Hi Palo Santo!
Gleichmütigkeit wird die Sache selber sein. Mit dieser Erkenntnis wächst in dir die Demut, die Bescheidenheit und die Tugend.
Ich weiß nicht genau was Du damit sagen möchtest. Das Problem ist aber das der Definition. Tugenden verändern sich ja stark. Insgesamt sind sie dann vollkommen individuell. Ich schreibe bewusst nur über mich, auch wenn es manchmal anders oder sogar arrogant klingen mag. Wer meine Beiträge liest wird feststellen, dass ich dauernd "meiner Meinung/Ansicht nach", "Ich glaube/denke das und das..." u.ä. schreibe wenn ich Aussagen mache. Es ist immer das was ich für richtig halte. Diese, man kann es Philosophie nennen, an die ich glaube, ist so grundlegend das sie alle Ansichten und Glaubenswege mit einschließt. Das kann jetzt wieder arrogant klingen, aber es ist gleichzeitig absolut tolerant. Ich sage soweit ich mich erinnern kann nie, Dieses oder Jenes sei schlecht oder falsch oder sowas. Meiner Meinung nach ist ALLES in gewisser Weise richtig und alles ein Schritt nach vorne, sogar dann wenn es mir im Moment nicht zu passen scheint.
Was ich meine kann man vielleicht dann verstehen, wenn man versucht nicht zu urteilen. Das kann man dann übrigens auch Demut nennen, denn man gibt sich nicht länger der Illusion hin, man könne die Welt in gut und schlecht, richtig und falsch einteilen und stellt sich somit nicht länger über andere, aber eben auch nicht unter sie weil man sich für einen armen Sünder hält, denn man verurteilt sich ebenfalls nicht mehr. Natürlich hat man immer wieder das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben, oder das eine Situation nicht so ist wie man möchte, obwohl man sie hätte bessern können. Aber das es so ist wie es ist, hat seinen Grund. In dem Moment des Handelns, entscheiden wir uns und wir tun es IMMER bestmöglich. Natürlich auf der Basis unseres derzeitigen Wissens und unserer Möglichkeiten. Man kann sich also ALLES vergeben und meiner Meinung nach sollte man es tun. Das meine ich damit wenn ich sage "mit sich im Reinen sein". Es geht mir doch nicht darum zu sagen, jemanden zu ermorden sei gut oder richtig. Aber ich wollte Dir mit der Frage, ob Du etwas anders machen würdest klar machen, dass es wohl nicht so sein würde. Du würdest doch gar nichts anders machen als jetzt schon, höchstens mit einem besseren Gefühl. Ermordest Du niemanden, weil Du Strafe fürchtest, die Verschmutzung Deines Karmas und damit Leid in einer anderen Existenz? Nein, Du tust es deshalb nicht, weil Du Dein eigenes Gefühl von gut und richtig in Dir hast. Du kannst gar nicht anders als ihm zu folgen, was nicht heißt das Du es nicht ändern könntest. Du könntest Dich in Situationen bringen, oder Deiner Meinung nach unverschuldet kommen, in denen Du es als nötig ansehen würdest jemanden zu töten. In einem solchen Moment rechtfertigst Du eine solche Tat vor Dir selbst. Die Grenze um eine solche Tat rechtfertigen zu können ist natürlich auch sehr individuell. Es gibt bestimmt Menschen die könnten sie niemals rechtfertigen und würden sie auch niemals begehen, anderen reicht vielleicht schon ein Grund der für die meisten keiner ist um zu töten. Wenn man sich jetzt mal fragt, was es für Menschen sind, die andere töten oder andere Verbrechen begehen, die man als "böse" bezeichnet, wird man feststellen das sie unglücklich sind. Ich verteidige damit nicht ihr Recht auf eine solche Tat, aber um sich zu "bessern" müssen sie mit sich ins Reine kommen. Erst wenn sie sich selbst vergeben können, können sie überhaupt daran denken auch anderen zu vergeben, denen sie ansonsten Leid zufügen würden. Ist man in der Lage sich selbst ALLES zu vergeben und auch anderen in den meisten Fällen, manche können das vielleicht sogar in jedem Fall ,ALLES zu vergeben, weil man eine Einstellung ähnlich meiner vertritt, wird klar dass Gut und Böse reine Ansichtssache ist. Glaube..... nicht mehr und nicht weniger. Sich davon zu befreien ändert eine Menge. Da man im Aussen nicht mehr soviel "Böses" sieht, v.a. nichts Sinnlos Böses mehr, ist man selbst immer weniger der Verführung unterworfen "Rache" zu nehmen (ich meine mit Rache in diesem Fall auch schon die kleine Beleidigung weil man sich selbst beleidigt fühlt). Man tritt sozusagen aus diesem Kreislauf heraus und ist damit viel freier seinen Weg zu gehen. Der sieht doch gar nicht vollkommen anders aus, nur WIE man ihn geht ist anders. Das was man sich wünscht ist nach wie vor dasselbe, aber diesen Weg um seine Ziele und sich selbst zu verwirklichen geht man nun mit gutem Gefühl, was wiederum alles was man tut beeinflusst. Ob das was man sich wünscht nun gut oder böse genannt wird... Tatsache ist doch DAS man es sich wünscht. Man hat ja theoretisch die Wahl einen Wunsch möglichst zu Verwirklichen oder sich dagegen zu entscheiden, aber wenn man sich etwas sehnlichst wünscht, hat man normalerweise das Gefühl nicht die Wahl zu haben. Und dann sollte man tun was man tun muss, und was würde es irgendjemandem bringen, wenn man sich deshalb selbst verdammte?
Um auf Deine Frage nach Karma einzugehen und Existenz nach diesem Leben... Ich glaube das jede Form der Existenz, z.B. dieses Leben eine Art Bewusstseinszustand ist. Dieser Bewusstseinszustand ändert sich in gewissem Rahmen ständig und durch den Tod wohl mehr oder weniger grundlegend. Wir existieren dann weiter, aber vielleicht auf eine andere Art. Was meiner Meinung nach immer da ist, ist formloses Bewusstsein, das sich selbst verwirklicht, z.B. als Mensch, vielleicht auch als Maus oder Baum. Und ich glaube das man ständig auf dem Weg ist, sein Bewusstsein zu erweitern. Menschen die aufeinmal "übersinnliche" Fähigkeiten haben, oder erleuchtet genannt werden sind ein Beispiel dafür. Je bewusster man wird, desto weniger Angst hat man, weil man erkennt das Angst Illusion ist. Sie bezieht sich immer auf die Zukunft und "verschmutzt" sie gewissermaßen. Es gibt nichts wovor man Angst haben muss ausser der Angst selbst. Hat man nun Angst vor Bestrafung durch eine "göttliche Instanz" die über Himmel und Hölle entscheidet, macht man sich schon das Leben zur Hölle. Das ist meiner Meinung nach das Prinzip... Absolut freier Wille der sich auf der Basis der eigenen Möglichkeiten so gut wie möglich zu verwirklichen versucht. Die Hölle macht man sich selbst und den Himmel oder das Paradies ebenfalls. Glaubt man an Erbsünde oder noch zu verbüßende Verbrechen der Vergangenheit, so ist das Leid das man dadurch erfährt die Selbstauferlegte Strafe das man das glaubt. Der Sinn hinter diesem Leid ist es, zu lernen es beenden zu können. Das kann man indem man Verantwortung übernimmt und alles was man tat und erlebte in Beziehung zu dem eigenen Fühlen und Denken setzt. Je mehr man die Verbindung erkennt, desto mehr ist man in der Lage das bewusst zu nutzen und Leid "abzuschaffen", weil man es bewusst nicht wählt, während man es vorher unbewusst wählte und sich vielleicht vom Unglück verfolgt vorkam. Meiner Meinung nach ist der Sinn des Lebens Selbstverwirklichung. Das Leben als Kunstwerk, dass man immer mehr in der Lage ist so zu gestalten wie man möchte, eben WEIL man nun nicht mehr glaubt es wäre irgendetwas Falsches daran seinen Wünschen zu folgen. Diejenigen, die denken ihre Wünsche seien falsch... Sie verfolgen sie doch trotzdem und bringen ja gerade deshalb Leid, weil sie sie solange unterdrückten. Es ist doch immer etwas an sich selbst Verleugnetes was sich dann umso machtvoller seinen Weg bahnt. Hält man alles was mit Sex zu tun hat für sündig und unterdrückt alle Wünsche die das betreffen, sucht sich dieser Trieb doch trotzdem seinen Weg und erst dadurch kommt es ja dazu, dass er auf eine perverse Art ausgelebt wird. Es ist doch kein Zufall, dass nie viel Zeit zwischen Zeitungsartikeln vergeht in denen die Worte Kindesmißbrauch und Zölibat miteinander in Verbindung stehen. Das was man "böse" nennt geschieht ja gerade deshalb, weil man mit sich NICHT im reinen ist und Wünsche solange unterdrückt, bis sich dieser Wille einen Weg nimmt, mit dem man selbst scheinbar leben kann, andere aber unter Umständen gar nicht. Menschen die Kinder missbrauchen tun das ja weniger weil sie das "wollen" sondern eher weil sie keine Alternative haben, und sie haben sie sehr oft deshalb nicht weil sie das was die meisten von uns normal und in Ordnung finden als sündig empfinden. Was auch immer man als sündig empfindet, aber sich trotzdem auszuleben wünscht, wird sich wenn man es unterdrückt auf eine verzerrte Weise seinen Weg bahnen. Sieht man sich selbst nur als gut und edel, erkennt man umso mehr vermeintlich Böses im Aussen. Sieht man sich aber von Bösem umgeben kann man doch gar nicht anders als Widerstand zu leisten. Die Form dieses Widerstandes ist dann sehr schnell ebenfalls "böse" und "schlecht". Man scheitert ständig an den eigenen Prinzipien die man viel leichter einhalten könnte, wenn man sie gar nicht hätte. Das ist eben das Paradox.
Viele Grüße,
C.