Die Sorgen, Bedenken und Ängste der Europäer vor den Flüchtlingen...

LoneWolf

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...zu zerstreuen, versucht hier ein Münchner IT-Design Unternehmen, indem es in einem 6 Minuten-Clip die Flüchtlings-Krise "kurz" erklärt.

Da ich ein langsam denkender Schwachkopf bin, der noch dazu kaum Englisch kann und zumindest 12 Minuten braucht, um dem Inhalt zu folgen, habe ich mir die kleine Arbeit gemacht, die Untertitel abzuschreiben. Immerhin mehr als 2 A4 Seiten. Wenn das irgendwie rechtlich nicht Okay ist, soll mich das Unternehmen oder vienna.at verklagen. Ich werde ihnen dann schon meinen Standpunkt klar machen können, da bin ich sehr Sorgenfrei.

Wurscht jetzt. I mach des ned, um mei persönliche Meinung, die ich nach wie vor nicht wirklich habe hier zu äußern, sondern aus meinem Bemühen heraus, diese Flüchtlingskrise a bissl besser zu verstehen und auch ein wenig Verständnis für die Flüchtlinge und des ganze Szenario zu entwickeln.

Natürlich macht mi des Video jetzt ned automatisch zu einem Guten Menschen und es beinhaltet auch einige suggestive Botschaften, die mir absolut ned gfallen. Aber es regt mich zum Nachdenken an, auch wenn der Weg zur endgültigen und unumstößlichen Meinung mir noch sehr weit erscheint.

Hier also die Meinung eines Münchner IT-Design Unternehmens in Form eines Info-Clips.

http://www.vienna.at/die-fluechtlingskrise-erklaert-in-6-minuten/4458260
 
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Clip Untertitel für Langsamdenker schrieb:
  1. Im Sommer 2015 erlebte Europa den größten Anstieg von Flüchtlingen seit dem 2. Weltkrieg.
  2. Warum?
  3. Hauptsächlich, weil Syrien zur weltweit größten Ursache für Flüchtlingen wurde.
  4. Syrien liegt im mittleren Osten, ein antikes, fruchtbares Land, besiedelt seit mindestens 10000 Jahren.
  5. Seit den 60ern wird es von der al Assad Familie geführt, die es als quasi-Diktatoren bis zum arabischen Frühling 2011 regierten.
  6. Eine revolutionäre Bewegung von Prostesten und Konflikten in der arabischen Welt, die viele autoritäre Regimes zu Fall brachte,
  7. aber die Assads verweigerten ihren Rücktritt und starteten einen brutalen Bürgerkrieg.
  8. Verschiedene Ethnizitäten und religiöse Gruppen bekämpften sich in wechselnden Vereinigungen.
  9. ISIS, eine millitaristische, dschihadistische Gruppe, nutzte die Möglichkeit, sich die Errichtung eines totalitären, islamischen Kalifats zum Ziel zu setzen.
  10. Schnell wurde daraus eine der weltweit gewalttätigsten und erfolgreichsten Extremisten-Organisationen.
  11. Alle Parteien begingen Kriegsverbrechen wie chemische Waffen, Massenhinrichtungen, Folter und wiederholte Angriffe auf Zivilisten.
  12. Die syrische Bevölkerung war gefangen zwischen dem Regime, Rebellengruppen und religiösen Extremisten.
  13. Ein Drittel der Syrer wurde aus ihrer Heimat vertrieben.
  14. Über 4 Millionen sind aus dem Land geflohen.
  15. Die Mehrheit davon in Flüchtlingslager in Nachbarstaaten, während die arabischen Golfstaaten zusammen gar keine Syrer aufgenommen haben, was von Amnesty als besonders berschämend bezeichnet wurde.
  16. Die UN und die Organisation WORLD FOOD PROGRAMME waren auf die Ausmaße der Flüchtlingskrise nicht vorbereitet, daher sind viele Flüchtlingslager überfüllt und unterversorgt, weshalb Menschen unter Kälte, Hunger und Krankheiten leiden.
  17. Die Syrer haben die Hoffnung verloren, dass sich ihre Situation in absehbarer Zeit verbessern wird, daher suchen viele Asyl in Europa.
  18. Zwischen 2007 und 2014 hat die EU 2 Milliarden Euro in Abwehr, Hochsicherheitstechnik und Grenzpatrouillen investiert, aber nicht viel in die Vorbereitung einer Flüchtlingszunahme.
  19. Daher war es schlecht vorbereitet für den Ansturm der Asylsuchenden.
  20. In der EU muss ein Flüchtling in dem ersten Ankunftsland bleiben, was enormen Druck für die angeschlagenen Grenzstaaten bedeutet.
  21. Griechenland, mitten in einer Krise, ähnlich der „great Depression“, konnte nicht so viele Menschen auf einmal aufnehmen, was zu verzweifelten Szenen führte, wie Hungernden auf Inseln, wo sich sonst Touristen erholen.
  22. Die Welt hätte sich zusammenschließen und vereint agieren müssen, statt dessen wurde sie noch mehr gespalten.
  23. Viele Staaten verweigerten schlicht die Aufnahme von Flüchtlingen und lassen die Grenzstaaten im Stich.
  24. 2014 sorgte das Vereinigte Königreich für den Stopp der Hilfsmission „Mare Nostrum“, die das ertrinken von Asylsuchenden im Mittelmeer verhindern sollte.
  25. Die Idee, so schien es, war, dass eine höhere Todeszahl auf dem Meer, zu weniger Flüchtlingen führt.
  26. Doch das ist nicht, was geschah.
  27. Die Weltanschauung rund um die Krise änderte sich plötzlich, als Fotos eines toten, syrischen Jungen den Umlauf machten, welcher an einem Strand in der Türkei gefunden wurde.
  28. Deutschland kündigte an, dass es ausnahmslos alles syrischen Flüchtlinge aufnehmen wird und bereitet sich jetzt darauf vor, 800.000 Menschen im Jahr 2015 aufzunehmen.
  29. Nur, um wenige Tage später temporäre Grenzkontrollen einzuführen.
  30. Im ganzen Westen fangen mehr und mehr Leute an, etwas zu unternehmen, doch die Unterstützung für die Asylsuchenden kommt hauptsächlich von Bürgern und nicht von Politikern.
  31. Aber es gibt auch Ängste in der westlichen Welt.
  32. Islam, hohe Geburtenraten und der Zusammenbruch des sozialen Systems.
  33. Lasst es uns anerkennen, aber schaun wir einmal auf die Fakten.
  34. Selbst, wenn die EU alle 4 Millionen syrischen Flüchtlinge aufnehmen würde und 100% davon Muslime wären, würde der Prozentsatz der Muslime in der EU von 4 auf gerade mal 5% steigen.
  35. Das ist keine drastische Veränderung und macht aus Europa sicher keinen muslimischen Kontinent.
  36. Eine muslimische Minderheit ist weder neu noch ein Grund zur Beunruhigung.
  37. Geburtenraten in vielen Teilen der westlichen Welt sind gering, also haben einige Angst davor, dass die Asylsuchenden in ein paar Jahrzehnten die einheimische Bevölkerung überholen.
  38. Studien haben jedoch belegt, das, obwohl die Geburtenrate unter Muslimen in Europa noch höher ist, sie eher sinkt und sich an die steigenden Lebens und Bildungsstandards anpasst.
  39. Die meisten syrischen Flüchtlinge sind bereits gebildet.
  40. Die Geburtenrate war in Syrien vor dem Bürgerkrieg nicht sehr hoch und die Einwohnerzahl sank sogar, anstatt zu steigen.
  41. Die Angst, dass Flüchtlinge zu höheren Verbrechensraten führen, stellt sich auch als unbegründet herraus.
  42. Flüchtlinge, die zu Einwanderern werden, neigen seltener dazu, Verbrechen zu begehen, als die einheimische Bevölkerung.
  43. Wenn ihnen erlaubt wird, zu arbeiten, neigen sie eher dazu, Unternehmen zu gründen und sich auf schnellstem Wege in die Arbeiterschaft zu integrieren, wodurch sie mehr ins soziale System einzahlen, als sie davon beziehen.
  44. Syrer, die in den Westen kommen, sind potenzielle Fachkräfte, um Europas alternde Bevölkerung zu unterstützen.
  45. Ein weit verbreiteter Irrtum ist außerdem, dass Syrer, die Smartphones besitzen, gar keine wirkliche Hilfe benötigen.
  46. Soziale Medien und das Internet wurden zu einem lebensnotwendigen Bestandteil eines Flüchtlings.
  47. GPS wird dazu genutzt, den langen Weg nach Europa zu finden, Facebook-Gruppen stellen Tipps und Informationen über Hindernisse in Echtzeit.
  48. Das beweist nur, dass diese Menschen wir wir sind.
  49. Wenn du eine gefährliche Reise auf dich nehmen würdest, würdest du dein Handy zu Hause lassen.
  50. Die Europäische Union besteht aus den ertragreichsten Wirtschaften der Welt, gut durchdachte Staaten mit funktionierenden sozialen Systemen, Infrastruktur, Demokratie und gewaltige Industrien.
  51. Das kann ebenfalls von der gesamten westlichen Welt behauptet werden.
  52. Doch während das kleine Jordanien mehr als 600.000 Flüchtlinge aufgenommen hat, hat das Vereinigte Königreich, welches ein 78mal höheres Bruttoinlandsprodukt hat, gerade einmal die Aufnahme von 20.000 Syrern innerhalb der nächsten 5 Jahre bestätigt.
  53. Die USA akzeptiert 10.000, Australien 12.000 Flüchtlinge.
  54. Insgesamt werden die Dinge langsam besser, aber nicht schnell genug.
  55. Wir schreiben gerade Geschichte.
  56. Doch wie soll man sich an uns erinnern?
  57. Als fremdenfeindliche, reiche Feiglinge, die sich hinter Zäunen verstecken.
  58. Wir müssen begreifen, dass diese Menschen, die vor Tod und Zerstörung fliehen, nicht anders als wir sind.
  59. Wenn wir sie in unsere Länder und Gesellschaften integrieren und akzeptieren, gewinnen wir viel dazu.
  60. Es gibt aber nur Verluste, wenn wir diese Krise ignorieren.
  61. Mehr tote Kinder werden an die strände gespült, wenn wir nicht aus Menschlichkeit und Vernunft handeln.
  62. Lasst es uns richtig machen und unser Bestmögliches versuchen.
 

Jein, sag ich jetzt mal ganz ehrlich. Jein; und ich bin wirklich traurig darüber, dass ich nicht einfach JA sagen kann.

Ich versteh nämlich nicht, warum sich die Ersteller des Clips die Mühe machen, hier dem "Besorgten Bürger", vorausgesetzt er kann einigermaßen Englisch oder schnell lesen, die dramatische Geschichte in kürze und groben Zügen in einem auch von mir sehr gut gefundenen Clip Vorschulgerecht zu erklären, um seine Sorgen ein wenig zu zerstreuen ( ich nehme an, das ist eines der Motive) und um am Ende wieder die geliebte Nazikeule auszupacken, auf den Tisch zu legen und damit herum zu spielen.

56.) Doch wie soll man sich an uns erinnern?
57.) Als fremdenfeindliche, reiche Feiglinge, die sich hinter Zäunen verstecken?

Das verstehe ich nicht. Warum muss das sein?

So zerstreut man keine Bedenken, so erzeugt man Widerstand. Der "Besorgte Bürger" darf sich bis zum Zitat54 oder 55 neu informiert fühlen, hat da und dort ein kleines Aha-Erlebnis, erlebt eine bescheidene Erweiterung seines begrenzten Horizonts und wird mit Zitat 57 in eine Ecke gedrängt und Mundtot geschlagen. Das ist die Nazikeule in einer ihrer vielfältigen Erscheinungsformen.

Hoffnungslos. Kommunikation unmöglich.
 
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Aber zugegeben, die restlichen Punkte, ja, da lohnt es sich, zumindest für mich, mal drüber nachzudenken und hilft mir vielleicht einen Schritt weiter, zu einer wirklich guten und vor allem eigenen Meinung zu kommen, was nicht ganz einfach ist, in dem Wust an Teil - Informationen. Und vor allem, und das ist mir ganz wichtig, ohne dabei meine Freunde, die "Besorgten Bürger" verbal in irgend eine Ecke zu drängen und ihnen keinen Ausweg mehr zu lassen.

Kommunikation ist eine sehr sensible Angelegenheit und die Sprache kann zur Waffe werden.
Will man wichtige Inhalte transportieren und jemanden für eine "Gute Sache" gewinnen, sollte man die Sprache nicht als Waffe benutzen. Benutzt man sie als Waffe, rückt man die "Gute Sache" in ein zweifelhaftes Licht.

Denk ich mir zumindest jetzt im Moment, schlaflos fast und aufgewühlt, von diesem hochbrisanten Thema.
 
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