KingOfLions
Sehr aktives Mitglied
Okay, du hast mir meine Frage zwar nicht wirklich beantwortet, aber ich denke ich weiß, worauf du hinaus willst.
*schnauf* *nadabinichaberjetztfroh*
Leider hast du in deinem Text gleich mehrere Fehler drin. Bleiben wir bei den A-Rezeptoren. Wir nehmen an, unser Wissenschaftler weiß, dass natürlicherweise der fiktive Stoff namens Abanin an diese A-Rezeptoren bindet, um dort unsere A-Krankheit zu bekämpfen.
Noch immer der falsche Ausgangspunkt, aber ok. Das werde ich jetzt nicht mehr korrigieren.
Jetzt würdest du sagen, die A-Krankheit tritt auf, weil "Stoffe in der Kette fehlen", um Abanin zu produzieren.
Also meine erste Frage wäre, ob das der tatsächliche Auslöser der Krankheit ist. Nur weil ein Mangel festgestellt wird, ist das nicht notwendigerweise der Auslöse (so wie z.B. bei Insulinmangel).
Das ist mal der Punkt, wie die heutige Medizin meistens Marke Autoservice abbricht, und sagt "Aha, Abanin nachfüllen, schon pfeift's wieder". In manchen Fällen wird das nicht gehen, dann versuchen wir halt die berühmten A-Rezeptoren zu aktivieren oder ihre Bildung anzuregen (natürlich mit hochkomplexen Medikamenten, in Zukunft wahrscheinlich mit ein bisserl DNA-Woodoo oder mit Kampfrobotern in Nanotechnik ....
Sollte sich das als zutreffend herausstellen, dann ist einmal zu betrachten, wie Abanin überhaupt hergestellt wird, aus welchen Quellen es kommt. Dann wäre abzuklären, ob es eventuell eine Unterproduktion gibt. Für diese wäre mal abzuklären, ob sie organisch bedingt ist (limitiert durch die mögliche Produktionsmenge durch die Anzahl der verfügbaren Zellen) oder ob Ressourcen für die Produktion fehlen. Auch das wird bei manchen Krankheiten noch teilweise gemacht.
Erstes Problem: was ist, wenn die Krankheit auch bei Menschen auftritt, die normale Mengen Abanin haben? Nehmen wir an, Forscher haben herausgefunden, dass bei manchen Leuten nicht das Abanin, sondern die A-Rezeptoren fehlen. Da weniger A-Rezeptoren da sind, ist die Wirkung des Abanins nicht so stark, und die A-Krankheit tritt auf. Was macht man jetzt?
Herausfinden, warum derjenige weniger A-Rezeptoren hat, als andere Menschen? Auch A-Rezeptoren unterliegen ja wieder einem Prozeß und werden produziert.
Anderes Beispiel: Anstatt dass ein "Stoff in der Kette fehlt", fehlt gleich die ganze Produktion des Abanins, etwa weil die entsprechenden Zellen kaputt sind. Das heißt: alle Resourcen sind da, aber die Fabrik nicht.
Genau das wäre jetzt die falsche Annahme. Natürlich kann es sein, dass die entsprechenden Zellen kaputt sind (was tragisch wäre, denn das würde bedeuten, dass wesentliche Lebensprozesse der Zelle schon für lange Zeit nicht versorgt waren). Maximal kann es sein, dass halt etwas Unterproduktion da ist, wenn der notwendige Zellhaufen normal funktioniert. Z.B. 20% Unterproduktion heißen ja nicht notwendigerweise 20% zu wenig Zellen, sondern dass entweder 80% der notwendigen Zellen richtig versorgt werden (z.B. auf Grund von Durchblutungsstörungen) oder dass eben nur für 80% Ressourcen da sind. Und das muß man dann genau anschauen.
Diese zwei Probleme hab ich mir nicht ausgedacht - so kann z.B. Diabetes entstehen. Es kann etwa dazu kommen, dass die Anzahl der Insulinrezeptoren runtergefahren wird und dadurch Insulin nicht mehr genügend Effekt hat.
Problem 2 entspricht Diabetes Typ 1 - da werden die Zellen zerstört, die Insulin produzieren. Wie heilt man das jetzt nach deiner Analyse? Alle Informationen sind ja da.
Ja, aber die Zellen werden ja auch auf Grund eines Ressourcenproblems zerstört, und nicht einfach spaßhalber. Und daher muß ich erst dem Ressourcenproblem Herr werden, und dann muß ich schauen, ob sich diese Zellen regenerieren können, oder nicht. Im Normalfall sollten sie sich in einem stabilen Ressourcenumfeld die meisten Zellen auch regenerieren können. Nicht umsonst haben Alternative auch bei Diabetes sehr gute Erfolge ... halt nur bei denen, die ein Ressourcenproblem haben, und in die entsprechende Behandlungsschiene passen.
Jetzt kommen wir aber zum Hauptproblem: Du scheinst davon auszugehen, dass der Körper grundsätzlich jede Krankheit durch natürliche Prozesse heilen kann, und einfach "Stoffe in der Kette fehlen". Allein diese Grundannahme ist verkehrt. Natürlich gibt es solche Fälle, aber die Mehrheit der Krankheiten ist ganz anders. Was z.B., wenn die Krankheit selbst nichts mit einem Mangel an Abanin oder A-Rezeptoren zu tun hat, sondern man nur rausgefunden hat, dass man durch A-Rezeptoren die A-Krankheit heilen kann?
Dann würde ich annehmen, dass man vom Kern des Problems noch ziemlich weit weg ist.
Das wäre das Beispiel für Krebs. Bei Krebs fehlt gar kein Prozess im Körper. Eine Krebszelle mutiert durch Einfluss von außen und läuft dann Amok. Das einzige, was der Körper dagegen machen kann wäre, die Zelle über das Immunsystem zu bekämpfen - leider haben es Krebszellen so an sich, extrem widerstandsfähig gegen das Immunsystem zu sein, deswegen braucht man regelmäßig auch Hilfe von außen. Die meisten Krebsmedikamente machen sogar das Gegenteil von dem, was du beschreibst: sie unterstützen nicht körpereigene Prozesse, sie stören körpereigene Prozesse. Und zwar weil sich Krebs in einem normalen Körper super wohl fühlt - er hat quasi alles, was er braucht um immer größer zu werden. Wenn man aber die Umgebung im Körper stört, indem man normale Wachstumsprozesse im Körper absichtlich stört, stirbt der Krebs allmählich ab. Das ist die Grundlage vieler Krebstherapien.
Also ich stelle mir gerade die Rambo-Krebszelle vor ....
Also über Krebs diskutiere ich ziemlich ungern, nachdem das so das High-End Thema ist. Was haben wir an Tatsachen? Durch kosmische Strahlung, vielleicht auch durch Fehlfunktionen in der Zelle, möglicherweise auch durch manche Viren können Zellen zu Krebszellen mutieren und Krebs auslösen. Das tun sie eigentlich immer bis zu einem gewissen Grad. es ist ja auch bekannt, dass der Körper bis zu diesem gewissen Grad damit fertig wird und die Zellen selber entsorgt.
Was wir heute schon einmal nicht wissen ist der Mechanismus warum sich Krebszellen anlagern können und zu wuchern beginnen. Da gibt's ja die unterschiedlichsten Ansätze dazu, wie zu saures Umfeld etc.
Und dann wäre zu betrachten, auf Grund welcher Prozesse genau diese spezifischen Krebszellen nicht mehr bekämpft werden können. Und wenn endlich so weit sind, dass wir das wissen, wird auch Krebs wahrscheinlich kein Problem mehr sein.
Noch ein Problem: Nehmen wir an wir haben ein Medikament, das die A-Rezeptoren blockiert. Die Leute werden gesund. Gleichzeitig kriegen sie jetzt aber andere Krankheiten. Was wir nämlich nicht gewusst haben: Der Mensch hat auch ganz anders im Körper A-Rezeptoren, von denen wir bis dato noch gar nix gewusst haben
Bingo. Genau da steckt der Fehler ....
, und die Blockade dieser A-Rezeptoren schadet wiederum der Gesundheit von B-Zellen, und diese gehen jetzt kaputt und verursachen die B-Krankheit. Wie gehst du jetzt vor? (auch ein praktisches Beispiel: NSAIDs. Bei diesen Schmerzmitteln werden Rezeptoren blockiert, die den Schmerz auslösen. Gleichzeitig regulieren die gleichen Rezeptoren was ganz anders, nämlich über einige weitere Prozesse die Regulierung der Magensäure. Das heißt, die Leute können ganz arge Magenprobleme bekommen - was man erst wusste, als es passiert ist).
Du erklärst gerade sehr anschaulich, warum unsere heutige Pharma genau nicht funktioniert.
Ich könnte noch viel, viel weiter gehen. Deine Theorie von den "fehlenden Stoffen" trifft nur auf ganz wenige, vereinzelte Krankheiten zu. Für die meisten müsste man ganz anders herangehen. Und jetzt kommen wir zu dem Problem, auf das ich mich vorher bezog: Aus dem Wissen über einen Prozess kann man erstmal kein Medikament machen. Wie denn auch? Woher soll ich denn wissen, ob ein gewisses Molekül diese oder jene Wirkung auf z.B. unseren A-Rezeptor hat? Das kann ich mir ja nicht auf dem Papier ausrechnen. Das muss ich aktiv testen. Auch das hast du völlig ignoriert.
Du hast wirklich Mut ... dich ohne einen entsprechenden Hintergrund (weil die Forschung hier zu 80% noch fehlt) hinzustellen und zu behaupten "Theorie von den "fehlenden Stoffen" trifft nur auf ganz wenige, vereinzelte Krankheiten zu", ist unheimlich intelligent das zu behaupten, ohne einen Nachweis dazu zu haben. Nur, leider funktioniert Medizin heute genau so. Nicht deshalb, weil es so sein müsste, sondern deshalb weil es geht, weil niemand mehr fordert, sondern einfach ein Stand von vor 50 Jahren weiterhin akzeptiert wird. In der Herstellung von Medikamenten genauso wie in deren Zulassung.
Was ich mit diesem Post darstellen möchte ist: Du hast eine völlig unrealistische Sicht auf pharmazeutische Forschung. Würde es eine effizientere Möglichkeit geben, nach Medikamenten zu forschen, würde diese schon verfolgt werden.
Danke ... meine Realität spielt sich nur außerhalb deines Tellerrandes ab ....