Wie Überlieferungen interpretieren?

  • Ersteller Ersteller Solis
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Wer glauben möchte, sollte eigentlich nicht nach der Wahrheit suchen – er wird sie zudem nicht finden können. Im Prinzip gäbe es eigentlich nur eine Wahrheit, wie man jedoch sehen kann, wird da anscheinend noch zwischen weichgespülten und superlativen Wahrheiten unterschieden. Ich denke, man kann bequem auf so viel Wahrheit verzichten.

Merlin
 
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Genau so ist es - Und Gida hat ihre Inspirationen und Palo, Ping und andere haben auch ihre Inspirationen. Das verheerende an dieser Vorstellung der Erkenntnis des Wahren ist, wenn diese Inspirierten meinen, ihre Inspiration sei eine allgemeingültige Wahrheit, also eine für alle geltende absolute Wahrheit.

Sehr gut, was Du hier sagst. Beifügen kann ich hier nur, dass eine mediale Begabung Voraussetzung ist für die Inspiration.
Natürlich hat jeder Mensch seinen Schutzengel und kann sich darin üben, auf ihn zu hören und trainiert dadurch seine medialen Begabungen.

Was nun die Apostel betrifft, so waren diese hochgradig medial begabt - denn durch sie sprachen bei jenem ersten denkwürdigen Pfingstfest die Geister der Wahrheit - in verschiedenen Sprachen, deren sie gar nicht mächtig waren. Auch waren die Evangelisten natürlich vielleicht gar hellhörend.

Aber zum Beispiel meine eigene Begabung in dieser Hinsicht ist äusserst gering. Für mich muss die Wahrheit einfach und logisch sein - das genügt.

Als die Bibel kanonisiert wurde und als einzig wahres "heiliges Buch" deklariert wurde, geschah das m.M.n. genau deshalb, dass man sich nicht mehr darüber streiten sollte, welche von den durch die Gegend fliegenden Texte denn nun echt und welche gefälscht waren. Dumm nur, dass inzwischen schon einiges verschwunden oder noch gar nicht entdeckt war wie das Thomas-Evangelium.

Da stimme ich voll zu. Die Kanonisierung dessen was als 'Wahrheit der Christen' zu gelten hatte fand nicht aus religiösen Gründen statt sondern aus machtpolitischen Überlegungen. Der Kaiser wollte eine einheitlicher Kirche - mit einheitlichem Glaubensinhalt (um Streitereien zu unterbinden, da stimme ich Dir zu) - aber ob dieser Glaubensinhalt wahr sei oder falsch war (dem Kaiser und später den Päpsten) völlig nebensächlich.

Also grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Texte der Bibel durchaus göttlich inspiriert sind und jeder aus diesen Texten für sich göttlich inspiriert werden kann, wer bereit ist sich darauf einzulassen. Natürlich gibt es darüber hinaus auch noch andere Texte, die mir helfen können, wie z.B. das Thomas-Evangelium. Auf der anderen Seite sehe ich natürlich auch, dass immer wieder Menschen den direkten Draht nach "oben" hatten und davon berichteten, seien es jetzt die christlichen, buddhistischen oder islamischen Mystiker. Seien es Schamanen oder auch "ganz normale" Menschen, wie nun hier Gida. Aber klar muss auch sein, dass weder Gida noch Syrius oder ich DIE Wahrheit kennen, die nun jeder aus erleuchtetem Munde annehmen und übernehmen muss.
LGInti

In der Tat vertrete ich die Ansicht, dass es eine einzige Wahrheit gibt - des Menschen Woher und Wohin betreffend.
Der Grund Deines Menschseins unterscheidet sich nicht vom Grund meines Menschseins oder von dem von anderen Menschen. Lediglich der Entwicklungsstand ist unterschiedlich.

Die Wahrheit zu kenne ist jedem Menschen möglich - die Geister der Wahrheit hat Jesus versprochen und sie sprechen die Sprache des einfachen Menschen. Wieso meinst Du, es sei Dir nicht möglich, die Wahrheit zu kennen?

lg
Syrius
 
Es ist zwecklos, die "einzige" Wahrheit zu suchen. Besser ist es, sich mit kleinen Teilwahrheiten zu begnügen, und diese als Stütze für das Leben und die Seele zu nützen.

Wir sprechen hier im Wesentlichen über unser eigenes Woher und Wohin und in diesem Zusammenhang ist es höchst schwierig, zu erkennen was wahr ist, wenn es nicht ins Mosaik des Gesamtbildes passt.

Und wenn Du so einen Teilaspekt hast, der ins Gesamtbild NICHT hineinpassen will, dann kannst Du eben sagen: ja, dann muss ich das Gesamtbild neu erarbeiten ODER eben: es ist eh zwecklos!

So nützt die Erkenntnis der Wahrheit: "Ich lebe" - Dies ist für mich das Sprungbrett dafür, über den Sinn des Lebens zu sinnieren und daraus die hoffnungsvolle Einsicht abzuleiten, dass es nicht aus und vorbei ist, wenn wir sterben.

Des Pudels Kern ist doch die Frage: wieso lebe ich hier als Mensch auf einer Ebene, die gezeichnet ist von Leid, vom Bösen, Krankheit....... Wieso leben wir nicht als Engel in Pracht und Herrlichkeit und sind nichts wie glücklich???

DAS ist doch die Frage!

lg
Syrius
 
Wer glauben möchte, sollte eigentlich nicht nach der Wahrheit suchen – er wird sie zudem nicht finden können. Im Prinzip gäbe es eigentlich nur eine Wahrheit, wie man jedoch sehen kann, wird da anscheinend noch zwischen weichgespülten und superlativen Wahrheiten unterschieden. Ich denke, man kann bequem auf so viel Wahrheit verzichten. Merlin

Ein wahres Wort, lieber Merlin.

Allerdings basiert die gesamte Physik zum Beispiel und mit ihr viele andere Naturwissenschaften auf der Mathematik resp. bedient sich ihrer. Nun gründet die Mathematik aber auf Glaubenssätzen, den Axiomen, die eben mangels Beweisen geglaubt werden müssen.

Mit dem Resultat, dass vermutlich 99% all dessen, was wir zu WISSEN meinen bestenfalls Glaubenssache ist.

lg
Syrius
 
Des Pudels Kern ist doch die Frage: wieso lebe ich hier als Mensch auf einer Ebene, die gezeichnet ist von Leid, vom Bösen, Krankheit....... Wieso leben wir nicht als Engel in Pracht und Herrlichkeit und sind nichts wie glücklich???

DAS ist doch die Frage!
Ich habe eine gute Vorstellung, warum das so ist. Ich denke, Gott hat voll bewusst über diese unsere Schöpfung die Möglichkeit der eigenen Bewegung gelegt.

Deswegen ist es in Urzeiten bei einem Teil der Geister zur Entwicklung in Richtung Selbstherrlichkeit mit dem Verfall zur Gottesnähe gekommen. Das ist als der Fall Luzifers samt seinem riesigen Anhang bekannt. Endstation dieses schuldhaften und böswilligen Falls: Bewusstlose Verdichtung in der Materie.

Die Loslösung unserer Geistmaterialien bis zur Wiederfindung unserer Seele sowie das jetzige Wachsen unseres Inneren mit Schmerzen hängt mit unserer böswilligen Neigung in den grauen Vorzeiten zusammen.

Ehrlich: Die Neigung zum Bösen ist mehr oder minder bei jedem Menschen versteckt oder nicht versteckt vorhanden. Sie zu überwinden ist mit süßem Leben kaum möglich. Am Ende wachsen wir aber an allen Widrigkeiten und Schmerzen, besonders dann, wenn wir nicht verzweifeln und lieb sind.
 
Mein Gott ist so großartig, dass er mich mit der Bibel z.B. auch über die mögliche Scharlatanerie meiner Mitmenschen nicht im Unklaren lässt, Matthäus, 24,24 - 27: Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.

Siehe, ich habe es euch vorhergesagt.


Wenn sie nun zu euch sagen werden: »Siehe, er ist in der Wüste!«, so geht nicht hinaus; »Siehe, er ist in den Kammern!«, so glaubt es nicht!
Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein.


Wenn mir also jemand begegnet, der sich mir gegenüber mit z.B. Zeichen und Wunder als Christus aufspielen will, dann sag ich: "Nee, nee, du liegst mit deiner Annahme ziemlich daneben, überprüfe dich lieber noch mal in dieser Hinsicht, vllt befindest du dich ja geade in einem psychotischen Zustand, kann man ja nicht so unbedingt wissen...!?"

Ich bin eben am liebsten allumfassend aufgeklärt und nicht nur darin, was man für gewöhnlich als Aufklärung bezeichnen will, dem verschließe ich mich allerdings auch nicht,

man kann ja nicht aufgeklärt genug sein...???

In der Bibel selbst, da steht ja sogar geschrieben, dass Gottes Wort unterschiedlich aufgefasst wird, vllt hab ich ja nur Glück gehabt, dass ich mich (auch) mit dem geschriebenen Wort Gottes so wohl fühlen kann, schade, dass das nicht alle von euch mit mir so teilen können, dieses Wohlgefühl und die Freude, meine ich...???
Du bist der Bruder von einem Papst, mindestens von einem katholischen Kardinal. Tanker, vergiss es.
 
Ich habe eine gute Vorstellung, warum das so ist ...
„Die Lust des Menschen zu leiden“

Die Bereitschaft für andere leiden zu wollen, ist ein sehr wichtiger Wesenszug des Menschen und seiner sozialen Strategie der Gemeinschaft. Ja, wir sind auch manchmal bereit dafür unser Leben und unsere Gesundheit aufs Spiel zu setzen und dafür werden wir von der Gemeinschaft geliebt und verehrt.

Darin liegt dann auch der Grund, warum wir glauben mit einem Opfer ein Teil einer Gemeinschaft werden zu können. Ausgeschlossen zu sein, ist einer der größten Strafen, die einem Menschen zu teil werden kann. Es bedeutet für ihn den Verlust von Sicherheit, Geborgenheit, Liebe, Wärme, Anerkennung und Zuwendung.

Wenn man nun bedenkt, dass eine Religion die Hoffnungen und Sehnsüchte seiner Gläubigen widerspiegelt, wundert mich nun nicht, dass die Menschen der Vergangenheit sich nach einem Erlöser gesehnt hatten, der sich für sie opfert. So wird auch klar, warum das Leid auf das einzelne Individuum geladen wurde, mit dem er seinen Beitrag für die Gemeinschaft abtragen konnte.

Sicherlich kann auch der Masochismus zum Seelenheil eines Menschen führen, ist aber diese scheinbare Selbstlosigkeit nicht ein Trugbild, mit dem es eigentlich nicht um das Glück geht, sondern mehr um die Gunst der Gemeinschaft? War es bei den ersten Christen nicht ein besonderes Prädikat ein Märtyrer zu sein?

Merlin
 
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....ist aber diese scheinbare Selbstlosigkeit nicht ein Trugbild, mit dem es eigentlich nicht um das Glück geht, sondern mehr um die Gunst der Gemeinschaft? War es bei den ersten Christen nicht ein besonderes Prädikat ein Märtyrer zu sein?
Selbstlosigkeit gehört mit zu den schönsten Eigenschaften des Menschen.

Wenn es aber eine "Selbstlosigkeit" für die Allgemeinheit sein soll, durch bewussten Verlust seines Lebens geradewegs in den Himmel zu kommen, dann ist das sicher ein Trugschluss. In etwa bei einem Selbstmordattentäter.

Jesus Christus gab sein Leben sicher nicht zu dem Zweck hin, um in den Himmel zu kommen. Zudem hatte seine Passion auch kaum damit zu tun, etwas für das soziale Gemeinwohl seiner Zeit zu leisten.

Er starb für die Welt und seine Botschaft. Nämlich für die Botschaft, dass Gott nicht oberhalb aller Leiden steht, sondern diese bis in die tiefsten Tiefen kennt und deshalb auflösen kann - weil er selbst das Zentrum Gottes ist.

Die Märtyrer starben alle nicht freiwillig und für das soziale Wohl der Menschen. Sie starben und sterben als Christen für ihren Glauben, weil sie in die Hände von Feinden fielen und in der Gegenwart fallen. Eine Selbstlosigkeit ist das nicht.

Aber im Grunde geht es auch hier um die Überwindung der Ursachen aller Schmerzen und der Leids, sowohl als Prinzip als auch der Verwirklichung nach.

Erlösung ist, wenn Schmerz und Leid zurück gelassen werden und überwunden sind. Genau dieses Gefühl habe ich oft, wenn ein Mensch nach schmerzensreichem Krebs stirbt: Endlich wunderbar erlöst!
 
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