die kernaussage des "auserwälten volkes" ist: dass ausrewähltsein bedeutetet, das juden mehr pflichten haben als andere völker.
Lieber Shimon,
ja, aber genau diese Vorgabe ist mit ein Teil des Problems. Warum?
Einerseits erhöhe ich mich mit dieser Aussage gegenüber anderen.
Warum sollte ein Jude für mehr verantwortlich sein als der Rest der Menschheit? Nämlich einfach nur menschlich zu sein und zu handeln?
Solche Spezielle Vorgaben sind Teil jeder Religion (so wie im Christentum immer "gut" sein zu müssen

, oder im Islam immer "glaubenstreu" sein zu müssen). Das ist einfach ein künstliche Erhöhung, die Glaubensgemeinschaften schon immer hatten, um "besser" als andere zu sein. Z.B. in Naturreligionen gibt es sowas überhaupt nicht, weil es die Notwendigkeit dazu (Einbettung in ein "ungläubiges" Umfeld) nicht gegeben hat. Letzendlich sind diese Vorgaben nur ein probates Mittel zur Kontrolle der Gläubigen und zur Erhöhung gegenüber Anderen.
Andererseits trägt diese Vorgabe aber auch zu einem kollektiven Minderwertigkeitskomplex bei, weil sie ja nicht zu erreichen ist. Jedes Volk hat in etwas die gleiche Eigendynamik. Es hat in Summe ähnliche Ängste und Zweifel, weil Staatsgebilde ab einer gewissen Größe überhaupt nicht mehr durch das "Volk" zu überblicken sind. Letztendlich geht es dem Einzelnen nur um seine eigene Sicherheit, die Sicherheit seiner Familie und seiner Lieben.
Innerhalb kleiner Gemeinschaften (Stämmesgemeinschaften) beginnt dann schon eine Spezialisierung und alle wissen und überblicken nicht mehr alles.
Da gibt es sogar Studien dazu, ich denke der Wert war bei etwa etwa einer Gemeinschaft von 300 Personen, die noch zu überblicken und zu steuern ist.
Natürlich liegt bei den Juden sicher auf Grund der Ereignisse eine kollektive Traumatisierung vor - aber es ist eine Traumatisierung die dieses Volk eben auf Grund seiner Regeln geschichtlich immer wieder in ihr Leben gezogen hat, wahrscheinlich schon seit der Zeit der Pharaonen.
Anders als die katholische Kirche, die immer der Aggressor war, ebenso wie der Islam, die beide auch glauben die "besseren" zu sein

.
Das was den Juden hier gefehlt ist eindeutig die Aggression, die jetzt Israel zwangsweise auslebt. Und damit letztendlich hoffentlich den gleichen Weg wie alle Religionen gehen wird - dass der Mensch erkennt, dass es so nicht geht, und als Folge der Staat und die Religion getrennt wird, und die Religon den Stellenwert bekommt der ihr zusteht - als spirituelles Leitbild -, aber nicht mehr in staatstragender Funktion. Die Christen mussten das durch viel Leid lernen, ebenso die Buddhisten. Die Völker des Islam sind gerade am Beginn ihres Lernens. Vielleicht schaffen es auch die Juden ....
Liebe Grüße
Alfred