Allegra83
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2.
„Aber Liebchen! Nicht verzweifeln! Er wird sich schon melden! Hier, iss noch ein paar Chips!“ Jörg flatterte besorgt um mich herum.
Seit unserer gemeinsamen Nacht hatte sich Michael nicht gemeldet. Und ich war kurz davor, in eine Nervenklinik eingewiesen zu werden.
Als Jörg mich am Morgen angerufen hatte und ich ihm davon erzählte, wie mies es mir ging, war er keine halbe Stunde später zur Stelle und holte mich ab.
Nun saß ich in seinem Haus, das nicht einmal zehn Minuten von Michaels Wohnung entfernt war, und heulte.
„Ich dachte, dass er mich wirklich mag. Die ganze Zeit hat er sich mit mir getroffen. Dann geh ich mit ihm ins Bett und alles ist vorbei! Warum Jörg? Warum warum warum?“
„Weil Männer nun mal so sind, Liebchen. Was denkst du, wie oft ich schon verlassen wurde von Männern, die nur einmal mit mir ins Bett wollten?“
„Aber Jörg! Ich dachte, dass er nicht so ist. Er hat so einen ehrlichen Eindruck auf mich gemacht!“
Jörg lachte, hörte aber sofort auf, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
„Deine Haare sehen aus wie ein Scheiterhaufen. Wann, sagtest du, hast du sie zuletzt gewaschen?“
Ich warf ihm einen mörderischen Blick zu. Dabei musste ich zugeben, dass ich wohl wirklich kein sehr schöner Anblick war.
Ich hockte in Jörgs Wohnzimmer wie ein Häufchen Elend, ich trug eine Jogginghose und einen Metallica-Pulli. Ich war schon sehr lange nicht mehr unter der Dusche, hatte mir die Zähne nicht geputzt und aß eine Tüte Chips nach der anderen. In meiner freien Hand hielt ich mein Handy und starrte alle fünf Sekunden darauf.
Natürlich war Jörg als DER Ästhetiker schlechthin irritiert von meinem Anblick.
Ich war willenlos, ließ alles mit mir geschehen. Warum nur meldete sich Michael nicht. War ich denn so schlecht gewesen?
„Hast du dich denn gemeldet?“ fragte mich Jörg.
„Nein.. oder vielmehr doch. Noch in der selben Nacht, als ich nach Hause fuhr, hab ich ihm eine SMS geschrieben. Du weißt schon, das übliche, dass es schön war mit ihm und dass ich ihn gerne wiedersehen würde.“
Und das war jetzt 4 Tage her.
Scheisse!
Ich heulte wieder los. Jörg setzte sich zu mir auf den Boden und nahm mich in den Arm.
„Du weißt, dass du meine beste Freundin bist. Und dass ich dir sehr viel verdanke. Und deshalb werde ich dich jetzt auch nicht im Stich lassen. Ich bin sicher, du würdest das selbe für mich tun. STEH AUF!“
Verständnislos starrte ich ihn an. Aufstehen?
Er zog mich hoch. „Los jetzt, Lady, ab unter die Dusche, wir haben was vor.“
Ich musste lächeln. Dass ich es schaffte, duschen zu gehen, war genauso wahrscheinlich, wie dass ich den Himalaja bestieg. Ich blieb einfach sitzen.
Jörg stieg die Treppen hinauf. Ich war froh, das er mich nicht zwang. Aber falsch gedacht. Nach einigen Minuten kam er schon wieder an. Er hatte doch tatsächlich meine Ersatzzahnbürste in der Hand und eine Schüssel mit Wasser in der anderen Hand. Er zwang mich, den Mund aufzumachen und putzte mir einfach die Zähne. Ich war so verblüfft, dass ich es einfach über mich ergehen ließ.
Das Unfassbare geschah. Ich ließ mich von ihm die Treppen hochführen und ausziehen. Er schubste mich in Dusche und drehte einfach den Wasserhahn auf. Dann verließ er das Badezimmer.
Eigenartig, das Wasser tat richtig gut. Ich duschte mich ausgiebig und fühlte mich schon viel wohler. Zum Glück war Jörg schwul; er hatte lauter Frauenduschgels auf der Ablage stehen. Ich schaffte es sogar, mir die Haare zu waschen.
Als ich in ein Handtuch gehüllt das Badezimmer verließ wartete Jörg schon auf mich. Ich lächelte ihm zaghaft zu. „Danke.“ sagt ich.
„Es wird noch besser!“ Er zog mich in sein Gästezimmer, in dem ich oft übernachtete und wo ich auch einige Klamotten für den Notfall hatte. Er hatte auch schon eine geeignete Kombination für mich herausgelegt.
Das war mir dann doch zuviel. „Mann Jörg, warum soll ich das anziehen? Ich will mich nur ins Bett legen, Dawsons Creek gucken und heulen!“
Angewidert schüttelte er den Kopf. „Dawsons Creek, ich bitte dich! Was findest du nur an dieser stupiden Serie? Kitsch pur.“
„Wie kannst du so was sagen? Die Serie ist einfach fantastisch! Ich kann wunderbar heulen dabei.“
„Das stimmt. Sie ist ja auch zum Heulen.“
Beleidigt schwieg ich.
Jörg ließ nicht locker und zwang mich, die Sachen, die er für mich rausgelegt hatte, anzuziehen. Ich beschloss, einfach zu tun, was er verlangte, ich hatte nicht die Energie, mich zur Wehr zu setzen.
So ließ ich es zu, dass er mir die Haare fönte, mich schminkte und mich danach in sein Auto verfrachtete. Ich fragte ihn nichtmal, wohin wir fuhren, hätte mir es aber eigentlich denken können.
Natürlich parkten wir vorm Why not dem tollsten Schwulenclub der Stadt. „Hier wirst du deinen Kummer zumindest für heute Nacht vergessen.“ versprach mir Jörg. „Kein Mann wird dich anbaggern, und wir beiden können uns in aller Ruhe betrinken.“
Komisch, wie schnell sich meine Laune besserte. Warum nur, kannte Jörg mich besser als ich mich selbst?
Es wurde dann tatsächlich ein toller Abend. Jörgs Freunde behandelten mich wie ein rohes Ei. Und jeder wusste eine Geschichte zu erzählen, wo ihnen das Herz gebrochen wurde.
„Ich hatte mal Sex mit einem tollen Polizisten. Der war absolut scharf und vor allem in seiner Uniform, du weißt schon... Jedenfalls, bei der einer Razzia ein paar Wochen später hat er mich eiskalt verhaftet.“ erzählte Jens. Alle lachten.
„Aber warum nur meldet er sich nicht? Er könnte ja wenigstens schreiben, dass er nichts von mir will, oder?“ Ich schaute verzweifelt in die Runde. Jörg drückte mir einen neuen Tequila in die Hand. „Trink Liebchen, dann geht’s dir besser!“
Peter meinte, es hätte etwas mit Ehre zu tun. „Vielleicht hat er ja ein schlechtes Gewissen, wie du die Ex von einem Kollegen von ihm bist. Männer haben da manchmal komische Ansichten, was das betrifft.“
„Aber ich bin nicht mehr mit Marc zusammen!“ protestierte ich. „Und auch als ich mit Michael geschlafen habe, war ich nicht mehr mit Marc zusammen!“
Wir diskutierten noch eine Weile über dieses Thema, dann wandten sich die Jungs wieder der Tanzfläche zu und beobachteten ihre potentiellen Liebhaber.
Ich wurde indes immer betrunkener. Dafür sorgte Jörg. Anscheinend dachte er, dass ich genau das brauchen würde.
Ich wachte total verkatert auf. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war kotzübel. Ich wusste nicht mal wo ich war. Neben mir schnarchte jemand. Oh Gott, bitte lass mich nicht mit irgendjemandem ins Bett gegangen sein, betete ich.
Vorsichtig schob ich die Decke zurück und lugte hervor. Gottlob, es war nur Jörg.
Was war gestern nur passiert? Das letzte, das mir einfiel, war, dass ich sturzbetrunken mit Jens Macarena getanzt hatte. Du liebe Zeit, Jörg würde mich nie wieder mitnehmen, bestimmt waren alle entsetzt von mir.
Ich stieg die Treppen hinunter und schlurfte in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
An der Bar saß Peter und schaute mich aus glasigen Augen an.
„Morgen Kristi! Ich hab hier auf der Couch geschlafen.“
„Hi. Ist noch Kaffee da?“ fragte ich ihn. Er reichte mir eine Tasse. Schweigend tranken wir beide unseren Kaffee.
Schüchtern schaute ich Peter an. „Hab ich mich sehr schlimm aufgeführt gestern?“ fragte ich ihn vorsichtig.
„Bestimmt nicht schlimmer als ich. Aber mach dir keine Sorgen, du warst total süß, alle mochten dich.“
Erleichtert lehnte ich mich zurück.
Wenig später verabschiedete sich Peter und ich legte mich wieder neben Jörg, um noch ein bisschen zu schlafen.
Am Abend bestellten wir uns Pizza und während wir warteten sprach ich nochmals den gestrigen Abend an. „Danke, dass du das gestern für mich getan hast. Anscheinend war es wirklich genau das, was ich brauchte.“ meinte ich.
Jörg nickte. „Aber ja. Ich hoffe, es hat dir ein bisschen geholfen. Aber aufgeführt hast du dich ja ganz schön.“
Erstaunt sah ich ihn an. „Peter meint das aber gar nicht.“ erwiderte ich.
Jörg grinste. „Liebchen, Peter war gar nicht da. Er ist Stunden vor uns gegangen und war so betrunken, dass ich ihm den Schlüssel zum Haus gegeben habe.“
Beschämt zündete ich mir eine Zigarette an. „Tut mir leid,“ flüsterte ich kleinlaut. „Ich wollte dich nicht blamieren.“
Aber Jörg lachte nur. „Schätzchen ich kenn dich zu gut, um dir so etwas übel zu nehmen. Im Übrigen wollte ich dich fragen, ob du nicht ein paar Tage hierbleiben möchtest.“ Er schaute mich fragend an.
„Aber warum?“ wollte ich wissen.
„Ich denke einfach, dass es für dich nicht gut ist, jetzt allein zu sein. Du bist zu deprimiert. Und ehrlich gesagt, ich bin auch etwas einsam in letzter Zeit.“ Er grinste verlegen.
Ich stand auf, um ihn zu umarmen. „Jedes Mädl sollte einen Freund wie dich habe. Mir wird sowieso schlecht, wenn ich daran denke, dass ich in meine leere Wohnung zurück muss.“
„Na bitte, zwei Fliegen mit einer Klappe. Dann hol dir doch gleich mal ein paar Sachen!“ schlug Jörg vor.
Im Auto dachte ich noch mal über Jörgs Vorschlag nach. Klar, ich wohnte wahnsinnig gern bei ihm und wir hatten das schon öfters gemacht, waren auch zusammen in Urlaub gewesen. Aber hatte ich nicht vielmehr so schnell zugestimmt, weil er so nah bei Michael wohnte und ich dadurch die Chance hätte, ihm vielleicht rein zufällig über den Weg zu laufen?
„Aber Liebchen! Nicht verzweifeln! Er wird sich schon melden! Hier, iss noch ein paar Chips!“ Jörg flatterte besorgt um mich herum.
Seit unserer gemeinsamen Nacht hatte sich Michael nicht gemeldet. Und ich war kurz davor, in eine Nervenklinik eingewiesen zu werden.
Als Jörg mich am Morgen angerufen hatte und ich ihm davon erzählte, wie mies es mir ging, war er keine halbe Stunde später zur Stelle und holte mich ab.
Nun saß ich in seinem Haus, das nicht einmal zehn Minuten von Michaels Wohnung entfernt war, und heulte.
„Ich dachte, dass er mich wirklich mag. Die ganze Zeit hat er sich mit mir getroffen. Dann geh ich mit ihm ins Bett und alles ist vorbei! Warum Jörg? Warum warum warum?“
„Weil Männer nun mal so sind, Liebchen. Was denkst du, wie oft ich schon verlassen wurde von Männern, die nur einmal mit mir ins Bett wollten?“
„Aber Jörg! Ich dachte, dass er nicht so ist. Er hat so einen ehrlichen Eindruck auf mich gemacht!“
Jörg lachte, hörte aber sofort auf, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
„Deine Haare sehen aus wie ein Scheiterhaufen. Wann, sagtest du, hast du sie zuletzt gewaschen?“
Ich warf ihm einen mörderischen Blick zu. Dabei musste ich zugeben, dass ich wohl wirklich kein sehr schöner Anblick war.
Ich hockte in Jörgs Wohnzimmer wie ein Häufchen Elend, ich trug eine Jogginghose und einen Metallica-Pulli. Ich war schon sehr lange nicht mehr unter der Dusche, hatte mir die Zähne nicht geputzt und aß eine Tüte Chips nach der anderen. In meiner freien Hand hielt ich mein Handy und starrte alle fünf Sekunden darauf.
Natürlich war Jörg als DER Ästhetiker schlechthin irritiert von meinem Anblick.
Ich war willenlos, ließ alles mit mir geschehen. Warum nur meldete sich Michael nicht. War ich denn so schlecht gewesen?
„Hast du dich denn gemeldet?“ fragte mich Jörg.
„Nein.. oder vielmehr doch. Noch in der selben Nacht, als ich nach Hause fuhr, hab ich ihm eine SMS geschrieben. Du weißt schon, das übliche, dass es schön war mit ihm und dass ich ihn gerne wiedersehen würde.“
Und das war jetzt 4 Tage her.
Scheisse!
Ich heulte wieder los. Jörg setzte sich zu mir auf den Boden und nahm mich in den Arm.
„Du weißt, dass du meine beste Freundin bist. Und dass ich dir sehr viel verdanke. Und deshalb werde ich dich jetzt auch nicht im Stich lassen. Ich bin sicher, du würdest das selbe für mich tun. STEH AUF!“
Verständnislos starrte ich ihn an. Aufstehen?
Er zog mich hoch. „Los jetzt, Lady, ab unter die Dusche, wir haben was vor.“
Ich musste lächeln. Dass ich es schaffte, duschen zu gehen, war genauso wahrscheinlich, wie dass ich den Himalaja bestieg. Ich blieb einfach sitzen.
Jörg stieg die Treppen hinauf. Ich war froh, das er mich nicht zwang. Aber falsch gedacht. Nach einigen Minuten kam er schon wieder an. Er hatte doch tatsächlich meine Ersatzzahnbürste in der Hand und eine Schüssel mit Wasser in der anderen Hand. Er zwang mich, den Mund aufzumachen und putzte mir einfach die Zähne. Ich war so verblüfft, dass ich es einfach über mich ergehen ließ.
Das Unfassbare geschah. Ich ließ mich von ihm die Treppen hochführen und ausziehen. Er schubste mich in Dusche und drehte einfach den Wasserhahn auf. Dann verließ er das Badezimmer.
Eigenartig, das Wasser tat richtig gut. Ich duschte mich ausgiebig und fühlte mich schon viel wohler. Zum Glück war Jörg schwul; er hatte lauter Frauenduschgels auf der Ablage stehen. Ich schaffte es sogar, mir die Haare zu waschen.
Als ich in ein Handtuch gehüllt das Badezimmer verließ wartete Jörg schon auf mich. Ich lächelte ihm zaghaft zu. „Danke.“ sagt ich.
„Es wird noch besser!“ Er zog mich in sein Gästezimmer, in dem ich oft übernachtete und wo ich auch einige Klamotten für den Notfall hatte. Er hatte auch schon eine geeignete Kombination für mich herausgelegt.
Das war mir dann doch zuviel. „Mann Jörg, warum soll ich das anziehen? Ich will mich nur ins Bett legen, Dawsons Creek gucken und heulen!“
Angewidert schüttelte er den Kopf. „Dawsons Creek, ich bitte dich! Was findest du nur an dieser stupiden Serie? Kitsch pur.“
„Wie kannst du so was sagen? Die Serie ist einfach fantastisch! Ich kann wunderbar heulen dabei.“
„Das stimmt. Sie ist ja auch zum Heulen.“
Beleidigt schwieg ich.
Jörg ließ nicht locker und zwang mich, die Sachen, die er für mich rausgelegt hatte, anzuziehen. Ich beschloss, einfach zu tun, was er verlangte, ich hatte nicht die Energie, mich zur Wehr zu setzen.
So ließ ich es zu, dass er mir die Haare fönte, mich schminkte und mich danach in sein Auto verfrachtete. Ich fragte ihn nichtmal, wohin wir fuhren, hätte mir es aber eigentlich denken können.
Natürlich parkten wir vorm Why not dem tollsten Schwulenclub der Stadt. „Hier wirst du deinen Kummer zumindest für heute Nacht vergessen.“ versprach mir Jörg. „Kein Mann wird dich anbaggern, und wir beiden können uns in aller Ruhe betrinken.“
Komisch, wie schnell sich meine Laune besserte. Warum nur, kannte Jörg mich besser als ich mich selbst?
Es wurde dann tatsächlich ein toller Abend. Jörgs Freunde behandelten mich wie ein rohes Ei. Und jeder wusste eine Geschichte zu erzählen, wo ihnen das Herz gebrochen wurde.
„Ich hatte mal Sex mit einem tollen Polizisten. Der war absolut scharf und vor allem in seiner Uniform, du weißt schon... Jedenfalls, bei der einer Razzia ein paar Wochen später hat er mich eiskalt verhaftet.“ erzählte Jens. Alle lachten.
„Aber warum nur meldet er sich nicht? Er könnte ja wenigstens schreiben, dass er nichts von mir will, oder?“ Ich schaute verzweifelt in die Runde. Jörg drückte mir einen neuen Tequila in die Hand. „Trink Liebchen, dann geht’s dir besser!“
Peter meinte, es hätte etwas mit Ehre zu tun. „Vielleicht hat er ja ein schlechtes Gewissen, wie du die Ex von einem Kollegen von ihm bist. Männer haben da manchmal komische Ansichten, was das betrifft.“
„Aber ich bin nicht mehr mit Marc zusammen!“ protestierte ich. „Und auch als ich mit Michael geschlafen habe, war ich nicht mehr mit Marc zusammen!“
Wir diskutierten noch eine Weile über dieses Thema, dann wandten sich die Jungs wieder der Tanzfläche zu und beobachteten ihre potentiellen Liebhaber.
Ich wurde indes immer betrunkener. Dafür sorgte Jörg. Anscheinend dachte er, dass ich genau das brauchen würde.
Ich wachte total verkatert auf. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war kotzübel. Ich wusste nicht mal wo ich war. Neben mir schnarchte jemand. Oh Gott, bitte lass mich nicht mit irgendjemandem ins Bett gegangen sein, betete ich.
Vorsichtig schob ich die Decke zurück und lugte hervor. Gottlob, es war nur Jörg.
Was war gestern nur passiert? Das letzte, das mir einfiel, war, dass ich sturzbetrunken mit Jens Macarena getanzt hatte. Du liebe Zeit, Jörg würde mich nie wieder mitnehmen, bestimmt waren alle entsetzt von mir.
Ich stieg die Treppen hinunter und schlurfte in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
An der Bar saß Peter und schaute mich aus glasigen Augen an.
„Morgen Kristi! Ich hab hier auf der Couch geschlafen.“
„Hi. Ist noch Kaffee da?“ fragte ich ihn. Er reichte mir eine Tasse. Schweigend tranken wir beide unseren Kaffee.
Schüchtern schaute ich Peter an. „Hab ich mich sehr schlimm aufgeführt gestern?“ fragte ich ihn vorsichtig.
„Bestimmt nicht schlimmer als ich. Aber mach dir keine Sorgen, du warst total süß, alle mochten dich.“
Erleichtert lehnte ich mich zurück.
Wenig später verabschiedete sich Peter und ich legte mich wieder neben Jörg, um noch ein bisschen zu schlafen.
Am Abend bestellten wir uns Pizza und während wir warteten sprach ich nochmals den gestrigen Abend an. „Danke, dass du das gestern für mich getan hast. Anscheinend war es wirklich genau das, was ich brauchte.“ meinte ich.
Jörg nickte. „Aber ja. Ich hoffe, es hat dir ein bisschen geholfen. Aber aufgeführt hast du dich ja ganz schön.“
Erstaunt sah ich ihn an. „Peter meint das aber gar nicht.“ erwiderte ich.
Jörg grinste. „Liebchen, Peter war gar nicht da. Er ist Stunden vor uns gegangen und war so betrunken, dass ich ihm den Schlüssel zum Haus gegeben habe.“
Beschämt zündete ich mir eine Zigarette an. „Tut mir leid,“ flüsterte ich kleinlaut. „Ich wollte dich nicht blamieren.“
Aber Jörg lachte nur. „Schätzchen ich kenn dich zu gut, um dir so etwas übel zu nehmen. Im Übrigen wollte ich dich fragen, ob du nicht ein paar Tage hierbleiben möchtest.“ Er schaute mich fragend an.
„Aber warum?“ wollte ich wissen.
„Ich denke einfach, dass es für dich nicht gut ist, jetzt allein zu sein. Du bist zu deprimiert. Und ehrlich gesagt, ich bin auch etwas einsam in letzter Zeit.“ Er grinste verlegen.
Ich stand auf, um ihn zu umarmen. „Jedes Mädl sollte einen Freund wie dich habe. Mir wird sowieso schlecht, wenn ich daran denke, dass ich in meine leere Wohnung zurück muss.“
„Na bitte, zwei Fliegen mit einer Klappe. Dann hol dir doch gleich mal ein paar Sachen!“ schlug Jörg vor.
Im Auto dachte ich noch mal über Jörgs Vorschlag nach. Klar, ich wohnte wahnsinnig gern bei ihm und wir hatten das schon öfters gemacht, waren auch zusammen in Urlaub gewesen. Aber hatte ich nicht vielmehr so schnell zugestimmt, weil er so nah bei Michael wohnte und ich dadurch die Chance hätte, ihm vielleicht rein zufällig über den Weg zu laufen?