@DruideMerlin:
Ken Wilber trifft die meines Erachtens sehr hilfreiche Unterscheidung zwischen prärational, rational und postrational.
Das Problem ist, dass sich prärationale Pseudo-Esoterik mit postrationaler Mystik oft mischt. Die Leute können das nicht präzise auseinanderhalten.
Nehmen wir einen "Dämon" als Beispiel. Für eine prärational operierende Person ist ein Dämon eine real da draussen existierende Gestalt mit schwarzen Engelsflügeln und rot leuchtenden Augen. Da muss man dann eine ganze Menge Voodoo-Magie anwenden, um sowas von sich fernzuhalten. Auch Entführungen durch Ausserirdische, Verschwörungstheorien und Liebesmagie gehören in diese Schublade. Man glaubt, dass es "da draussen" Kräfte gebe, die sich gegen einen richten oder für einen arbeiten. Diese Kräfte sind weitgehend losgelöst von einem selbst, verfolgen eigene Ziele usw.
Eine rational operierende Person hat sich von diesem kindlichen Glauben gelöst und lehnt die Vorstellung, es gäbe physisch real existierende Dämonen, ab. Sie akzeptiert vielleicht die Existenz von Memen.
Eine postrational operierende Person versteht, dass Dämonen subjektiv durchaus real sind, nämlich als operierende Komplexe und Neurosen, die Teil des individuellen oder kollektiven Unbewussten sind. Der Nationalsozialismus war wohl ein berühmter solcher Dämon auf der kollektiven Ebene mit gewaltigen Kräften. Solche Dämonen sind insofern real, als sie uns lenken und steuern können. Sie haben somit Einfluss auf uns, aber selbstverständlich existieren sie nirgendwo in einer physisch fassbaren Form.
Das Problem mit dem Barcodescanner ist ein oft anzutreffendes. Ähnliche Themen sind etwa Schädlichkeit von Handy-Strahlung oder Elektrosmog. Aus einer prärationalen Sichtweise liegt hier eindeutig eine Verschwörung der Mächtigen vor.
Aus einer rationalen Sichtweise wird das empirisch-wissenschaftlich untersucht und man gelangt zum Resultat, dass die Hypothese verworfen werden muss. (Wobei es natürlich immer wieder vorkommt, dass man die Schädlichkeit erst im nachhinein feststellt. Beispiel:
.)
Eine postrationale Sichtweise lehnt die Befunde der rationalen Wissenschaft nicht per se ab, verweist jedoch darauf, dass erstens die geltenden Paradigmen der rationalen Wissenschaft auch in der Vergangenheit schon durch neue Erkenntnisse wiederholt revolutioniert wurden, und das auch weiterhin in der Zukunft geschehen wird. Darüberhinaus verweist sie darauf, dass die subjektive Erlebnisdimension des Menschseins nicht ausser Acht gelassen werden kann und darf. Barcodescanner, Handystrahlung, Elektrosmog - unabhängig davon, ob es "das nun gibt oder nicht", der Mensch fühlt sich in Anbetracht einer denaturierten Umgebung zunehmends unwohl. Der Computer ist aus Metall und Plastik, die Häuser aus Stahl und Beton. Doch wo ist der Kontakt zur Natur, zu den Pflanzen, zu lebendigen Materialien? Der bleibt leider oft auf der Strecke. Das Unbehagen der Menschen sollte ernst genommen werden, es verweist auf eine Erlebnisdimension, die dann in einem späteren Schritt, wenn zulange ignoriert, durchaus zu Krankheiten führen kann. Nicht ursächlich, aber indirekt.