Eigentlich hatte ich ja schon etwas zum Thema des genetischen Belohnungssystems des Menschen geschrieben (
#48). Etwas, auf das Du dann aber geflissentlich erst gar nicht eingegangen bist, weil es nicht in Dein Konzept passt. Obwohl es eigentlich sinnlos ist, gehe ich da jetzt nochmals etwas detaillierter ein:
In Zusammenhang mit der Selbstlosigkeit sind in den neuronalen Prozessen die Botenstoffe und die kleinen Gene COMT und 5-HTT, das jeder Mensch in einer kurzen und langen Version in sich trägt. Die Aktivierung von einer der beiden Varianten geschieht bereits mit der Menschwerdung.
Ob, wie lange und stark ein Gefühl anhält, wird in einem schmalen Spalt zwischen den Verbindungen der Nervenzellen gesteuert (synaptischer Spalt). Dazu wird in diesen Spalt zum Beispiel der Botenstoff Serotonin ausgeschüttet und damit eine Verbindung hergestellt. Damit nun aber das Gefühl nicht ewig anhält, wird der Botenstoff durch eine Art Pumpe (5-HTT) wieder aus diesem Spalt entfernt.
(Merlin, somit gemeinfrei.)
Es ist nun so, dass die beiden Varianten von 5-Htt und COMT (VAL, MET) unterschiedlich leistungsfähig sind, wobei die kurze Versionen die schwächere darstellt. Das bedeutet, dass bei der kürzeren Version ein Mensch länger von einem Gefühl oder Gedanke bestimmt wird.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auf diese Weise zwei Geschwister mit einer gleichen Situation oft unterschiedlich umgehen. Damit wird aber auch der Irrtum deutlich, dass ein jeder Mensch gleichermaßen mit einer Situation umgehen könne.
Die Ausschüttung und Verweildauer von Botenstoff entscheidet also auch über das Gefühl von Selbstlosigkeit, nicht die Ratio. Wesentlich sind in diesem Zusammenhang die Botenstoffe Mesotozin und Oxydtozin, die auch als die Kuschel-Hormone bezeichnet werden. Ja und so gibt es auch Botenstoffe, die mit der Moral verbunden sind: Serotonin, Oxydtozin, Propranolol.
Davon hängt aber auch die Ausgestaltung der entscheidenden Gehirnareale ab, die mit der Empathie verbunden sind. Zur groben Orientierung:
(Merlin, somit gemeinfrei)
Gut man könnte also das Belohnungssystem im weiteren Sinne als Egoismus verstehen, aber im eigentlich Sinne eben nicht, weil wir über Selbstlosigkeit nicht wirklich bestimmen können. Ja und so wird nun hoffentlich auch deutlich, warum es Egoisten im eigentlichen Sinne gibt und andere, die mehr der Selbstlosigkeit zugewandt sind.
Wie sagte schon Schopenhauer:
„Der Mensch kann tun was er will; er kann aber nicht wollen, was er will.“
Merlin