Du glaubst also, Schlangen hätten zur Zeit Adams noch echt sprechen können? Was natürlich auch Vernunft und so voraussetzt. Und dass die Schlange in Wirklichkeit listiger ist als andere Tiere, wage ich auch zu bezweifeln.
Lieber Syrius,
in der jüdischen und einigen anderen Traditionen ist die Schlange der Inbegriff der Versuchung und des Bösen. Das liegt daran, dass in den Alten Religionen die Schlange mit der Mutter Erde verbunden war und diese Alt Religion, als etwas Böses dargestellt werden soll, das vertrieben werden muss. Etwas, das in dem Mythos der Sumerer vom Baum des Lebens und der Göttin Inanna, sehr anschaulich geschildert wurde.
Aber kehren wir zur biblischen Geschichte von Adam und dem Garten Eden zurück, denn dort wird schon alleine mit dem Baum der Erkenntnis vom Guten und Bösen deutlich, dass mit der Schlange der Satan gemeint ist. Eine Gestalt, die in der jüdischen Tradition die Rolle eines prüfenden „Staatsanwalt“ Gottes einnimmt. Deshalb ist da auch von der listigen Schlange die Rede.
Sirius: Wo war denn Adam, wenn Gott das Paradies erst nach seiner Erschaffung erschuf?
Das Paradies war und ist eine geistige Sphäre - wo Jesus Christus auch nach seinem Tod am Kreuz hinging, zusammen mit dem einen Schächer. Von dort aus stieg er dann hinab in die Hölle, wie es im Glaubensbekenntnis der Christen noch heute gebetet wird.
In der ersten Schöpfungsgeschichte wird lediglich davon berichtet, dass Gott einen Mann und eine Frau „erschuf“. Das bedeutet, dass es bis zum 6. Tag der Schöpfung noch keine Menschen gab. Etwas, dass auch der realen Abfolge der Evolution entspricht. Erst in der zweiten Schöpfungsgeschichte ist dann von dem Garten Eden die Rede, den Gott für Adam anlegte:
1. Moses 2[5] ... und es war kein Mensch, der das Land bebaute ...
1. Moses 2[7] Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß ...
1. Moses 2[8] Und Gott der Herr pflanzte einen Garten (Paradies) in Eden ... und setzte den Menschen (Adam) hinein ...
1. Moses 2[22] Und Gott der Herr baute ein Weib aus einer Rippe, die er vom Menschen (Adam) nahm.
In der sehr viel älteren sumerischen Geschichte von Inanna und ihrem Garten Eden geht es nicht um eine geistige Sphäre, sondern um das Thema der „Landnahme“ der Menschen und dessen kulturellen Aufstieg zum „Menschen“. Ein Aspekt, der ja auch mit der Geschichte von Kain und Abel deutlich wird.
Aus dem aktuellen Glaubensbekenntnis der r.-k. Kirche:
„... hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters ...“
Sirius: Augustinus hat seine Aussage mit Sicherheit nicht auf einen irdischen Tag bezogen - er beschreibt hier geistiges Geschehen, lange bevor es Materie und den Kosmos gab. Es ergäbe keinen Sinn, dass Gott gleichzeitig Menschen und Engel erschafft - wozu auch? Entweder nur Engel oder nur Menschen. Es ergibt nur dann Sinn, wenn die Engel zuerst erschaffen wurden und zwar in einem geistigen Reich, dem Himmel, und dann ein Teil aus eigener Verantwortung stürzte und jetzt sich als Mensch wieder auf dem Rückweg befindet.
Hatte ich nicht davon geschrieben, dass nach Augustinus Verständnis die Engel am 1. Tag der Schöpfung mit dem Licht erschaffen wurden – also einige „Tage“ vor dem Menschen. Das Frappante an der Schöpfungsgeschichte ist, dass sie in der Abfolge (Tage) weitgehend den realen Erkenntnissen entspricht. Etwas, das ja auch die Kreationisten gerne ins Feld führen.
Sirius: Ja, so steht es im AT - ich glaube aber nicht, dass diese Geschichten wörtlich zu verstehen sind. Und wenn die Israeliten ein anderes Verständnis haben, dann ändert dies an der Wahrheit gar nichts.
Nun ja, mit der Wahrheit ist es so eine Sache, denn ein jeder glaubt, sie in den Händen zu halten. So wie Du nicht an die jüdische oder christliche Wahrheit glaubst, so mag ich nicht an Deine glauben. Deine Vorstellungen haben sich für mein Verständnis zu weit vom Menschen und seiner Seelenwelt entfernt.
Merlin