felidae
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Diese Frage beantworte ich mal mit einem NEIN.MIr ist nicht klar, was mit Unterbewusstsein gemeint ist. Natürlich erfahre ich täglich, daß ich hinter der mir vordergründig erscheinden Wirklichkeit immer auch eine noch subtilere und tiefer liegende Wirklichkeit erkennen kann, wenn ich nur danach frage. Wenn ich frage: Was steckt "eignetlich" dahinter dann stellt sich im Geist auch die passende Antwort ein: "Etwas wird schon dahinter stecken". Jedoch wende ich doch durch bewusstes Schauen erst meinen Blick darauf und so liegt doch der Schluss nahe, daß ich dieses vermeintlich Unterbewusste erst durhc meine Aktivität des Schauens herstelle.
Die Frage die ich sehe ist: Gibt es ein Unterbewusstsein, daß paralell, von mir getrennt und irgendwie verborgen in meinem (im kollektiven, unpersönlichen?) Gedächtnis brachliegt oder produziere ich das, was ich Unterbewusstsein nenne nicht erst durch meine aktive Suche danach, d.h. durch eigene, schöpferische Geistesaktivtät?
Dein Unterbewusstsein funktioniert u.a. wie eine Speicherkarte. Es speichert Erfahrungen ab. Du erwachst seit Jahren morgens und dein Tag beginnt-mit Eindrücken. Abermillarden Eindrücke prasseln auf dich ein...tagtäglich. Dies alles ist dem Alltagsbewusstsein nicht unbedingt zugänglich, aber im UB eben- alles in allem gespeichert. Und zwar wirklich alles. Vom ersten Tage an. All das was du erlebt und erfahren hast, steckt in deinen Zellen als Information. Der erste Tag im Kindergarten-und die Erfahrungen daraus, ebenso wie deine Geburt.....nur nicht unbedingt abrufbar - für das Alltagsbewusstsein.
Das Bewusstsein und das Unterbewusstsein, sind in ständiger Korrespondenz miteinander. Es ist ein Organismus.
Das UB drückt sich beispielsweise in Gedanken, Bildern, Gefühlen aus. Träume kommen aus dem UB. Das alles dient der Verarbeitung - der täglichen Sinneseindrücke. Es will alles sortiert und bewertet werden und das gelingt manchmal nur durch bewusstes herangehen.
Ich gebe dir ein Beispiel aus meinem Leben.
Ich habe vor Jahren ein traumatisches Erlebnis gehabt. Jahre lang war das danach i.o. so, wie es war. Ich habe es nicht weiter beachtet und mein Leben ganz normal gelebt.
Eines Tages bekam ich Ängste-Depressionen-Essstörung aus heiterem Himmel heraus. Aktuell gab es nichts, das mir in meinem Alltagsbewusstsein diese Ängste erklären konnte, also habe ich gesucht nach Erklärungen.
Ich habe mit einer Therapeutin gearbeitet. Diese hat mich darüber aufgeklärt, was mit mir los war. Ich habe lange gesucht und viele Meinungen dazu gehört-doch diese Erklärung fühlte sich stimmig an-da war Logik hinter.
Ich habe eine Erfahrung gemacht. Nämlich die eines Überfalles. Jedesmal, wenn ich Ähnlichkeiten begegnet bin -die mit dieser Situation zusammenhingen- ging es los. Angst-Panikattacke, physisch passiert dann auch so einiges. Adrenalin wird u.a. freigesetzt. Das alles kommt aus meinem UB, weil es diese Erfahrung aus der Vergangenheit abgespeichert hat. Und wenn das Licht genauso fällt, die Bedingungen ähnlich sind, dann läutet das UB die Alarmglocken....und versetzt den Körper in die Lage zu reagieren.
Ich-verstand mich selbst nicht, zu dieser Zeit. Plötzlich hatte ich Angst-ohne das es etwas gab, was real diese Angst ausgelöst haben könnte.
Nun musste ich ersteinmal stabilisiert werden-so aller -alles ist easy momentan. Aus dieser Sicherheit heraus und mit vollem Bewusstsein das es etwas Vergangenes darstellt, musste ich nocheinmal an diese Gefühle, die Eindrücke, an dieses Erleben herangehen. Und es neu programmieren. Und es hat geklappt...ich habe meine Eindrücke neu bewertet, meine Einstellung dazu neu gefunden....und ich konnte es erfolgreich verarbeiten und ich kann heute sehr gut damit umgehen.
Also Angst und Panikattacken wie weggeblasen-durch bewusstes herangehen.
Dein UB ist so etwas wie dein sechster Sinn. Wenn du einmal gelernt hast, wie man Autofährt, dann weißt du, das du zu Anfang lernen musstest: Kupplung treten-1 Gang- Kupplung treten -2Gang -....nach einer gewissen Zeit, machst du dir darüber keine Gedanken mehr du fährst einfach. Und das Schalten, kommt dann automatisiert-aus deinem UB heraus.
In deinem UB liegen unter anderem auch deine Instinkte.
Als ich Überfallen worden bin, kam ich mit etwas in Berührung, das ich lange nicht verarbeiten konnte. Dem Sterben und dem Tod.
Ich würde nicht mehr leben, wenn mein Unterbewusstsein nicht die Regie übernommen hätte. Ich hatte mich im Bewusstsein bereits abgefunden mit meinem Ende und war bereits auf dem Weg.....hinüber.
Das Problem dabei ist, das das UB nicht bewertet-es handelt einfach. Aus dem Überlebenstrieb und der Todesangst heraus.( Das ist eine Power-eine Kraft, sehr intensiv, sehr schlau-sehr weise-klarere Gedanken hatte ich nie vorher und nie nachher...) Wenn du also dieses erlebt hast, dann weiß dein UB das es so etwas tatsächlich gibt. Und es warnt dich lediglich bei Situationen die Ähnlichkeiten aufweisen.
Um diese Vorgänge zu verstehen muss man sich ein wenig die Neurologie ansehen. Man kann ein Trauma durch den Computertomographen sichtbar machen. Der Mandelkern(Amygdala) ist aktiver als bei nichttraumatisierten Menschen. Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung der Angst beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren: sie verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen ein.
Ebenfalls spielt das vegetative (autonome/unbewusste) Nervensystem dann eine große Rolle, welches im wesentlichen Steuerungsvorgänge innerhalb des Organismus regelt. Unter Kontrolle des vegetativen Nervensystems stehen unter anderem der Blutdruck, der Herzschlag, die Ausschüttung zahlreicher Hormone, die Funktion des Magendarmtraktes und der Drüsen.
Auch das vegetative Nervensystem reagiert auf Sinneseindrücke. Anders als im senso-motorischen Nervensystem dringen diese Eindrücke jedoch nicht ins Bewußtsein vor, sie werden "unterbewußt" ("autonom") verarbeitet.
Auch das vegetative Nervensystem läßt sich weiter unterteilen in zwei miteinander konkurrierende Prinzipien: den Sympathikus und den Parasympathikus. Das vegetative Nervensystem reagiert meistens in komplexen Mustern, d.h. viele Dinge passieren gleichzeitig. Man spricht von einem "Überwiegen des Sympatikus oder des Parasympathikus". Als Beispiel einer Sympathikusaktivierung durch die Amygdala kommt es zu einer Adrenalinausschüttung, zur Herzschlagbeschleunigung, zur Verminderung der Darmdurchblutung mit Umverteilung des Blutes in die Muskulatur; im Gegenzug käme es bei Überwiegen des Parasympathikus zur Verlangsamung des Herzschlages, zur verminderten Muskeldurchblutung, zur Sammlung des Blutes im Magendarmtrakt und zur Einleitung von Verdauungsvorgängen. Stark vereinfacht läßt sich die Sympathikusaktivität mit einer "Flucht- oder Jagdsituation", die Parasympathikusaktivität mit einer Ruhesituation vergleichen.
Genug der Neurologie. Du siehst jedenfalls anhand dieses Beispiels das Unterbewusst eine ganze Menge abläuft.
Ein einziger Gedanke-kann also diese ganze Maschinerie in Gang bringen. Auch dein UB kann dies alles in Gang bringen-ohne das du eine Ahnung davon hast-was da genau abgeht.
Dein geschulter wacher Geist-mit einem ausgeprägten Bewusstsein dieser Abläufe, kann dies alles beeinflussen und teilweise auch beherrschen. Du hast bestimmt schon von Mönchen gehört die im Himalaya oben auf dem Berg verharren-nur mit einem Tuch bekleidet, bei eigendlich tödlichen Temperaturen, die ihren Blutdruck selbst regulieren können-ebenso findet man das bei Apnoetauchern, die in der Lage sind, bewusst, durch herunterfahren ihrer Herzfrequenz-in die Tiefe zu gehen, und ebenfalls u.a. den Druck auf die Lunge ausgleichen können....ist alles eine Frage des Trainings.
Das Unterbewusstsein beherrscht du jedenfalls nur mit deinem Bewusstsein.
Und unterbewusste Abläufe, laufen ab-ob kontrolliert oder unkontrolliert.
Sorry das es so lang geworden ist, aber deine Frage läßt sich nicht so einfach mit wenigen Worten erklären.
L.G.
feli