Als mein Sohn noch klein war , habe ich meiner Familie immer krampfhaft versucht , beizubringen , dass nicht jeder ihm einen Nikolaus , Osterhasen schenken soll , sondern sich absprechen, und lieber ein Sparbuch für ihn anlegen , und das Geld nicht für Spielsachen nur ausgeben, sondern lieber auf das Büchlein einzahlen. Gemacht hatten sie es nicht
Aber ich habe immer einen Teil gleich weggeräumt , damit er nicht alles immer vor seiner Nase liegen hatte.
So ähnlich lief es bei uns auch ab - ich hatte Wahnsinnskämpfe mit Schwiegereltern, die die lang ersehnten und noch dazu einzigen Enkelkinder vollstopfen und überhäufen wollten mit Geschenken. Ich fands ja lieb von ihnen - aber ich kann mich noch gut erinnern an einen Text, den ich mal gelesen hatte - da gings ums "Desire" - um den Genuss des Zustandes, sich etwas wirklich zu wünschen, daraufhinzuarbeiten, sich dem Objekt des Begehrens emotionell anzunähern - und um diesen Genuss würden die Kinder dadurch betrogen werden.
Wie kann man in den Genuss kommen, sich sehnsüchtig ein Fahrrad zu wünschen, wenn es bereits da ist, BEVOR man es sich überhaupt so richtig lange und innig wünschen kann?
Was ist ein Wunsch wert, wenn er sofort erfüllt wird?
In diesem Text ging es um den Wert von Wünschen - dass das Wünschen an sich, diese Vorfreude, ein wirklicher Genuss sein kann.
Und dieses Desire kann nur dann ausgekostet werden, wenn die Erfüllung nicht etwas ist, was prompt und sowieso selbstverständlich erfolgt.
Später als er von der Grundschule ne Zeitlang das Gymnasium besuchte , fing die Markenklamotten Kacke an. Ich kaufte ihm nen teuren Pulli , dafür bekam er aber nichts anderes. Also keinen zweiten oder dritten...
Bei uns wurde das so gehandhabt (wir hatten drei Mädels), dass wir ihnen das Geld für normales Gewand gaben - wollten sie Markenklamotten, mussten sie den Rest selbst draufzahlen, vom eigenen Sparschweinchen......
Und damit verzichteten sie auf die Markensachen. Denn das eigene Geld wird realistischer gesehen.
Meine Jüngste war ja in einer besonderen Tussie-Klasse - alles was nicht lebendige Werbetafel für irgendeine Marke war, wurde ausgegrenzt.
Und als eine dieser Kolleginnen zu meiner Tochter meinte, Oh Gott, ich hab dieselben Schuhe wie Du an, nur meine haben beim **** dreimal mehr gekostet und müssen deshalb besser sein, erklärte meine Jüngste ganz lässig: "Naja, wennst unbedingt Deppensteuer zahlen wolltest...."
Es geht auch so.
Ich kam aus einer bitterarmen, kinderreichen Familie. Und eines - dafür bin ich der Vergangenheit heute noch dankbar - habe ich aus der Zeit mitgenommen: Dass das Gemocht- oder Anerkanntwerden in einer Gesellschaft wegen teurer Sachen ein sehr trügerisches Spiel ist. Die echten Freundschaften entstanden nämlich fernab von finanziellen Aspekten.
Wer sich nur über Markenware und Statussymbole spürt, ist arm dran - und das sieht man bei dem Jungen schon ganz gut - er ist ein Betrogener in Wahrheit.
Liebe Grüße
Suena