Traumzeit
Traumzeit (engl. Dreamtime) bezeichnet in der Mythologie der Aborigines die
Zeit der Schöpfung. Die Traumzeit-Legenden bilden ihre Schöpfungsgeschichte,
beschreiben wie das Land geformt wurde und die Gesetze, nach denen
Aborigines leben.
Das deutsche Wort Traumzeit gibt den Sinn nicht exakt wieder, weil der
Begriff europäisch geprägt ist. Für die Aborigines ist es die spirituelle,
natürliche und moralische Ordnung des Kosmos[1].
Alcheringa heißt Traumzeit in der Sprache der Aranda, die in Zentralaustralien
leben. Die zweite zentralaustralische Sprache, die der Pitjantjatjara, nennt
die Traumzeit tjukurrpa. Andere Sprachen der Aborigines haben andere
Wörter hierfür, aber es wird stets das Gleiche, die Traumzeit, darunter
verstanden. Die Traumzeit wird in Geschichten [ausschließlich] mündlich
wiedergegeben[2].
Die Ereignisse der Traumzeit liegen in der Vorstellungen der Aborigines zwar in
der Vergangenheit, dennoch sind die Menschen durch Rituale mit dieser
Vergangenheit verbunden. Es sind die Figuren dieser Schöpfungsgeschichte,
die die Berge, die Flüsse, das Meer und den Himmel schufen und den Tieren
und den Pflanzen ihren Namen gaben. Die zentrale Figur dieser
Schöpfungsgeschichte ist in den meisten Traumzeiten die
Regenbogenschlange, denn sie ist die Verschmelzung von zwei wichtigen
Prinzipien, die die Einheit von Geist und Materie darstellen.[3] Als die
Aborigines vor 40.000 oder mehr Jahren Australien besiedelten, begannen sie
in Traumzeit-Legenden, die mündlich überliefert wurden, von der Erschaffung
Australiens zu berichten.[4].
Es sind Regeln für das menschliche Zusammenleben, für Recht und Gesetz.
Die Traumzeit legt auch die sozialen Regeln fest, stellt somit einen
Verhaltenskodex dar, der bei Verstößen sanktioniert wird. Es gibt nichts, was
nicht mit der Traumzeit verbunden ist. In der Vorstellung der Aborigines ist
eine »träumende Landschaft« eine Verkörperung mystischer Wirklichkeiten,
welche mit Worten nur schwer erklärbar sind.[5]
Die Traumzeit kennt keine Götter und keinen Gott. Nach Gerhard Leitner gibt
es drei wesentliche Ansätze dieser Weltanschauung.
* Da es regionale und persönliche Traumzeiten gibt, sind die persönlichen
Traumzeiten in das größere regionale Umfeld, das Land, eingebunden. Diese
Einbettung kommt über die väterliche Linie zustande.
* Die Traumzeit wird nicht in Frage gestellt. Sie ist evident, so wie es im
Christentum evident ist, dass Christus auferstanden ist und gen Himmel
gefahren ist. Im Christentum gab es stets Zweifler, dies ist bei den Aborigines
kaum der Fall.
* Die Traumzeit ist gottlos, ihr zentrales Thema ist die Geografie, die sich
in der Landbindung offenbart. Das Land ist die zentrale Traumzeitfigur und
kein Gott. Das Land und die Traumzeit anderer wird respektiert. Alle
Traumzeiten, besser Traumzeitpfade, sind mit einander verkettet. Die
Traumpfade (songlines), diesen Begriff hat Bruce Chatwin verwendet,
bedeuten, dass niemand das gesamte Wissen der Traumzeit besaß und dieses
Einzelwissen in periodisch stattfindenden Riten und Zeremonien
zusammengefügt wurde und wird.[6]
Quelle:Wiki