Zwanghaft auftretende Gedanken, sich oder andere verletzen oder vielleicht sogar töten zu wollen, können ihren Ursprung in unbewältigen aggressiven Konflikten haben, vermute ich. Menschen, die sozial wenig kompetent sind, die nicht in der Lage sind, Wut, Hass und Enttäuschungen rechtzeitig und angemessen zu konfrontieren oder zu verbalisieren, laufen Gefahr, dass sich diese Aggressionen später andere Ventile zur Abreaktion suchen, beispielsweise im Gewande aggressiver oder autoaggressiver Gedankeninhalte. Auch ein erhöhtes Aggressionspotential, das beispielsweise aus einer identitätsverachtenden Kindheit stammt, kann sich in Form der Fremd- und Selbstdestruktivität bemerkbar machen. Ein intaktes oder sogar zu strenges Über-Ich erzeugt in der Folge die Angst, solche mentalen Vorsätze auch zu realisieren oder sie zumindest verwirklichen zu wollen.
Menschen mit einer großen emotionalen Unsicherheit, mit mangelndem Selbstvertrauen und -wertgefühl fürchten möglicherweise das Alleinsein in verstärktem Maße. Denn die Einsamkeit wirft diese Menschen vollkommen auf sich selbst und ihre "defekte Identität" zurück. Die tief empfundene Verunsicherung, die Sinn- und Hoffnungslosigkeit wird ihnen direkt reflektiert, weil sie in den Momenten des Alleinseins Zeit zum Nachdenken und keinerlei Ablenkung von intrapsychischen Prozessen haben. Das sind zumindest meine Thesen, ohne mich intensiver mit der Autophobie befasst zu haben.