Hallo Daisy,
ich stimme Dir mit dem was Du geschreiben hast, absolut zu.
Es ist offensichtlich nicht so, das der Spiegel das " offenkundige, auf der Hand zu liegende " spiegelt.
Beispiel, von etwas was mich an jemand anderen störte, neulich bei mir: Eine entfernte Freundin kommt zu Besuch und bekommt in der Küche einen Anruf auf ihrem Handy. Ich ermuntere sie den Anruf anzunehmen, denn bei mir pingelt es gerade im Nebenzimmer auf dem Festnetz. Die Tür dazwischen lasse ich offenstehen, denn die steht IMMER offen, so dass ich gar nicht auf die Idee kam sie zuzumachen, und zwei Leute können durchaus in zwei nebeneinanderliegenden Zimmern telefonieren, ohne sich ins Gehege zu kommen, finde ich. Mit meinen Kindern geht das ja auch!
Nun, offenbar nicht mit Uschi. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der soooo ins Telefon gebrüllt hat! Na, vielleicht war ihre Händyverbindung schlecht, dann neigen Menschen ja automatisch dazu lauter zu sprechen, dachte ich. Aber Uschi war so laut, dass ich im Prinzip nicht telefonieren konnte. Und ich konnte nicht weggehen, weil ich an einem festen Apperat saß. Und anstatt, dass sie etwas Abstand hält, kommt sie auch noch hinter mir her ins Nebenzimmer, und quatscht in fröhlich zwinkernden Augenkontakt zu mir in der gleichen Lautstärke weiter!
Gottseidank war sie bald fertig mit ihrem Gespräch, so dass ich meines zu Ende führen konnte, aber es hat mich doch massiv genervt!
Wenn ich das jetzt als Spiegel angucke, ist es NICHT so, dass ich gerne auch laut schreien möchte beim Telefonnieren.
Es ist auch
nicht so, dass ich selber gerne andere Menschen mit meinem Sein unbedacht überrennen möchte, wie sie das offenbar tut.
Ich erwarte einfach mehr Rücksichtnahme, dachte ich als erstes.
Wenn ich aber ein zweites Mal nochmal hinschaue, muss ich mich fragen, WARUM habe ich eigentlich nicht sofort, als ihre Lautstärke anfing mir zu stinken, die Hand über meinen Hörer gehalten, und freundlich lachend in ihre Richtung gebrüllt: " Ey, mach mal n' bisschen leiser, ich kann hier überhaupt nix verstehen!" - Ich bin sicher, das hätte sie verstanden!
Aber nein, Geli hat sich mal wieder zurückgenommen!
Und sich im Prinzip darüber geärgert, dass sie nicht spontan und lustig ihr berechtigtes Anliegen vorbringen konnte, nämlich auch in Ruhe telefonieren zu können!
Im Prinzip eine typische Spiegelgeschichte: Sie zeigte mir in dieser Situation meine Unfähigkeit, nicht spontan meine eigenen Gefühle anzunehmen, und angemessen zu reagieren.
Also, ich hätte aus der Situation die Luft rausnehmen können, habs aber nicht gemacht, und geärgert habe ich mich nicht über mich, sondern über Uschi!
Weil ich in der Situation nämlich gar nicht wusste und gar nicht gespürt habe, dass es um
meine Reaktion ging!
Ich meine, ich gehe davon aus, das man nur sich selber ändern kann.
An anderen muss der Versuch einer Änderung zwangsläufig scheitern, weil jeder seine individuelle Wahrheit für sich selber hat.
Ich meine damit: Uschi ist vielleicht ein Mensch, der für sich beansprucht immer so laut zu telefonieren. Ändern kann ich das nicht. Ich kann nur in der Situation in der es
mich nervt, durch Änderung
meines Verhaltens, dem einen Riegel vorschieben.
So verlangt dieses Spiegelphänomen von uns, dass wir uns selbst verstehen lernen und unsere individuellen eigenen Hintergründe beleuchten.
Das ist in etwa das was Du schreibst:
Daisy schrieb:
Die Kunst ist es, den ganz persönlichen Faktor richtig einzuordnen, ansonsten ist das Spiegelgesetz keine wirkliche Hilfestellung.
Und:
Daisy schrieb:
Im Grunde genommen ist es gleichgültig, wer in unserem Leben die Aufgabe erfüllt, uns etwas zu zeigen (spiegeln). Die Herausforderung liegt darin, es ungeachtet der Quelle zu verstehen. Man muss oft sehr ausufernd denken.
Doch eines ist sicher - egal, mit welchem Aspekt des Spiegelgesetzes wir uns befassen - der tiefere Sinn des Spiegelgesetzes ist, dass wir uns unserem Inneren zuwenden und an uns arbeiten können. Es hat den Stellenwert eines sehr persönlichen coaching.
Ja! So sehe ich das auch!
Für mich heisst das weiterhin: Einen anderen Menschen lassen und annehmen wie er ist. Ihn nicht werten, ihn nicht überfallen mit dem was
ich meine, das an ihm geändert gehört. Das ändern seiner Dinge ist seine Sache!
Lieber schauen, wo kommt meine Aversion bei
mir her, was liegt dem bei mir zugrunde.
Das einen anderen nicht zu werten- auch nicht im Kleinsten abzuwerten- ist eine urgute Übung auch für einen selbst, finde ich.
Indem ich andere bewusst annehme, egal wie sie sind, kann ich auch mich selber in vielen Punkten auf einmal mehr annehmen, die vorher von mir innerlich zensiert wurden und mir bei mir unmöglich erschienen.
Schrecklich plattes Beispiel: Wer hat nicht schon mal bei neuem Kennenlernen mit jemand gedacht: "Wie unmöglich sieht die denn aus? Wie hat die sich denn angemustert? Und diese O-Beine!"
Lass ich die äußeren Kriterien mal beiseite, mei, wie heile kann ich mich auch selber fühlen, wenn ich auf der Party der Kölner Filmszene in normaler Kleidung auftauche, während ich mir früher immer dachte: Jetzt müsste ich nur noch einen Korb mit nestwarmen Eiern dabei haben, und die Landpomeranze wäre perfekt.
Und wenn ich das mal auf allen Ebenen übe, kann ich auch leicht erkennen, wenn MIR einer
seine Spiegelung überstülpen will, die SEIN Problem verrät. Z.B. Exmann, ist jetzt 20 Jahre her: " Ich kann es nicht ertragen, dass du den Betrunkenen über den Tisch an den Händen gefasst hast und sanft mit ihm redetest! Du hast ihn angemacht wie eine Nutte!"
Fact war: Eine gemeinsame Freundin hatte zu einem Zufallsfest einen Apotheker aus dem Dorf angeschleppt, dieser war schon betrunken als er kam, und wollte dann damit beginnen unsere Türen auszuheben, weil die ihm nicht gefielen. - Nun wisst Ihr, weshalb ich meine Hände über den Tisch auf seine legte...
Also, das war von meinem damaligen Liebsten nix als Projektion.
Sorgte allerdings für jahrelangen Ärger, weil er immer wieder auf meinem Nuttentum bezüglich des betrunkenen Apotheker herumreiten musste.
Damals habe ich noch gezankt und mich gewehrt gegen eine solche Unterstellung.
Heute würd ich ihn vermutlich in den Arm nehmen und ihm erklären, dass ich nur ihn liebe, und ihm Anstöße geben wollen, seinem urtiefen Misstrauen auf die Spur zu kommen.
Und wenn er nicht will? Keinerlei Bestrebungen zeigt, nach sich zu gucken?
Es vielleicht auch nicht kann, weil da Dinge viel zu tief vergraben in ihm liegen? - Auch in Ordnung.
Dann kann zumindest
ich über den Apotheker und Exmanns Gefühlsverdrehungen ihm gegenüber diesbezüglich liebevoll lachen. Vielleicht nimmt das dann auch die Luft raus.
Aber ich übe auch noch. Ich übe und übe.
Alles Liebe,
Geli

)))