Lieber Colombi,
wie Du im Evangelium nach Matthäus selbst nachlesen kannst, steht doch da gar nichts von einem Zwangszölibat. Es war zu allen Zeiten eine Entscheidung jedes Einzelnen, sich für diesen, odere einen anderen Weg zu entscheiden.
Das Problem bestand nun darin, dass gerade im Mittelalter Kinder von den Eltern in die Obhut der Klöster gegeben wurden oder der Familie wegen Priester werden mussten. Eines dieser Beispiele war Hildegard von Bingen oder Katharina von Bora. Das Problem war also weniger die Kirche, sondern die weltliche Gesellschaft.
Es geht bei der Frage zur Ehelosigkeit weder bei Matthäus noch beim Zölibat um eine Herabwürdigung der Verheirateten – denn die Ehe wird auch bei Matthäus und der Kirche als besonders Schützenswertes herausgestellt (Sakrament der Ehe). Gerade aus dem Kapitel 19 ergeben sich doch die Probleme, die bei den geschiedenen Christen zum Konflikt führen.
Ich hatte auch nicht davon geschrieben, dass das Zölibat eine Mission Jesus gewesen sei. Das wird schon daraus ersichtlich, dass dieses Thema in den anderen drei Evangelien überhaupt nicht erwähnt wird. Warum das so gekommen ist, hatte ich ja schon ausführlich erklärt.
Ich verstehe mich ja nun auch nicht als Christ oder als Anwalt des Zölibates – also befinde ich mich in der Position eines neutralen Betrachters. Es nützt auch nichts, wenn Du Dich darüber maßlos aufregst – wer sich aufregen müsste, wäre der Klerus selbst.
Merlin