Dies wird aber vom Establishment extrem stark kritisiert. Und billiger isses ws auch nicht, weil man ja nicht nur ne Kugel braucht. Hier ein Artikel, um zu verdeutlichen, worauf ich mich beziehe.

(übrigens wirkt kein (mir bekanntes) Muskelrelaxans auf das Herz im Sinne eines Stillstandes, weil die Reizweiterleitung nicht wie bei quergestreifter Muskulatur funktioniert.)
Da musst du dich aber mehr bekannt machen. Denn sehr viele Muskelrelaxantien können zu Herzstillstand führen - vor allem die mit sehr schnellem Wirkungseintritt, wie Succinylcholin zum Beispiel, oder Rocuronium bzw. Pancuronium - letzteres ist übrigens jenes Muskelrelaxans, das bei der Todesspritze zum Einsatz kommt. Aber auch weniger exotische, gebräuchlichere Vertreter wie Diazepam können Herzstillstand hervorrufen - eine Nebenwirkung, die bei normaler Dosierung hingegen sehr selten auftritt, bei hoher Dosierung oder (v.a.) bei Polyintoxikation aber eine realistische Gefahr darstellt. Abgesehen davon gings dabei gar nicht; Herzstillstand durch ein Muskelrelaxans herbeizuführen wäre unökonomisch. Der Stillstand wird natürlich durch das Kaliumchlorid (kostet praktisch gar nix) herbeigeführt.

Dass die Reizweiterleitung anders ist, stimmt nur halb - beide verwenden den gleichen Transmitter (Acetylcholin), aber unterschiedliche Unterarten von Rezeptoren (nikotinisch/muskarinisch). Spielt aber für die meisten Pharmaka keine Rolle, die sind da nicht so wählerisch, und viele Wege führen nach Rom.
 
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