trollhase
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Hallo ihr Lieben!
Lange war ich still, nun schreibe ich meinen ersten Beitrag - seid mir nicht böse, dass ich mich noch nicht vorstellen konnte, ich bin noch ziemlich aus der Spur geworfen.
Mein Sommer war die Hölle ...
Kurze Vorgeschichte:
Seit ich denken kann fahren wir im Sommer nach Griechenland. Es gab eine kurze Pause, nachdem meine Eltern sich trennten. Vor 4 Jahren verliebte sich meine Mutter in einen Kreter. Für mich war das alles sehr schwer. Meine Pubertät war voll mit Problemen und Psychischen Hindernissen - das hat mich und meine Mutter sehr eng zusammengeschweißt. Umso komischer war, dass ich nicht mehr ihr Mittelpunkt war, da es nun eben wieder einen Mann gab. Ein bisschen durchgeknallt, weil er beim Militär war und das wohl nie wirklich ablegen konnte, aber ein herzensguter Mensch. Wir hatten über die Jahre hinweg kleine Rangeleien, wo sich meine Mutter immer wieder dazwischen stellen musste, um schlussendlich alles abzubekommen. Ich habe es ihnen wirklich nicht leicht gemacht. Und alles, obwohl ich sie damals unterstützt habe, etwas Neues anzufangen. Vor 2 Jahren hatte er einen Herzinfarkt. Er hat sich soweit erholt gehabt, sollte die Medikamente reduzieren.
Dieses Jahr war es anders. Es war einfach Okay. Es war gut, dass sie glücklich ist, so wie ich es bin mit meinem Freund. Sie haben ihre Beziehung auf die Zukunft gebaut, da es eine Fernbeziehung war. In 3 Jahren wollte sie zu ihm ziehen und den Job aufgeben. Ich habe mich gut mit ihm verstanden, konnte seine Ratschläge als Ratschläge annehmen ohne ihm zu vorzuwerfen, er sei nicht mein Vater und habe nichts zu sagen.
Der Sommer
Diesen Sommer bin ich das erste Mal mit meinem Freund nach Ungarn gefahren zum Haus seines Vaters. In den letzten Tagen wollte er mir den Friedhof zeigen und wir machten viele Fotos, weil er so schön war.
Ich bin atheistisch aufgewachsen, Religion war nie Thema und an Gott glaub(t)e ich nie. Diese Fotos haben mich also in den totalen Schock versetzt. Überall Gesichter, Lichter, Gestallten, die so deutlich erkennbar waren, dass mein komplettes Weltbild zu brechen begann. Die Stiefmutter meines Freundes hatte einige Erfahrungen mit Toten gemacht, wie sie meinte, also wurde den ganzen Abend darüber geredet und Wissen geteilt. Am nächsten Tag fuhren wir wieder hin um Fotos zu machen, diesmal mit ihr. Ich muss noch dazu sagen, dass wir von dem Moment an, als wir in einer bestimmten Ecke des Friedhofs erreichten, von einem absolut beklemmenden Gefühl eingenommen wurden - bevor (!) wir die Fotos sahen und auch beim zweiten Mal. Was auch immer das war, wir waren respektvoll, haben die Blumen wieder aufgestellt und den Toten gedenkt.
Das war der Moment - 3 Wochen vor dem Unglück - wo ich das erste Mal zu zweifeln begann. Warum 3 Wochen vorher? Nach 21 Jahre Atheismus?
2 Wochen nach Ungarn machten wir uns auf den 3 Tages-Weg nach Kreta (Mutter, mein Freund und ich + unsere 2 Hunde). Der Hinweg war ein Abenteuer. 5 Stunden Verspätung des Schiffes, Hetzerei zum Anschlussschiff und Reifenprobleme bei einem neuen Firmenauto. Als wir beim Schiff ankamen, war eine Auffahrt schon zu - wir waren die letzten. Wieso? Damit wir es noch mehr zu schätzen wissen?
Der Freund meiner Mutter rief ständig an, ob wir es schaffen - er freute sich ohne Ende.
Als wir schließlich ankamen hatten wir 10 wunderbare Tage. Ich habe mich prima mit ihm verstanden, wir machten den ersten richtigen, entspannten Ausflug alle gemeinsam - es war toll. Das erste und letzte Foto mit uns allen entstand 2 Tage bevor er starb. Auf dem Foto hat er so ein herzliches Lachen, weil er gerade ein Comic von mir las, über die griechische Mythologie. Meine Mutter und er waren so innig wie nie - auch wenn sie es Rückblickend anders sieht. 5 Tage bevor er starb bekam er Probleme mit seiner Zunge. Wir dachten, weil es für ihn auch selbstverständlich war, es war eine Allergische Reaktion. Er ging zum Dorfarzt, der meinte, dass nächste Mal müsse er ins Gesundheitszentrum und er verschrieb ihm Antihistaminikum. Am Abend bevor er starb hatte er wieder das Problem mit der Zunge. Außerdem sah er müde aus. Was meine Mutter auch sagte, er wollte nicht ins Gesundheitszentrum "es wird schon besser". Diesen Satz sagte er ihr auch in der Früh, als sie das erste Mal alleine wieder ins Dorf zu uns fuhr. (Er wohnte etwas abseits alleine am Berg in einem Wohnwagen - ein Naturmensch). Er war sehr mürrisch in der Früh. Als er schließlich nach 2 Stunden nicht auftauchte (er wollte gießen), fuhren ich und meine Mutter hin und gingen das letzte Stück zu Fuß.
Er war tot, was wir anfangs nicht wussten und ihn versuchten wiederzubeleben. Er war da... ich dachte, ich erzähle ihm im Krankenhaus wie das alles war. Ich bildete mir ein, dass sein Auge lebendig war – es sah so aus? Nachdem meine Mutter und ich locker schon eine Stunde bei ihm waren hörte ich seine Stimme „Lass es“. Sie war unglaublich ruhig, aber irgendwie auch Traurig. Mein Unterbewusstsein? Einbildung? Es war der Moment als ich zusammenbrach und meinte, dass ich nicht mehr kann. Meine Mutter verstand und meinte „dann hör auf“. Ich sagte ihr damit, dass es zwecklos war. Wir gingen raus und auf einmal tauchten 10, 15 Autos auf - darunter 3 Ärzte. Zu spät.
Die Zeichen (ich kann hier leider nicht alle Dinge aufzählen, da es den Rahmen endgültig sprengen würde):
1.Meine Mutter fiel ins Bett, der Alkohol, ich konnte nicht schlafen. Ich weinte die ganze Nacht bis 4 und bekam schließlich Kreislauf Problem, da ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Ich wollte mir ein Glas Milch holen, schaltete das Licht an und es begann Sekunden lang zu flackern. Eine halbe Minute? Ewig! bis es still einfach ausging. Mir kam sofort in den Sinn „er will, dass ich schlafe, da Morgen das Begräbnis ist.“
Seitdem geht das Licht nicht mehr in dem Haus.
2. Beim Begräbnis am nächsten Morgen waren extrem viele Leute. Unter anderem auch seine Exfrau, welche sicherlich ihren Teil zum tödlichen Herzinfarkt beitrug. Meine Mutter wurde verdrängt, da er trotz Trennung noch verheiratet war – wie meine Mutter. Es war ein Theater und er hätte sich im Grab umgedreht. Als er in der Kirche war, mit offenem Sarg, und seine Exfrau ihn betüttelte passierte etwas sehr Eigenartiges. Ich wartete vor der Kirche, als alle rauskamen und drei bis 4 Frauen zu meiner Mutter meinten: „Hast du gesehen, wie Rot er im Gesicht war?! Ich habe das noch nie gesehen!!!“. Meine Mutter bejahte es.
Wie kann ein Toter Rot werden? Rot werden, als würde man sich schämen oder vor Wut. Wenn der Körper stillsteht, das Herz nicht pumpt und das Blut nicht fließt, dann kann keine Haut sich verfärben… Totenflecken waren es nicht… er erblasste langsam wieder.
3. Seitdem er tot ist wird meine Mutter von 2 Vögeln verfolgt. Ich weiß nicht ob Bussard oder Adler, aber Raubvögel. Egal wo auf Kreta sie ist, sie folgen. Sogar ans Meer runter. Dann verschwinden sie wieder für ein paar Stunden und tauchen wieder auf. Als wir einmal zum Grab fahren wollten kamen sie ganze nah. Einer der beiden kam bis auf 2 Meter hinunter und kreiste über uns ein paar Minuten lang – sie verfolgten uns bis zum Grab. Direkt vor seinem Grab, lag eine Feder von einem Raubvogels.
4. An einem Abend der 10 Tage hörten wir Musik. Ich machte ein einziges Lied an – Jammin von Bob Marley. Er war begeistert.
Als ich eines Tages mit meiner Mutter am Tisch saß, sagte sie, sie würde gerne wissen, was er ihr sagen würde. Auf einmal höre ich leise aus meinem Handy „Jammin“. Ich hatte das Lied gelöscht, es war nicht mehr auf meinem Telefon und ich hatte nicht Musik gehört. Es kam aus dem nichts und sang gerade „Life is worth much more than Gold (Das Leben ist mehr wert als Geld)“
Das hat uns beide total aus der Spur geworfen.
5. Einen Tag bevor wir gefahren sind haben unsere Hunde sich verkeilt. Meine Mutter griff dazwischen (ganz blöd) und mein halbseitig blinder Hund erwischte sie. Es war eine sehr tiefe Wunde, die auch die Sehne erwischte. Unglück. Später am Abend blutete es durch das Pflaster… ein Herz formte sich. Durch die Wunde verspäteten wir uns um ½ stunde bis eine Stunde mit der Abfahrt. Wir mussten zu Arzt und brauchten Medikamente. Als wir auf der Straße waren fuhren wir an dem schlimmsten Unfall vorbei, den ich je sah. Ein Auto flog wohl über die Leitplanke und ein anderes war halbseitig weggerissen. Der Boden war voll mit Öl. Es muss ungefähr ½ stunde bis eine Stunde vorher passiert sein, denn sie waren bei den
Aufräumarbeiten.
6. Die Seite des Comics der griechischen Mythologie, über die er lachte, war die einzige, wo ein Adler vorkam. Also sah ich nach was der Adler in der griechischen Mythologie heißt. Er steht für die Unsterblichkeit, für die Toten.
6. Das für mich unerklärlichste: Er liebte Zitronen. Er liebte Essen, aber Zitronen waren überall dabei. Sogar beim Ei. Also legte ich ihm jedes Mal eine Zitrone auf sein Grab. Zum Schluss eine eigene von dem Baum zu Hause. Die letzte hielt 3 Monate ohne Kaputt zu werden. Als wir wieder in unserer Stadt waren, zu Hause, gingen wir Frühstücken. Ich öffnete meine Tasche und: eine Zitrone. In meiner Tasche lag eine Zitrone – aus dem nichts ! Ich habe alle gefragt, ob das ein blöder Witz sein solle, niemand war es. Wir waren am Tag davor einkaufen, aber ich kam nie mit den gekauften Zitronen in Berührung. Mein Freund brachte den Einkauf in die Wohnung und ich ging noch etwas erledigen. Können Zitronen über Nacht durch die Wohnung schweben? Können Seelen Dinge bewegen?
Es gab noch viel mehr Zeichen, aber dies waren die wichtigsten. Trotz dieser Sachen bin ich mir nicht sicher. Ich würde einfach gerne eure Gedanken und Meinungen hören – 21 Jahre Atheismus sind lang. Was ist das? was gibt es? ist es wahr? Ist es Einbildung?
Ich würde so gerne so viel ändern, ich habe so viele Fragen, aber ich kann ihn nicht mehr fragen.
Ich danke euch, verzeiht den langen Text,
Zitronenvogel
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Hallo,
Kannst du die Fotos vom Friedhof hier hochladen?
Die würden mich wirklich interessieren.