Warum macht eine Mutter so etwas?

Langsam fragt man sich, in was für einer Gesellschaft wir leben... Unglaublich...
In einer, wo junge Mütter mit ihren neugeborenen Babys - unerfahren - allein dastehen. In funktionierenden Kleingruppenverbänden ist irgendeine ältere Frau greifbar, die das alles schon hinter sich hat und relativierend einschreiten kann. In unseren Wohnsilos, wo jeder hinter sich die tür zuhat und oft nicht einmal wer weiß, wie die Leute heißen, die direkt am selben Gang leben, funktioniert nix mehr. Da herrscht Wortlosigkeit, Gefühllosigkeit, Ratlosigkeit.

In den Klongs von Bangkok ists vielleicht nicht ganz so hygienisch, und was sie dort Wohnung nennen, das ist bei uns das Vorzimmer - aber dort sitzen die Nachbarinnen mit ihren Kindern lachend und schwatzend zusammen und helfen einander gegenseitig. Dort mißhandelt keine aus Hilflosigkeit oder Verzweiflung, weil sie überfordert ist, ein Kind. Dort bleibt keiner wochenlang verwesend liegen, wenn was passiert, das sag ich dir...

Wo immer eine Struktur so groß wird, daß Anonymität ausbricht, ist Menschlichkeit bankrottgegangen.
 
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In einer, wo junge Mütter mit ihren neugeborenen Babys - unerfahren - allein dastehen. In funktionierenden Kleingruppenverbänden ist irgendeine ältere Frau greifbar, die das alles schon hinter sich hat und relativierend einschreiten kann. In unseren Wohnsilos, wo jeder hinter sich die tür zuhat und oft nicht einmal wer weiß, wie die Leute heißen, die direkt am selben Gang leben, funktioniert nix mehr. Da herrscht Wortlosigkeit, Gefühllosigkeit, Ratlosigkeit.

In den Klongs von Bangkok ists vielleicht nicht ganz so hygienisch, und was sie dort Wohnung nennen, das ist bei uns das Vorzimmer - aber dort sitzen die Nachbarinnen mit ihren Kindern lachend und schwatzend zusammen und helfen einander gegenseitig. Dort mißhandelt keine aus Hilflosigkeit oder Verzweiflung, weil sie überfordert ist, ein Kind. Dort bleibt keiner wochenlang verwesend liegen, wenn was passiert, das sag ich dir...

Wo immer eine Struktur so groß wird, daß Anonymität ausbricht, ist Menschlichkeit bankrottgegangen.

Deine Worte mögen richtig und treffend sein, aber es ist keine Rechtfertigung für derartiges Verhalten.

Wenn ich mich als Mutter überfordert fühle und mit der Situation nicht zurecht komme, dann habe ich immerhin die Möglichkeit von extern Hilfe zu holen oder im Zweifelsfalle, wenn gar nichts mehr geht, das Kind wegzugeben.

Warum tötet man das Kind, anstatt diese Möglichkeiten in Betracht zu ziehen? :confused:
 
Deine Worte mögen richtig und treffend sein, aber es ist keine Rechtfertigung für derartiges Verhalten.

Wenn ich mich als Mutter überfordert fühle und mit der Situation nicht zurecht komme, dann habe ich immerhin die Möglichkeit von extern Hilfe zu holen oder im Zweifelsfalle, wenn gar nichts mehr geht, das Kind wegzugeben.

Warum tötet man das Kind, anstatt diese Möglichkeiten in Betracht zu ziehen? :confused:

Ich glaube, das passiert deshalb, weil man gar nicht damit rechnet, das Kind zu töten.

Wahrscheinlich bekommt das Ganze eine Eigendynamik - man sieht die Grenzen nicht mehr.

Ich glaube nicht, dass die Mütter vorher gewusst hatten, dass sie ihr Kind töten würden/könnten.

Und deshalb an andere Möglichkeiten gar nicht denken, weil sich diese Frage in ihren Augen ja gar nicht stellt.

Dazu kommt wahrscheinlich, dass sie es auch als eigenes Versagen empfinden würden, ihr Kind wegzugeben. Wir leben in einer Welt, in der das nicht gestattet ist.

Nehmen wir mal an, eine Frau wird schwanger und treibt das Kind nicht ab, sondern gibt es zur Adoption frei, weil sie meint, es finanziell und existenzmäßig nicht zu schaffen, dem Kind auch nur halbwegs eine Zukunft bieten zu können.

Ich habe letztens zwei Frauen zugehört, die sich über eine andere Frau unterhalten haben, die ihr Kind zur Adoption freigegeben hatte (vor vielen Jahren). An ihr wurde kein gutes Haar gelassen - Selbstsüchtige Egoistin war das mindeste, was ihr nachgesagt wurde....

Wenn Du heute als Frau Dein Kind weggeben würdest, wäre das in den Augen der Gesellschaft der größte Makel. Und das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit. Wenn eine Frau jemals ein Kind zur Adoption freigegeben hat, wird sie das (fast) immer verschweigen - was glaubst Du, warum?

Ich kann mich selbst da nicht so reinversetzen, ich hatte das Glück, es irgendwie zu schaffen - darum kann ich da nicht wirklich mitreden.

Aber ich glaube zu erahnen, wie es eventuell ablaufen könnte.

Liebe Grüße
Reinfried
 
Ich glaube, das passiert deshalb, weil man gar nicht damit rechnet, das Kind zu töten.

Wahrscheinlich bekommt das Ganze eine Eigendynamik - man sieht die Grenzen nicht mehr.

Ich glaube nicht, dass die Mütter vorher gewusst hatten, dass sie ihr Kind töten würden/könnten.

Und deshalb an andere Möglichkeiten gar nicht denken, weil sich diese Frage in ihren Augen ja gar nicht stellt.

Dazu kommt wahrscheinlich, dass sie es auch als eigenes Versagen empfinden würden, ihr Kind wegzugeben. Wir leben in einer Welt, in der das nicht gestattet ist.

Nehmen wir mal an, eine Frau wird schwanger und treibt das Kind nicht ab, sondern gibt es zur Adoption frei, weil sie meint, es finanziell und existenzmäßig nicht zu schaffen, dem Kind auch nur halbwegs eine Zukunft bieten zu können.

Ich habe letztens zwei Frauen zugehört, die sich über eine andere Frau unterhalten haben, die ihr Kind zur Adoption freigegeben hatte (vor vielen Jahren). An ihr wurde kein gutes Haar gelassen - Selbstsüchtige Egoistin war das mindeste, was ihr nachgesagt wurde....

Wenn Du heute als Frau Dein Kind weggeben würdest, wäre das in den Augen der Gesellschaft der größte Makel. Und das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit. Wenn eine Frau jemals ein Kind zur Adoption freigegeben hat, wird sie das immer verschweigen - was glaubst Du, warum?

Ich kann mich selbst da nicht so reinversetzen, ich hatte das Glück, es irgendwie zu schaffen - darum kann ich da nicht wirklich mitreden.

Aber ich glaube zu erahnen, wie es eventuell ablaufen könnte.

Liebe Grüße
Reinfried

Ich kann mich in die Situation auch nicht hineinversetzen - allerdings denke ich, dass man in voller Rage irgendwann mal eine lichten Augenblick hat. Man schlägt doch nicht minutenlang auf ein Kind ein oder erstickt es... Der Erstickungstod ist ein minutenlanger Prozess...

Sicherlich zeigt man auf den Finger auf die Leute, die ihre Kinder abgeben, Hilfe vom Jugendamt holen etc. - aber es wird genauso auf die Leute gezeigt, wenn sie ihre Kinder töten und da noch viel mehr, mal ganz abgesehen davon, welche rechtlichen Konsequenzen dies nach sich zieht und den Medienrummel.

 
ich habe ab und zu das gefühl, es hat auch eine emotionale verrohung eingesetzt. die sprachwahl ist oft sehr erschreckend und damit auch relativierend.
hab letztens 2 jungen müttern zugehört, bei denen die eine (grad wieder schwanger) meinte, nach der geburt sauft sie gleich eine flasche wein und raucht ein packerl tschick, weil sie es nicht mehr aushält, bei den weihnachtsfeiern zuschauen zu müssen. und die andere meinte, sie würde ab und zu am liebsten ihren hund gegen die wand knallen, weil er neben dem bett von ihrem baby bellt.
und das sind 2 ladies aus dem "mittelstand", nix von wegen verwahrlosung, allein gelassen oder armutsgefährdet.
trotzdem beide total entnervt und überfordert.

ich nehm mich ja nicht aus, als dass ich ab und zu bei meinem sohn auch kurz davor stand, die nerven zu verlieren aus nichtigem anlass. aber ich habs rechtzeitig gemerkt und hab das zimmer verlassen, mal richtig laut geschrien oder in einen polster geboxt.
das kann doch nicht sein, dass die kleinen das ausbaden müssen, weil man selber schlecht drauf ist.
 
Ich kann mich in die Situation auch nicht hineinversetzen - allerdings denke ich, dass man in voller Rage irgendwann mal eine lichten Augenblick hat. Man schlägt doch nicht minutenlang auf ein Kind ein oder erstickt es... Der Erstickungstod ist ein minutenlanger Prozess...
Da ich aus einem relativ gewalttätigen Viertel komme, und von vielen Prügeleien mitbekommen habe, kann ich Dir sagen: Diesen lichten Moment gibt es erst, wenn es zu spät ist! Oder wenn dann nochmal nachgetreten wurde (also bei Prügeleien)!
 
Da ich aus einem relativ gewalttätigen Viertel komme, und von vielen Prügeleien mitbekommen habe, kann ich Dir sagen: Diesen lichten Moment gibt es erst, wenn es zu spät ist! Oder wenn dann nochmal nachgetreten wurde (also bei Prügeleien)!

Ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich es verstehen könnte, wäre es eine fremde Person, denn dies würde so nicht stimmen. Aber irgendwann muss doch der Gedanke kommen, was man mit seinem eigenen Kind macht und was das Ergebnis sein könnte :confused:
 
erschreckend was ich hier so lese, die armen kinder, sie sind unschuldig, die armen mütter sie sind unschuldig, die armen väter, auch sie sind unschuldig.
vieleicht ist es nur der druck durch die gesellschaft, vielleicht würden sie weglaufen, wenn sie könnten ............ die kinder, die mütter, die väter. aber wenn sie nachdenken würden, die mütter und die väter dann könnten sie es einfach anders machen als bisher ... z.b. radio ganz laut aufdrehen ...... ohrenstöpsel rein und ganz laut schreien ..... eine runde um das viertel fahren .... irgend etwas um die aggression wegzubringen
 
Ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich es verstehen könnte, wäre es eine fremde Person, denn dies würde so nicht stimmen. Aber irgendwann muss doch der Gedanke kommen, was man mit seinem eigenen Kind macht und was das Ergebnis sein könnte :confused:

In dem Moment, wo man auf jemanden einschlägt, kommen keine Gedanken! Da ist man nur noch die Faust, die zuschlägt.
 
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Deine Worte mögen richtig und treffend sein, aber es ist keine Rechtfertigung für derartiges Verhalten.

Wenn ich mich als Mutter überfordert fühle und mit der Situation nicht zurecht komme, dann habe ich immerhin die Möglichkeit von extern Hilfe zu holen oder im Zweifelsfalle, wenn gar nichts mehr geht, das Kind wegzugeben.

Warum tötet man das Kind, anstatt diese Möglichkeiten in Betracht zu ziehen? :confused:
Nein, Rechtfertigung ist es keine, denn es gibt keine - aber um die geht es ja nicht. Es sollte eigentlich darum gehen, die Mechanismen zu verstehen, die zu solchem Fehlverhalten, zu solchen Unmenschlichkeiten überhaupt erst führen. Es geht auch nicht - wie es bei Lunaris durchklingt - darum wer nun schuldig oder unschuldig ist.

Es geht darum zu sehen, wohin sich die Menschheit bewegt, wenn anonyme Menschenmassen dirigiert werden ohne funktionierende Kleinstrukturen. Und die wurden und werden systematisch zerschlagen, behindert, zerstört. Überall dort, wo Ballungszentren zu groß und zu dicht werden.


Die frage sollte sein - bei den Regierungen - wie können wir umlenken in Richtung Neustrukturierung in kleinere, für den Einzelnen noch überschaubare Einheiten? Das ist das eigentlich Tragische - das sich in dieser Richtung nix rührt. Die Studien aus der Vergleichenden Verhaltensforschung sind gute 20 Jahre alt... wo genau darauf hingewiesen wird.
 
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