Wicca - westlicher Weg?

  • Ersteller Ersteller Debelareij
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Hallo Kona,

eine Kultur setzt doch eine verbindliche Wertevorstellung voraus und die kann ich in der Wicca-Bewegung nicht erkennen – war von Gardner auch nicht beabsichtigt. Er wollte an die alte Freiheit der Weisen Frauen anknüpfen, die in ferner Vergangenheit niemandem verpflichtet waren.

Dieser Gedanke wurde aber in der Folgezeit immer weiter aufgeweicht und dem Bemühen um Missionierung einer neuen Religion geopfert. Entscheidend waren dabei aber auch die Anleihen Gardners aus dem Neo-Heidentum.

Wie zu beginn der Christenheit, gab und gibt es auch in der Wicca-Bewegung Schreiber, die mit ihren „Evangelien“ der Bewegung ihren Stempel aufdrücken wollen (z. B. die Farrers in den USA). Daraus erklären sich dann auch die unterschiedlichen Ausrichtungen der Wicca-Bewegungen. Während sich die Wiccas in Großbritannien und den USA überwiegend in Coven organisieren, folgen sie in unserer Region mehr der Traditionslinie der Eigenständigkeit.

Die ganze Organisation und weite Teile des spirituellen Hintergrundes der Wiccas entsprechen jedenfalls nicht der Lebensphilosophie oder Praxis der Hexen aus den vormals germanisch-keltisch geprägten Regionen Mitteleuropas. Dennoch halte ich es für legitim, wenn sich eine Hexe auch als Solitary-Wicca versteht.


Merlin

sali merlin : )

woher weiss man denn was die lebensphilosophie der frauen von damals war?

ich persönlich finde das sehr schwierig herauszufinden; am ehesten noch über geschichtsbücher möglichst nach facts abklappern, und über seelenreisen.
und über gartenarbeit auch : )
wie machst du das, den alten zeiten näher kommen?

...und dann ist es ja so, dass meine lebensbedingungen doch völlig anders sind zur zeit - ein mensch der all sein wissen im kopf herumträgt, keine bücher und kein google hat; ein mensch der auf der materiellen ebene nur mit dem kommunizieren kann was grad hier und jetzt da ist - kein telefon, email, kein flugzeug zu freunden; ein mensch der in einer welt lebt in der die natur gleich vor der hüttentür rauscht, und die wintervorräte müssen gut eingeteilt werden, sonst biste mausi.

so bin ich doch überhaupt nicht.
und dennoch möchte ich mich spirituell verbinden und verwurzeln - ich find das herausfordernd.
megaspannend, aber echt herausfordernd : )

p.s.: das bedürfnis kultur zu schaffen, symbolik zu leben (was werte schon beinhaltet) ist wohl menschen-immanent. und dass ein teil der leute gerne in gruppen sich organisieren (was dann ev auch religiös wird) und ein teil nicht (was dann ev privatreligiös wird) wohl auch.
 
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Vielen Dank für die Informationen.
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Es war scheinbar eine von mir fehlerhafte Annahme das reclaiming ins Spektrum von Wicca fällt.
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Mir sind Begriffe egal (Wicca, REclaiming, xyz...?): Die Frage ist: Wie ist die Energie?, wie geht es mir bei den VEranstaltungen?, wie kann ich mich mit den (Grund)theorien anfreunden? und vor allem was bringt es (mir und meiner Umwelt)?

Die Natur, die Gesellschaft benötigt dringend, so wie mir scheint gut "geerdete Menschen" die für ihre Anliegen, für Natur und Entfaltungsmöglichkeiten eintreten.

Starhawk ist für mich ein großes und verehrtes Vorbild.
Auch ich werde irgendwann mich der Permakultur widmen.
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eine Kultur setzt doch eine verbindliche Wertevorstellung voraus und die kann ich in der Wicca-Bewegung nicht erkennen – war von Gardner auch nicht beabsichtigt. Er wollte an die alte Freiheit der Weisen Frauen anknüpfen, die in ferner Vergangenheit niemandem verpflichtet waren.​

Eine feste Wertordnung nennt man Moral. Wicca ist auch keine Kultur, sondern eine neureligiöse Bewegung.
Natürlich hat Gardner Regeln aufgestellt, wie auch reine, für Wicca geltende, Dogmen. "Alte Freiheit der weisen Frauen" ist eine Erfindung von Leland, Murray, Gardner und späteren Autoren. Bei Gardner ist übrigends "der Gott" immer mächtiger als "die Göttin".
 
woher weiss man denn was die lebensphilosophie der frauen von damals war?
Hallo Kona,

Es gibt in den Klassikern der Römer einige Hinweise zur Geisteshaltung der Germanen und der Kelten zum alltäglichen Leben und zur Spiritualität. So schreibt zum Beispiel Tacitus im Kapitel 8 der Germania:

„... Ja, die Germanen meinen sogar, den Frauen sei eine gewisse Heiligkeit und eine seherische Gabe eigen, und so verschmähen sie weder ihrem Rat noch ihrem Bescheid. Wir haben unter den göttlichen Vespasian die Veleda gesehen, die lange Zeit bei nicht wenigen Germanen als göttliches Wesen anerkannt war; auch schon in alter Zeit haben sie die Albruna und mehrere andere verehrt, nicht in kriecherischer Unterwürfigkeit und nicht in der Meinung, sie machten sie erst zu Göttinnen."

Ausgangspunkt zu den Weisen Frauen waren die Hof- und Schutzgeister (Hagazussen), deren Bezeichnung dann auf die Frauen überging, die mit diesen Themen besonders vertraut waren. Aus diesem Grund sprach man dann ihnen auch zu, dass sie in den Schwellenzeiten Zugang zur Anderswelt hätten. Von Veleda weiß man etwas mehr, denn sie spielte dann auch eine größere Rolle bei den Stämmen, die sich mit den Brukterern gegen Rom erhoben.

Wie bei den Druiden und Druidinnen galt auch bei ihnen, die Tugend der Verschwiegenheit und deshalb gibt es aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen aus erster Hand. Das änderte sich erst mit der Christianisierung. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen den Druiden und den Weisen Frauen der Germanen, zumal es zwischen den Germanen und Kelten keine klare kulturelle Grenze gab. Im Gegensatz zu den Druiden und Druidinnen hatten sich die „Hagazussen“ und die Priesterschaft bei den Germanen nicht organisiert.

Interessant ist auch, dass die Tradition der Hagazussen im Gegensatz zur germanischen Priesterschaft auch nach der Christianisierung weitergeführt wurde und seinen festen Platz in der mittelalterlichen Gesellschaft behielt. Das änderte sich erst mit dem ausgehenden Mittelalter, als die Institution der Kirche infrage gestellt wurde und der Klerus um seine Pfründe fürchten musste. Ja und selbst durch die Zeit der Hexenverfolgung konnte sich die Tradition der Hexenkünste retten – zumal die meisten Opfer ohnehin keine Hexen waren.

Das Geheimnis, warum sich dieser rote Faden durch die Zeiten fortsetzen konnte, lag in den Bedürfnissen der Menschen, die Schlichtheit und vor allen Dingen die fehlenden Dogmen. Auf diese Weise wurde diese Tradition besonders anpassungsfähig. Die Götter und Geister aus der Alten Religion wurden auf diese Weise einfach durch christliche ersetzt. So ist bei den Merseburger Zaubersprüche noch von Wotan und Freija die Rede, während in späteren, nur noch Jesus oder andere Heilige angerufen werden:

Merseburger Zauberspruch:
Phôl ende Wuodan fuorun zi holza.
dû wart demo balderes folon sîn fuoz birenkit ...
thû biguol en Frîja, Folla era swister ...


Phol und Wodan begaben sich in den Wald.
Da wurde dem Fohlen des Balders sein Fuß verrenkt ...
Da besprach ihn Frija, die Schwester der Volla ...


Ein späterer Spruch:
Hafer und Lein, ich säe dich,
Heil´ger Andreas ich flehe dich:
Laß mir im Traum erschein´n
Heute den Liebsten mein,
Wie er geht, wie er steht,
Was er im Herzen trägt!

In meiner Sammlung alter Zaubersprüche findet sich mancher, der heute einfach nicht mehr praktikabel ist und einfach ein Kind seiner Zeit bleiben muss. Man sollte also nicht versuchen diese Dinge unbesehen wieder aufzunehmen, sondern lieber dessen Geist ein neues Gewand geben. Heute würde man die Zaubersprüche als suggestive Botschaften bezeichnen, mit denen die Seele eines Menschen berührt werden kann. Die Hexenkünste haben sich über die Zeit unverändert erhalten, nur der Rahmen verändert sich, in den sie gestellt werden.

Man muss sich zu diesen Künsten hingezogen und berufen fühlen und deshalb ist das auch mit einer gewissen Lebensphilosophie verbunden. Es ist also ganz einfach eine Hexe zu werden, es reicht schon, eine sein zu wollen und dazu muss man auch nicht über die Fähigkeiten einer Veleda oder Gambera verfügen.


Merlin
 
Eine feste Wertordnung nennt man Moral. Wicca ist auch keine Kultur, sondern eine neureligiöse Bewegung.
Natürlich hat Gardner Regeln aufgestellt, wie auch reine, für Wicca geltende, Dogmen. "Alte Freiheit der weisen Frauen" ist eine Erfindung von Leland, Murray, Gardner und späteren Autoren. Bei Gardner ist übrigends "der Gott" immer mächtiger als "die Göttin".
Hallo Grey,

das mag schon sein, aber dennoch hatte sich Gardner immer wieder gegen das Errichten von Dogmen ausgesprochen. Die Aussage, dass ein Gott immer mächtiger sei als eine Göttin, zeigt mir, dass er doch noch zu sehr von einem patriarchalen Weltbild geprägt war. Eventuell hätte er einmal darüber nachdenken sollen, warum er selbst nicht erschaffen, sondern geboren wurde.

Schon die Argumentationsführung in diesem Thread zeigt, wie wenig die Wicca-Bewegung mit der Tradition der Hexen zu tun hat. Die Gottesfrage spielt bei den Hexenkünsten eine sekundäre Rolle, sonst hätte diese Tradition auch nicht die Zeit überdauern können.


Merlin
 
die sich aber als uuuuuuuuuuuuralte Tradition ausgeben will.
Naaaa - so ganz stimmt das aber net.
Das wird von spinnerten, Charmed-Beeinflußten Leutln so weiter gegeben, aber von "echten" Wicca hörst das nicht. Und ich kenne einige.
Problem sind auch die selbsternannten, die niemals in einem Coven waren, aber alles wissen.
Nur - das ist ja kein spezielles Wiccaprob, das haben alle Richtungen. Besonders, wenn sie grad trendy sind.
 
Naaaa - so ganz stimmt das aber net.
Das wird von spinnerten, Charmed-Beeinflußten Leutln so weiter gegeben, aber von "echten" Wicca hörst das nicht. Und ich kenne einige.
Problem sind auch die selbsternannten, die niemals in einem Coven waren, aber alles wissen.
Nur - das ist ja kein spezielles Wiccaprob, das haben alle Richtungen. Besonders, wenn sie grad trendy sind.


Heißt das du bist der Meinung um Wicca zu leben muss man in einem Coven sein ??

Kann sein das ich das falsch verstanden habe aber falls nicht:

Finde ich das so nicht richtig !
Das sind die Ansichten die damals so gesehen wurden.
Heut zu tage ist das allerdings anders, das Moderne Wicca ( worin ich übrigens übergegangen bin ) kennt so eine Vorstellung nicht mehr.
Früher wurde es so scheint es wirklich gelehrt das man in so einem Coven sein muss um von der Hohepriester zur Wicca geweiht zu werden ( Die Initiation.)
Das war damals aber wie gesagt heut zu tage hat sich das anders entwickelt ( moderner Wicca. )
Die Initiation kann heut zu tage auch von dem Anhänger/ Anhängerain selbst durchgeführt werden.

Für mich Persönlich ist Wicca die Religion der Göttin und Gott.

Natürlich sind Göttin und Gott Energien ( wie alles ) die Geschlechtlos sind.
Allerdings fällt es Menschen schwer sich so eine Energie vorzustellen weshalb man ihnen Geschlechter und Merkmale zugeordnet hat. Um es Einfacher zu machen sich mit ihnen zu Verbinden.

LG
 
Nein, wer Wicca ist, muß keinesfalls "in einem Coven leben".
Wer Wicca werden will braucht allerdings einen Coven.
Selbstinitiation hat nix mit Wicca zu tun, allerdings verkauft es sich gut.
...
 
Naaaa - so ganz stimmt das aber net.
Das wird von spinnerten, Charmed-Beeinflußten Leutln so weiter gegeben, aber von "echten" Wicca hörst das nicht. Und ich kenne einige.
Problem sind auch die selbsternannten, die niemals in einem Coven waren, aber alles wissen.
Nur - das ist ja kein spezielles Wiccaprob, das haben alle Richtungen. Besonders, wenn sie grad trendy sind.

Mag sein. Ich habe habe solche kennen gelernt, die zumindest behaupteten, in einem Coven zu sein, aber genau die Nummer fuhren, die ich beanstande. Und nur zu behaupten, ihre Religion wäre ach so alt, ist dabei noch das geringste Problem.
 
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Mag sein. Ich habe habe solche kennen gelernt, die zumindest behaupteten, in einem Coven zu sein, aber genau die Nummer fuhren, die ich beanstande. Und nur zu behaupten, ihre Religion wäre ach so alt, ist dabei noch das geringste Problem.

Ja, es gibt auch einen Wicca, der behauptet, das Wicca quasi die Fortführung v. Schamanismus is, und er deswegen der Obermeister.
Nur - Deppen gibts mehr wie genug und überall. Nur ist deswegen jeder deppat.
Aber das wär dasselbe, wie wenn man sagen würd, ich hab nen dummen Berliner/Mainzer/Wiener/Linzer/Weiterführung-nach-Wahl kennengelernt, und das sind dann alle Deppen in Berlin/Mainz/Wien/etc.
Gut, wenn man davon ausgeht, dass die Verdummung voran schreitet, schauts in naher Zukunft anders aus ... aber eben dann auch in allen Bereichen. *gg*
 
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