Hallo PotiCoach,
zunächst einmal danke ich dir für deine ausführliche und inspirierende Antwort. Ich stimme dir in jedem Fall zu, dass unser Verstand gar nicht in der Lage ist, all diese Ebenen und Dimensionen begreifen zu können. Das ist mir auch bewusst und diese Gedankengänge sind aus diesem Grund rein philosophischer Natur. So spannend die Philosophie auch ist, so klar ist es auch, dass sie niemals eine endgültige Antwort liefern kann. Viele Philosophen hat das bereits um den Verstand und auf den Rande ihres Fenstersimses gebracht. Dies mache ich mir mit schöner Regelmäßigkeit bewusst und wenngleich der Wahnsinn mir mitunter frech über die Schulter grinst, bekomme ich doch immer wieder gut die Kurve in diese Realität, mit der ich mich nun mal nur identifizieren kann.

Meine Denkansätze zu anderen Realitäten und den daraus entstehenden Rückkopplungen sind Realitäten, die ich mir eben vorstellen kann, aber mir ist klar, dass ich deren Existenz in meinem jetzigen Dasein nicht erfassen oder verstehen kann. Dennoch liegt es einfach in meiner Natur, mich damit gedanklich zu beschäftigen und immer wieder Fragen zu stellen. Es ist manchmal nicht einfach, aber ich habe es mittlerweile als einen Teil meiner Natur akzeptiert.
Was ich sehr interessant finde ist dein Hinweis darauf, dass ich wohl doch sehr verstandesmäßig an die Sache herangehe. Das ist für mich ein sehr wichtiger Hinweis, der mir wieder einmal aufzeigt, dass ich daran arbeiten muss mich nicht zu sehr in Theorien zu verstricken, sondern auch einfach mal praktischer an die Sache herangehen muss. Mich für einen konkreteren Erklärungsansatz zu entscheiden fällt mir auf Grund meiner enormen Vorstellungskraft allerdings sehr schwer, zumindest jetzt noch. Möglicherweise bedarf es ja diesbezüglich noch einiges an Entwicklung bzw. praktischer Erfahrungen, bevor ich in der Lage bin, einen Standpunkt als Ausgangsbasis zu ermitteln.
Die Wrestling-Metapher ist ein sehr schöner Ansatz, um dem ganzen etwas mehr bildliche Struktur zu verleihen, ich werde ihn entsprechend versuchen zu verinnerlichen. Ich selbst sehe mich im Rahmen der Metapher sowohl als Wrestler als auch als Zuschauer. Als ich noch jünger war, habe ich mich nur als Wrestler gesehen, was der beschriebenen Überidentifikation mit einer bestimmten Rolle in diesem "Schauspiel" gleichzusetzen sein dürfte. Mittlerweile bin ich nach meiner Einschätzung soweit, dass ich auch begriffen habe, dass ich nicht nur der Wrestler sondern auch der Zuschauer bin. Möglicherweise bin ich aber auch gleichzeitig der Booker und der Chef.
Natürlich werde ich weiterhin in dieser Realität der Wrestler sein, dass ist nun mal meine jetzige Aufgabe. Aber ich bemühe mich, hin und wieder auch mal die Sichtweise des Wrestlers zu verlassen und als Zuschauer das Ganze Geschehen zu betrachten. Als Zuschauer habe ich auch mittlerweile begriffen, dass eben nicht nur die Wrestler an diesem Schauspiel beteiligt sind, sondern dahinter auch noch weitere Mitwirkende beteiligt sind (Booker, Firmenpolitik, Chef etc.). Ich habe ein entsprechendes Interesse dafür entwickelt, wer die weiteren Beteiligten sind. Welchen Einfluss üben sie auf den Zuschauer und den Wrestler aus, was sind ihre Motive und welche Möglichkeiten hat der Wrestler, Einfluss auf das Schauspiel zu nehmen? Hat er überhaupt Möglichkeiten dazu oder bleibt ihm gar keine andere Wahl, als der Firmenpolitik, den Bookern und dem Chef zu folgen? Was passiert, wenn er sich entschließt, das nicht zu tun? Erkennt er überhaupt, dass er auch noch andere Möglichkeiten hat? Was für Möglichkeiten hat er, innerhalb dieses Konstruktes aufzusteigen, wenn er sich nicht mehr die Nase blutig schlagen lassen möchte?
Nun wird mir aber auch wiederum bewusst, dass der Zuschauer diese Fragen eigentlich nur klären kann, wenn er vielleicht mal ein Praktikum macht? Wenn der Wrestler diesen Job eben machen muss, vielleicht es für ihn mal ganz interessant, einfach mal mit den Beteiligten, mit denen er zusammenarbeitet, näher ins Gespräch zu kommen.
Als Wrestler habe ich damit Schwierigkeiten, einfach stupide der Firmenpolitik und den Anweisungen des Chefs zu folgen. Ich möchte mich als Wrestler besser entfalten und mehr Einfluss auf die Dinge nehmen können, wohl in dem Wissen, dass das Wrestling an sich nun mal mein Job ist. Ich möchte aber als Mitarbeiter ein gewisses Mitspracherecht haben, den Kampf mitgestalten oder sogar in einer anderen Abteilung arbeiten. Als Zuschauer macht es mir zwar Spaß, dem Kampf zuzusehen, aber ich weiß eben, dass dieser inszeniert ist. Und mich interessiert, wie das Konstrukt dahinter funktioniert und was konkret dazu führt, dass die Kämpfe so ausgehen, wie sie mir eben präsentiert werden.
So, aber bevor ich mir jetzt nen Knoten ins Gehirn mache und alles weiter ausführe, mal wieder zurück zum Kern. Eine Rückführung ist in der Tat etwas, was ich bereits auf dem Schirm habe. Denn ich kann natürlich als Zuschauer dasitzen und mich in der Theorie weiter mit den Vorgängen hinter dem Kampf / Schauspiel beschäftigen oder ich kann eben einfach mal ein Praktikum machen, um hinter die Kulissen zu blicken. Dann habe ich die Möglichkeit, mal in die Firmenpolitik "hineinzuschnuppern" und Erfahrungen zu sammeln, vielleicht kann ich als Zuschauer sogar irgendwann mal in das Unternehmen einsteigen. Das wäre zumindest mal ein erster Schritt, aus dem bloßen Verstandeswerk herauszutreten und wirklich mal praktische Erfahrungen zu sammeln. Meditation fällt mir stellenweise schwer und ich denke, dass für mich eine begleitete Rückführung ein recht guter Weg ist. Allerdings bin ich noch nicht sicher, ob jetzt schon der Zeitpunkt dafür der richtige ist. Ich denke aber, dass sich entsprechende Hinweise zeigen werden, wenn es soweit ist.
Sehr interessant fand ich deinen letzten Hinweis, dass die Suche an sich ein karmisches Thema darstellen könnte, denn aus diesem Blickwinkel habe ich mich bisher noch gar nicht betrachtet. Aber es trifft den Nagel genau auf den Kopf

Ich sehe manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber genau deswegen finde ich es auch wichtig, mal andere Ansätze zu erfahren und neue Betrachtungsmöglichkeiten zu erhalten, denn nur so kann es letzten Endes Fortschritte geben.
Aus diesem Grund werde ich auch auf das betreffende Ereignis eingehen, welches dahinter steht, wenngleich ich dies anfangs nicht wollte, denn es ist kein schönes Thema, aber welches Karma-Thema ist schon schön? Aber vielleicht ist genau das wichtig, um den richtigen Denkanstoß zu erhalten.
Es ist so, dass ich und auch meine Schwester von einem Familienmitglied missbraucht worden sind, als wir noch kleine Kinder waren. Bei dem Familienmitglied handelt es sich um den Stiefvater meines Vaters, also gewissermaßen meinem Stiefgroßvater. Im Gegensatz zu den dramatischen Ereignissen, die anderen Menschen widerfahren oder mir möglicherweise auch selbst schon widerfahren sind, kann hierbei von eher "milderem Ausmaß" gesprochen werden. Er hat uns, wenn wir abends zu Bett gegangen sind, unsittlich berührt und unsittlich geküsst. Mehr ist Gottseidank nicht geschehen. Dennoch hat es mir und meiner Schwester die Kindheit geraubt und viel Leid über unsere Familie gebracht, welches bis heute anhält.
Ich für meinen Teil habe im Alter von ca. 22 Jahren eine Therapie gemacht, um das Ganze zumindest psychologisch aufzuarbeiten. Also, ich bin gemäß der Metapher quasi zum Arzt gegangen, um meine blutige Nase behandeln zu lassen. Zur Therapie habe ich mich aus vielerlei Gründen entschlossen. Zum einen hatte ich soweit wie ich eben zurückdenken kann, immer eine sehr starke Spinnenphobie. Dies hat mich insbesondere im Alltag oft an den Rand meiner Kräfte gebracht und ich begann zu erforschen, woher das kommt, da mir psychologisch gesehen klar war, dass die Spinnenphobie irrational ist, denn die heimischen Spinnen können uns nicht ernsthaft gefährlich werden. Irgendwann stieg mir ein Bild aus der Erinnerung auf, welches mir einen möglichen Ursprung zumindest in diesem Leben aufzeigte. Mein Stiefgroßvater hatte eine Art "Dekospinne" aus Metall an der Wand seiner Wohnung hängen und mir wurde klar, dass dort möglicherweise eine blöde Verknüpfung entstanden ist. Mir taten die vielen Spinnen leid, die ich selbst in den Klauen meiner Angst getötet hatte oder die ich töten ließ. Ich wollte das nicht und das war ein Entscheidungsgrund. Ein anderer war, dass ich unter den negativen Gefühlen litt, die dieses Kindheitstrauma nach sich zogen, Wut, Hass, Angst, Scham waren dabei die schlimmsten. Ich habe das Ganze in der Therapie relativ gut aufarbeiten können, meine blutige Nase ist also wieder verheilt. Ich habe mich meinen Gefühlen gestellt und kann mittlerweile recht gut damit umgehen. Allerdings ist das Ganze noch nicht abgeschlossen, da diese Gefühle noch ein wenig köcheln, die Narben schmerzen also immernoch. Die Phobie ist gemildert aber immer noch da. Ich arbeite jedoch kontinuierlich an der weiteren Transformation. Spinnen erschrecken mich immer noch sehr und ich fürchte sie auch noch. Ich töte sie aber nicht mehr, sondern fange sie ein und setze sie raus. Manchmal muss das auch mein Mann tun, aber ich versuche mich immer mehr zu überwinden. Sogar eine Vogelspinne hatte ich schon auf der Hand und auf der Schulter. Es wird also immer besser. Auch meine Gefühle gegenüber dem "Täter" haben sich mittlerweile transformiert.
Jedoch ist mir nun bewusst geworden, dass es immer noch nicht abgelöst ist und ich mir wieder nen Nasentreffer einfangen werde, wenn ich nicht daran arbeite. Ich spüre, dass etwas Karmisches dahinter verborgen ist, dass heißt, selbst wenn ich noch tausend Therapien machen würde, ich kann es nicht ablösen und loslassen. Da ich dies in diesem Leben als wichtigste Aufgabe sehe, möchte ich erfahren, welches karmische Thema nun dahinter steht. Es gibt auch noch ganz viele andere Aufgaben, die zumindest auf meiner Liste stehen, aber diese hat die meiste Gewichtung. Das Thema selbst sehe ich zunächst im Bereich Missbrauch. Ich möchte herausfinden, ob es dabei nun vielleicht lediglich um eine Art Machtmissbrauch an sich geht oder ob möglicherweise "härtere Themen" dahinterstehen.
Wenn ich dabei nun die Wrestling Metapher anwende, dann möchte ich also erfahren und verstehen, was der Auslöser dafür war, dass ich als Wrestler diesen Kampf so durchführen sollte und warum ich mir nun eine blutige Nase geholt habe. Was habe ich dazu beigetragen, dass man mich für eben diesen Kampf ausgewählt hat? Als Zuschauer möchte erfahren, was die Chefetage zu dieser Themenwahl bewogen hat. War der Kampf überhaupt so geplant oder hat sich möglicherweise jemand nicht an die Spielregeln gehalten? Ich möchte, wie du es treffend erklärt hast, dass der "Booker" mir den Sinn dieser Storyline näherbringt. Und ich möchte auch begreifen, welche Rolle die anderen Wrestler (Familie, insbesondere die Schwester und der Stiefgroßvater) dabei spielen. Da fällt mir gerade ein, möglicherweise sind ja garnicht mal alle als Wrestler beteiltigt, vielleicht spielen manche Beteiligte noch ganz andere Rollen, die ich bisher nicht in Betracht gezogen habe - sehr interessant

Was sind / waren ihre Motive, welche Ursache oder Ursachen stehen dahinter, dass wir nun alle in diesem Kampf diese Storyline gemeinsam durchgespielt haben und immer noch spielen?
Aber letzten Endes ist mir wichtig, für mich insbesondere diese Geschichte zu klären und zu verstehen. Denn solange ich nicht verstehe oder erfahre, was konkret dahinter steht, werde ich diese Verknüpfung nicht lösen können, das spüre ich. Ich möchte einfach einen Schritt weiterkommen, da ich spüre, dass ich dieses Thema in diesem Leben lösen kann, was ich bei anderen Themen im Moment noch nicht so klar sehe.
So, ich entschuldige mich schon mal für den irre langen Text und hoffe, dass er dennoch interessant und aufschlussreich ist. Ich bin sehr gespannt, welche Ansätze es dazu wohl geben mag. Ich hoffe, mit meiner Offenheit diesem sehr kritischen Thema gegenüber niemanden zu verletzen, aber das ist nun meine Sichtweise der Dinge.
Liebe Grüße
Tremeria