Verlassenheitstrauma als Massenphänomen?

Mit dieser durchaus berechtigten "Erwachsenen-Argumentation" läßt sich das verletzte kleine Kind, das da noch schlummert, aber nicht erreichen. Denn das ist völlig irrational. Es wurde verlassen und verletzt und gute rationale Erwägungen für diese Verletzungen und das Verlassen kann es schlicht nicht nachvollziehen. Und wenn man sich selbst mit dieser erwachsenen Argumentation permanent einredet, dass das doch alles nicht so schlimm ist, dann arbeitet man eigentlich ständig gegen sich selbst. Ich glaube, bevor so eine Argumentation greifen kann, benötigt man zunächst die volle empathische Anerkennung (durch andere und sich selbst), dass sämtliche verzweifelten, wütenden Gefühle in Ordnung sind und sein dürfen. Vorher ist eine solche Argumentation nicht hilfreich.

Viele Grüße

Tanita


Ich kann nur von meinen Erfahrungen aus gehen, und mein inneres Kind hat es erreicht. Ich bin heilfroh drüber ....

Und ich fände es sogar ungerecht meinen Eltern gegenüber, die bestimmt nicht weniger gelitten haben zu dieser Zeit als ich, wenn ich ihnen jetzt deswegen Vorwürfe machen würde. Sie haben damals im besten Sinne für mich gehandelt.


:)
Mandy
 
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Ich kann nur von meinen Erfahrungen aus gehen, und mein inneres Kind hat es erreicht. Ich bin heilfroh drüber ....

Das ist wirklich schön, Mandy:)!

Und ich fände es sogar ungerecht meinen Eltern gegenüber, die bestimmt nicht weniger gelitten haben zu dieser Zeit als ich, wenn ich ihnen jetzt deswegen Vorwürfe machen würde. Sie haben damals im besten Sinne für mich gehandelt.

Egal, ob ungerecht oder gerecht. Auch, wenn wir im besten Sinne handeln, können wir unseren Beitrag zu großen Verletzungen leisten. Welche Eltern schaden denn absichtlich ihren Kindern? Das sind die allerwenigsten.
Deine Argumentation ist mir so gut bekannt, ich habe sie selbst so sehr verinnerlicht.....
 
Das ist wirklich schön, Mandy:)!



Egal, ob ungerecht oder gerecht. Auch, wenn wir im besten Sinne handeln, können wir unseren Beitrag zu großen Verletzungen leisten. Welche Eltern schaden denn absichtlich ihren Kindern? Das sind die allerwenigsten.
Deine Argumentation ist mir so gut bekannt, ich habe sie selbst so sehr verinnerlicht.....


Dein inneres Kind - wie du es nennst - schein ein bissl bockig zu sein und auf seinen Schmerz zu beharren. Was versteckt sich denn hinter diesem Schmerz? Ist er ein Schutzschild für irgendwas?

Ich denke, wenn man eben erwachsen wird und einfach versteht oder zumindest versucht zu verstehen, dann sollte man doch auch fähig sein zu verzeihen. Versuch einfach deine Eltern, jetzt als erwachsener Mensch zu verzeihen, auch wenn sie dir weh getan haben. Das tut wirklich wesentlich besser als trotzig weiterhin zu sagen: Man hat mir unrecht getaaaaaaan!

:)
Mandy
 
Dein inneres Kind - wie du es nennst - schein ein bissl bockig zu sein und auf seinen Schmerz zu beharren. Was versteckt sich denn hinter diesem Schmerz? Ist er ein Schutzschild für irgendwas?

Keine Ahnung! Aber ich finde es sicher noch heraus:).

Ich denke, wenn man eben erwachsen wird und einfach versteht oder zumindest versucht zu verstehen, dann sollte man doch auch fähig sein zu verzeihen. Versuch einfach deine Eltern, jetzt als erwachsener Mensch zu verzeihen, auch wenn sie dir weh getan haben. Das tut wirklich wesentlich besser als trotzig weiterhin zu sagen: Man hat mir unrecht getaaaaaaan!

Meinen Eltern nun zu verzeihen käme mir in zweierlei Hinsicht ausgesprochen blöde vor. Zum einen bin ich ihnen gar nicht wirklich böse und habe für alles Verständnis, was sie getan und auch nicht getan haben. Und zum anderen möchte ich mich als Kind nicht über meine Eltern erhöhen, indem ich ihnen nun großzügig verzeihe. Ich schätze mal, echte Vergebung geschieht einfach irgendwann, wenn der Knoten, der da noch sitzt, sich aufgelöst hat.

Viele Grüße

Tanita
 
Auf meine Eltern bin ich gar nicht böse, aber auf die Ärzte, die einen wie den letzten Dreck behandeln nur weil man schreit, weil man Angst oder Schmerzen hat.

Ich war nicht nur zwei Wochen dort, bis zur OP war ich ständig dort, monatelang.

Wütend bin ich, da kann ich nichts machen. Und ich bin froh, daß mal jemand dafür Verständnis hat, sonst heißt es immer nur, "es war ja notwendig". Das weiß ich ja, aber die Gefühle radiert so eine rationalistische Argumentation nicht aus.
Außerdem habe ich bis jetzt mit den Folgen zu kämpfen, die kann ich nicht einfach wegreden.
 
Guten Morgen,

ich habe eine Frage an alle, die in den 60igern und 70igern geboren sind. Es war damals normal, dass man kranke Kinder, auch ganz kleine, die ins Krankenhaus mußten, dort abgeben hat und dass man sie dort ohne Elternkontakt auch wochenlang ließ. Bei mir selbst war das so und auch in meinem Bekanntenkreis haben das viele erlebt. Es hieß damals, es würde den Gesundungsprozeß verzögern, wenn man die Eltern zu ihren Kindern ließ. Dass das so ist, bzw. war und dass ich von solchen Erlebnissen, wo ich einfach alleine gelassen wurde, eine ordentliche Macke davon getragen habe, das habe ich immer als gottgegeben genommen. Es war halt damals einfach so. Man habe sich auch als Vater und Mutter gar nicht getraut, den Göttern in Weiß Widerstand entgegen zubringen. Was die sagten, war Gesetz.

Aber war das wirklich bei allen so? Gibt es unter Euch welche, die erlebt haben, dass sie von ihren Eltern nicht alleine gelassen worden sind? Meine Eltern , die heute selbst sehr erstaunt sind über ihr damaliges Verhalten, haben mich nicht nur mehrmals ins Krankenhaus und ein Heim gegeben, die sind auch ganz unbedarft abends weggegangen und haben mich und meine kleine Schwester als ganz kleine Wurschtels einfach alleine gelassen, voller Gottvertrauen, dass wir sicher schlafen würden. Das war damals halt so, - sagen sie.
War das bei Euch allen so? Wißt Ihr noch etwas aus der Zeit?

Viele Grüße

Tanita

Hallo,

ich glaube - was ich so im Bekanntenkreis sehe und höre - dass fast jeder einen Schaden davon getragen hat. Warum wohl gibt es so viele Panikattackenpatienten? Jeden, den ich gefragt habe, ob sie als Kind oder Baby ohne Eltern irgendwo alleine gelassen wurden (meist KH), bejahten es.

Ich wurde auch zurückgelassen - ich hatte auch meinen Schaden. Nachdem ich drauf gekommen bin, konnte ich ihn auflösen.

Es ist gut, dass es heute anders ist.
 
Ich war vom Babyalter an immer wieder im Krankenhaus, Ende der 70er Jahre, mit 3 Jahren bin ich dann operiert worden, Herzfehler.
Da durfte auch keiner dabei sein, nach der Operation wie ich aufgewacht bin, hab ich aber so geschrieen, daß die Ärztin Angst gehabt hat, daß die Naht wieder aufgeht, so daß meine Mutter kommen durfte.

Das hat mich sehr geprägt, hätte als Kind eine Therapie gebraucht, damals war das aber nicht so wie heute, da hat es geheißen, es ist vorbei und gut is.
War ja notwendig.

An meine Eltern und andere hab ich mich dadurch gefühlsmäßig nicht binden können und Vertrauen in andere zu haben ist bis heute kaum möglich.
Auf Ärzte hab ich bis heute nur Wut.

:umarmen:

Es war eine schreckliche Zeit.
Vielleicht ist es uns allen Betroffenen ein Trost, dass das der Aufbruch in eine neue Zeit war, dass wir das unseren Kindern nicht mehr antun müssen. Dass gerade wir den Sprung geschafft haben. Hätten wir das nicht erlebt, würde uns vielleicht genau dieses Verständnis fehlen und wir würden vielleicht ähnliche Fehler machen - an denen, die uns am meisten ans Herz gewachsen sind: Unsere eigenen Kinder.
 
Auf meine Eltern bin ich gar nicht böse, aber auf die Ärzte, die einen wie den letzten Dreck behandeln nur weil man schreit, weil man Angst oder Schmerzen hat.
Es gibt auch diese erquickenden Geschichten von den geistlichen Geburtsstationen: Schrein´s net so, beim Machen haben sie ja auch nicht geschrien. :wut1:

Gibt es ein Smiley für Erwürgen?
 
Keine Ahnung! Aber ich finde es sicher noch heraus:).



Meinen Eltern nun zu verzeihen käme mir in zweierlei Hinsicht ausgesprochen blöde vor. Zum einen bin ich ihnen gar nicht wirklich böse und habe für alles Verständnis, was sie getan und auch nicht getan haben. Und zum anderen möchte ich mich als Kind nicht über meine Eltern erhöhen, indem ich ihnen nun großzügig verzeihe. Ich schätze mal, echte Vergebung geschieht einfach irgendwann, wenn der Knoten, der da noch sitzt, sich aufgelöst hat.

Viele Grüße

Tanita

nochmal hallo, Tanita
Ich habe gerade das Buch 'Die vergessene Generation' (Folgebuch: 'Kriegsenkel') gelesen - und kann es dir ans Herz legen. Da findet man schon Erklärungen für die teilweise gefühllos anmutenden Aktionen die an Kindern verübt wurden/werden.
Ein zweites Buch 'Revolte des Körpers' von Alice Miller fand ich eine gute Ergänzung - da es sich damit befasst, dass ein aufgepfropftes Verzeihen(versuchen) ohne wissenden Zeugen nichts bringt.
 
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nochmal hallo, Tanita
Ich habe gerade das Buch 'Die vergessene Generation' (Folgebuch: 'Kriegsenkel') gelesen - und kann es dir ans Herz legen. Da findet man schon Erklärungen für die teilweise gefühllos anmutenden Aktionen die an Kindern verübt wurden/werden.
Ein zweites Buch 'Revolte des Körpers' von Alice Miller fand ich eine gute Ergänzung - da es sich damit befasst, dass ein aufgepfropftes Verzeihen(versuchen) ohne wissenden Zeugen nichts bringt.

Vielen Dank, Schooko, für den Hinweis, bzw. die Erinnerung. Denn "Kriegsenkel" wollte ich mir schon auf Eva`s Empfehlung hin bestellen, hab`s dann aber irgendwie wieder vergessen. Nun habe ich mir soeben einfach alle 3 Bücher bestellt:).

Tanita
 
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