Lieber Syrius,
die Distanzierung dürfte weniger in den Geboten liegen, das hatten schon die alten Israeliten geglaubt. Nein, es dürfte mehr daran liegen, dass wir vergessen haben, diesen Gott selbst zu erfahren. Er ist zu einer Unperson geworden, die wir irgendwo im Universum vermuten und nicht in unserem Herzen.
Lese doch einmal hier im Forum dann wirst Du diese Versachlichung und Abstraktion Gottes erkennen. Je komplizierter die Gottesmodelle und die Lehren werden, je größere das Interesse an diesen. Man glaubt damit Gott zu verstehen oder gar zu beherrschen, wobei dessen Geheimnisse eigentlich im Nächsten liegen – nämlich in uns selbst.
Ich denke also schon, dass dieser Gott aus einem Traum vom Paradies heraus geboren wurde. Ein geistiges Paradies, das wir verlassen haben und deshalb diesen Gott nicht mehr erfahren. Es gibt keine Wunder mehr und kein Erfahren der mittelbaren Göttlichkeiten, von denen wir uns eigentlich erfüllen lassen könnten. So lasse ich den Gott in seinem unendlichen Universum und wende mich lieber dem Erfahrbaren in meiner Nähe zu.
Erst gestern kam ein Film über die Bernadette von Lourdes, die als schlichter Mensch, die Nähe des Göttlichen erfahren hatte. Es ist also ganz einfach, wenn man sich noch wundern und sich darauf einlassen kann.
Merlin
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