Logion 4 - 10
L 4
Jesus sprach: Nicht wird zögern der Greis in seinen Tagen zu fragen ein ganz kleines Kind von sieben Tagen wegen des Ortes des Lebens, und er wird leben.
Denn viele Erste werden sein Letzte, und sie werden ein einziges sein!
Wir haben hier ein Pseudonym für den Anfang und das Ende. Das kleine Kind von sieben Tagen steht für den Anfang und der Greis in seinen Tagen für das Ende.
Warum ein sieben Tage altes Kind? Die Beantwortung dieser Frage würde allein ein ganzes Buch füllen, wir wollen uns nur merken, dass die sieben eine heilige Zahl ist und hier stellvertretend für die sieben Energiewirbel (Chakras) im Körper des Menschen steht. Ein Kind von sieben Tagen ist der Erwachte Mensch. Hierauf bezieht sich auch die Bibelstelle in Math. 18,2-5: .....Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet ......
Aber auch jedes Kind ist anfangs ein erwachtes Menschenwesen. Erst die Erziehung durch die Eltern, Umwelt, etc. lässt es vollends diese Tatsache vergessen und der Mensch wird in den Strudel des Lebens hineingezogen und eine neue Karmaspirale tut sich auf.
Der Greis in seinen Tagen ist der Mensch im Alter, der durch Altersweisheit (so wollen wir hoffen) grundlegende Erkenntnisse gewonnen hat. Er erkennt, in gewissen Augenblicken seines Noch-Daseins den Erwachten und wird deshalb nicht zögern, sich an ihn fragend anzuhängen und führen zu lassen.
In früheren Zeiten sind viele Greisinnen und Greise aus gebildeten Schichten in den letzten Jahren ihres Lebens ins Kloster gegangen. Dies resultierte aus der Alterseinsicht. Diese ist heute leider immer mehr verschüttet durch das gottesferne Denken der christlichen Menschheit.
Jetzt wird auch die Schlussaussage Jesu in diesem Logion deutlicher: Viele Erste werden sein Letzte bedeutet, dass die Suchenden, am Ende ihrer Reise im Ziel angelangt, den Tod nicht schmecken werden. Sie werden also als Letztes von dieser Welt gehen.
Jesus geht aber in seiner Aussage noch einen Schritt weiter, wenn er sagt, dass alle vorher genannten ein Einziges sein werden. ER spielt hier auf das UNENDLICHE EINSSEIN GOTTES mit der Schöpfung an.
Doch diesen Punkt besprechen wir im folgenden noch öfters (z.B. Logien 22 und 77) ausführlicher.
"Erste werden sein Letzte" bedeutet aber auch, daß pures Wissen ohne Einsicht der Veränderung, der Dualität, starr und steif bleiben wird und sich in Hochmut, Hochnäßigkeit und Besserwisserei wandeln wird.
Und ist dies nicht gerade heute auch ein Problem nicht nur des Christ
entums? Gerade hier im Forum werden wir immer wieder Zeuge darüber, wie Besserwisserei und die Sturheit der Behauptung zu N ichtverständnis und somit Nichtverständigung führen.
L 5
Jesus sprach: Erkenne das, was vor deinem Angesicht ist,
und was vor dir verborgen ist wird sich enthüllen!
Denn kein Verborgenes wird nicht offenbar werden!
Wieder eine Anspielung auf das Erkenne Dich selbst. Denn nicht nur IN SICH selbst, sondern vor dem eigenen Angesicht soll man sich erkennen.
Es ist aber nur natürlich, dass wenn man SICH SELBST erkennt, sich die Umwelt, die Umgebung eben alles vor Deinem Angesicht enthüllen wird.
Er weist ausdrücklich in der letzten Zeile darauf hin, dass sich nichts von allein enthüllen wird. Der Suchende wird zur Tat aufgefordert.
Von allein wird sich das Verborgene nicht offenbaren. Obwohl er nicht exakt von allein oder ähnliches sagt, ist es jedoch so gemeint. Denn kein Verborgenes... heißt, Du wirst es nicht erleben, dass sich das Verborgene von selbst enthüllt.
Aber noch etwas anderes drückt diese Zeile aus. In der ersten Zeile sagt er, dass ich etwas vor meinem Angesicht erkennen muss. Eine Wahrheit, welche ich also vor Augen habe. In der zweiten Zeile erfahre ich, dass diese Wahrheit vor meinen Augen verborgen ist und ich es erst enthüllen muss.
Und dann wechselt er die Richtung, in dem Jesu mir sagt, dass das, was ich enthülle, gar nicht richtig verborgen ist. Es muss eine Wahrheit sein, welche mir ständig vor Augen war, ständig um mich herum war, vielleicht eine mir bekannte aber nicht bewusste! - Wahrheit.
Wenn wir uns an Logion 2 und dort auf Seite 17 folgend an den Ausspruch Tate Wale Babas erinnern, so wird diese Erklärung bestätigt.
Also lasst uns weiter sehen.
L 6
Seine Jünger fragten ihn, sie sprachen zu ihm:
Willst du, dass wir fasten?
Und wie sollen wir beten und Almosen geben und welche Speise sollen wir beobachten?
Jesus sprach: sprecht keine Lüge und das was ihr hasst, tut nicht!
Denn offenbar ist alles vor dem Himmel. Denn es gibt nichts Verborgenes, dass nicht enthüllt wird und nichts Verdecktes, dass nicht aufgedeckt werden wird.
Hier eine eindeutige Regel zum Leben: Bekenntnis zur Wahrheit und tut nur das, zu was ihr auch steht! Deutlicher kann man es nicht ausdrücken. Indem Jesu auf die direkte Frage seiner Jünger nach fasten, Almosen und Speise nicht eingeht, ist dies auch nicht so wichtig.
Halt!, wird jetzt der ein oder andere Leser einwenden: Almosen sind wichtig!
Almosen?
Könnten wir nicht eher sagen, dass wir Spenden oder einfach nur, dass wir geben?
Klingt dies nicht besser als wenn wir von Almosen sprechen?
Wir wissen nicht, warum Jesus nicht direkt auf Almosen einging, später sehen wir jedoch, wie wichtig er es erachtete, zu geben!
Ein kosmisches Gesetz besagt, dass Du mindestens zehn Prozent Deines Erhalts geben sollst, damit Reichtum (weiterhin) zu Dir fließt.
Ein weiteres Gesetz besagt, dass der, welcher Almosen annimmt, die Verantwortung für den gebenden Menschen übernimmt!
Doch was nützt es, wenn ein Jünger Almosen gibt, nur weil Jesus es sagte? Zugegeben, dem Empfänger vielleicht nur dem Jünger nicht.
Tu nichts, was Du hasst! Wenn Du also geben willst, dann gib doch einfach. Und wer noch nicht so weit ist, diese Weisheit zu erkennen, dem würde auch ein zwanghaftes, weil vorgeschriebenes Geben nichts zu seinem Weiterkommen nützen.
Das drückt er mit den letzten beiden Zeilen aus: Alles kommt ans Licht, nicht nur Deine Taten, auch das Warum Deiner Taten!
"Lebe in der Welt, jedoch nicht von der Welt" - auch diese östliche Weisheit kann sich darauf beziehen. Denn wenn ich selbstlos gebe, selbstlosen Dienst an anderen verrichte, dann schafft das "Warum" kein (negatives) Karma. Wenn ich es aus Provilierungssicht, aus Gewinnsucht oder Habgier oder sonst einem "niederen" Grund tue, habe ich (für mich negatives) Karma geschaffen.
L 7
Jesus sprach: selig ist der Löwe, den der Mensch isst,
und der Löwe wird Mensch!
Und abscheulich ist der Mensch, den der Löwe frisst,
und der Löwe wird Mensch.
Es gibt gewisse kosmische Gesetze, welche einfach (selbst heute!) noch nicht reif für das Denken der Menschen ist.
Vielleicht hilft es, wenn sich der geneigte Leser einmal überlegt, warum gerade in Zeiten des erhöhten Fleischkonsums in den letzten hundert Jahren die Weltbevölkerung auch übermäßig zunimmt und gerade in armen, ungebildeten Ländern und in den sozial schwachen Schichten unserer westlichen Welt!
Suchender kontempliere darüber und Du erhältst Erkenntnis.
Und dabei bin ich mir bewußt, daß diese Erklärung eine Einladung für alle
Kritiker ist.
L 8
Und er sprach: Der Mensch gleicht einem Fischer, einem klugen, der sein Netz warf ins Meer. Er zog es heraus aus dem Meer, voll kleiner Fische. In ihrer Mitte fand er einen großen, guten Fisch, der kluge Fischer. Er warf alle kleinen Fische fort ins Meer. Er wählte den großen Fisch ohne Hemmung.
Wer Ohren hat zu hören, möge hören!
Muss man hier noch viel sagen? Ist nicht alles notwendige bereits gesagt?
Wenn der Suchende hier SICH SELBST einsetzt und für den großen Fisch Gott, so hat er die Geschichte ins Reine übersetzt. Und die vielen kleinen Fische?
Die kannst auch Du beruhigt ins Meer zurückwerfen, denn das sind die vielen Priester und religiösen Fanatiker, welche zwar auch ein Weg zu IHM sind, jedoch nicht der Geradeste und somit nicht unbedingt der Beste! Und ein Zeichen sollte für alle sein, dass er sie in ihr Leben (das Meer) zurücksetzte. Er brachte sie nicht um, er ließ sie so wenig leiden, als nötig.
Tue auch Du dasselbe mit all den Verirrten! Lass sie leben und versuche nicht, sie zu bekehren. Denn jeder kleine Fisch hat die Chance, groß zu werden denn auch Ein Heiliger ist (nur) ein Sünder, der niemals aufgibt!. Dieses Zitat stammt von Paramahansa Yogananda.
Also beachte nur den großen Fisch!
L 9
Jesus sprach: Siehe, der Sämann kam heraus. Er füllte seine Hand, er warf.
Einige (Körner) fielen auf den Weg. Es kamen die Vögel, pickten sie auf.
Andere fielen auf den Fels und sandten nicht Wurzeln hinab in die Erde und trieben nicht Ähren hinauf in die Höhe.
Und andere fielen auf die Dornen. Sie erstickten den Samen und der Wurm fraß sie.
Und andere fielen auf das gute Land und es brachte gute Frucht hervor.
Es brachte sechzig (fach) und hundertzwanzig (fach) !
Auch diese Aussage ist leicht verständlich heute, da sie ähnlich auch im neuen Testament aufgeführt ist.
Für Dich, lieber Suchender, heißt es: nicht aufgeben, denn nur die wenigsten werden ans Ziel gelangen. Die aber werden ein vielfaches davon (an Menschen) ebenfalls zum großen Ziel hin führen.
Es ist leider eine Tatsache, daß die wenigsten Suchenden in einem Leben den Weg zurücklegen werden. Zu groß sind die Prägungen aus Kindheit und Umwelt, zu groß die Versuchungen und zu schmal ist der Pfad der Erkenntnis.
Doch darauf kommen wir gleich noch zum Sprechen.
L 10
Jesus sprach: Ich habe Feuer geworfen auf die Welt und siehe, ich bewahre es, bis sie brennt!
Ein Logion, welches zweierlei Gültigkeiten hat: eine Äußere und eine Innere.
Zum Einen war es für die Zeit Jesu passend, denn die Menschheit allen voran seine Jünger erwarteten die Erlösung. Sie glaubten sich in einer Art Endzeit und glaubten an das baldige Kommen des Jüngsten Tages.
Nun ja viele Menschen meinen dies in der jetzigen Zeit auch gerade wieder! Aber denke immer an die kleinen Fische und die Verführer, lieber Suchender, und Du wirst SELBST erkennen.
Die Zeit seines Kommens war aber mitnichten die Endzeit (wie wir heute bestens wissen). In Wirklichkeit war es fast die Mitte zwischen den beiden dunklen Zeitaltern. Im Indien der damaligen Zeit mit seiner tiefen, spirituell weit fortgeschrittenen Religion war diese Zeit als Kali Yuga bekannt.
Jesus drückt damit aus, dass keine Endabrechnung bevorstehen wird, keine Erlösung aus dem dunklen Zeitalter. Im Gegenteil: es wird weitergehen.
Und nun kommt wieder Logion 9 ins Spiel: Jesus war nicht Erlöser, sondern
Verkünder und zugleich der Sämann: Einige wenige Körner fielen auf guten Boden und brachten reichlich Frucht. Das meiste jedoch war verloren.
Jesu Aussage war also keine Kriegserklärung oder ein Aufruf zur Rebellion, sondern es war eine nüchterne Feststellung.
Es war schon immer so und wird noch lange so bleiben: Viele Menschen sind bewegt, wenn sie die Botschaft vernehmen, doch ihr Leben ändern wollen sie nicht.
Nur die wenigsten gehen auf die Suche nach IHM und damit nach SICH SELBST!
Heute nicht anders wie zu Jesu Zeit!
Und da sind wir bei der zweiten Gültigkeit: dem immer aktuellen, inneren Aspekt. Egal ob damals oder heute: der Suchende, welche sich auf den Pfad macht, beginnt im wahrsten Sinne des Wortes auf Messers Schneide zu balancieren. Links und rechts des dornigen Pfades lauern die Verblendungen der Welt, lauert der Fels (fällt auf unfruchtbaren Boden) oder die Dornen (ersticken den guten Samen).
Dies kommt für den auf dem Pfad Wandelnden einem Krieg gleich. Wie der Krieger in der Schlacht, so fühlt sich der Suchende, wenn er Erkenntnisse über SICH SELBST erlangt.
Die Bhagavad Gita spricht deshalb vom spirituellen Krieger. Ein solcher muß man auch werden. Und dazu trägt auch der offene Dialog bei, welchem sich der Suchende nach einiger Zeit der Erkenntnis stellen wird. Automatisch wird dies geschehen, denn so ist der Weg. Keine Missionierung wird stattfinden, denn Missionierung bedeutet Zwang.
Nein, der Dialog wird mit Menschen einsetzen, welche auf Dich zukommen.
Feuer auf die Welt werfen bedeutet auch, dass der Suchende überall und bei (fast) jedem Menschen die Not erkennt und deshalb selbstlos helfen und dienen soll.
Jesu bewahrt dieses Feuer, bis die Welt brennt, dass heißt aber auch, dass es solange nicht anders wird, bis der letzte Mensch "heim zum Vater " gelangt ist.
Der Suchende, der SICH SELBST erkennt, weiß aber in diesem Augenblick, dass kein Feuer ihn verbrennen, kein Wasser ihn ertränken und somit kein Tod ihn berühren kann.
Denn DAS SELBST war immer und ist immer und wird immer sein, eingebettet und somit ein Teil DES EINEN UNSAGBAREN.