G
Gawyrd
Guest
Liebe Melodie,Eindeutig gute Aufsteller gibts gar nicht, weil alle irgendwo persönliche Schwächen haben (sollen sie ja haben dürfen, sind doch Menschen!) und wenn im Klienten eine Ambivalenz ist, dann kann die durchaus so aufgeteilt werden, dass der Klient will, der Aufsteller aber versagt, oder dass der Aufsteller besonders bemüht ist, der Klient, resp. seine inneren Wächter aber verweigern.
Man kann sich damit beschäftigen, warum etwas nicht geht - oder damit, wie man etwas ermöglicht.
Ich möchte ja nicht Dein Weltbild durcheinander bringen - aber ein guter Aufsteller ist nicht "der perfekte Mensch ohne Schwächen", sondern ein Mensch, der zu seinen "Schwächen" steht. (Abgesehen davon - was bezeichnet man als "Schwäche" ? Ich sehe es eher als Eigenart, die einen Menschen einzigartig und unverwechselbar macht.)
(Unerreichbare) Perfektion zu verlangen ist letztlich nur eine verschleierte Form, KEINE Veränderung zu wollen.
Dass die Ambivalenz des Klienten nicht vom Aufsteller selbst Besitz ergreift, das gehört zur Ausbildung.
Die "Ambivalenz" könnte durchaus auch Thema der Aufstellung werden (und so vom Hindernis zu einem hilfreichen Ansatzpunkt gewandelt werden) - indem man das durch die Ambivalenz Getrennte (bzw. die getrennten Personen) aufstellt und eine Verbindung ermöglicht.
Zu den "unerträglichen Gefühlen" : wenn etwas im realen Leben zu schwer zu ertragen wäre, kann man ganz auf die seelische Ebene wechseln - indem sich zB. nicht "Täter" und "Opfer" begegnen - sondern die "Seele des Täters" und die "Seele des Opfers". Auf der rein seelischen Ebene ist viel mehr Gelassenheit und Ruhe - da spielen die Emotionen keine so wesentliche Rolle.
Ab einem gewissen Punkt wird das "über Aufstellungen reden" (oder über andere Möglichkeiten seelischer Weiterentwicklung und Befreiung) zum Trockenschwimmen. Da ist es dann Zeit für die Entscheidung : tu ich's oder lasse ich es.
Was übrigens auf Dein Thema zusätzlich passen könnte : Manchmal ist es sinnvoll und notwendig, sich nicht gleich in eine Aufstellung zu stürzen, sondern zuerst durch eine Einzeltherapie die notwendige psychische Stabilität zu entwickeln.
Liebe Grüße, Reinhard