Der Nachbar wird zum ideologischen Feind, der angeblich schon immer rechts war oder weil er ja zu dumm ist zu begreifen, und damit genau dort hin getrieben, weil er anderswo kein Gehör mehr findet mit seinen Ängsten, Nöten, Gedanken...
Jo, so ist das.
Arno Gruen hat ganz nette Sachen zum Thema Rebellentum geschrieben. Der Rebell, der sich wähnt für eine gute und gerechte Sache einzusetzen, wird selbst zum Fanatiker, den er zu bekämpfen sucht.
Perfides Ding das.
Und das findest Du mehr oder weniger in allen Gesellschaften, denn echte Demokratie ist die schwierigste Form des Zusammenlebens.
Sobald man sich demokratisch nennen will, muss man abweichende Meinungen zulassen und sich konstruktiv mit ihnen beschäftigen. Bisher hat das weltweit noch keine Gesellschaft gebacken bekommen und selbst im kleinen familiären Kreis scheitern die meisten Menschen. Zensur wird nämlich bereits dort etabliert. Natürlich und immer im gutmeinenden Sinn. Und das Ziel soll ja immer der Friede sein, also wird schon bei Kindern jede mögliche Streitkultur unterbunden. Man darf sich ja nicht nicht leiden können, wo kämen wir denn da hin? Wenn man jemanden nicht leiden können darf, muss das aber verdammt gut begründet ein, eigentlich kann man es gar nie sinnvoll begründen, weil jede Form von Ablehnung unter Menschen tabu ist (offiziell wenigstens). Wir sollen uns gefälligst alle lieb haben und tolerieren. Gelle?
Tjo, soweit die Theorie.
Und dann kam die Praxis.
Es gibt Leute, Gruppen, Gesellschaften, die dürfen so ziemlich alles tun und lassen, wie sie lustig sind. Und es gibt Leute, Gruppen und Geselschaften, die dürfen das nicht.
Lustiger Weise hängt das wieder damit zusammen, ob der, der die Macht hat, jemanden sympathisch findet oder eben nicht, ob bestimmte Wertvorstellungen getriggert werden oder nicht. Oder natürlich auch, ob jemand persönliche Vorteile davon hat.
Und daraus resultiert dann ungemein viel von dem Schwachsinn, der uns umgibt. Zensur, Meinungsmache inklusive, aber nicht nur das. Den Schwachsinn, den Menschen da so anstellen, könnte man in der ursprünglichen Bedeutung durchaus schizophren nennen, also gespalten, zersplittert. Da gibt es Leute, die propagieren, man müsse alles fair teilen - und sie leben selbst im größten Luxus, wenn sich ein entsprechendes System politisch etabliert (Kommunismus). Da gibt es eine USA, die als größter Kriegstreiber sich Frieden als weltpolitisches Ziel an's Revers heftet. Da gibt es Organisationen, die Gewaltgesellschaften als schützenswert behandeln, nur weil Religion draufsteht. Die Mutter, die sich selbst die Schaumküsse in die Figur drückt und zeitgleich zu ihrem Kind sagt: "Das ist ungesund, das ist nichts für dich." (mal live erlebt)
Und wehe man weist auf solche Tatsachen hin. Dass es an Integrität, an wahrem Altruismus mangelt. Und das es doch nur normal und natürlich ist, nicht jeden Menschen und jede Lebensform lieb haben zu müssen und das es manchmal besser ist, dass man einen gewissen Abstand zueinander einhält, wo dann jeder in seinem friedlichen Bereich leben darf.
Frau Birkenbihl nennt das sich zu zweinigen.
Wenn Menschen offen zu ihren Antipathien stünden, würde es vielleicht auch weniger Kriege und Streit geben. Denn dann könnte man die Dinge auf den Tisch packen, daraus könnten sich tatsächlich Lösungen ergeben.
Übrigens, Leute, die man unter Druck setzt und in ihren Möglichkeiten beschneidet, reagieren da irgendwann auch drauf. Entweder Flucht oder Angriff. Depression oder Aggression. Und was macht man für gewöhnlich mit Menschen dann? Ihnen alternative Handlungswege aufzeigen. Sie wieder handlungsfähig machen.