Ein interessanter Thread, das muss ich zu aller erst sagen.
Ich versuche das möglichst allgemein, aber präzise zu erläutern, je nach Überzeugung, Tradition oder Interpretation der Erfahrungen eines Individuums werden oft unterschiedlichste Begriffe für, im Endeffekt, das selbe verwendet, da bitte ich meine Kollegen, mein Schreiben als inklusiv' zu verstehen und nicht als "das eine Echte" oder "die einzige Möglichkeit das so zu sehen".
Wie wirkt Magie (Begrifflichkeit und Prinzip):
Die ursprüngliche Definition war sinngemäß jede Handlung die man konventionell (meist gemäß dem Stand der Technik oder im Bezug auf das Allgemeinwissen) nicht vollbringen kann/konnte. Somit wäre "authentisch magisch" auch ein VW Golf Cabrio, wenn es im Jahre 1400 in Europa herumfuhr. Bedeutet, essentiell sind magische Handlungen, das Umsetzen
von
a) Dingen die konventionell nicht umsetzbar sind und
b) in der Art/Methode die, konventionell betrachtet, nicht existieren "kann".
Bedeutet, im Umkehrschluss und in Betrachtung andere spirituellen Menschen, ist der Magier definitiv der methodisch orientierte Akteur, daher auch mein Anspruch an Intellektualität eines Magiers (siehe meine Antworten zum Fragebogen-Thread im MUF).
Bedeutet, dem Magier geht es gleichsam um die erfolgreiche Wirkung wie auch um die absolute Kenntnis darüber im Sinne eines Wie, Warum, Wodurch, Womit, Was, Wo, usw.
Und da fängt es an sich von Überzeugung und Tradition zu unterscheiden, dem einen sind aufwändige Rituale geläufig und die beste Methode, wieder ein anderer ruft einen Geist, der ihm das erledigt, ein anderer verwendet Sigillen oder andere Symboliken, Wortmagie, Klangmagie, oder - wie ich - gar nichts
Ein magisches Objekt, dass eine Wirkung erzielt ist - wenn kein Gegenstand - ein Zauber. Hat aber nichts mit Kartenspielertricks zu tun und der Begriff Zauber unterliegt ebenfalls Aspekten der Vorliebe, Vertrautheit oder Überzeugung des Wirkenden. Im Zweifel ist seine Begrifflichkeit zu verwenden, denn als Wirkender ist er ja der Urheber des Effektes.
Im Prinzip:
Gedanke -> Zauber -> Wirkung -> Effekt.
Was qualifiziert einen Magier vs. "versehentliches Zaubern von Unkundigen":
Allgemein betrachtet ist der Magier zwangsläufig, aufgrund des enormen Anspruches, höchst reflektiv, er weiß also nicht nur bei seinen Wirkungen was er genau macht, sondern immer. Es ist eine Lebenseinstellung, ein Livestyle, würde man heute sagen. Daher sind "Hobby-Magier" meist weniger beliebt oder werden weniger leicht ernst genommen unter Magiern, da jeder einzelne den alltäglichen Anspruch, selbst beim Wäscheaufhängen oder Staubsaugen, kennt. Das ist - wie ich auch schon geschrieben habe - eine Berufungssituation, kein Job, den man halt mal macht. Weil da sonst rein gar nichts passiert.
Ein Unkundiger der beispielsweise durch eine norme Gefühlsregung oder einer anderen Situation der ihm eine äußerst große Erlebnisqualität in kurzer Zeit liefert, neigt - wie jedes bewusste Wesen - zu Effekten die wie Zauber oder magische Wirkungen zu werten sind. Natürlich fehlt einem Unkundigen sämtliches mentales und kognitives Werkzeug (Kenntnisse) um im Nachhall damit umzugehen. Nicht selten macht das eine, ohnehin schon problematische Situation, zu einer Katastrophe.
Bedeutet die grundsätzliche Möglichkeit magische Effekte hervorzurufen ist weniger daran gebunden wie kundig der Betroffene ist. Es liegt viel mehr darum, wie "sauber" ist die Wirkung ist und vor allem, kann sie überhaupt ihren Zweck erfüllen? Das ist eines der großen Probleme der Magie, man kann recht schnell einiges hinbekommen, übersieht aber, dass durch Schlamperei ein enormer Preis zu zahlen ist, einschließlich Kollateralschäden. Ein gutes Beispiel für solche problematischen Spielereien sind ja Ouija-Bretter, wenngleich man nicht direkt von einer magischen Wirkung dabei sprechen kann, so sind sie ein sehr gutes Beispiel für einen ungesund schnellen Zugang in Bereiche, die man, als Unkundiger, bewusst gar nicht fassen kann.
Was kann alltäglich ein "versehentliches" Zaubern sein?
Viele würden natürlich auf enorme Gefühlsregungen plädieren und es ist auch nicht komplett falsch, jedoch nicht der direkte Grund, warum es richtig ist. Man kann, wenn man sich das bildlich vorstellt, sagen dass man seine Gefühle in zwei grobe Bereiche einteilen kann:
1) Vordergründige Gefühle und
2) Hintergründige Gefühle.
1) Sind die Gefühle über die man üblicherweise spricht, wie geht es einem beim Kaffeeklatsch usw. Die hintergründigen Gefühle, man könnte dazu auch Grundstimmung sagen, sind die wesentlich Interessanteren und die tatsächliche Ursache für versehentliche magische Wirkungen. Nicht selten können vordergründige und hintergründige Stimmung die selbe sein und wenn dies in einer entsprechenden Situation des Stresses (Drucks, psychischer Stressor) entsteht, kann das hintergründige Gefühl sehr wohl zu merklichen Effekten führen.
Aber Warum?
Antwort: Weil eine Pseudobewusstheit dadurch entsteht, dass der vordergündige Gefühlseindruck (Erlebnis) mit der tatsächlichen Grundstimmung übereinstimmt, folglich der Unkundige damit "versehentlich" ein effektiv tiefgründigeres Erlebnis, Erregung und dadurch eine entsprechende Aktion durchführen kann. Während ein Magier bewusst mit seinen Stimmungen arbeitet um möglichst viel seiner Erlebnisqualität bewusst zu machen und damit eine möglichst vollständige präzise Wirkung erzielen kann/will.
Daher war ja die Antwort im anderen Thread "Nicht Bewusstsein, sondern Bewusstheit", absolut korrekt und so etwas weiß nur jemand der tatsächlich damit arbeitet und Ahnung hat.
(ich wüsste jetzt auf die Schnelle nicht, wer das geschrieben hatte, sry).
Der (magische) Wille:
In Anbetracht von allem was ich nun erläutert habe können wir den magischen Willen betrachten. Der ist wesentlich schwieriger zu beschreiben, da Wille wesentlich subtiler ist als eine Emotion, aber es funktioniert sehr ähnlich. Und abermals kommen wir auf den Faktor Reflektion: Da der bewusste vordergründige Wille, tendenziell ganz alltägliche saloppe oberflächliche Dinge "möchte". Der interessiert einen Magier auch nicht, sondern der "Wahre Wille" seiner selbst ist, das Wichtige. Der basiert nicht auf Glaube, Verlangen, Vorstellung oder "Wünsch mir was", sondern ist eine sehr tief liegende Generalautorität eines jeden geistig bewussten Wesens, der Magier unterscheidet sich 'nur' darin, dass er diesen Willen bewusst abrufen kann. Wenn dieser für den vorliegenden Zweck nicht zur Verfügung steht, also "was anderes will", hat der Magier Pech und muss eine andere Lösung finden und vor allem im Nachgang ermitteln was ihm die Situation lehren will. Daher kann man nicht einfach so durch die Gegend zaubern wie Harry Potter oder andere Filme die Magie, selbstredend thematisieren. Manchmal genügt ein Umformulieren des Zweckes, da ja das Ergebnis zählt, manchmal liegt man prinzipiell im Clinch und kann die Sache wissentlich vergessen. Natürlich steigen gerade in diesem Bereich die Möglichkeiten des Magiers extrem, je mehr er über sich, seiner geistigen Herkunft und seinem wahren Willen erfährt. Das ist im Kerne die tatsächliche Entwicklung eines Magiers, alles andere rund herum sind ausschließlich Werkzeuge dafür, einschließlich der erfolgreichen magischen Aufgaben.
Eventuell fällt es dem einen oder anderen auf, aber es ging noch kein einziges Mal um Energien und das ist auch nicht notwendig, es geht in der Magie ausschließlich um Erkenntnis und wo man sie sucht, für welche Themen, darin unterscheiden sich dann die Magier. Der eine ist Schamane, der andere arbeitet mit Kristallen, wieder einer braucht keines der beiden und ist komplett auf der informativen Ebene der Welt unterwegs. Daher sind viele Begriffe, w.o.a. unterschiedlich, weil sie auf die individuelle Perspektive eingehen und nicht zwangsläufig auf den Effekt oder das Ergebnis. Energie spielt in der Magie eine untergeordnete, oder gar keine Rolle, da der Magier in der Lage ist durch Wirkung die Umstände so zu ändern, dass das System selbst anfängt sich danach zu richten, nach Gesetzen wie z.B. der metaphysischen Konsistenz. Wodurch die systemisch notwendigen Energien von selbst natürlich verteilt werden. Für mich persönlich hat sich das Konzept der Hermetik als äußerst dienlich erwiesen, diese Dinge zu verstehen, zu probieren und deren Ergebnisse zu verstehen. Es ist ein reines Informationskonzept und stimmt mit meinem wahren Willen überein.
Die Wahrnehmung:
Um das alles zu bewerkstelligen was ich versuchte verständlich zu beschreiben gibt es eine Sache, die - egal von welcher Perspektive man die Sache angeht - ausreichend vorhanden sein muss:
Die grundlegende Wahrnehmung. Ich kann nur mit dem bewusst wechselwirken (interagieren) was ich auch - in welcher Form auch immer - wahrnehmen kann. Bedeutet, nebst den o.a. Erkenntnissen über sich und das Umfeld, ist zudems auch die tatsächliche Möglichkeit deren Inhalte und Lektionen und Prozesse wahrnehmen zu können von elementarer Bedeutung. Alles, wirklich ALLES steht und fällt mit der Kompetenz der Wahrnehmung. Daher ist auch sie besonders zu trainieren, weiterzuentwickeln und laufend
möglichst hart zu prüfen!
Schlusswort:
So unterschiedlich die Zugänge für den Einzelnen sein mögen, über die o.a. Punkte gibt es praktisch keine Diskussion, die sind jedem erfahrenen Magier bestens bekannt. Manche ziehen es vor zurückgezogen zu leben um sich auf diese Dinge zu konzentrieren, andere sehen ihre Aufgaben genau im Lärm der Gesellschaft. Inhaltlich könnte man von nichts Diverseren sprechen als von der Magie, daher lässt sie sich so schwer "normieren" und meines Erachtens ist das kein Problem.
Es ist ein Weg, als Magier der Wanderer der Welten, Begegnungen und Herausforderungen. Es gibt niemals Urlaub, nicht eine Sekunde - es könnte deine Letzte sein - es gibt keine Möglichkeit von der Magie davon zu laufen, wenn sie dich erst einmal gerufen hat. Ich selbst habe Physik und Mathematik studiert, davor HTL für Maschinenbau gemacht, ich hatte ja genau NULL Nerv für so etwas. Nur wenn es sein soll, hat sie dich und du bist ihr Diener wie Picasso der Diener der bildenden Künste war.
Ob Angeboren oder nicht, man merkt als Mensch sehr schnell und deutlich, ob die Magie einem "will" oder nicht. Und ich finde die relativ hohe Anzahl an Abbrecher, gar nicht problematisch. Das ist nun wirklich nichts, womit man sich befassen sollte, wenn man nicht muss. Auch macht das Menschen, meines Erachtens nicht zu "Muggel" oder anderweitig weniger wert. Jeder hat eine elementare Bestimmung hier zu sein, schon alleine wegen der Konsistenz des ganzen Bewusstseinssystems und genau solchen Respekt sollte man jedem auch entgegenbringen können, vor allem als kundiger Magier.
Für die "Magie-Enttäuschten": Seid froh, es ist wohl einer der härtesten Berufe die man machen kann, man riskiert nicht nur sein (und gglfs. anderer Leut's) Leben, sondern viel tiefgreifendere Gefahren.
Für die Magier unter uns: Ich denke ihr wisst ohnehin, dass ihr eure Wertschätzung bei euch selbst zu suchen habt und vermutlich sogar gefunden habt. Wir wissen womit wir uns tagtäglich beschäftigen und welche, teils wichtige, Aufgaben wir für die Welt vollbringen. Auch mit diesem Hintergrund habe ich den "Von Magier für Magier Thread" erstellt. Niemand - auch keiner von uns Magiern - kann genau sagen, wie viele Weltuntergänge (in den unterschiedlichsten Formen) wir schon abgewendet haben, wie wir das notwendige Rad dieser Welt am Drehen halten und wie oft wir massive Probleme abwenden konnten, dass es auch so bleibt.
Ich möchte diesbezüglich einen Dank an meine Kollegen aussprechen, den sie wohl viel zu selten bekommen.
Ich zeichne mit besten Grüßen,
Der Magier