Die Hoffnung der Materialisten auf ein Leben nach dem Tode

Früher galten Naturphänomene wie Blitz und Donner, Regenbögen oder Erdbeben als Zeichen göttlichen Wirkens. Nachdem diese wissenschaftlich erklärt werden konnten, ...

Mir ist die wissenschaftlich-materielle "Erklärung", zum Beispiel die des Blitzes, gut bekannt, doch kann sie mir keine Befriedung schenken.
 
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Ganz richtig gesagt, nur, können wir mit dem Beispiel des CD-Players irgendwie weiterkommen?

Ja, das ist eben die Frage: Wodurch wird der Geist in diesem Analogon repräsentiert? Durch die Musik oder den Komponisten? Wenn man nachweisen kann, dass der Geist das Produkt neuronaler Aktivitäten ist, entspräche er dem Geräusch, das der CD-Player abspielt. Bildete der Geist eine eigenständige philosophische Entität, würde der Komponist den Geist symbolisieren, der eben nicht vom CD-Player generiert wird. Diese Frage ist aber trotz der modernen neurodiagnostischen Optionen noch unbeantwortet. Neurophysiologische Korrelate des Geistes sind mir nicht bekannt.
 
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Hallo!

Aus der biologischen Perspektive betrachtet scheint der Tod die absolute und irreversible Beendigung der Vitalfunktionen eines Organismus' darzustellen. Projiziert man diese Beschreibung auf technische Systeme, könnte man den biologischen Tod mit dem totalen Defekt eines Computers vergleichen, durch welchen der PC seiner Funktionsfähigkeit vollkommen und dauerhaft verlustig gegangen ist. Ein Leben nach dem Tode wäre in diesem Falle vermutlich ausgeschlossen, denn welche Komponente des Menschen sollte das Sterben überdauern, wenn wir doch nur eine auf der Basis von Biochemie und Elektrizität funktionierende Maschine, eben ein Bio-Roboter sind?

Trotzdem bleibt die Frage: Wie viele Etagen hat der Tod? In der Historie deklarierte man einen Menschen für tot, sobald sein Herzschlag für längere Zeit aussetzte. Deshalb waren die Begräbnisse von in Wahrheit lebendigen Personen keine Seltenheit. Die Bestattung lebendiger Menschen nährte übrigens den Vampirglauben der Menschen südosteuropäischer Nationen wesentlich; und teilweise ließen sich die Fürsten Speisekammern in ihren Gräbern einrichten, nur für den Fall, dass sie lebendigen Leibes beerdigt werden.

Heute definieren wir den Tod eines Menschen über seinen Hirntod, da man Leute mit einem Kreislaufstillstand (klinischer Tod) oftmals reanimieren kann. Klinisch Tote werden also in unserer modernen Zeit häufig wieder ins Leben "zurückgeholt".

Aus diesen Fakten resultiert die Frage, ob mit dem Fortschreiten der medizinischen Technik und des Wissens über unsere Anatomie und Physiologie einst auch neurobiologische Strukturen repariert werden können, deren Läsionen heute noch als irreparabel gelten. Sollte dies der Fall sein, käme es gewisslich zu einer erneuten Variation der aktuellen Todesdefinition.

Der Materialist hat eigentlich nur eine Hoffnung auf eine überdimensionierte Lebenserwartung: Er muss auf die wissenschaftliche Progression vertrauen. Sollte er über die monetären Ressourcen verfügen, könnte er sich kryonisieren bzw. vitrifizieren lassen, um zu einem späteren Zeitpunkt regeneriert zu werden.

Offene, unbeantwortete Fragen der Wissenschaft bieten jedoch Raum für Spekulationen, Hoffnungen, alternative Sichtweisen. So existiert bis heute kein akzeptables neurophysiologisches Modell, das die Genese und das Wesen des menschlichen Bewusstseins mit seinen Funktionen erklären könnte. So kann man noch immer annehmen, dass der menschliche Geist unabhängig vom materiellen Substrat des zentralen Nervensystems besteht und nach dem Tode fortleben kann.

Viele Grüße

Lamia

Über den Tod wissen wir nichts aus erster Hand. Wir wissen nur vom Tod anderer.
 
Wenn man nachweisen kann, dass der Geist das Produkt neuronaler Aktivitäten ist, entspräche er dem Geräusch, das der CD-Player abspielt. Bildete der Geist eine eigenständige philosophische Entität, würde der Komponist den Geist symbolisieren, der eben nicht vom CD-Player generiert wird. Diese Frage ist aber trotz der modernen neurodiagnostischen Optionen noch unbeantwortet. Neurophysiologische Korrelate des Geistes sind mir nicht bekannt.
Hier geht`s wieder los mit dem Majordomus! Auf diese Weise kann das Denken sich nicht frei entwickeln und durch die stete Bezugnahme auf den dumpfen Materialismus nicht produktiv sein.
 
Über den Tod wissen wir nichts aus erster Hand. Wir wissen nur vom Tod anderer.

Auch diese Aussage beruht auf dem Materialismus und der sinnlichen Wahrnehmung, die durch die Materialität des Körpers bedingt ist. Wer darauf Bezug nimmt, blockiert seine latente Befähigung, den Tod zu erkennen.
 
Wenn der empirisch-wissenschaftliche Nachweis erbracht ist, dass das zentrale Nervensystem den menschlichen Geist generiert, halte ich eine Hoffnung auf ein Fortleben des Geistes nach dem Tode für unhaltbar. Wie sollte man das begründen? Schließlich spielt auch keine Musik mehr, wenn der CD-Player demoliert ist.

Dieser empirisch-wissenschaftliche Nachweis wird nie vollkommen unangreifbar erbracht sein. Ein Fortbestehen des Bewusstseins ist eine nicht-falsifizierbare Behauptung - d.h. egal, was passiert, egal, wieviel wir messen, entdecken und ebschreiben können, wird es immer einen Weg geben, ein Fortbestehen des Bewusstseins möglich zu halten. Diese Wege sind wissenschaftlich nicht sinnvoll und würden mitunter Ockhams Rasiermesser eklatant verletzen... aber rein logisch betrachtet "möglich". Und man kann auch beliebig auf den Idealismus ausweichen, sollte die Hoffnung auf ein Jenseits zu stark angegriffen werden.

Was ich damit sagen will: Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod ist wahrscheinlich nicht sinnvoll, wenn es um Erkenntnis oder gute beschreibung der Realität geht. Aber, wer will, kann und wird Möglichkeiten finden, diesen Glauben möglich zu halten. Das ist zwar nicht sinnvoll bezgl. Wahrheit und Erkenntnisgewinn, aber mitunter emotional tröstlich.
 
Lamia1 schrieb:
Ja, vermutlich, weil der Ursprung des Universums noch unklar ist.

Ich denke nicht, dass unter denen, die an Gott glauben, viele sind, die das deshalb tun, weil sie von der Physik noch keine bessere Erklärung für das Entstehen der Welt geliefert bekommen. Das würde ja bedeuten, dass er sich seit dem Urknall aus allem heraushält, bzw. aus allem, das wissenschaftlich erklärt werden kann, sogar heraushalten muss. Auf der anderen Seite könnte man immer einwenden, dass es einem allmächtigen Gott möglich wäre, jeden beliebigen Beweis zu erschaffen und es nur so aussehen zu lassen, als sei das eine oder andere naturwissenschaftliche Erklärungsmodell richtig oder falsch.


Lamia1 schrieb:
Welcher aufgeklärte Mensch glaubt denn heute noch, dass Thor auf den Wolken sitzt und Blitze auf die Erde wirft?

Inhaltlich sehe ich keinen großen Unterschied zwischen dieser Vorstellung und der, mein Gehirn würde von meinem Geist aus dem Jenseits heraus ferngesteuert, indem er an den Wahrscheinlichkeiten für das Platzen von Neurotransmitter-Bläschen in meinen Synapsen herumpfuscht.

Ein aufgeklärter Mensch hat erkannt, dass zu glauben nicht bedeutet, seinen Verstand nicht zu gebrauchen und umgekehrt. Ich denke, wissenschaftliche Erkenntnise werden einem nie dabei helfen können, für sich die Frage zu beantworten, ob es Gott, eine Seele oder ein Leben nach dem Tod gibt. Das glaubt man, oder man tut es eben nicht. Schon wegen der oben erwähnten Allmächtigkeit macht es keinen Sinn, mit Mitteln des Verstandes für oder gegen den Glauben argumentieren zu wollen.


Lamia1 schrieb:
Andernfalls wäre der Geist lediglich eine Hirnfunktion oder gar nur ein Nebenprodukt neuronaler Aktivitäten..

Wieso "lediglich" und "gar nur ein Nebenprodukt"? Ich verstehe diese Wertung nicht. Ob der Geist nun im Kopf entsteht oder nicht, macht ihn doch nicht mehr oder weniger wertvoll.


Solis schrieb:
Mir ist die wissenschaftlich-materielle "Erklärung", zum Beispiel die des Blitzes, gut bekannt, doch kann sie mir keine Befriedung schenken.

Alles andere hätte mich auch überrascht.
 
Mir ist die wissenschaftlich-materielle "Erklärung", zum Beispiel die des Blitzes, gut bekannt, doch kann sie mir keine Befriedung schenken.
Alles andere hätte mich auch überrascht.
Ich darf noch hinzufügen, dass mich bisher niemand davon überzeugt hat, den ich näher kennen lernen konnte, wissenschaftliche "Erklärungen" hätten sein tiefes Erkenntnisbedürfnis wirklich befriedet.
 
Dieser empirisch-wissenschaftliche Nachweis wird nie vollkommen unangreifbar erbracht sein. Ein Fortbestehen des Bewusstseins ist eine nicht-falsifizierbare Behauptung - d.h. egal, was passiert, egal, wieviel wir messen, entdecken und ebschreiben können, wird es immer einen Weg geben, ein Fortbestehen des Bewusstseins möglich zu halten.

Wenn wir in Zukunft die neuronalen Korrelate des Bewusstseins identifizieren können, wie sollen wir dann ein Fortleben des Bewusstseins nach dem Hirntod begründen? Wie erklärst Du, dass die Musik weiterspielt, obwohl der CD-Player vollständig demoliert wurde? Das wäre in diesem Falle eine analoge Frage.

Klar, man kann eine idealistische Position einnehmen und postulieren, dass die gesamte Materie lediglich eine Illusion des ursprünglichen Geistes sei. Doch das meine ich nicht. Da ich mit einem philosophischen Idealismus absolut nicht sympathisieren kann, beziehe ich mich gar nicht erst auf diese Option. Ob der Idealismus oder der Materialismus der Realität entspricht, lässt sich nämlich in der Tat nicht verifizieren bzw. falsifizieren.
 
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Wenn wir in Zukunft die neuronalen Korrelate des Bewusstseins identifizieren können, wie sollen wir dann ein Fortleben des Bewusstseins nach dem Hirntod begründen? Wie erklärst Du, dass die Musik weiterspielt, obwohl der CD-Player vollständig demoliert wurde? Das wäre in diesem Falle eine analoge Frage.

Klar, man kann eine idealistische Position einnehmen und postulieren, dass die gesamte Materie lediglich eine Illusion des ursprünglichen Geistes sei. Doch das meine ich nicht. Da ich mit einem philosophischen Idealismus absolut nicht sympathisieren kann, beziehe ich mich gar nicht erst auf diese Option. Ob der Idealismus oder der Materialismus der Realität entspricht, lässt sich nämlich in der Tat nicht verifizieren bzw. falsifizieren.

Eben. Und über solche nicht-falsifizierbaren Konstrukte lässt sich alles retten, wenn man unbedingt will. Das hat mit Wissenschaft und Wahrheitsfindung dann auch herzlich wenig zu tun, wenn man Glaubensinhalte so krampfhaft wahr oder zumindest möglich hält. Aber vielleicht ist es für einige tröstlich, diese chlupflöcher im erkenntnisgewinn zu haben.
 
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