Die aktuellen Sozialstaat-Ausgaben in Deutschland von 888 Milliarden Euro pro Jahr würden nach Berechnungen ausreichen, um ein Grundeinkommen in Höhe von monatlich 925 Euro für jeden Deutschen zu finanzieren:
Das ist, in meinen Augen, eine Milchmädchenrechnung.
Warum?
Die von dir genannten Sozial-Staat-Ausgaben von 888 Milliarden Euro pro Jahr beinhalten auch Rentenzahlungen und Zahlungen aus der Arbeitslosenversicherung sowie der Krankenversicherung für Krankengeld z.B.
Diese Ausgaben beruhen auf Einnahmen die der Staat
jetzt in diesem System einnimmt wo es eben kein BGE gibt.
Mit der Einführung des BGE werden sich die Einnahmen des Staates grundlegend ändern, denn erstens fällt dann das Rentensystem und das Arbeitlsosenversicherungssystem, welche paritätisch zur Hälfte auch von den Arbeitgebern mitfinanziert wird, weg.
Auch die Frage wie dann die Krankenversicherung, welche bis heute zumindest noch zum größtenTeil paritätisch auch vom Arbeitgebern mitfinanziert wird, finanziert werden soll ist bis dato noch nicht mal angesprochen.
Das heisst: Mit der Einführung eines BGE würden dem Sozialstaat automatisch Einnahmen weg fallen, welche du aber in deiner, in meinen Augen, Milchmädchenrechnung aufgeführt hast, in diese Rechnung aber nicht einfließen dürfen.
Ist das notwendig wegen der immer weiter fortschreitenden Automatisierung die immer mehr Jobs wegfrisst?
Das Problem das durch Automatisierung weg fallenden Jobs diskutieret man nicht erst seit der industriellen Revolution, sondern diskutierte man schon noch früher bei der Einführung durch Webstühle, was zum Teil ein Grund früherer Weberaufstände war.
Auch bei der Einführung der Fließbandarbeit durch Henry Ford in den 1910er Jahren war das schon Thema und vorallem schon kurz nach dem 2. Weltkrieg wärend des Wirtschaftsbooms.
Die Arbeitswelt und somit die Art der Arbeitsplätze hat sich immer schon mit jedem automatisierenden Fortschritt verändert und auch entsprechend angepasst. Wobei ich da sagen würde dass die Bergspitze bereits überschritten wurde und die Automatisierung nicht mehr in der Geschwindigkeit verläuft wie früher, sondern sich sogar verlangsamt. Früher war es scheller und intensiver diesbezüglich.
Deutschland hat es in den letzten 10-20 Jahren zumindest geschafft die Arbeitswelt und somit die Arbeitsplätze in den Dienstleistungssektor zu verlagern, wie z.B. Altenpflege&Krankenpflege, den immer weiter ausgebauten ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr), Logistik&Güterkraftverkehr, Gastronomie, Handel usw.
Und gegenwärtig zieht Deutschland jedes Jahr zehntausende Arbeitskräfte aus der EU an, weil Deutschland die Arbeitsplätze anbietet.
Die wandern ja nicht alle in die Sozialhilfe ein, oder ?
Oder glaubt ihr dann geht Deutschland unter?
Mit einem BGE würde Deutschland sicher nicht untergehen.
Aber mit der Einführung des BGE wird Deutschland einen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Paradigmenwechsel eingehen welcher dann, wenn es schief geht- weil es langfristig nicht funktioniert, nicht mal eben wieder rückgängig gemacht werden kann.
Ausserdem ist es, in meinen Augen, verfassungsrechtlich auch fragwürdig die jahrzehnte lang angeworbenen Rentenansprüche von millionen Arbeitnehmern so mal eben mit der einführung eines BGE vom Tisch zu wischen um sie der Startfinanzierung für das BGE zu übergeben.
Die Einführung eines BGE in einen funktionierenden Sozialstaat wie der BRD ist ein sehr hoch-spekulatives Experiment wo die Gefahren für ein scheitern sehr hoch zu bewerten sind.
Das Thema; Einführung eines Bedingungslosen Einkommens in Deutschland wird von der Mehrzahl der dt. Politiker deshalb nicht thematisiert weil sie wissen dass dies, rechtlich in allen Belangen, viel komplexer in der Ausführung wäre wie z.B. das gegenwärtige Thema Brexit und wie rechtlich verhandelt werden muss das Gross Britanien aus der EU ausscheiden kann.
Die Meisten stellen sich solch einen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Paradigmenwechsel vor und laufen dieser Vorstellung hinterher weil es sich ja auch schön anhört, haben aber von Staatsrecht und was alles damit zusammenhängt überhaupt keine Ahung und Vorstellung.
Denn so einfach und bequem wie viele sich das vorstellen ist es nämlich nicht.