Der Paradigmenstreit

Metanoia

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10. Juli 2004
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Ein alter Streit: Wissenschaft gegen Kunst, Vernunft gegen Gefühl, Materialismus gegen Idealismus, Skeptizismus gegen Esoterik, Außenwelt gegen Innenwelt usw.

Lazpel prägte in diesem Forum den Begriff Paradigma, welchen er oft auf Weltsichten und Überzeugungen anderer anwandte, indem er sie seinem eigenen Paradigma gemäßen Kriterien unterwarf und sie in aller Regel als ungültig abtat.

Ich sehe ein Paradigma als eine Art der Problemlösung, der Herangehensweise an das Unbekannte, weniger als ein konkretes, wissenschaftliches Modell. Das Lösen eines Rätsels kann nur im Rahmen eines Paradigmas vollzogen werden. Es ist anders nicht möglich, nicht denkbar.

Somit ist bspw. das mechanistisch-physikalische Weltbild ebenfalls ein Paradigma, nämlich nichts weiter als der Versuch, den unlösbaren Rätseln auf eine bestimmte Art und Weise auf die Spur zu kommen. Diesem Vorgehen liegt bereits ein bestimmtes Paradigma zugrunde, aus welchem wiederum die Methoden hervorgehen.

Meiner Meinung nach ist es unweise und im übrigen auch unwissenschaftlich, eine selbstverständliche, tief im menschlichen Denken vieler verwurzelte Überzeugung als ungültiges Paradigma zu disqualifizieren, selbst wenn sie nur eine unbestimmte, aber eben doch tief gefühlte Ahnung ist. Es ist um so mehr anmaßend und dumm, je weniger der Kritiker überhaupt den Versuch unternimmt, sich auf die tiefe Essenz dessen einzulassen, was er abwertet. Sich einlassen hieße, sich den Gesetzen des jeweils anderen Paradigmas zu beugen und die Werkzeuge seines eigenen Paradigmas zu vergessen, z.B. die logischen Werkzeuge des kritischen Rationalismus, aber auch das Gefühl von Enge und Beschränktheit, welche der Intuitive empfindet, soll er seine Anschauung reduzieren und klassifizieren, muß überwunden werden.

Doch wie kann jemand lauschen, still sein, staunen, wenn er es gewohnt war, mit den hölzernen Fingern des Verstandes in das feine Spinnennetz der Wirklichkeit zu greifen? Und wie kann jemand, der es gewohnt war, im Unendlichen zu schweifen, sich den Gesetzen der Logik und Kausalität beugen? Wie kann der Rationale seine Intuition und Phantasie erblühen lassen, um tiefere Einsichten zu gewinnen, ohne den Irrationalen beständig als einen Rationalen minderer Güte zu sehen? Und wie kann der Irrationale auf argumentiver Basis seinen Erkenntnisreichtum vermitteln, ohne den schwer zu Überzeugenden als halblebendigen, im Verstande gefesselten Menschen minderer Güte zu betrachten?

Wie ist der Paradigmenstreit zu lösen?

Dies ist meine Frage an euch.
 
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meiner meinung nach ist kein mensch von paradigmen erlöst.
im gegenteil!

unter paradigma verstehe ich ein gewisses schema, ein muster, nach welchen man zbsp argumentiert!

m schrieb:
Wie ist der Paradigmenstreit zu lösen?
1. man höre sich jeweils alle meinungen an
2. betrachte diese skeptisch ---> eigene gedanken, nachforschen?
3. welche meinung klingt einleuchtender (axiom), wahrer, vernünftiger...

ist das alles geklärt, wird das paradigma (die paradigmen) neu geformt.

lg, esperanto
 
"Wo viele das gleiche denken, wird wenig gedacht."
Gerade bei Lazpel ist es mir passiert, daß er sich mir mit seiner Wahrheit an einem Punkt entgegenstellte, den ich schon lange passiert hatte.
Warum also zurückkehren und über eine Sache streiten, deren beide Seiten mir ohnehin bekannt sind und die dritte zu erarbeitende Möglichkeit mich eventuell ins Irrenhaus bringt?
Warum jemanden überzeugen, der sich versperrt?
Vielleicht ist es sogar eine Schutzreaktion, weil derjenige nicht soweit ist, Erkenntnisse auf konstruktive Weise aufzunehmen.

Überzeugungsarbeit sehe ich nicht als Ziel dieses Forums.

MfG

Olga
 
Hallo Olga,

Olga schrieb:
Gerade bei Lazpel ist es mir passiert, daß er sich mir mit seiner Wahrheit an einem Punkt entgegenstellte, den ich schon lange passiert hatte.

Also ist Deine Wahrheit meiner Wahrheit voraus, weil Du meinst, schon weiter zu sein? Das ist ein sehr seltsames Argument :)

Olga schrieb:
Warum also zurückkehren und über eine Sache streiten, deren beide Seiten mir ohnehin bekannt sind und die dritte zu erarbeitende Möglichkeit mich eventuell ins Irrenhaus bringt?

Warum überhaupt kontrovers diskutieren? Wenn Du bereits alles weißt, ist es doch nicht mehr notwendig, oder?

Olga schrieb:
Warum jemanden überzeugen, der sich versperrt?

Versperrt wovor?

Olga schrieb:
Vielleicht ist es sogar eine Schutzreaktion, weil derjenige nicht soweit ist, Erkenntnisse auf konstruktive Weise aufzunehmen.

Das wird es sein.

Eine Abwehrreaktion könnte allerdings auch sein, daß man meint, sehr viel weiter zu sein, und es deswegen nicht mehr notwendig wäre, eigene dogmatische Glaubenssätze in Frage zu stellen.. oder meinst Du nicht? Das schützt insbesondere die eigenen Irrglauben und falschen Wege, die man vielleicht konsequent immer noch beschreitet.

Die Nationalsozialisten waren im übrigen auch davon überzeugt, daß ihre Philosophie die einzig gültige Wahrheit sei. Die Kommunisten haben diesen Fehler mit ihnen geteilt.

Wissen durch Einbildung, man würde schon alles wissen, ist vor allem durch einen negativen Charakterzug geprägt: Arroganz.

Gruß,
lazpel
 
Hallo Metanoia,

Metanoia schrieb:
Lazpel prägte in diesem Forum den Begriff Paradigma, welchen er oft auf Weltsichten und Überzeugungen anderer anwandte, indem er sie seinem eigenen Paradigma gemäßen Kriterien unterwarf und sie in aller Regel als ungültig abtat.

Widerlege mein äußeres Paradigma. Ein Paradigma kann falsch oder richtig sein. Ich sehe keinen Fehler in der Trennung zwischen äußerer Lehre und innerer Erkenntnis.

Metanoia schrieb:
Ich sehe ein Paradigma als eine Art der Problemlösung, der Herangehensweise an das Unbekannte, weniger als ein konkretes, wissenschaftliches Modell. Das Lösen eines Rätsels kann nur im Rahmen eines Paradigmas vollzogen werden. Es ist anders nicht möglich, nicht denkbar.

Das ist falsch. Ein äußeres Paradigma ist in Bezug auf den inneren Glauben meist hinderlich, da es den Weg bereits vorgibt. Der innere Glaube kann jedoch meiner Meinung nach nur paradigmenfrei definiert werden.

Metanoia schrieb:
Somit ist bspw. das mechanistisch-physikalische Weltbild ebenfalls ein Paradigma, nämlich nichts weiter als der Versuch, den unlösbaren Rätseln auf eine bestimmte Art und Weise auf die Spur zu kommen. Diesem Vorgehen liegt bereits ein bestimmtes Paradigma zugrunde, aus welchem wiederum die Methoden hervorgehen.

Ja. Und? Es ist ein äußeres Paradigma. So wie Astrologie, Reiki oder christliche Religion. Erkläre mir den Fehler im Äußeren an dem physikalischen Weltbild im Äußeren.

Metanoia schrieb:
Meiner Meinung nach ist es unweise und im übrigen auch unwissenschaftlich, eine selbstverständliche, tief im menschlichen Denken vieler verwurzelte Überzeugung als ungültiges Paradigma zu disqualifizieren, selbst wenn sie nur eine unbestimmte, aber eben doch tief gefühlte Ahnung ist.

Eine innere Erkenntnis kann nicht durch ein äußeres Paradigma widerlegt werden. Jedoch kann eine äußere paradigmatische Irrlehre natürlich durch ein äußeres Paradigma ganz problemlos widerlegt werden. Wenn Du z. B. meinst, es gäbe für alle gültig eine Aura oder Geister, dann ist dies eine Nach-Außen-Kehrung einer möglicherweise inneren Erfahrung. Dadurch erhebst Du Deine Erfahrung zur äußeren Annahme, die sich an äußeren Erkenntnissen messen lassen muß.

Und genau diesen Punkt scheinst Du absolut nicht verstanden zu haben, unterstellst Du doch glatt indirekt, hier würden innere Erkenntnisse mit äußeren Paradigmen widerlegt werden.

Lies meine Beiträge zu diesen Themen nochmals, dann solltest vielleicht auch Du erkennen, wie ich meine Argumentation führe.


Metanoia schrieb:
Es ist um so mehr anmaßend und dumm, je weniger der Kritiker überhaupt den Versuch unternimmt, sich auf die tiefe Essenz dessen einzulassen, was er abwertet. Sich einlassen hieße, sich den Gesetzen des jeweils anderen Paradigmas zu beugen und die Werkzeuge seines eigenen Paradigmas zu vergessen, z.B. die logischen Werkzeuge des kritischen Rationalismus, aber auch das Gefühl von Enge und Beschränktheit, welche der Intuitive empfindet, soll er seine Anschauung reduzieren und klassifizieren, muß überwunden werden.

Das ist dann Polemik, die ich nur zitiere, und einfach mal so stehen lasse. Jeder möge sich selbst ein Bild davon machen.

Metanoia schrieb:
Doch wie kann jemand lauschen, still sein, staunen, wenn er es gewohnt war, mit den hölzernen Fingern des Verstandes in das feine Spinnennetz der Wirklichkeit zu greifen? Und wie kann jemand, der es gewohnt war, im Unendlichen zu schweifen, sich den Gesetzen der Logik und Kausalität beugen?

Viel Pathos in Deinen Worten. Aber sie sagen eigentlich nicht wirklich etwas darüber aus, welche Erfahrungen Du denn wirklich gemacht hast.

OOBEs? Träume?

Metanoia schrieb:
Wie kann der Rationale seine Intuition und Phantasie erblühen lassen, um tiefere Einsichten zu gewinnen, ohne den Irrationalen beständig als einen Rationalen minderer Güte zu sehen? Und wie kann der Irrationale auf argumentiver Basis seinen Erkenntnisreichtum vermitteln, ohne den schwer zu Überzeugenden als halblebendigen, im Verstande gefesselten Menschen minderer Güte zu betrachten?

Ja, die "Menschen minderer Güte" waren auch schon den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge.

Solche Aussagen disqualifizieren Deine anfänglich interessante Ausführung vollends.

Sind Fast-Food-Esoteriker neuerdings auch Faschisten?

Gruß,
lazpel
 
lazpel schrieb:
Hallo Metanoia,



Widerlege mein äußeres Paradigma. Ein Paradigma kann falsch oder richtig sein. Ich sehe keinen Fehler in der Trennung zwischen äußerer Lehre und innerer Erkenntnis.



Das ist falsch. Ein äußeres Paradigma ist in Bezug auf den inneren Glauben meist hinderlich, da es den Weg bereits vorgibt. Der innere Glaube kann jedoch meiner Meinung nach nur paradigmenfrei definiert werden.



Ja. Und? Es ist ein äußeres Paradigma. So wie Astrologie, Reiki oder christliche Religion. Erkläre mir den Fehler im Äußeren an dem physikalischen Weltbild im Äußeren.



Eine innere Erkenntnis kann nicht durch ein äußeres Paradigma widerlegt werden. Jedoch kann eine äußere paradigmatische Irrlehre natürlich durch ein äußeres Paradigma ganz problemlos widerlegt werden. Wenn Du z. B. meinst, es gäbe für alle gültig eine Aura oder Geister, dann ist dies eine Nach-Außen-Kehrung einer möglicherweise inneren Erfahrung. Dadurch erhebst Du Deine Erfahrung zur äußeren Annahme, die sich an äußeren Erkenntnissen messen lassen muß.

Und genau diesen Punkt scheinst Du absolut nicht verstanden zu haben, unterstellst Du doch glatt indirekt, hier würden innere Erkenntnisse mit äußeren Paradigmen widerlegt werden.

Lies meine Beiträge zu diesen Themen nochmals, dann solltest vielleicht auch Du erkennen, wie ich meine Argumentation führe.




Das ist dann Polemik, die ich nur zitiere, und einfach mal so stehen lasse. Jeder möge sich selbst ein Bild davon machen.



Viel Pathos in Deinen Worten. Aber sie sagen eigentlich nicht wirklich etwas darüber aus, welche Erfahrungen Du denn wirklich gemacht hast.

OOBEs? Träume?

:sleep2:

Ja, die "Menschen minderer Güte" waren auch schon den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge.

Solche Aussagen disqualifizieren Deine anfänglich interessante Ausführung vollends.

Sind Fast-Food-Esoteriker neuerdings auch Faschisten?

Gruß,
lazpel

:escape:

Oh oh, Lazpel. Unterste Schublade. *kopfschüttel*
 
lazpel schrieb:
Hallo Olga,



Also ist Deine Wahrheit meiner Wahrheit voraus, weil Du meinst, schon weiter zu sein? Das ist ein sehr seltsames Argument :)



Warum überhaupt kontrovers diskutieren? Wenn Du bereits alles weißt, ist es doch nicht mehr notwendig, oder?



Versperrt wovor?



Das wird es sein.

Eine Abwehrreaktion könnte allerdings auch sein, daß man meint, sehr viel weiter zu sein, und es deswegen nicht mehr notwendig wäre, eigene dogmatische Glaubenssätze in Frage zu stellen.. oder meinst Du nicht? Das schützt insbesondere die eigenen Irrglauben und falschen Wege, die man vielleicht konsequent immer noch beschreitet.

Die Nationalsozialisten waren im übrigen auch davon überzeugt, daß ihre Philosophie die einzig gültige Wahrheit sei. Die Kommunisten haben diesen Fehler mit ihnen geteilt.

Wissen durch Einbildung, man würde schon alles wissen, ist vor allem durch einen negativen Charakterzug geprägt: Arroganz.

Gruß,
lazpel

Hallo Lazpel,

wenn ich die Aura sehe und Du sagst mir, ich bilde sie mir nur ein, was soll ich darauf sagen.

:rolleyes: Ich denke, das hat nichts mit irgendeiner Ideologie zu tun.

MfG

Olga
 
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interessantes thema und ganz typische antworten, die ich schon so oft anderswo gehört habe.


nun ich weiss einfach immer noch nicht, ob es machbar und sinnvoll ist aus beiden systemen, dem wissenschaftlichen und dem philosophischen weltmodel mal da und mal dort etwas herauszupicken um damit seine eigene philosophie zu bestärken. denn nur ein paar erkenntnisse machen noch lange kein resultat und sie hinken dann immer irgendwo und stossen wieder an grenzen.

solange es kein fertiges model gibt, wirds zu keiner wahren einigung kommen, man kann beides nicht wirklich vermischen und dabei seriös bleiben. siehe die harten antworten hier oben, da fallen worte wie "dumm" oder "untermensch-argumentation". jemand der sich ärgert, der sieht nicht mehr alles, der setzt sich scheuklappen auf und das ist nicht sinn der sache oder? ein wissenschaftler der weit denkt, siehe einstein z.b., wird immer auch philosophisch denken, das vergrössert seine erkenntnis, ein philosoph, der nur einseitig denkt ist kein philosoph.

es gab zu genüge versuche beides zu mischen, siehe wittgenstein, der allerdings sein pamphlet am ende seines lebens in die tonne geworfen hat!

wäre es nicht sinnvoll ersteinmal respektvoller mit dem anderen umzugehen, im wissen darum, dass wenn man sich einer denkensweise genähert hat, bestimmte synapsen im gehirn halt mehr ausgebildet sind als andere ... und das sind nicht die selben!

kann man nicht einfach das eine, wie das andere denkmodel stehen lassen, im wissen, dass es noch keine wirklichen erkenntnisse gibt, sondern das wir uns momentan in einem moment des ringens um verstehen befinden und beide ihre hintergründe haben?

nehmt die scheuklappen mal ab! jeder mensch hat ein anrecht aufs anders sein! kein paradigmenstreit ... der sinnlos ist! vielleicht mehr ein miteinander im respekt und der toleranz?
 
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