Wie sind karmische Ereignisse zu deuten?

Tremeria

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Hallo miteinander,

mir brennt seit kurzem eine Frage auf der Seele. Ich sehe mich im Begriff, die karmischen Verknüpfungen hinter einem bestimmten Ereignis zu enträtseln. Ich tue mich allerdings gerade sehr schwer damit, ob ich das Ereignis nun als Metapher auf die Ursache, welche das Ereignis ausgelöst hat zu deuten habe oder ob das Geschehene 1 zu 1 zu übersetzen ist.

Grundlegend gehe ich bei karmischen Themen mal davon aus, dass sich ich mich vor dem Eintritt in diese Existenz für gewisse Erfahrungen entschieden habe. Ich sehe es nicht als Bestrafung für irgendwelche Untaten an, sondern verstehe es einfach als Lernprozess. Ich erhalte damit die Möglichkeit, beide Seiten der Medaille zu betrachten und somit die Erfahrung, das Thema um das es geht, als Ganzes abzuschließen. Dabei schließe ich nicht aus, dass ich zeitgleich in mehreren Dimensionen aktiv bin, das heißt, ich gehe nicht zwingend davon aus, dass die Erfahrungen aus meinem jetzigen Leben zwingend eine karmische Reaktion aus der Vergangenheit sind, sondern ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass, wenn ich davon ausgehe, dass Zeit und Raum möglicherweise garnicht existiert, alles JETZT geschieht und Erfahrungen aus diesem Leben auch mitunter direkte Rückkopplungen meiner Handlungen, Gedanken etc. auf einer anderen Ebene sind. Ich stelle mir das in etwa so vor, dass ich in verschiedene Seelensplitter aufgeteilt bin, ein paar davon sind hier auf der Erde als Mensch oder als Mensch getarnt oder auch als Tier und wasweißich unterwegs, ein paar andere auf ganz anderen Frequenzen, die wir hier auf der materiellen Ebene nicht wahrnehmen können oder wollen. Also sind nun in meiner Vorstellung ganz viele Seelensplitter auf verschiedenen Zeitachsen und Raumebenen (betrachtet von dieser jetzigen Existenz mit der ich mich wohl am stärksten identifiziere, deswegen jetzt eingeteilt in Zeit und Raum) unterwegs, ausgestattet mit Lernaufgaben und gewisser Handlungsfreiheit und es gibt dann direkte Rückkopplungen auf allen Ebenen mit jedem Seelensplitter. Ich weiß, dass das sehr chaotisch klingt und es sicher noch nicht ausgereift, aber das soll nur kurz einen Einblick gewähren, wie ich Karma ungefähr definiere, denn das ist grundsätzlich nicht einfach.

Nun komme ich einer Auswirkung (Reaktion) einer Handlung oder eines Gedanken (Aktion) langsam etwas näher und mich interessiert nun, ob ich das Ganze (also die Reaktion) eher im übertragenden Sinne deuten soll oder ob Aktion und Reaktion eins zu eins erfolgen. (Sozusagen die Auge um Auge, Zahn um Zahn - König Hamurabi-Geschichte). Habt ihr euch darüber schon mal Gedanken gemacht? Wie geht ihr damit um bzw. wie bewertet ihr das? Kann man das möglicherweise garnicht kategorisieren und verhält es sich so, dass beide Varianten sich widerspiegeln?

Liebe Grüße


Tremeria
 
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Hallo Tremeria,

deine Gedankengänge spiegeln die vielen verschiedenen Denkansätze wieder, die es zum Thema Reinkarnation gibt. Das ist sicherlich interessantes "Verstandesfutter", überfordert aber den Verstand (weil er gar nicht in der Lage ist, all diese Ebenen zu begreifen). Man könnte genausogut versuchen, als Laie Stephen Hawkings Theorien verstehen zu wollen. :)

Aus meiner Sicht ist der "Witz" an diesen Versuchen, daß alle diese Ansätze und Erklärungen (= alle diese Teil-Illusionen über die Natur des Seins) gleichzeitig existieren und wirken - und wir uns in unserer Position als inkarnierte Seelen letztlich nur für eine der Illusionen entscheiden können, um damit zu arbeiten.

Ich hab mal in einem anderen Forum die von mir sogenannte "Wrestling-Metapher" beschrieben, die all das vielleicht etwas greifbarer macht:

Die ganzen Zusammenhänge erinnern mich oft ans amerikanische Wrestling: Da gibt es ja auch immer Charaktere, die scheinbar sich untereinander bekriegen und ganze Fehdenstories aufbauen. Ist aber alles abgesprochene Illusion, die nur die Zuschauer für bare Münze nehmen (und gleichzeitig meistens wissen, daß es nur Show ist). Im Ring schlagen sie sich die Nasen blutig, im Hotel gehen sie später zusammen saufen, und im "Lockerroom" (Backstagebereich/Umkleide) erfolgt die Aussprache - "ey mußtest du ausgerechnet da hin schlagen, du weißt doch daß ich da noch ´ne Zerrung hab" - "sorry, dafür darfst du mich beim nächsten Mal blutig hauen" - "wie soll das gehen, du bist ´n Kopf größer" - "ok, ich klemm mich selbst ins Ringseil ein, dann hast du freie Bahn".

Dahinter ist dann die Ebene der Absprache und der Match-Planung durch die sog. "Booker". Und dahinter ist nochmal ´ne ganz andere Ebene, nämlich die der Firmenpolitik, die bestimmt, welcher Wrestler zum Champion gemacht wird und wer als Bodensatz in der Company versauert.

Und alle Ebenen sind gleichzeitig da und wirksam, aber der Zuschauer sieht immer nur das, was er sehen will bzw. was seiner persönlichen Realitätsauffassung entspricht.

Wrestling ist also auch eine Art geistiges Spiel mit den Realitätsebenen. Deshalb ist es für mich eine ganz brauchbare Metapher für das Thema Reinkarnation.

Damit das Spiel funktioniert, muß der Wrestler sich mit seinem Character bis zu einem gewissen Grad identifizieren.
Probleme entstehen dann, wenn ein Wrestler sich zu sehr damit identifiziert (wer Lust hat, kann ja auf Wikipedia mal den "Montreal Screwjob" nachlesen - dieser Betrugsfall im Wrestling hatte genau mit solcher Über-Identifikation seitens des Screwjob-Opfers zu tun).

Genauso ist es auf seelischer Ebene. Wer sich mit seiner Spielfigur zu sehr identifiziert, macht sich selbst das Leben schwer.

In Rückführungen erleben wir, um im Bild zu bleiben, frühere Matches nochmal nach, holen die Storylines heraus, werfen einen Blick in den "Lockerroom" und sehen zu, daß wir uns einen "Booker" heranholen, der uns den Sinn der Storyline erklären kann.

Die "Firmenpolitik" dagegen kann vom "Wrestler" nur erraten werden - das gilt sowohl fürs Wrestling selbst als auch im metaphorischen Sinne. Im Höchstfall lauscht vielleicht ein Wrestler an der Tür vom Chef, gibt das interpretiert weiter und dann brodelt die Gerüchteküche - und das ist metaphorisch genau die Situation, in der wir uns befinden.

Wenn du nun versuchst, ein bestimmtes Ereignis für dich karmisch zu deuten bzw. zu verstehen, wirst du dabei mit der Fülle deiner bisherigen Gedankengänge dem Wahnsinn sicherlich ein gutes Stück näher rücken. :):):)
Ich würde es für sinnvoller halten, dich auf einen Erklärungsansatz zu konzentrieren und davon ausgehend zu erforschen, wieviel er dir in Bezug auf das besagte Ereignis bringt. Für mich persönlich hat der karmisch-analytische Ansatz (siehe die Bücher von Ingrid Vallieres) in Verbindung mit entsprechend tiefgehenden Rückführungen schon soviel Erklärungspotential, daß ich meist nichts anderes benötige. Und wenn doch, gibt es auch in Rückführungen die Ebene des Höheren Selbstes, die man direkt befragen kann. Da brauche ich mir meinen Verstand nicht bis zur Quietschgrenze zu überlasten.
Und: Ohne Rückführungen oder zumindest Meditation bleibt jeder karmische Erklärungsansatz bloßes Verstandeswerk.

Ein letzter Hinweis: Fast immer ist eine intensive Suche, karmisch gesehen, selbst das Problem (oder ein wichtiger Teil davon) - das ist eine ganz wichtige Erkenntnis aus der Reinkarnations-Analyse. Wenn ich sowas lese wie deine beschriebene und doch sehr verstandesmäßige Suche, drängt sich mir deshalb sofort die Frage auf, was du da genau suchst - und welchen karmischen Grund es dafür gibt. :)

Wärst du bereit, mal zu schreiben, um welches Ereignis es dir geht ?



:)
 
Hallo PotiCoach,

zunächst einmal danke ich dir für deine ausführliche und inspirierende Antwort. Ich stimme dir in jedem Fall zu, dass unser Verstand gar nicht in der Lage ist, all diese Ebenen und Dimensionen begreifen zu können. Das ist mir auch bewusst und diese Gedankengänge sind aus diesem Grund rein philosophischer Natur. So spannend die Philosophie auch ist, so klar ist es auch, dass sie niemals eine endgültige Antwort liefern kann. Viele Philosophen hat das bereits um den Verstand und auf den Rande ihres Fenstersimses gebracht. Dies mache ich mir mit schöner Regelmäßigkeit bewusst und wenngleich der Wahnsinn mir mitunter frech über die Schulter grinst, bekomme ich doch immer wieder gut die Kurve in diese Realität, mit der ich mich nun mal nur identifizieren kann. :D Meine Denkansätze zu anderen Realitäten und den daraus entstehenden Rückkopplungen sind Realitäten, die ich mir eben vorstellen kann, aber mir ist klar, dass ich deren Existenz in meinem jetzigen Dasein nicht erfassen oder verstehen kann. Dennoch liegt es einfach in meiner Natur, mich damit gedanklich zu beschäftigen und immer wieder Fragen zu stellen. Es ist manchmal nicht einfach, aber ich habe es mittlerweile als einen Teil meiner Natur akzeptiert.

Was ich sehr interessant finde ist dein Hinweis darauf, dass ich wohl doch sehr verstandesmäßig an die Sache herangehe. Das ist für mich ein sehr wichtiger Hinweis, der mir wieder einmal aufzeigt, dass ich daran arbeiten muss mich nicht zu sehr in Theorien zu verstricken, sondern auch einfach mal praktischer an die Sache herangehen muss. Mich für einen konkreteren Erklärungsansatz zu entscheiden fällt mir auf Grund meiner enormen Vorstellungskraft allerdings sehr schwer, zumindest jetzt noch. Möglicherweise bedarf es ja diesbezüglich noch einiges an Entwicklung bzw. praktischer Erfahrungen, bevor ich in der Lage bin, einen Standpunkt als Ausgangsbasis zu ermitteln.

Die Wrestling-Metapher ist ein sehr schöner Ansatz, um dem ganzen etwas mehr bildliche Struktur zu verleihen, ich werde ihn entsprechend versuchen zu verinnerlichen. Ich selbst sehe mich im Rahmen der Metapher sowohl als Wrestler als auch als Zuschauer. Als ich noch jünger war, habe ich mich nur als Wrestler gesehen, was der beschriebenen Überidentifikation mit einer bestimmten Rolle in diesem "Schauspiel" gleichzusetzen sein dürfte. Mittlerweile bin ich nach meiner Einschätzung soweit, dass ich auch begriffen habe, dass ich nicht nur der Wrestler sondern auch der Zuschauer bin. Möglicherweise bin ich aber auch gleichzeitig der Booker und der Chef. :)

Natürlich werde ich weiterhin in dieser Realität der Wrestler sein, dass ist nun mal meine jetzige Aufgabe. Aber ich bemühe mich, hin und wieder auch mal die Sichtweise des Wrestlers zu verlassen und als Zuschauer das Ganze Geschehen zu betrachten. Als Zuschauer habe ich auch mittlerweile begriffen, dass eben nicht nur die Wrestler an diesem Schauspiel beteiligt sind, sondern dahinter auch noch weitere Mitwirkende beteiligt sind (Booker, Firmenpolitik, Chef etc.). Ich habe ein entsprechendes Interesse dafür entwickelt, wer die weiteren Beteiligten sind. Welchen Einfluss üben sie auf den Zuschauer und den Wrestler aus, was sind ihre Motive und welche Möglichkeiten hat der Wrestler, Einfluss auf das Schauspiel zu nehmen? Hat er überhaupt Möglichkeiten dazu oder bleibt ihm gar keine andere Wahl, als der Firmenpolitik, den Bookern und dem Chef zu folgen? Was passiert, wenn er sich entschließt, das nicht zu tun? Erkennt er überhaupt, dass er auch noch andere Möglichkeiten hat? Was für Möglichkeiten hat er, innerhalb dieses Konstruktes aufzusteigen, wenn er sich nicht mehr die Nase blutig schlagen lassen möchte?

Nun wird mir aber auch wiederum bewusst, dass der Zuschauer diese Fragen eigentlich nur klären kann, wenn er vielleicht mal ein Praktikum macht? Wenn der Wrestler diesen Job eben machen muss, vielleicht es für ihn mal ganz interessant, einfach mal mit den Beteiligten, mit denen er zusammenarbeitet, näher ins Gespräch zu kommen.

Als Wrestler habe ich damit Schwierigkeiten, einfach stupide der Firmenpolitik und den Anweisungen des Chefs zu folgen. Ich möchte mich als Wrestler besser entfalten und mehr Einfluss auf die Dinge nehmen können, wohl in dem Wissen, dass das Wrestling an sich nun mal mein Job ist. Ich möchte aber als Mitarbeiter ein gewisses Mitspracherecht haben, den Kampf mitgestalten oder sogar in einer anderen Abteilung arbeiten. Als Zuschauer macht es mir zwar Spaß, dem Kampf zuzusehen, aber ich weiß eben, dass dieser inszeniert ist. Und mich interessiert, wie das Konstrukt dahinter funktioniert und was konkret dazu führt, dass die Kämpfe so ausgehen, wie sie mir eben präsentiert werden.

So, aber bevor ich mir jetzt nen Knoten ins Gehirn mache und alles weiter ausführe, mal wieder zurück zum Kern. Eine Rückführung ist in der Tat etwas, was ich bereits auf dem Schirm habe. Denn ich kann natürlich als Zuschauer dasitzen und mich in der Theorie weiter mit den Vorgängen hinter dem Kampf / Schauspiel beschäftigen oder ich kann eben einfach mal ein Praktikum machen, um hinter die Kulissen zu blicken. Dann habe ich die Möglichkeit, mal in die Firmenpolitik "hineinzuschnuppern" und Erfahrungen zu sammeln, vielleicht kann ich als Zuschauer sogar irgendwann mal in das Unternehmen einsteigen. Das wäre zumindest mal ein erster Schritt, aus dem bloßen Verstandeswerk herauszutreten und wirklich mal praktische Erfahrungen zu sammeln. Meditation fällt mir stellenweise schwer und ich denke, dass für mich eine begleitete Rückführung ein recht guter Weg ist. Allerdings bin ich noch nicht sicher, ob jetzt schon der Zeitpunkt dafür der richtige ist. Ich denke aber, dass sich entsprechende Hinweise zeigen werden, wenn es soweit ist.

Sehr interessant fand ich deinen letzten Hinweis, dass die Suche an sich ein karmisches Thema darstellen könnte, denn aus diesem Blickwinkel habe ich mich bisher noch gar nicht betrachtet. Aber es trifft den Nagel genau auf den Kopf :D Ich sehe manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber genau deswegen finde ich es auch wichtig, mal andere Ansätze zu erfahren und neue Betrachtungsmöglichkeiten zu erhalten, denn nur so kann es letzten Endes Fortschritte geben.

Aus diesem Grund werde ich auch auf das betreffende Ereignis eingehen, welches dahinter steht, wenngleich ich dies anfangs nicht wollte, denn es ist kein schönes Thema, aber welches Karma-Thema ist schon schön? Aber vielleicht ist genau das wichtig, um den richtigen Denkanstoß zu erhalten.

Es ist so, dass ich und auch meine Schwester von einem Familienmitglied missbraucht worden sind, als wir noch kleine Kinder waren. Bei dem Familienmitglied handelt es sich um den Stiefvater meines Vaters, also gewissermaßen meinem Stiefgroßvater. Im Gegensatz zu den dramatischen Ereignissen, die anderen Menschen widerfahren oder mir möglicherweise auch selbst schon widerfahren sind, kann hierbei von eher "milderem Ausmaß" gesprochen werden. Er hat uns, wenn wir abends zu Bett gegangen sind, unsittlich berührt und unsittlich geküsst. Mehr ist Gottseidank nicht geschehen. Dennoch hat es mir und meiner Schwester die Kindheit geraubt und viel Leid über unsere Familie gebracht, welches bis heute anhält.

Ich für meinen Teil habe im Alter von ca. 22 Jahren eine Therapie gemacht, um das Ganze zumindest psychologisch aufzuarbeiten. Also, ich bin gemäß der Metapher quasi zum Arzt gegangen, um meine blutige Nase behandeln zu lassen. Zur Therapie habe ich mich aus vielerlei Gründen entschlossen. Zum einen hatte ich soweit wie ich eben zurückdenken kann, immer eine sehr starke Spinnenphobie. Dies hat mich insbesondere im Alltag oft an den Rand meiner Kräfte gebracht und ich begann zu erforschen, woher das kommt, da mir psychologisch gesehen klar war, dass die Spinnenphobie irrational ist, denn die heimischen Spinnen können uns nicht ernsthaft gefährlich werden. Irgendwann stieg mir ein Bild aus der Erinnerung auf, welches mir einen möglichen Ursprung zumindest in diesem Leben aufzeigte. Mein Stiefgroßvater hatte eine Art "Dekospinne" aus Metall an der Wand seiner Wohnung hängen und mir wurde klar, dass dort möglicherweise eine blöde Verknüpfung entstanden ist. Mir taten die vielen Spinnen leid, die ich selbst in den Klauen meiner Angst getötet hatte oder die ich töten ließ. Ich wollte das nicht und das war ein Entscheidungsgrund. Ein anderer war, dass ich unter den negativen Gefühlen litt, die dieses Kindheitstrauma nach sich zogen, Wut, Hass, Angst, Scham waren dabei die schlimmsten. Ich habe das Ganze in der Therapie relativ gut aufarbeiten können, meine blutige Nase ist also wieder verheilt. Ich habe mich meinen Gefühlen gestellt und kann mittlerweile recht gut damit umgehen. Allerdings ist das Ganze noch nicht abgeschlossen, da diese Gefühle noch ein wenig köcheln, die Narben schmerzen also immernoch. Die Phobie ist gemildert aber immer noch da. Ich arbeite jedoch kontinuierlich an der weiteren Transformation. Spinnen erschrecken mich immer noch sehr und ich fürchte sie auch noch. Ich töte sie aber nicht mehr, sondern fange sie ein und setze sie raus. Manchmal muss das auch mein Mann tun, aber ich versuche mich immer mehr zu überwinden. Sogar eine Vogelspinne hatte ich schon auf der Hand und auf der Schulter. Es wird also immer besser. Auch meine Gefühle gegenüber dem "Täter" haben sich mittlerweile transformiert.

Jedoch ist mir nun bewusst geworden, dass es immer noch nicht abgelöst ist und ich mir wieder nen Nasentreffer einfangen werde, wenn ich nicht daran arbeite. Ich spüre, dass etwas Karmisches dahinter verborgen ist, dass heißt, selbst wenn ich noch tausend Therapien machen würde, ich kann es nicht ablösen und loslassen. Da ich dies in diesem Leben als wichtigste Aufgabe sehe, möchte ich erfahren, welches karmische Thema nun dahinter steht. Es gibt auch noch ganz viele andere Aufgaben, die zumindest auf meiner Liste stehen, aber diese hat die meiste Gewichtung. Das Thema selbst sehe ich zunächst im Bereich Missbrauch. Ich möchte herausfinden, ob es dabei nun vielleicht lediglich um eine Art Machtmissbrauch an sich geht oder ob möglicherweise "härtere Themen" dahinterstehen.

Wenn ich dabei nun die Wrestling Metapher anwende, dann möchte ich also erfahren und verstehen, was der Auslöser dafür war, dass ich als Wrestler diesen Kampf so durchführen sollte und warum ich mir nun eine blutige Nase geholt habe. Was habe ich dazu beigetragen, dass man mich für eben diesen Kampf ausgewählt hat? Als Zuschauer möchte erfahren, was die Chefetage zu dieser Themenwahl bewogen hat. War der Kampf überhaupt so geplant oder hat sich möglicherweise jemand nicht an die Spielregeln gehalten? Ich möchte, wie du es treffend erklärt hast, dass der "Booker" mir den Sinn dieser Storyline näherbringt. Und ich möchte auch begreifen, welche Rolle die anderen Wrestler (Familie, insbesondere die Schwester und der Stiefgroßvater) dabei spielen. Da fällt mir gerade ein, möglicherweise sind ja garnicht mal alle als Wrestler beteiltigt, vielleicht spielen manche Beteiligte noch ganz andere Rollen, die ich bisher nicht in Betracht gezogen habe - sehr interessant :) Was sind / waren ihre Motive, welche Ursache oder Ursachen stehen dahinter, dass wir nun alle in diesem Kampf diese Storyline gemeinsam durchgespielt haben und immer noch spielen?

Aber letzten Endes ist mir wichtig, für mich insbesondere diese Geschichte zu klären und zu verstehen. Denn solange ich nicht verstehe oder erfahre, was konkret dahinter steht, werde ich diese Verknüpfung nicht lösen können, das spüre ich. Ich möchte einfach einen Schritt weiterkommen, da ich spüre, dass ich dieses Thema in diesem Leben lösen kann, was ich bei anderen Themen im Moment noch nicht so klar sehe.

So, ich entschuldige mich schon mal für den irre langen Text und hoffe, dass er dennoch interessant und aufschlussreich ist. Ich bin sehr gespannt, welche Ansätze es dazu wohl geben mag. Ich hoffe, mit meiner Offenheit diesem sehr kritischen Thema gegenüber niemanden zu verletzen, aber das ist nun meine Sichtweise der Dinge.

Liebe Grüße

Tremeria
 
Hallo Tremeria,

ich denke, ob man Wrestler oder Booker oder eine andere Rolle im System ist, ist vor allem auch eine Frage der Identifikation. Wir sind als Menschen ja meist mit unserem Körper und unserer menschlichen Rolle etc. identifiziert. Lies mal das Buch "Kausal-Training" von Kurt Tepperwein, dann werden die Möglichkeiten, die in einer Identifikations-Änderung liegen, etwas deutlicher.
Je mehr Traumata und Schuld uns mit unseren gespeicherten früheren Identitäten verbinden, desto verdichteter sind wir und desto mehr sind wir auf unsere menschliche Identität fixiert. Rückführungen können hier im Lauf der Zeit helfen, dies abzubauen.

Die Spinnen-Problematik kann natürlich rein auf die Assoziation zum Mißbrauch zurückgehen. Allerdings hab ich im Lauf der Zeit immer wieder die Erfahrung gemacht, daß solche Symbole, auch wenn sie scheinbar nur eine "zufällige" Assoziation darstellen, karmisch doch mehr auszusagen haben. Die Spinne kann (bzw wird) in früheren Leben sowohl leibhaftig vorhanden sein (vielleicht als Riesenspinne in der Urzeit, Spinnengrube als Foltermethode, drogeninduzierte Halluzination etc.) als auch symbolisch stehen für eine entsprechende Persönlichkeitsstruktur.

Was mir aber insgesamt mehr zu denken gibt, ist die Tatsache, daß der Mißbrauch ja anscheinend ohne Gewalt etc. ablief, du aber davon schreibst, diese Vorfälle hätten dir die Kindheit geraubt. Da liegt für mich nahe zu vermuten, daß durch diese Übergriffe ein karmisches Thema getriggert wurde und es sich da eher um ein Täter-Thema handelt. Wie solche Übergriffe und die daraus entstehenden Umstände empfunden werden, spielt die wesentlichere Rolle als die Taten selbst. Von daher frag dich mal: Was hat dir dieser Stiefgroßvater aus deinem Empfinden heraus getan (und zwar aus dem damaligen Empfinden heraus, NICHT aus deiner heutigen Sicht !!) ? Machtmißbrauch wäre eine mögliche Antwort, die du ja schon genannt hast, "die Kindheit rauben" eine andere - aber klär nochmal mit dir selbst ab, welche Schuld es genau ist ! Auch das Leid der Familie gehört in diesen Zusammenhang rein.
Faustregel ist: Der Aspekt, den du selbst hier als Verletzung / Schuld empfunden hast, ist das, was du selbst anderen zugefügt hast. Und das solltest du, sobald du es für dich definiert hast, durch Rückführung klären.

Ich weiß natürlich, daß dieser Ansatz für jemanden mit Mißbrauchserfahrung ziemlich krass ist, aber wir sprechen hier nun mal über Karma, und ich kann dir nur aus Erfahrung sagen, daß die karmische Täterseite existiert und von Bedeutung ist. Opferleben / Opfer-Erfahrungen sind auch wichtig, weil sie oft neue Muster prägen; Täterleben enthalten aber die Potentiale, die Entscheidungen und die ursächlichen Probleme, die zu den Taten und damit auch zu den Folgen geführt haben. Willst du das Thema hinter dir lassen, wirst du früher oder später um die "Täter-Rückführung" nicht herumkommen.

Was die Rollen angeht, die die Beteiligten spielen, ist es sehr wahrscheinlich, daß ihr alle schon mal zusammen wart und die entsprechenden (gegenseitigen) Taten sich dabei abgespielt haben. Heutige Familien waren in früheren Leben nicht notwendigerweise auch Familien, dafür dann aber vielleicht Clans, Banden, Sekten, Kampfgenossen, Leidensgenossen oder vergleichbare "Verbände".

Soviel mal für heute, habe heute leider nicht so viel Zeit. Mehr ggf. ab Sonntag abend.

LG,

PotiCoach
 
Also, das sind ja nun mal ein paar richtig großartige Denkansätze :) Wie gesagt, manchmal sehe ich doch den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Zunächst einmal macht es wohl tatsächlich Sinn, die Spinnen-Thematik durchaus noch einmal etwas gesonderter zu betrachten, möglicherweise steckt ja doch etwas mehr dahinter, als bisher von mir angenommen. Insbesondere die Riesen-Urzeitspinne oder Spinnenterror als Foltermethode sind Bilder, die ich schon des öfteren im Kopf hatte oder die auch in meinen Träumen auftauchen. Vielleicht liegt ja da der Hund begraben? Auf jeden Fall ein Thema, dem ich mich ebenso mittels einer Rückführung annehmen muss, aber mit diesem Thema ist bisher noch die größte Angst verbunden.

Dass das Missbrauchs-Thema wohl karmischer Natur ist, diesen Gedanken trage ich schon sehr lange in mir. Es gab eine Zeit, zu der ich mich extrem schwertat, dies zu akzeptieren, zumal ich insbesondere den Gedanken nicht ertragen konnte, dass ich selbst oder ein Teil von mir irgendwo irgendwann mal Täter in diesem Bereich war. Mittlerweile sehe ich das etwas abgeklärter, fürchte mich aber dennoch etwas vor der Konfrontation mit meinem "Täter-Ich", zumal ich es schon oft erlebt habe, dass mir, wenn ich mir lang genug im Spiegel selbst in die Augen sehe, etwas sehr altes und bedrohliches entgegensieht. Einmal war es so schlimm, dass ich zwei Tage lang den Blick in den Spiegel scheute. Mittlerweile wird es aber besser, da ich dieses bedrohliche Etwas als Teil meiner selbst akzeptiere, um es immer mehr anzunehmen und es schlussendlich zu wandeln.

Sehr hilfreich finde ich den Ansatz, das karmische Thema nicht ausschließlich in einer Tat mit sexuellem Hintergrund zu sehen, sondern die Gefühle dahinter zu erforschen. Diese Gefühle, aus Sicht des Kindes, nicht aus heutiger Sicht, waren eindeutig Scham, Hilflosigkeit, Angst, Ekel und auch Schuldgefühle. Denn ich wusste als Kind, dass etwas nicht richtig ist, aber ich hatte nicht den Mut und nicht das Vertrauen in meine Eltern, es ihnen zu sagen, obwohl ich wusste, dass diese Berührungen nicht richtig waren. Irgendwann erwischte mein Vater den Großvater bei meiner Schwester, hielt ihm eine Schreckschusswaffe an den Kopf und warf ihn aus der Wohnung. Es folgte eine Strafanzeige und ich erinnere mich noch, wie meine Mutter mich fragte, ob ich denn nichts mitbekommen hätte. Ich hatte aus Scham und Schuld die Unwahrheit gesagt und geleugnet, dass ich etwas gemerkt hätte und fühlte mich dadurch noch schuldiger. Ja Schuld ist dabei wohl ein ganz großes Thema, aber auch Hilflosigkeit, Angst und Ekel.

Mir ist die bewusst, dass es dabei eine Täterseite gibt. Mir war nur wichtig, hervorzuheben, dass ich dieses Kindheitstrauma nicht als Bestrafung sehe, sondern als Notwendigkeit, das Ausmaß der Taten meiner Täterseite zu begreifen und daran zu wachsen. Diese Trennung von Strafe und Lernaufgabe finde ich sehr wichtig, insbesondere bei einem solch heiklen Thema. Mir ist wichtig zu betonen, dass ich mit meinen Ansichten niemanden verletzen möchte, der ähnliches oder sogar noch schlimmeres durchlebt oder durchleben musste. Dies ist nur meine Wahrnehmung der Dinge, aber es soll definitiv nicht so aufgefasst werden, dass ich selbst Schuld bin, diese Erfahrung gemacht zu haben. Nein, es geht dabei nicht um Schuld, sondern darum, einen Täteraspekt aus der Opferperspektive zu betrachten und zu lernen.

Unbedingt will ich mich der Täterseite stellen, denn ich möchte herausfinden, was genau ich getan habe, um andere in solch negative und zerstörende Erlebnisse und Gefühle zu lenken. Und ich möchte einfach ausschließen, solches Leid erneut zu verursachen. Ich möchte das Thema in diesem Leben abschließen und ich weiß, dass das schaffbar ist. Ich hoffe nur, dass nicht noch andere Blickwinkel geplant sind, davor habe ich Angst, wenn ich daran denke, dass ich irgendwann auch ein Kind haben möchte.

Was meine Familie betrifft, so sehe ich wenig bis keine Chancen, dieses Konstrukt offen zum Gespräch zu bringen, da sie so ganz anders gestrickt sind als ich. Möglicherweise öffnet sich meine Schwester diesem spirituellen Ansatz, aber sie ist einfach derzeit nicht soweit. Der Rest der Familie blockt ab, wahrscheinlich schmerzt sie die Erfahrung zu sehr. Ich akzeptiere das vorerst, denke aber, dass zumindest ein Gespräch über diese Erlebnisse drin sein muss, so ganz ohne den karmischen Ansatz. Ich werde sehen, ob das klappt.

Liebe Grüße

Tremeria
 
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Hallo Tremeria,

zunächst möchte ich mal meinen Respekt für die Offenheit ausdrücken, mit der du an deine Themen und auch an die Täterseite rangehst. :)

zumal ich es schon oft erlebt habe, dass mir, wenn ich mir lang genug im Spiegel selbst in die Augen sehe, etwas sehr altes und bedrohliches entgegensieht.
Das mit dem Spiegel kann man sogar als (Selbst-)Rückführungsmethode verwenden, aber die Konfrontation läßt sich in einer geführten Rückführung besser verkraften.


Auf jeden Fall ein Thema, dem ich mich ebenso mittels einer Rückführung annehmen muss, aber mit diesem Thema ist bisher noch die größte Angst verbunden.
Der Vorteil ist, daß es hier einen sehr konkreten "Aufhänger" für Rückführungen gibt. Auch wenn dabei nicht sofort das wichtigste Geschehen herauskommt, kann man sich aber an dem Thema "Spinne" entlang zum Zentrum des Themenkomplexes hin bewegen.

Zu deinen Mißbrauchserfahrungen noch ein paar Fragen:

  • Scham worüber genau ?
  • Hilflosigkeit weswegen ?
  • Angst wovor genau ?
  • Ekel wovor genau ?
  • Fehlendes Vertrauen - wegen welcher Befürchtung, welchem Gedanken ?
  • Was war das Grundgefühl den Eltern gegenüber ?

Diese Fragen sind wichtig, weil die äußeren Geschehnisse lediglich bestimmte gespeicherte Formen des inneren Erlebens triggern, und DIE sind karmisch.

Übrigens kann die karmische Täterseite durchaus auch indirekt sein. Man muß nicht zwangsläufig selbst ein Mißbrauchstäter gewesen sein (obwohl die Formen, die das in früheren Leben gehabt haben kann, ziemlich vielfältig sind), sondern theoretisch reicht es aus, z.B. ein Kirchenmensch gewesen zu sein, der durch seine rigide Verteufelung der Sexualität den Mißbrauch von Kindern (als Triebabfuhr) erst so richtig angefeuert hat. Die Lebensumstände, die man für andere schafft, muß man selbst erleben - das Leben sagt gewissermaßen "du bist Schöpfer, hast dies geschaffen, jetzt halt das auch selbst aus !"

Weil die Möglichkeiten der Verursachung so vielfältig sind, muß man bei Opfererfahrungen ziemlich genau hinschauen, worum es wirklich geht. Alternativ hat man natürlich in Rückführungen immer auch die Möglichkeit, direkt über den Kontakt mit dem "Höheren Selbst" zu gehen.

Ich hoffe nur, dass nicht noch andere Blickwinkel geplant sind, davor habe ich Angst, wenn ich daran denke, dass ich irgendwann auch ein Kind haben möchte.

Okay, diese Angst sagt was Wichtiges aus. Mach dir mal genau klar, welche "anderen Blickwinkel" du befürchtest. Du bist damit schon ganz nahe am Tätergeschehen - und solltest das baldmöglichst rückführen, damit du das los wirst.


Was meine Familie betrifft, so sehe ich wenig bis keine Chancen, dieses Konstrukt offen zum Gespräch zu bringen, da sie so ganz anders gestrickt sind als ich.
Ist auch nicht erforderlich. Konzentrier dich auf dich selbst. Man kann mit der eigenen Familie auch viel Zeit verschwenden.


Mir war nur wichtig, hervorzuheben, dass ich dieses Kindheitstrauma nicht als Bestrafung sehe,

Es geht auch nie um Bestrafung (durchaus aber um Selbstbestrafung !!), sondern Karma ist nur Ursache und Wirkung. Heiße Herdplatte - Brandblase.


LG,

PotiCoach

:)
 
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