Hierarchie ist pfui! Hurra, es lebe die Heterarchie!

fckw

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Im Thread über die lieben Mitmänner entsteht bisweilen der Eindruck, Hierarchien seien ganz fundamental schlecht, da höhergelegene Elemente die niedriger gelegenen Elemente zwingend unterdrücken würden, während totale Heterarchien fundamental super seien, da hier quasi jeder gleiche Rechte besässe.

Ist das wirklich so? In meinen Augen handelt es sich hier um ein für Esoteriker (genauer handelt es sich um die typische Haltung der Vertreter des grünen Memes nach Spiral Dynamics) typisches Vorurteil, dem ich immer wieder begegne.

Stellen wir uns mal ganz plastisch ein rein heterarchisch organisiertes Krankenhaus vor. Es gibt weder eine Oberschwester noch hat die Herzspezialistin in Fragen zu Herzkrankheiten mehr zu sagen als der Putzmann.
Welcher Esoteriker würde sich gerne in so ein Krankenhaus einliefern lassen?

Stellen wir uns ebenfalls mal ganz plastisch ein rein hierarchisch organisiertes Krankenhaus vor. Es gibt einen einzigen Oberarzt, der immer die letzte Entscheidung fällt, handle es sich darum, wie das Budget verteilt wird, ob Person X eine zusätzliche Infusion braucht oder ob die Toilette sauber geschrubbt ist - ganz egal, diese Person muss das immer alles entscheiden.
Welcher Esoteriker würde sich gerne in so ein Krankenhaus einliefern lassen?

Hierarchien bedeuten nicht zwingend Unterdrückung, Einschränkung der Freiheit. Hierarchien respektieren die Tatsache, dass nicht alle Menschen genau dieselbe Kompetenz zur Entscheidung in versch. Fragestellungen haben, sie sind oft effizient (aber natürlich nicht immer), wenn es um Dinge geht, wie Informationsverteilung.
Heterarchien bedeuten umgekehrt nicht zwingend Gleichberechtigung und Gleichheit. Heterarchien können bestehende Unterschiede völlig einflachen, indem sie die Individualität des einzelnen massiv unterdrücken, da in einer Heterarchie niemand nach oben oder unten ausscheren darf. Heterarchien führen nicht automatisch zu Gleichverteilung und Gleichberechtigung (wie das Beispiel der UdSSR gezeigt hat, wo es dann am Ende eben doch solche gab, die noch gleicher als alle anderen Gleichen waren).

Aber natürlich sind Hierarchien ebenfalls nicht zwingend gut und Heterarchien zwingend schlecht. Banal gesagt: Es kommt halt auf die Situation drauf an. In den allermeisten Fällen scheint eine Kombination von Hierarchie und Heterarchie die besten Resultate zu erzielen.
 
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fckw schrieb:
Im Thread über die lieben Mitmänner entsteht bisweilen der Eindruck, Hierarchien seien ganz fundamental schlecht, da höhergelegene Elemente die niedriger gelegenen Elemente zwingend unterdrücken würden, während totale Heterarchien fundamental super seien, da hier quasi jeder gleiche Rechte besässe.

Ist das wirklich so?

Oh da muß ich schreiben, beschäftige mich gerade damit :) Darf ich mit konkretem Beispiel aus Frauensicht antworten?

Ich finde das ganze Ambivalent: einerseits möchte man den starken männlichen Mann der sagt wo es lang geht = klare HIerarchie (Das ist übrigens eine der häufigsten Antworten von Frauen wie der Mann sein soll)

Andererseits will Frau die Gleichberechtigung, bestimmen einen einfühlsamen Mann der auf die Frau eingeht. Das wäre eher Heterarchie.
Aber wenn der Mann das dann tatsächlich macht fühlt sich Frau automatisch überlegen und sieht den Mann als Schwächling. Es entsteht quasi wieder eine HIerarchie wo die Frau die Überlegene ist.
Es ist so ich hab darüber schon oft diskutiert, viele Frauen empfinden das so.

Ich bekenne mich dazu das hier wir Frauen uns sehr, sehr widersprüchlich verhalten. Ich habe das schon sehr oft an mir beobachtet und bin gerade dabei das zu ändern...
lg
ina
:kiss4:
 
Hallo Foris :)

RangOrdnung ist zeitweilig, vorübergehend und sie hält nicht an irgendwelchen ideologischen, politischen oder religiösen Vorbildern...Machtstreben u.s.w...fest, sondern an der Funktion.

Hierarchien sind langfristige Machtstrukturen,
auf längere Sicht hinaus so lang wie möglich...
und sein immer an wirtschaftlichen Voraussetzungen gebunden.

Der Zweck jeder Hierarchie ist das Aufsteigen zur Spitze, das auf der Spitze bleiben...so lange wie möglich, Macht(Geld,Güter...)

Ich hoffe, dass meine Antwort ein bisschen Licht in die Wirren des pyramidalen Denkens und Handelns bringen konnte.

Sowohl Esoteriker als auch nicht-Esoteriker erliegen meistens dem sozialdarwinistischen Charme.

:)

Caya
 
*kurz was noch mit einwerf*

in der heterarchie ist eine wertungsfreie rangordnung enthalten.
(rangordnung ist KEINE hierarchie.. kleines paradoxon am rande *g*)

hierarchien gibts nur im patriarchat; innerhalb von hierarchien
wird immer von oben nach unten gebissen
(z.b. der chef der seine angestellten niedermacht)

hierarchien rechtfertigen wollen ist nichts anderes
als angst loszulassen, angst vor der leere.
angst vor dem leben und der selbstverwirklichung.

:ironie: ein hoch auf den sozialdarwinismus. :ironie:
 
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