Lotusz schrieb:
Sexualität ist immer eine Sucht, weil sie ausschliesslich zur Erzeugung unserer Nachkommen geschaffen wurde. Da wir uns aber von unserer natürlichen Lebensweise mittlerweile so weit entfernt haben, dass Angst und Leid unseren jetzigen Zustand kennzeichen, finden wir nur noch in der Sexualität das, was wir als göttlich beschreiben. Darum zieht es uns immer wieder zur Sexualität, weil sie der einzige Weg für uns ist, diese Ekstase zu erfahren.
Essen ist immer eine Sucht, weil es ausschliesslich zur Deckung des Nahrungsbedürfnisses geschaffen wurde. Da wir uns aber von unserer natürlichen Lebensweise mittlerweile so weit entfernt haben, dass Angst und Leid unseren jetztigen Zustand kennzeichnen, finden wir nur noch im Essen das, was wir als göttlich beschreiben. Darum zieht es uns immer wieder zum Essen, weil es der einzige Weg für uns ist, diese Ekstase zu erfahren.
> Ich gebe Mahatma Gandhi vollkommen recht. Erleuchtung kann man nicht erlangen, so lange man das Bedürfnis zu essen nicht sublimiert hat. Weil aber alle Menschen lieber essen als hungern (mit Ausnahme derjenigen, die an Magersucht leiden), bleiben auch die meisten Menschen unerleuchtet.
Und bevor ich es vergesse:
Schlafen ist immer eine Sucht, weil...
Lotusz, bei allem Respekt, was du hier von dir gibst, hält keiner, wirklich absolut keiner kritischen Betrachtungsweise stand. In dem oben zitierten Text vermischen sich haarsträubende Behauptungen und Scheinschlüsse die du dann immer mit dem Hinweis auf die sexuelle Enthaltsamkeit einiger Yogis zu untermauern versuchst.
Nur um ein paar wenige Beispiele aufzuzählen:
Du sagst, Sexualität sei eine "Sucht". Es leuchtet mir in keinster Weise ein, warum Sex eine Sucht sein soll (abgesehen von ein paar krankhaften Störungen einzelner, welche ich als Ausnahme verstanden haben will). Da müsstest du schon belegen, inwiefern das Durschschnittsverhalten der Durchschnittsbevölkerung dieses Planeten Symptome einer Sucht aufzeigt. Und dafür gibt es klare Kriterien, beispielsweise diejenigen von der Weltgesundheitsorganisation.
Danach deine Scheinkausalität. "Sexualität ist immer eine Sucht,
weil sie ausschliesslich zur Erzeugung unserer Nachkommen geschaffen wurde." Das ist kein Argument, Lotusz. Erstens ist das Herumargumentieren mit dem Begriff "geschaffen" reinste Spekuliererei auf die Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes, der irgendwelche Intentionen mit seiner Schöpfung hätte. Du implizierst damit, dass Sexualität überhaupt irgendeinem Zweck oder Ziel untergeordnet sei. Selbst die Aussage, der Zweck der Sexualität sei es aus biologischer Sicht, das Überleben der Art zu bezeichnen, wäre irreführend, weil "das Überleben der Art" selbst wiederum überhaupt keinem Zweck oder Sinn dient. Es ist einzig der Mensch, der mit der Sinnfrage hantiert, nicht die Natur. "weil" impliziert unterschwellig, dass du die Gründe kennen würdest, wozu es überhaupt Sexualität gäbe. Da könnten wir gleich nach dem Sinn der Existenz fragen, das ist ungefähr vergleichbar. Sexualität ist einfach da, warum auch immer. Und du kannst mir nicht glaubhaft versichern, du seist derjenige auf dem Planeten, der wüsste, wozu Sexualität existiert.
Zweitens ist die Art der genannten Kausalität für mich ebenfalls keineswegs einleuchtend. Warum soll es eine Sucht sein, wenn es dem Zweck dient, Nachkommen zu erzeugen? Bitteschön wie, was, warum? Die Unsinnigkeit dieser Schlussfolgerung wird klarer, wenn man sie umformuliert: "Was dem Zweck dient, Nachkommen zu erzeugen, ist die Sexualität. Darum ist sie eine Sucht." Oder noch klarer: "Sexualität dient dem ausschliesslichen Zweck, Nachkommen zu erzeugen. Darum ist sie eine Sucht." Wie zum Kuckuck kommst du vom ersten Satz auf den zweiten?
Ausserdem benutzt du das Wort "ausschliesslich". Das ist ebenfalls eine unhaltbare Behauptung. Ich könnte ebenso behaupten, Sexualität sei ausschliesslich dazu da, unsere Lustgefühle zu erwecken, und Nachkommenschaft zu erzeugen sei ein sekundäres Merkmal der Sexualität. Wer könnte das auch jemals widerlegen oder untermauern? Du etwa? Oder ein Biologe? Es ist eine völlig leere Behauptung.
Noch weiter erklärt deine These nicht das geringste bezüglich der gleichgeschlechtlichen Sexualität (aber das ist sowieso ein kompliziertes Thema).
In diesem einzigen Satz stecken eine Unzahl von willkürlichen Behauptungen. So geht es dann Satz für Satz und Folgerung für Folgerung weiter. Das, mein lieber Lotusz, genügt einfach nicht für eine Diskussion über das Thema. Du vertrittst hier deine Meinung - das ist völlig ok und ein berechtigtest Anliegen, schliesslich sind wir ja hier zur Diskussion. Aber deine Meinung steht auf extrem wackligen Füssen. Ich kritisiere nicht einmal die Aussage, dass sexuelle Enthaltsamkeit zur Erleuchtung (oder Heilung oder was auch immer) führt, dazu mag man stehen wie man will, aber was ich kritisiere ist,
wie du auf deine Schlüsse kommst und mit welchen Argumenten du hier in die Öffentlichkeit trittst. Deine Argumente sind auch nach eingehender Untersuchung für mich einfach in keiner Weise
valide und auch
nicht folgerichtig, und das ist das Problem, das ich damit habe. So bleiben sie für mich noch immer nicht begründete Behauptungen auf deiner Seite, und da nützt es auch nichts, dass du hundert Beiträge zum gleichen Thema schreibst und dich tausendmal mit anderen Forumsteilnehmern um das Thema streitest.
Es ist nicht einmal so, dass ich deine Position ablehnen würde, ganz und gar nicht, ich finde, die hat durchaus einiges an Berechtigung, und man sollte sie nicht einfach vorschnell abtun. Es ist die Art und Weise, wie du zu deiner Position gelangst (und auch die Vehemenz, mit der du dann diese in meinen Augen willkürlich zustandegekommene Position verteidigst; ich sehe auch hier bislang kaum Argumente, die ich als valide erkennen kann, sondern fast ausschliesslich Behauptungen und Scheinschlüsse wie der oben von mir kritisierte).
Und noch was am Ende: Ich glaube selbst auch, dass Sexualität und Erleuchtung in engem Zusammenhang stehen. Ich glaube ebenfalls, dass Erleuchtete generell eine andere Art Sexualität leben und erleben, als die Durchschnittsbevölkerung das vermutlich erlebt. Aber ich glaube nicht, dass Enthaltsamkeit die unbedingte Voraussetzung für Erleuchtung ist. Ich glaube auch nicht, dass Erleuchtete gar keinen Sex mehr haben. Manche vielleicht schon, andere hingegen nicht, das ist vermutlich eher eine individuelle Sache. Schliesslich haben die nicht alle den gleichen Charakter! Es sind nach wie vor alles Menschen.
Ich glaube einfach, dass die meisten Erleuchteten keinen echten Wunsch mehr verspüren, einen Samenerguss nach dem anderen zu haben, weil sie möglicherweise merken, wie es sie schwächt. Ich merke das auch: Es ist ein Energieverlust. Und langfristig ist Sex
ohne Samenerguss definitiv genussreicher, das ist meine persönliche Erfahrung. Ich würde sogar dahingehen zu sagen: Der beste Sex ist derjenige, ohne Orgasmus.
Aber das ist alles nur Glaubenssache von mir. Ich bin nicht erleuchtet, und ich habe keine wissenschaftliche anerkannte Untersuchung zum Thema zur Verfügung. Auf die Aussagen einiger Yogis kann ich mich nicht verlassen, da die meisten bereits tot sind, oder in ganz anderen Kulturen gelebt haben usw. Die sind einfach zu verschieden von den "heutigen Menschen", als dass sie gute Vergleichsbasen wären für ernstzunehmende Tipps für uns hier und heute.
Und um mich noch einmal zu wiederholen: Die künstliche Unterdrückung der Sexualität seitens Kirche und anderen Moralhütern hat in meinen Augen in der Vergangenheit einen immensen Schaden angerichtet. Ihm verdanken wir ein florierendes Porno-Geschäft, Bordelle und überhaupt jegliche Art von Neurosen und Psychosen. Hätten die Menschen erst einmal eine ganz natürliche Sexualität, dann bräuchten sie keinen derart dummen und billigen Ersatz mehr - wozu auch? Dann wäre Sexualität nur noch ein Bedürfnis nebst vielen anderen auch. Wie auch Sport: Manche hätten viel davon, manche wenig, manche gar keinen, manche wären Weltmeister darin. Manche betreiben lieber Gruppensportarten, manche Einzelsportarten usw. Da kommt auch niemand auf die Idee, das zu verteufeln. Man bräuchte dann einfach gar nicht mehr gross Worte darüber zu verlieren, jedenfalls nicht mehr oder weniger, als eben beim Sport oder bei kulinarischen Genüssen auch.