Weder moralische Appelle, noch therapeutische Trainingsprogramme haben es geschafft und können es je schaffen, die täglichen Auseinandersetzungen über Beruf, Karriere, Geld, Familie und die vielen Kleinigkeiten des Alltags in Harmonie und Verständnis zu lösen.
Bereits Heraklit benannte um 500 v. Chr. den Streit als "Vater aller Dinge."
Ein Streit kann allerdings mißlingen und tut es auch häufig, denn grundlegende Probleme in der Partnerschaft, unterschiedliche Einstellungen und Meinungsverschiedenheiten können jeden Streit destruktiv enden lassen und bei häufiger Wiederholung Beziehungen zerstören.
Heute scheint es vielen einfacher zu sein, sich vom anderen zu trennen oder innerlich zu verabschieden und damit die Mühen der Auseinandersetzung mit abweichenden Lebensgewohnheiten zu vermeiden.
Der konstruktive Streit ist aus der Mode gekommen und gelingt nur noch einer Minderheit.
Wenn bei einem Paar, welches sich gerade kennengelernt hat, bereits schnell zerstörerische Streitformen an der Tagesordnung sind, ist entweder eine schnelle Trennung zu erwarten oder den beiden steht eine problematische Abhängigkeit bevor.
Auf ein "das wird sich schon noch (wenn wir verheiratet sind) ändern" sollte nicht gehofft und vertraut werden.
Partnerinnen und Partner gehen sehr unterschiedlich mit den Konflikten in der Beziehung um:
-Manche haben resigniert und schweigen nur noch. Sie sind einsam allein und einsam zu zweit geworden.
-Andere verheddern sich in stundenlangen und nervtötenden unfruchtbaren Diskussionen und reden dabei hoffnungslos aneinander vorbei.
-Bei wieder anderen fliegen die Fetzen, es hagelt gegenseitige Vorwürfe und Verletzungen.
Und so gibt es die Punktesammler, die Tester, die Detektive, die Hobbypsychologen, die Erzieher, die Geheimniskrämer, die Gesprächskiller, die Dauerredner, die Schweiger, die Manipulierer, die Schläger.
Probleme durch unterschiedliche Erwartungen schüren Konflikte und Spannungen.
Viele kleine Bausteine lassen die Spannung ansteigen und in einen oft recht destruktiven Streit münden.
Hinzu kommen in unserer derzeit konfliktträchtigen Gesellschaft oft auch ökonomische und soziale Spannungen, die mit finanziellen Problemen, Arbeitslosigkeit, Generationskonflikten usw. verbunden sein können.
Diese Spannungen von außen bedürfen oft einer gemeinsamen Lösung oder eines gemeinsamen Durchstehens des Partners und der Partnerin.
Sind die Spannungen innerhalb der Beziehung bereits recht groß, fördern die Probleme von außen die partnerschaftlichen Konflikte.
Das notwendige Gespräch, das notwendige Aushandeln, die notwendige Suche nach partnerschaftlichen Lösungen kann besonders dann zu massiven und unerträglichen Streitigkeiten eskalieren, wenn Unerledigtes aus früheren Auseinandersetzungen hochkommt und in den augenblicklichen Zwist mit einfließt.
Ein falscher Ton, ein falsches Wort ergibt das andere, und schnell werden beide ausfallend oder einer zieht sich zurück und der andere streitet lautstark um so mehr.
Wenn kaum mehr über Gefühle gesprochen wird, sind Beziehungen besonders gefährdet.
In vielen Partnerschaften werden pro Tag nur noch 20 Minuten oder weniger miteinander gesprochen.
Die Streitigkeiten beinhalten oft ein: "Wer hat Recht".
Unsachlichkeiten und der sogenannte Tritt unter die Gürtellinie werden hinzugenommen, um die eigene Position als die einzig Richtige zu bekräftigen.
Der oft herangezogene Vergleich mit der sogenannten traditionellen Ehe läßt sich doch nicht so ganz aufrechterhalten: Auch in der traditionellen Ehe gibt es genug Konflikte, nur werden sie oft unter den Teppich gekehrt und bleiben unsichtbar.
Die sehr weit zu fassende Untreue ist nie auszuschließen, es gibt sie auch in der herkömmlichen Eheform.
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Streitlust beginnt im frühen Kindesalter.
Kinder lernen, sich an ihren Eltern zu reiben und suchen den Konflikt.
Oft an ganz belanglosen Themen.
Und so bringt die eigentlich gewollte zunehmende Selbstständigkeit für viele Eltern die unangenehme Begleitung der zunehmenden Auseinandersetzungen mit sich.
Kinder wollen unbedingt alles selbst tun und widersetzen sich den fortwährend den Anordnungen der Eltern.
In diesen Zeiten einerseits die kindliche Selbstständigkeit zu fördern,
andererseits ohne rechthaberischen Streit notwendige Grenzen zu setzen
und den kindlichen Widerstand nicht zu brechen.
Dies ist eine schwierige Erziehungsaufgabe.
Gut gelöst werden die Kinder dadurch aber auch gut auf konstruktive Möglichkeiten späterer Auseinandersetzungen vorbereitet.
FL!!