spirituelle Geschichten und Märchen

KLEINE STRASSE

Gott warnte die Menschen vor einem Erdbeben, das alles Wasser auf der Erde verschlingen würde. Es würde neues Wasser geben, aber es würde die Menschen in den Wahnsinn treiben.
Nur der Prophet nahm die Warnungen Gottes ernst. Er legte in seiner Berghöhle einen so großen Vorrat an Wasser an, dass er für den Rest seines Lebens genug davon haben würde.
Und so geschah es: Ein Erdbeben begann, zuerst verschwand alles Wasser, und dann füllte neues Wasser alle Bäche, Flüsse und Seen. Mehrere Monate vergingen. Der Prophet kam in das Tal hinunter. Das ganze Volk wurde verrückt. Sie stürzten sich auf ihn, denn sie dachten, er sei derjenige, der verrückt sei.
Der Prophet kehrte in seine Höhle in den Bergen zurück, glücklich darüber, dass es ihm gelungen war, gutes Wasser zu erhalten.
Aber es war nicht leicht für ihn, die ganze Zeit allein zu sein, und so beschloss er, noch einmal ins Tal hinabzusteigen. Wieder akzeptierten die Menschen ihn nicht, denn er war ihnen zu unähnlich.
Und dann gab der Prophet auf. Er trank das Wasser, das er aus der Birke genommen hatte, trank mit den anderen Menschen reines Wasser und wurde genauso verrückt wie sie.

Es gibt einen schmalen Pfad zur Wahrheit. Du gehst ihn immer allein.
 
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UNGEHEUER IM FLUSS

Kinder hinderten den Dorfpfarrer daran, zu Gott zu beten. Um sie loszuwerden, sagte er: "Lauft zum Fluss, dort lebt ein feuerspeiender Drache."
Bald erfuhr das ganze Dorf von dem Ungeheuer und eilte zum Fluss. Auch der Priester schloss sich der Menge an. Er rannte und grunzte gut vier Meilen lang und sagte zu sich selbst:
- Ja, ich habe das Ungeheuer erfunden. Aber man weiß ja nie... was ist, wenn es da draußen wirklich einen Drachen gibt?

Der beste Weg, an Gott zu glauben, ist, andere von seiner Existenz zu überzeugen.
 
Jeder nennt es offenbar wie er mag und kann. Auf das Nennen kommt es gewiss nur zum Teil an und zwar wenn man sich verständigen mag, aber einiges lässt sich nicht gut genug, nicht exakt genau benennen. Von daher … drei Kilo.
 
Ein Mann begann, sein Augenlicht drastisch zu verlieren. Er bekämpfte seine Krankheit mit allen bekannten Methoden. Als klar wurde, dass die Medikamente nicht wirkten, begann er, mit seinen Gefühlen zu kämpfen. Es war nicht leicht, sich zu sagen: "Liebe deine Blindheit".
Zunächst schien seine Situation hoffnungslos. Als er begann, mit seiner Blindheit zu sprechen, war seine Sprache bitter. Aber er machte weiter, bis die Bitterkeit der Demut, der Geduld, der Unterwerfung unter das Schicksal, der Akzeptanz... und eines Tages, zu seinem großen Erstaunen... der Freundschaft und der Liebe wich. Dann kam der Tag, an dem er seinen Arm um seine Blindheit legte und sagte: "Ich liebe dich." Das war der Tag, an dem ich wieder das Lächeln in seinem Gesicht sah.
Natürlich war sein Augenlicht für immer verloren. Aber wie schön war sein Gesicht geworden!
 
EIN PLÄDOYER FÜR REGEN

Wenn Neurastheniker den Arzt um Hilfe bitten, wollen sie nicht geheilt werden, denn die Behandlung ist ein schmerzhafter Prozess. Vielmehr suchen sie einfach nur Trost in ihrem Leiden. Oft suchen sie nach einem Wunder - einer schmerzfreien Heilung.
Ein alter Mann liebte es, nach dem Essen eine Pfeife zu rauchen. Eines Abends roch seine Frau den Brandgeruch und schrie:
- Um Himmels willen, kannst du es nicht riechen? Dein Schnurrbart brennt!
- Ich weiß", brummte der alte Mann wütend. - Siehst du nicht, dass ich um Regen bete?
 
Die ganze Woche über hatten Holzfäller einen Wald abgeholzt. Nur einen Baum hatten sie stehengelassen. Laotse wies seine SchülerInnen an, zu den Holzfällern zu gehen und sie zu fragen, warum sie den vollständigen Wald abholzten, nur den einen Baum nicht.

Die SchülerInnen gingen also zu den Holzfällern und fragten wie ihnen geheißen. Die Holzfäller erwiderten, sie sollten doch mal hinschauen, der Baum sei nicht brauchbar. Er wuchs in einem geschwungenen Bogen nach links, dann nur wenige Zentimeter darüber machte der Hauptstamm eine ausufernde Wende nach rechts, bog wiederum zackig nach links ab, wo sich zig verschlungene Äste gabelten. Nein, aus diesem Baum könne man keine Bretter fertigen, er tauge dazu nicht, erklärten die Holzfäller. Sie hätten schließlich probiert einen Ast zu verbrennen, aber - oh Graus - der Baum entwickelte darauf Dampfschwaden und ein penetranter Geruch entstand, der die Tränen in die Augen triebe und Hustenreiz auslöse. Zum Feuerholz taugte er also auch nicht, führten die Holzfäller aus, er sei zu nichts zu gebrauchen, deswegen stünde der Baum noch da.

Die SchülerInnen kehrten geschwind zurück zu Laotse und gaben wieder, was sie in Erfahrung gebracht hatten. Laotse lachte so sehr, dass sein Bauch bebte, dann hielt er inne, wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht und sagte:

„𝗦𝗲𝗶𝗱 𝘄𝗶𝗲 𝗱𝗶𝗲𝘀𝗲𝗿 𝗕𝗮𝘂𝗺."

(Twitterfund)
 
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