Mittwoch, 19. November 2008
"Sind dem Tode geweiht"
Hilferuf aus Ost-Kongo
Angesichts der Kriegsgräuel im Ost-Kongo haben sich 44 Gruppen aus Gemeinden in der umkämpften Region in einem verzweifelten Hilferuf an die Weltgemeinschaft gewandt. Wie ein Korrespondent des britischen Senders BBC aus der Krisenregion berichtete, bitten sie darin um die Entsendung von europäischen Soldaten, um die Gewalt zu beenden. Sie hätten so Schlimmes erlebt wie nie zuvor, heißt es in dem Appell. Dazu gehörten Massenerschießungen von Zivilisten.
"Wir wissen nicht mehr, zu welchem Heiligen wir beten sollen. Wir sind dem Tode geweiht (...) Wir sind aufgegeben worden", heißt es weiter. Zu den Unterzeichnern gehören Frauenorganisationen oder auch kirchliche Gruppen. Am Dienstag hatte Bundespräsident Horst Köhler angesichts der humanitären Tragödie im Ost-Kongo die europäischen Staaten zu einem Militäreinsatz in der Region aufgefordert. Es könne nicht sein, dass im Rahmen eines glaubwürdigen UN-Mandats im Prinzip nur die Entwicklungsländer und die Afrikaner mit Truppen vor Ort seien.
Korridor für Flüchtlinge
Nach den jüngsten heftigen Kämpfen begannen die Rebellen damit, sich wie zugesagt von einigen Positionen zurückzuziehen, wie die BBC unter Berufung auf die Vereinten Nationen sowie Truppen von Rebellengeneral Laurent Nkunda berichtete. Die Rebellen, die mittlerweile weite Teile des Ost-Kongos kontrollieren, hatten zuvor versprochen, sich an zwei Fronten um die Städte Kanyabayonga und Kiwanja nördlich der Provinzhauptstadt Goma zurückziehen, um einen Korridor für Flüchtlinge zu schaffen. UN-Truppen sollten die Korridore sichern, hatte Nkunda gefordert.
"Vielleicht sind sie ins Kreuzfeuer geraten"
Nkunda kündigte gleichzeitig an, seine Macht auf das gesamte Land ausweiten zu wollen. Unter seiner Führung werde der Kongo für Afrika in fünf Jahren im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sitzen, sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". Der kongolesischen Regierung warf Nkunda Versagen vor. Massaker seiner Soldaten tat der General ab. "Ich kann nicht ausschließen, dass manchmal Zivilisten umkamen, vielleicht sind sie ins Kreuzfeuer geraten", sagte er.
Warten auf Weltsicherheitsrat
Der UN-Sonderbeauftragte Alan Doss sagte am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz von Kinshasa nach New York, er hoffe, dass der Weltsicherheitsrat schnellstmöglich grünes Licht für eine Verstärkung der UN-Friedenstruppe in der Krisenregion gebe. Frankreich hat dem Sicherheitsrat einen Antrag vorgelegt, nach dem die etwa 17.000 Mann starke UN-Friedenstruppe MONUC um gut 3000 Soldaten aufgestockt werden soll. Wann über die Resolution entschieden wird, war noch offen.
Doss sagte, auch nach dem Votum könne es noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis die Kräfte wirklich einsatzbereit seien. Besonders angespannt sei die Lage nördlich von Goma. Dort seien durch neue Kämpfe erst kürzlich 20.000 bis 25.000 Menschen neu aus ihrer Heimat vertrieben worden.
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