Der Globus

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Dir, Liebe Mora gewidmet; ich bin mir sicher, Du verstehst, was ich meine. :trost:


sag mir, daß Du mich liebst,

wenn Du meine Seele spürst.

Wenn Du meine Seele nicht kennst,

kannst Du mich nicht lieben
 
Du hast ES zweimal geschrieben?
Nun
Dann
Liebe Paula
und ich bin mir sicher - das Du verstehst was ich meine

kennst DU das Land der Seelen
warst dort
an jenem dunklen Ort
in Rauchschwaden eingehüllt
alles Erdfarben bemalt
fremde Töne
keine Angst
aber eben nur unbekannt

Kennst DU das Land der Seelen
hast DU sie dort gesehen
all die Gesichter
wie sie schlafen
ohne Körper
nur mit Kopf
das erinnert mich
an was
das ich mal gedacht
in einer schlaflosen Nacht

in Liebe
 
Der Mann im Park.

Großgewachsen, schlank, gut gebaut, sportlich dynamisch wirkend, mit einem klaren, ausdruckvollen Gesicht, hohe Stirn, Haare Kinnlänge, gleichlang. Wachsame, intelligente, gütige Augen. Kein Trinker, kein Süchtiger. In Summe normal gepflegter Eindruck, nicht schlampert.

In der für die Jahreszeit zu dünner Jackentasche ein Buch, keine Bibel, er liest viel, jetzt meist im Stehen, sonst auf einer Bank sitzend.
Eine kleine Reisetasche, ein obligates Supermarktsackerl. Liegen auf der Bank, während er im Park Kreise zieht, um der Kälte zu trotzen. Obdachlos. Seit über einem Jahr. Arbeitslos seit über zwei Jahren. Nacht irgendwo verbracht, tagsüber unterwegs, morgens an der Klosterpforte, abends in der Gruft.

2009, Wien, Österreich, ein reicher europäischer Staat.
 
Angst kannte ich als Kind nicht. Trotz Kommunismus-Diktatur, amtlich ausgewiesen als Kind der Kapitalistenbrut. Radio London, Radio Freies Europa mit Vater heimlich gehört, und selbstverständlichst verstanden, darüber draussen nicht zu plappern. Regelmäßige 3ter WeltkriegAngstkampagnen (incl. panischer Kaufe bis zum letzten Graupenkorn) eher als Kabarett betrachtet; Onkel mit Ausschwitzvergangenheit (1940-1945) war der lebensfreudigste Mensch, den ich kannte, mit großer Portion Humor ausgestattetet.
Treffen gleichgesinnter Jugend, ein Jahr vor Emigration, 1966-Juli1967, spannend gefunden, idealistisch und selbstverständlich. Dabei verdammt viel Glück gehabt. Der beste Freund, ein Schulkollege, seit der Grundschule bis zum letzten Tag in Polen, war ein engagierter und aktiver Mitglied Kommunistischer Jugend versuchte mich für die Idee zu gewinnen, diskutierte mit mir häufig darüber, ich hielt meine Meinung nicht zurück und argumentierte klar gegen Diktaturregime. Nachdem ich in Wien landete und es offiziell gewesen ist, daß ich im Westen, Österreich, bin, schickte er mir ein Photo über Freunde, drauf er in einem Tirolerhut mit Gemsenbart. Wir waren später, bis zu seinem Tod, in brieflichem Kontakt.

Erstes schauriges Schaudern 1968. In Wien. 30 April. Abends. Vor dem Burgtheater, sah ich Sozialistische Jugend Österreichs beim Fakelzug. Zeichen an den Hemden seltsam an Swastik erinnernd, Stramme Haltung, Strammer Schritt, Fakel in der Hand. Ja, ein paar Jahre später, Bruno Kreisky war bereits Kanzler, gingen sie bei gleichem Anlass locker, gemütlich und entspannt über den Ring. Aber jener Abend, im freien Westen, war eigentlich ein Bruch. Ein Impuls. Unlogisch, aber logisch sind Erkenntnisse, die ich im Lauf des Lebens gewonnen hab, nie - ein Jahr später hab meine eher konservative Lebensanschauung korrigiert, und mich links, ein wenig später grün umorientiert. Bin bis heute noch. Eine bessere Alternative gibts für mich nicht.
 
Zeichen an den Hemden seltsam an Swastik erinnernd, Stramme Haltung, Strammer Schritt, Fakel in der Hand.

Ich hatte plötzlich, spontan vor Augen das Bild der Hitlerjugend, die wir im Osten so oft in Kino und in TV als Schreckensbeispiel vorgesetzt bekommen haben.
 
Auferstanden.

Wir suchen nach Gott,
finden Götter, Götzen, Grauschimmel,
Wir glauben an Jenseits,
verleugnen dafür Diesseits,
Wir klammern uns an Wiedergeburt, Himmelöde und Nirwana,
Wir schenken uns Illusionen hin,
lassen Geliebte links liegen,
Wir geben großzügig Hass aus,
für Liebe bleibt nur ein Traum über,
dafür blühen Neid und leere Sehnsüchte üppig .

Ich schrieb früher Verse,
nach Regeln der Poetik geformt,
Heute lasse Gedanken frei fließen,
Korsett bleibt im Schrank, Schlüssel warf ich ins Meer.
Träume zu verwirklichen gelernt,
Glück an Schönheit und Kunst von Jenseits zu empfinden,
Inspiration der Gegenwart zu danken,
weil sie mir All dies öffnet,
wonach du fahndest.
Ja, wonach du orientierungslos fahndest, Du Narr!

Ich lebe, lebe frei und schöpfe aus Ganzem,
nachdem ich die Kunst des Verzichtes
in Beglückung wandelte.
 
Katzen begleiten mich mein Leben lang. Hunde auch, aber mit kleinen Zwischenpausen.. Kleinkind Xchen hatte einen Schäfer, namens Rex, der auf sie bei Herumtollen im Garten ein waches Auge warf. So fing meine Beziehung zu Tieren an.

Es gab zeitweise zwei Katzen bei uns, dazwischen Katz und Hund - Fraktion; einmal mit Vogerl und Aquarium mit Fischen, einmal mit Hamster. Hamster im Rad auf einem Lesepult, Katz und Hund davor, ihr AnimalTV-Live mit sichtbarer Spannung geguckt.

Den ersten Kater meiner Vita fand ich im Garten einer Schulfreundin. Ein kleines schwarzes Knäuel, zerbissen von anderen Katzen - sie lehnten ihn, den Findling, ab - unterernährt und verängstigt. Ich nahm ihn heim, meine Mama sah die Verletzungen, und bevor sie nachgedacht, ob sie ein Tier haben möchte, war sie schon eifrig dabei, das Katerle zu versorgen. Wir nannten ihn Felix.
Damals gabs kein Katzensand, nur eine Schachtel mit Zeitungspapier, das war in einer Stadtwohnung keine ideale Lösung. Mama lehrte den Katz an, auf die Toilette zu gehen. Wie? Daran kann mich leider nicht erinnern. Ich weiß nur, es ging. Felix war auch ein Spazierkater, er ging auf der Leine mit. Und er fuhr mit uns in die Ferien. Bei Ankunft im Ferienort verschwand er für 24-48 Stunden, kam dreckig, hungrig und sichtlich müde von Erkundungsgang zurück. Dann blieb er in unserer Nähe.
Wir bekamen einen Wellensittich und ein Aquarium mit Fischen. Wellensittich lebte nicht lang, Felix tat ihm nix, er setzte sich nur auf seinen Käfig. Wellensittich Piotrus erlitt einen Herzinfarkt. Fische im Aquarium hatten auch keine lange Lebenserwartung. Es wurden immer weniger, Felix fischte leidenschaftlich gern.

Als Mutter auf einer Konzerttour war, haben wir eines Morgens vergessen, Fenster zuzumachen, als wir in die Schule gingen. Am Nachmittag sagte mir die Tochter unserer Nachbarin, unser Kater ist heruntergefallen (vom dritten Stock) und liegt jetzt bei ihnen, es schaut schlecht aus. Wir brachten das Bündel in einer Tasche heim, Felix schien bewußtlos zu sein. Vater holte eine Dose mit Felixleckerlis, Hering in Tomatensauce, machte auf und stellte sie an die Nase des fast totgeglaubten Katers. Er machte nicht einmal seine Augen auf, er war mit einem Sprung auf allen Vieren und fraß zickezacke den tomatigen Fisch auf.

1967 emigrierten wir. Felix konnte nicht mit. Unsere Nachbarin, eine Hühnefarmbesitzerin, nahm ihn zu sich. Er hatte genug zum Fressen, lebte auf einem Bauernhof in der Nähe von Warschau und es ging ihm gut. Er vermißte höchstens die Stadtwohnung. Katzen ist der Ort wichtig, an dem sie leben. Die Menschen sind dazu da, um ihnen Futter zu besorgen. Das dürfen sie. Jawohl.
 
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Manche dachten der Globus ist rund
das mag zwar stimmen doch er ist auch bunt
Es schwirrt und wirrt und brabbelt wohl hier
und da sind auch wir und mit uns das Tier
Nun sind wir sehr fruchtbar und auch nicht dumm
wir bauen uns Türme und fliegen herum
Wir lernen viel Sprachen doch verstehen uns nicht
und manche die warten aufs jüngste Gericht
Man sagt das komme von oben
doch ich will den Tag nicht vor dem Abend loben
wenn die oben toben
warum soll ich die da oben loben ?
Von oben kommt höchsten ein Ungetier
ein großer Brocken viel schwerer als wir
der rast wie der Blitz und triff uns genau
und macht dazu noch Riesenradau
 
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