Hier die Geschichte jetzt richtig eingestellt. Hoffentlich gefällt sie........
Tanz
Die Erde war wüst und leer. Kein Leben war auf, in und unter ihr.
Die Sonne schien, aber sie brannte nur. Der Mond schien, weit entfernt und ohne jede Bedeutung.
Das All war anders, als wir es heute kennen - nicht belebt, nicht bunt, die Sterne waren einsam und kalt. Nichts hatte einen Bezug zu etwas Anderem,
Einsam, kalt und tot war Alles.
Einsam war auch der Geist, der noch nichts durchzog und wie ohne jede Bedeutung irgendwo im All sein Dasein fristete.
Irgendwann berührte er wie aus Versehen einen Stern. Das kitzelte. Er mochte das neue Gefühl und begann, zu berühren, was ihm begegnete. Hier und da leuchtete etwas auf, er erfuhr Berührung als tiefe Empfindung. So etwas kannte er bislang nicht. Das Berührte reagierte zu seinem Erstaunen: hier blitzte etwas auf, da erstrahlte ein zartes Leuchten. Etwas begann zu kreisen, ein anderes schwang und fand einen Rhythmus. Lebendigkeit im Schosse des Alls bildete sich heran.
Berührung und Berührtwerden – daraus entwickelte sich Bewegung. Starres wurde weich. Das All, in dessen Schoss etwas zu wachsen begann, reagierte. Planeten, Sonnen und Monde begannen Beziehungen aufzubauen, zögerlich, chaotisch, suchend, tastend und mit wachsender Freude begann ein Tanz, der nie mehr enden sollte. Es war ein Tanz umeinander, um sich selber, es waren Wirbel, Schleifen, Jedes begann sich und Anderes zu empfinden. Das All wurde sich seiner Fülle bewusst, etwas reifte in ihm heran, bewegte sich schon. Das All wurde voller, runder, weicher – und begann sich auszudehnen.
Beziehungen zwischen Sonnen, Monden, Planeten bildeten sich. Sie tanzten die verschiedensten Figuren, zart, lebhaft, Beziehungen veränderten sich.
Der Geist hatte seine helle Freude. War es seine Bestimmung zu berühren und berührt zu werden? War es die Verführung zum Tanz? War es das Spiel? Ach, wie es ihm Freude machte, sich selber zu erfahren, auszuprobieren, herumzuspielen mit all der wunderbaren Materie, die auf ihn reagierte.
Brauchten sie einander?
Das Spiel des Geistes wurde ernsthafter, tiefer. Und mit der neuen Tiefe in ihm schien ihm das, was er um sich herum fand, an Schönheit zu gewinnen. Er hatte nicht gewusst, was Schönheit war – bis er sie erkannte in all dem, was er berührte, was ihn berührte.
Die Nebel wurden bunter. Sonnen grellten nicht nur als Feuerbälle einsam durch das All – sie beleuchteten, schufen Licht, nahmen dem Dunkel die Schwere, machten es weich.
Mit der zunehmenden Tiefe des Geistes wurde er auch grösser. Die stetig wachsende Fülle des Alls entsprach seiner eigenen wachsenden Weite.
Und er erkannte sie. Geist erkannte das All. Nicht mehr war es das vielzählig Einzelne allein, das ihn erfreute. Er begegnete dem All und dessen Berührung veränderte das Wesen des Geistes für immer. Er erfuhr sich selber in seiner ganzen Grösse, Weite, Mächtigkeit und Kraft. Das All seinerseits erfuhr sich in seiner ungeheuren Vielfalt, Ausdehnung, Buntheit und Dynamik. Eine Beziehung wurde geboren zwischen Zweien, die einander ebenbürtig waren, wenn auch ungleich. Eine Liebe bildete sich, unlösbar Eines vom Anderen.
Er durchwehte das All, wie man eine Geliebte streichelt, zärtlich und stürmig, sanft und mit dem Bestreben, ihr Freude zu bereiten.
Und das Lebendige, das im All herangewachsen war, wurde geboren. Leben entstand, bunt und vielfältig und entsteht immer noch.
Immer noch tanzt und spielt alles miteinander, steht in Beziehung zueinander, berührt und wird berührt.
All und Geist sind ineinander versunken in inniger Verbindung.