Das einfachste ist immer, die Angst vor dem Tod zu verlieren. Sie ist die Quelle aller Ängste, und möglicherweise auch die Quelle für "Krebs" (was ist das eigentlich?). Ich hatte einen Blutkrebs, aber ich hatte überhaupt keine Angst. Ich war davon überzeugt, dass er einfach seine Daseinsberechtigung hatte. Irgendetwas, von dem ich wusste, arbeitete in mir und wollte sprechen. Dann hat es eben auf diese Art gesprochen. Ich habe es niemals bekämpft. Ich kann auch nur jedem raten, "Krebs" nie zu bekämpfen; überhaupt nichts im Leben zu bekämpfen! Dieses ständige Kämpfen der Menschen gegen alles, was sie nicht MÖGEN, ist in meinen Augen die Ursache aller Probleme. Ich stellte mir nicht diese lächerliche Frage: "Warum ich?", sondern ich sagte mir: "Weshalb denn nicht?"
Ich tat, was die Ärzte von mir verlangten, habe die Haare verloren, scheußliche Behandlungen über mich ergehen lassen, und war trotzdem glücklich. Im Krankenhaus hatte ich wunderbare Momente, in denen ich hätte verlöschen können, ohne dass es mir das Geringste ausgemacht hätte. Die Zeit im Krankenhaus (1 Jahr) gehört zu den bewegendsten und vielsagendsten Zeiten meines Lebens. Die Chemotherapie habe ich nicht als Bedrohung, sondern als eine Art von Frischzellenkur erlebt, was ja tatsächlich auch stimmt in dem Sinne, dass der gesamte blutbildende Stamm im Rückenmark durch gesunde neue Zellen ausgetauscht wird. (Dies bedeutet aber nicht, dass ich eine solche Behandlung NOCH EINMAL erleben möchte).
Ich kann nicht eigentlich sagen, dass ich fest davon überzeugt war, dass mir nichts geschehen würde, obwohl dies auch stimmt. Sondern es war vielmehr so, dass ich mit mir das geschehen ließ, wovon ANDERE glaubten, dass es mir nützen würde, während ich selber nur wie ein unbeteiligter Zuschauer war. Etwas in mir hielt die Ereignisse rund um mich herum für eigentlich nicht wirklich erforderlich, aber für wohltuend oder zumindest sinnvoll.
Wenn ihr den Tod begrüßt, werdet ihr feststellen, dass er keine böse Macht ist, sondern etwas ganz anderes. Sobald ihr ihn jedoch fürchtet, werdet ihr den Rest eures Lebens im Kummer und in geheimer Angst verbringen, so lautet das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Ich habe den "Tod" nicht einmal begrüßt, weil ich überhaupt keine mich überzeugende Idee hatte, was das eigentlich sein soll. Ich habe einfach nur alles mitgemacht, die Dinge um mich herum geschehen lassen und mich darüber gefreut, nicht mehr arbeiten gehen zu müssen.
Seit dieser Zeit habe ich mich nie wieder vor "Krebs" oder "Tod" gefürchtet. In einem sehr kurzen Zeitraum bin ich durch eine Tür geführt worden, aus der es keine Wiederkehr gibt und hinter der kein Bedauern herrscht. Ich kann Panik vor "Krebs" nicht verstehen. Ich kann "Panik" überhaupt nicht verstehen.