Naglegt #357
Da Kutschera ziemlich ungeheuerliche Dinge behauptet, siehe SZ Artikel, ist das per Defintion Szientismus. So wie wir hier im Esoterikforum sind. Ganz einfach. Ich weiß nicht, wo Dein Problem liegt?
Mit scheint eher, Du kennst die Begriffe nur in einer Weise, die mir nicht zugänglich ist ...
Was anderes, ist es als "religiöser Fanatismus", wenn man Geist und alles was Geisteswissenschaften ausmacht, als eine Funktion der Biologie erklären will? Das ist Krieg gegen andere, Unterjochen, Einkassieren von Bereichen, die gar nicht zu einem gehören, rein um des Streitens und Einkassieren Willens - reiner religiöser Fanatismus - nichts anderes - ein Glaubenssystem.
Die von Kutschera getätigten und in dem erwähnten Artikel zitierten Äußerungen sind nicht ungeheuerlich, auch nicht besonders radikal und schon gar nicht neu. Schon die von mir angesprochenen Philosophen der französischen Aufklärung (z.B.: Diderot, d´Holbach sie betrachten die Materie als Ursprung von allem) äußerten sich in genau die gleiche Richtung, ebenso Rupert Riedl (er sprach von einer künstlichen Trennung der Geistes- u. Naturwissenschaften die es zu überwinden gälte; siehe z.B.: Strategie der Genesis).
Die von Kutschera (und vielen anderen) vertretene Ansicht, das der Geist eine Funktion der Biologie (Produkt komplexer neuronaler Tätigkeit) ist, ist weit mehr als bloßer Glaube es ist eine gut begründete Meinung, basierend auf empirischen Erkenntnissen.
Das der Autor in Kutscheras Ansichten eine Provokation sieht ist angesichts der Vita von Kissler nicht besonders verwunderlich.
Naglegt #367
Ich habe - wie Du im Zitat lesen kannst - nicht zwischen der Lebenserhaltung oder der lebendigen Biologie einen Widerspruch erwähnt, sondern zwischen der Vorstellung der Entropie in der Physik und der Vorstellung der Evolution in der Biologie. Der Widersprung besteht im Gedankengebäude darin, dass das eine eine Aussage ist, die wie automatisch davon ausgeht, dass alles immer niedrigere energetische Zustände annehmen muß, während die andere Aussage dahin gehend zu verstehen ist, dass es wie selbstverständlich immer wieder höhere energetische Zustände gibt - hier liegt der Widerspruch - nicht dort, wo Du versuchtest, etwas zu entkräften, was ich gar nicht behauptet habe.
Ich weiß nicht, was Du mit energetisch höheren Zuständen meinst.
Falls Du die zunehmende Komplexität von Lebewesen meinst (zunehmend höherer Organisationsgrad z.B. vom Einzeller zum Mehrzeller zum hochdifferenzierten Vielzeller) so steht diese Entwicklung (Evolution) aus eben genau den selben Gründen nicht im Widerspruch zur Physik wie ich sie vereinfacht in meinem Post beschrieben habe.
Ich danke Dir für Deine Abfälligkeit mir gegenüber. Es ist immer spannend zu sehen, wenn jemand sich als besser wissend dünkt, wie schnell es geht, Tipps zu geben, die leicht als höhnisch, geringschätzend und ähnliches verstanden weden könnten.
Es ist ja dieselbe Abfälligkeit, die die Kirche, Sekten gegenüber der Wissenschaft haben - allerdings habe ich die Wissenschaft nicht per se angegangen, sondern einzelne Aussagen. Du gehts davon aus, dass alle Biologen so denken wie Du und da ich Dich kritisiere, denkst Du, ich kritisiere alle Wissenschaftler - das ist Dein Problem, nicht meines! Behalte Deine Irrtümer bei Dir!
Ich denke weder, dass
alle Wissenschaftler im Allgemeinen, noch
alle Biologen im Besonderen meine Ansicht teilen. Aber es gibt genügend Biologen, Neurologen, Philosophen, Neuropsychologen und derer mehr die eben genau das tun (bzw. ich teile ihre Ansichten).
Und ich bin so egozentrisch, dass ich, wenn Du mich kritisierst, diese Kritik ausschließlich auf mich beziehe (mich als Lügnerin zu bezeichnen nehme ich persönlich). Wenn Du meine Ansichten kritisierst ist es mir wurscht. Das gibt höchstens Anlass zu weiteren Diskussionen.
Naglegt #371
Was mich zum nachdenken anregt, ist die Tatsache, dass sich hier (Physik) alles auflöst in immer weniger geordnete Strukturen und an einem anderen Punkt (Biologie) soll plötzlich eine neue Ordnung, eine höhere Ordnung "von selbst" entstehen ... das finde ich schwierig.
von selbst? Meinst Du damit spontan, ohne Zutun einer Schöpferkraft?
In dem Eingangsvideo ist der Vorgang der Selbstorganisation kurz erklärt. Dieser Prozess läuft spontan ab (ohne schöpferischer Absicht, und ohne vorgegebenem Ziel), aber er verbraucht Energie (etwas, das auf unserem Planeten als offenes System auch schon vor Urzeiten zur Verfügung stand).
Falls Du an einer spannenden Übersicht zu den Prozessen der Evolution interessiert bist, kann ich Dir nur Das ist Evolution von Ernst Mayr wärmstens ans Herz legen.
An einigen Stellen im Forum wird Naturwissenschaft als kalt oder gefühllos beschrieben. In meinen Augen ist sie weder das Eine noch das Andere.
Auch wenn Organismen als durch und durch materielle Wesen erkannt werden und höhere Fähigkeiten wie Emotionen (Liebe, Abneigungen, Angst, Lust...), Intellekt, Geist oder ähnliches ein Produkt hormoneller Aktivitäten bzw. unserer hochkomplexen Neuronen sind, werden sie dadurch nicht reduziert. Im Gegenteil: die Fähigkeiten und die Formenvielfalt die sich entwickelt haben, das Entwicklungspotential das nach wie vor in den unzähligen Organismen schlummert, erfüllt mich mit Staunen und Ehrfurcht.
Ähnlich Galileo, dessen Erkenntnisse die Erde aus dem Mittelpunkt des Sonnensystems (und des Universums) rückte, verdrängen naturalistisch-monistische Wissenschaftler und Philosophen den Menschen von seinem vermeintlichen Sonderstatus (und mit ihm alle lebendigen Organismen und eine Schöpfungsidee) was ihren Beliebtheitsgrad markant einschränkt.
Gleichrangiger, vergänglicher Teil einer organischen Welt zu sein ist möglicherweise nicht besonders tröstlich, aber es hebt m.E. die persönliche Verantwortung für ein redliches Leben - und die Vorstellung, nach meinem Tod und Zerfall irgendwann Bestandteil eines Weizenfeldes oder eines Grottenolms zu sein, finde ich nicht unromantisch.